Es tut mir Leid, ich bin im Herzen Physiker. Also habe ich angefangen zu rechnen.
Mein Tesla Model Y Long Range hat einen Akku mit einer nutzbaren Kapazität von 77 kWh und wiegt 2054 kg. Den Verbrauch bei Konstant 80 km/h (ebene Strecke mit Autopilot gefahren) habe ich mit 14,6 kWh/100 km gemessen.
Also: Eine Ws (Wattsekunde) ist die Energie, die man benötigt um einen 100g schweren Gegenstand um 1m anzuheben. 77 kWh sind 77000*3600 Ws, damit kann man diesen Gegenstand also um 277200 km anheben. Oder einen 2054 kg schweren Tesla um 13,5 km.
Die Energiemenge der Batterie entspricht also derjenigen Energie, mit der ein MYLR einen 13,5 km hohen Berg hinabrollen würde.
Bei 14,6 kWh/100 km (konstant 80 km/h) erreicht das Fahrzeug eine Reichweite von 77 kWh/(14,6 kWh/100 km) = 527 km.
Das Auto fährt also konstant 80 km/h, wenn es eine 527 km lange schiefe Ebene herunterrollt, die 13,5 Höhen-km hat. Die Strecke ist also 39 mal so lang wie hoch.
Um dieses Gefälle anschaulicher zu machen, verkürzen wir die Strecke auf 30cm. Stellt euch vor, ihr nehmt ein 30cm langes Lineal und legt es flach auf den Tisch. Jetzt hebt ihr das Lineal auf einer Seite um 7,7mm an - weniger als einen cm! Das MYLR ist so gut Roll- und Lufwiderstands-optimiert, dass es auf so einem schwachen Gefälle eine Geschwindigkeit von 80 km/h erreicht, wenn man es rollen lässt.
Beim Bergabfahren mit Teslas kann man wirklich Erlebnisse haben. Bei moderatem Gefälle auf der Autobahn (keine Geschwindigkeitsbegrenzung) habe ich mit dem Model 3 selbst bei 150 km/h noch einen grünen Balken gesehen. Schon krass.
Was auch gut kommt: Großglockner-Hochalpenstraße runter fahren. Da hat man einen negativen Verbrauch auf der Uhr, und zwar richtig lange, auch wenn der Berg schon längst hinter einem liegt. Ich glaube, ich hatte erst nach 75km die Null, und das waren keine Hypermiling-Bedingungen.
Ja, dasselbe Erlebnis hatte ich auch mal in kleinerem Maßstab. Ich bin vom Hohenpeißenberg runter gefahren, die Strecke ist etwa 2 km lang. Hatte auch einen negativen Verbrauch, mit dem ich dann in der Ebene noch etwa 10 km weiter gefahren bin, bevor die ersten Fahrtkosten angefallen sind.
Was lernen wir daraus? Bitte nicht direkt oben auf dem Großglockner volladen… da macht eine Ladestation keinen Sinn.
Leider genügt gemäß obiger Rechnung nicht einmal eine Abfahrt vom Gipfel des Mount Everest, um die Batterie komplett zu füllen. Denn der ist nur 8,8 km hoch. Die gute Nachricht ist aber, dass man mit einer voll geladenen Batterie theoretisch ohne Ladestopp hochfahren könnte.
Ich bezweifle trotz Allrad sehr stark, dass du mit dem MY den Mount Everest hochfahren kannst.
Um den Akku 0-100% durch Rekuperation aufzuladen, musst du einfach immer nach Süden fahren. In Kiel gestartet, dürfte der Akku in Barcelona voll sein, wenn ich das Gefälle auf meinem Globus mal grob hochskaliere- ist natürlich nur so eine Annäherungsschätzung, bin leider kein Mathematiker.
sehr schön gerechnet und dargestellt
beeindruckend
tatsächlich habe ich hier im Ort den Wagen mal auf [N] den Berg runter rollen lassen und dachte: „wow“
ich weiß nicht, ob man das machen soll auf [N] … eventuell ist es auf dauer schädlich
aber ich wollte es mal probieren
bei unseren Benzinern mach ich das auch gelegentlich: einfach Bremse los und auf [N] und es geht grtais runter
ich denke bei kleinen Geschwindigkeiten und beim Anrollen, machen die Lager viel aus, oder?!
eine Verbrauchsrechenfrage dazu
die folgende Werte sind gegeben:
A1=Akkustand1 A2=Akkustand2 K1=Kilometerstand1 K2=Kilometerstand2
sowie 77 kwh als Festgröße
Verbrauch = ((A2-A1)x77) / (K2-K1)
A1=74, A2=71, K1= 0, K2=13
3x77:13 = 17,769
oder?!
Bei der MYLR angegeben Reichweit von 533km mit den 19" Felgen
Wären das übrigens 77/533*100 = 14,5 kw/100km
ich hab es geschafft von 95% auf 22% in 286km zu fahren
das waren dann 19,65 kw/100km
Bei dem ersten Punkt bin ich d’accord, bei dem zweiten nicht. Es ist ja nicht unrealistisch, da oben mit 10% anzukommen und das Auto so nicht in der Kälte über Nacht abstellen zu wollen. Überdies möchte man vielleicht noch ein wenig hin- und herfahren.
