Als Radfahr-Pendler sage ich dazu Amen. Die meisten Radfahrer kommen ums Leben an Kreuzungen, durch rechtsabbiegende Autofahrer deren Halswirbel (oder Kleinhirn) das Umgucken nicht mehr geregelt kriegen. Und das passiert meistens im Berufsverkehr, wo an 50 km/h gar nicht zu denken ist. Zur Rush Hour regelt sich das Tempo in der Stadt von selber.
Bei uns in Hannover haben sie mehrere Kreuzungen, an denen man früher an der Ampel vorbei rechts abbiegen durfte, zurückgebaut, weil es dort innerhalb eines Jahres mehrere Todesfälle gegeben hatte. Da wird dann schon mal ungebremst eingelenkt, scheiss auf Umgucken.
Diese Zahlen sind ohne Kontext wertlos. Auf gerader Strecke bei konstantem Tempo kommt niemand ums Leben in der Stadt. Auf der Landstraße sterben viele junge Leute, aber wie und wann? Eigenverschuldet (also ohne Unfallgegner), nachts, bei überhöhtem Tempo, häufig unter Alkoholeinfluss. Aber wird darauf reagiert, indem man am Wochenende nachts mehr Tempokontrollen durchführt? Nein, die Überstunden will ja keiner bezahlen. Stattdessen lauert der Hilfs-Sheriff lieber morgens um sieben Berufspendlern in der 30 Zone vor dem Altersheim auf.
Und darüber, dass ältere Menschen zwar selten Unfälle bauen (weil sie nur noch wenig fahren, da sind sie wieder, die Zahlen, die ohne Kontext wertlos sind), aber WENN sie Unfälle bauen häufig schwere Unfälle bauen und Personenschäden verursachen, redet absolut niemand. Man will ja den treuen Rentner-Wähler nicht verprellen, indem man über eine Tauglichkeits-Prüfung für Senioren spricht.
„Sofern im Jahr 2018 über 64-Jährige als Autofahrer an einem Unfall beteiligt waren, trugen sie in zwei Drittel (67,9 Prozent) der Fälle die Hauptschuld daran. Bei den ab 75-Jährigen waren es sogar drei von vier unfallbeteiligten Autofahrern (75,6 Prozent), denen die Hauptschuld am Unfall zugewiesen wurde.“
"Gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil verunglücken Menschen ab 65 Jahren seltener bei Verkehrsunfällen als jüngere. Sie sind jedoch überproportional häufig in schwere Verkehrsunfälle verwickelt. So lag ihr Anteil an allen Verunglückten im Jahr 2018 bei 13,4 Prozent. Bei den Verkehrstoten gehörte jedoch fast jeder Dritte (32,0 Prozent) zu dieser Altersgruppe.
Dabei sind die über 75-Jährigen besonders gefährdet. Denn aufgrund nachlassender körperlicher Widerstandskraft sind die Folgen von Verkehrsunfällen mit zunehmendem Alter gravierender."
https://deutsche-verkehrswacht.de/themen/unfallgeschehen-von-senioren/