Kurzer Erfahrungsbericht fürs Archiv:
Unser Tesla Model S85, Bj. Nov. 2014, 171’000 km (der zuvor schon durch halb Asien unterwegs war), ist mir nach langer Autobahnfahrt in den Kasseler Bergen (A7 Richtung Norden, kurz vor Kassel) bei erhöhter Geschwindigkeit antriebslos geworden (mit Warnmeldung „Batterieproblem“ – mir war aber in dem Moment schon klar, dass es ein Drive Unit-Problem sein müsste).
Ich rollte aus mit minimal Schub (20-30 kW?), und es kam noch einmal kurz an einer steileren Stelle Freischaltung bis zu 80 kW (die mich dann auch über den Berg brachten). Noch 5-6 Minuten rollen bei minimal Schub, dann kam ein Parkplatz, auf den ich mich retten konnte.
War ein Reisesamstag Anfang Juli. Alle Hotlines belegt. ADAC: „… Melden Sie Ihre Panne gerne online!“. Tesla dann Ansprechperson aus NL oder Norwegen gehabt (nicht sicher, war dann auf Englisch), die mir empfahl, mich selbst um die Abschlepperei zu kümmern, wenn ich es eilig hätte (ich war auf dem Weg zu einer Hochzeit).
ADAC kam nach Online-Pannenmeldung; Auto nach ca. 2h auf den Hof eines Abschleppunternehmens in Kassel. Von dort am nächsten Dienstagmorgen Versand des Autos zum SeC Frankfurt. (Kosten hat zum Schluss Tesla übernommen, da DU-Garantiefall.)
Völlig misslungen ist der Versuch, mir einen Ersatzwagen in einem der beiden Münchner SeC (wo wir wohnen) zu organisieren. Bin dann eine Woche später frustriert mit dem Zug nach Frankfurt gefahren und habe ein Model S erhalten (auch ohne Gegenleistung).
Die Diagnose hat 3 Wochen gedauert, die Reparatur danach 2 Tage.
Auslöser ist angeblich der korrodierte Hochvolt-(HV-)Kabelanschluss an die DU gewesen, der in einem Hochstromevent (vmtl. Rekuperation?) durch (ich spekuliere) erhöhten Widerstand und elektromagnetische Rückkopplungen in der DU verhindert hat, dass der Strom frei fließen konnte und somit irgendwas in der DU durchgebraten hat. Tesla erklärte, man werde aus Kulanz die DU ersetzen – aber da der DU-Schaden ein Folgeschaden des HV-Kabels (welches nicht von der 8-Jahre-Garantie erfasst sei!) wäre, müsste strenggenommen ich für alles aufkommen. So habe ich Glück, ich müsste nur das HV-Kabel für 600 € selber bezahlen.
Aufgefallen auf der Hebebühne ist auch noch, dass die Querlenker hinten hinüber sind und eine neue Achsvermessung nicht möglich wäre. Man biete eine Erneuerung für 1300 € an.
Das CCS-Upgrade habe ich in dem Schwung auch noch machen lassen (300 €).
Von sich aus (ohne Absprache mit mir) hat Tesla noch die MCU-Unit auf 64 GB-Chip ersetzt (ich hatte Anfang März 2020 bei Loek in Eindhoven einen 16 GB-Chip einbauen lassen). Selbstverständlich bin ich nun auch meine 2019er-Softwareversion los gewesen, somit nun Schnarchladen am SuC und leicht reduzierte entnehmbare kWh.
Lektionen (was hätte ich mit perfekt hindsight anders machen können, oder was lief extrem gut)
- Das Auto direkt auf den Hof des Abschleppunternehmens in Kassel rollen lassen können. Hätte mir 2 lästige Stunden auf dem Autobahnparkplatz erspart. Problem in dem Moment war: Überforderung mit all den Warnmeldungen und den Kreuzen und Abfahrten rund um Kassel, und ohne Co-Pilot unterwegs gewesen. Der hätte das nämlich schnell ergooglen müssen.
- Man kann es nicht häufig genug betonen! (Und danke ans Forum, wo ich den Tipp her hab): Sobald möglich und sicher, sollte man a) den Frunk öffnen und b) den Wagen auf Service-Modus stellen (sodass er abgeschleppt werden kann). Denn, natürlich, meine 12-Volt-Batterie hatte nach ca. 50 Minuten nicht mehr genug Spannung, um die Bordelektronik wach zu halten. Ich hatte ein riesiges Glück, dass ich ein paar Minuten zuvor Frunk und Service-Modus angemacht hatte! Sonst wäre das Abschleppunterfangen noch viel komplizierter geworden (hätte ein anderer Abschlepper kommen müssen).
- Das Vertrauen ins SeC Frankfurt, im SeC München einen Ersatzwagen für mich zu organisieren, war fehl am Platz. Ich glaube, als SeC München von mir am Telefon gehört hat, dass es eh höchstwahrscheinlich ein Garantiefall ist und ich den Wagen „gratis“ bekomme, haben sie jegliche Lust verloren, mir bzw. dem anderen SeC zu helfen.
Im Anhang Bilder des korrodierten Anschlusses. (Ich erkenne im Übrigen keine Korrosion?! Kennt sich da jemand mit aus? Man bekam die Anschlüsse gar nicht mehr richtig ab, sondern musste das Kabel abschneiden…)