Einfach nicht auf 100% laden, sondern nur auf 70-80%. Ladestationen auf Bergen sind schon auch sinnvoll, das gilt für den Großglockner genauso wie etwa für den Brenner. Letztlich sind Ladestationen überall sinnvoll, wo Autos hinfahren.
Du hast die Einheiten vergessen, da ist es schwer zu sagen, worauf Du hinaus willst. Falls Du meinst, dass Du dann auf diesen 13km einen Verbrauch von 17,769 kWh / 100km hattest: im Prinzip ja, aber die %-Angabe des Akkustandes ist viel zu unpräzise angegeben, um so einen exakten Wert herauszubekommen. Nimm lieber > 100km und beschränke Dich selbst dann auf eine Stelle hinter dem Komma.
Da stimmen IMHO zwei Werte nicht. Erstens ist die WLTP-Reichweite 533km nicht mit 19", sondern mit 20". Für 19" schätzt Tesla 565km WLTP. Und zweitens hat der Akku des Model Y LR dem Wiki-Thread [Wiki] Akkuwiki - Model 3 / Model Y zufolge aktuell 79kWh. Damit wird die Zahl sogar noch kleiner, nämlich 14,0 kWh / 100km.
Wie immer gilt aber: WLTP-Werte kann man durchaus in der Realität schaffen und sogar klar unterbieten, aber nicht, indem man mit Richtgeschwindigkeit eine lange Strecke auf der Autobahn fährt.
Bemerkenswert jedenfalls, wie Tesla in den letzten Jahren noch an der Effizienzschraube gedreht hat. Mein Model 3 2020 hatte noch 560km WLTP mit 78kWh stehen (für 19", eine Schätzung für 18" hat Tesla damals m.W. nicht herausgegeben). Da kommt fast dasselbe raus, 13,9 kWh / 100km. Ein Y hat aber natürlich einen viel größeren Luftwiderstand als ein 3 derselben Generation. Trotzdem hat der Y von heute fast die gleiche Effizienz wie das 3 von vor drei Jahren. Das hat schon was.
Aus dem in meinem Beitrag verlinkten Akku-Wiki hier im Forum. Gleich der erste Beitrag, der wird immer wieder aktualisiert. Ich glaube, dass wir hier im Forum in diesem speziellen Fall ausführlichere Forschung haben als auf Wikipedia.
Auch Brenner abwärts, auf der limitierten italienischen Autobahn. Viele Berichte über einstellige Verbrauchsanzeigen, über ~300km bis zum Gardasee. Allerdings nicht nur bei Tesla. Generell ist der E-Antrieb sehr effizient.
Leider ist das beim Verbrenner falsch mit Gang raus und rollen lassen. Er benötigt da tatsächlich Sprit um den Leerlauf zu halten. Einen echten Nullverbrauch kann man nur erreichen wenn man vom Gas geht und den Wagen mit Gang drin rollen lässt. Dann geht er in die so genannte Schubabschaltung. Dafür bremst eben der Motor mit seiner Kompression wieder stärker ab… Ist am Ende halt doch 150 Jahre alte Technik…
Aber ich fahre selber auch noch einen kleinen Mitsubishi Colt… Sparsam und spaßarm, aber mega praktisch…
Die Schubabschaltung bei eingelegtem Gang im Leerlauf könnte man durch gezielte Ansteuerung der Nockenwelle(n) so gestalten, dass die Ventile offen sind und der Motor nicht bremst. Man müsste es konstruktionsseitig berücksichtigen. Vorausgesetzt es ist gewollt.
Ein Verbrenner mit ausgeschaltetem Motor und ausgekuppelt hat bergab jedoch ebenso keinen Verbrauch, möchte ich vollständigerweise anmerken
Danke für deine Ausführungen und das du die Effizienz von der Physik her betrachtest. Ganz steige ich aber leider nicht durch.
Laut deinen Daten reicht der Energiegehalt des Akkus um das Fzg 13,5 km anzuheben. Aber auch um 527 km weit bei 80km/h zu fahren.
Ich denke man darf diese beiden Fakten nicht ohne Weiteres auf eine schiefe Ebene übertragen. Ich denke dir ist da ein Denkfehler unterlaufen - oder ich ich habe einen von dir impliziten Zwischenschritt nicht verstanden.
Beste Grüße
Die 88xx Meter sind aber vom Gipfel direkt Richtung Erdkern, es ginge also im freien Fall nach unten. Eine Straße würde an der Oberfläche entlangführen (vereinfacht wäre das anhand eines Dreiecks die Hypothenuse), somit gäbe das eine deutlich länger Strecke als die 8,8km Elevation des Gipfels
… mhm, nach meinem rudimentären physikalischen Grundwissen entspricht die Fahrt mit einem Auto in der Ebene einer in der Physik definierten „schiefen Ebene“, da man ja nicht wiederstandsfrei rollt (Roll- und Windwiederstand, Wärmeverluste, Lüftung, etc.). Man fährt also theoretisch immer ein bisschen bergauf (7,7mm auf 30cm).
Aber vielleicht mag der Verfasser das ja auch nochmal beleuchten