"Wenn wir das Tempo in der EU um 1 km/h senken, könnten wir jährlich bis zu 2000 Menschen retten"

Geschwindigkeit bewirkt zwei Dinge: Sie macht einen Unfall wahrscheinlicher und sie macht ihn schlimmer. Laut ETSC spielt zu hohes Tempo in einem Drittel der tödlichen Kollisionen eine Schlüsselrolle. Wir müssen Wege finden, Geschwindigkeiten zu reduzieren.

Wenn jemand von einem Auto mit 30 km/h angefahren wird, hat er oder sie eine 90-prozentige Überlebenschance. Bei einem Aufprall mit 60 km/h - und das ist die De-facto-Geschwindigkeit in vielen Städten - sinkt sie auf zehn Prozent. Helsinki hat die Zahl der Verkehrstoten auf null reduziert, eine der Maßnahmen war ein allgemeines Tempolimit von 30 km/h. Es ist also machbar.

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Die Süddeutsche mal wieder. :roll_eyes: Dieser Nannystaat macht mich noch wahnsinnig. Das Leben ist gefährlich und endet definitiv tödlich. Klar muss Leben geschützt werden, unverantwortliche Raser müssen hart bestraft werden, aber alles muß Maß und Mitte haben. Auch Schutzmaßnahmen. Sonst findet Leben vor lauter Schutz nicht mehr statt.

Bist du schon mal mit den neuerdings gültigen 100 kmh über die Niederländischen Autobahnen gekrochen? Eine Quälerei.

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Ganz so einfach ist die Sache nicht und die Sache ist reißerisch aufgemacht. Ich habe spasseshalber mal in die publizierte Statistik geschaut. Rumänien hat die meisten Todesfälle pro Einwohner - und ein Tempolimit auf allen Straßen. Schweden wird als Benchmark angeführt. Stimmt auch statistisch. Gescheite Radwege sind mindestens ebenso - wenn nicht wichtiger - als die Geschwindigkeit. Es muss halt passen: Die Auslegung der Straße und die Geschwindigkeit.

In Frankreich gab es einen großen Streit, als die Regierung das Limit auf Landstraßen von 90 auf 80 km/h senken wollte. Es wurde dennoch vor 20 Monaten umgesetzt und führte zu sehr positiven Ergebnissen. Die Behörden gaben kürzlich bekannt, dass dies nach ihren Berechnungen seither etwa 350 Leben gerettet hat.

Klingt für mich nach einem guten und lohnenden Deal. Was hat das mit „Nannystaat“ zu tun?

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Ja. Ich habe es in dem Moment tatsächlich genossen. Aber das ist egal, es soll hier ja nicht um Geschmacksfragen gehen.

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Führt eine Verringerung der Geschwindigkeit nicht immer zu einer Verringerung der Todesfälle?

Als Radfahr-Pendler sage ich dazu Amen. Die meisten Radfahrer kommen ums Leben an Kreuzungen, durch rechtsabbiegende Autofahrer deren Halswirbel (oder Kleinhirn) das Umgucken nicht mehr geregelt kriegen. Und das passiert meistens im Berufsverkehr, wo an 50 km/h gar nicht zu denken ist. Zur Rush Hour regelt sich das Tempo in der Stadt von selber.
Bei uns in Hannover haben sie mehrere Kreuzungen, an denen man früher an der Ampel vorbei rechts abbiegen durfte, zurückgebaut, weil es dort innerhalb eines Jahres mehrere Todesfälle gegeben hatte. Da wird dann schon mal ungebremst eingelenkt, scheiss auf Umgucken.

Diese Zahlen sind ohne Kontext wertlos. Auf gerader Strecke bei konstantem Tempo kommt niemand ums Leben in der Stadt. Auf der Landstraße sterben viele junge Leute, aber wie und wann? Eigenverschuldet (also ohne Unfallgegner), nachts, bei überhöhtem Tempo, häufig unter Alkoholeinfluss. Aber wird darauf reagiert, indem man am Wochenende nachts mehr Tempokontrollen durchführt? Nein, die Überstunden will ja keiner bezahlen. Stattdessen lauert der Hilfs-Sheriff lieber morgens um sieben Berufspendlern in der 30 Zone vor dem Altersheim auf.

Und darüber, dass ältere Menschen zwar selten Unfälle bauen (weil sie nur noch wenig fahren, da sind sie wieder, die Zahlen, die ohne Kontext wertlos sind), aber WENN sie Unfälle bauen häufig schwere Unfälle bauen und Personenschäden verursachen, redet absolut niemand. Man will ja den treuen Rentner-Wähler nicht verprellen, indem man über eine Tauglichkeits-Prüfung für Senioren spricht.

„Sofern im Jahr 2018 über 64-Jährige als Autofahrer an einem Unfall beteiligt waren, trugen sie in zwei Drittel (67,9 Prozent) der Fälle die Hauptschuld daran. Bei den ab 75-Jährigen waren es sogar drei von vier unfallbeteiligten Autofahrern (75,6 Prozent), denen die Hauptschuld am Unfall zugewiesen wurde.“

"Gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil verunglücken Menschen ab 65 Jahren seltener bei Verkehrsunfällen als jüngere. Sie sind jedoch überproportional häufig in schwere Verkehrsunfälle verwickelt. So lag ihr Anteil an allen Verunglückten im Jahr 2018 bei 13,4 Prozent. Bei den Verkehrstoten gehörte jedoch fast jeder Dritte (32,0 Prozent) zu dieser Altersgruppe.

Dabei sind die über 75-Jährigen besonders gefährdet. Denn aufgrund nachlassender körperlicher Widerstandskraft sind die Folgen von Verkehrsunfällen mit zunehmendem Alter gravierender."

https://deutsche-verkehrswacht.de/themen/unfallgeschehen-von-senioren/

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In Helsinki und Oslo nicht mehr. :wink:

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Ich würde 30 km/h in der Stadt mit offenen Armen begrüßen!

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Ich auch. Da greift dann eins ins andere. Geringere Geschwindigkeit führt per se schon zu mehr Sicherheit. Wenn das Auto auch noch unattraktiv wird, werden mehr Leute auf ÖPNV und Fahrrad umsteigen. Dadurch gibt es weniger Autoverkehr, was die Sicherheit weiter erhöht, die Lebensqualität für Anwohner und Passanten verbessert, und dass Radfahren noch attraktiver macht! Am Ende gewinnen alle, sogar die (hoffentlich relativ wenigen) verbleibenden Autofahrer.

Für mich ist dabei auch klar, dass in Großstädten die gut ausgebauten, mehrspurigen, zentralen Ein-/Ausfallrouten (häufig sowieso Bundesstraßen) von Tempo 30 ausgenommen sein könnten und sollten. Dort könnte dann meinetwegen auch Tempo 60 gelten. Dafür kann man sich die Ausschilderung der vielen kleinteiligen Tempo-30-Zonen sparen. Ich sehe nur Vorteile.

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Es steht uns frei Risiken einzugehen in vertretbarem Rahmen.
Die Frage ist die Verhältnismäßigkeit.

Sind deutsche Autobahnen besonders gefährlich? Die Zahlen sagen, so wie ich sie lese, nein.
Weder im Vergleich zu anderen Ländern noch im Vergleich zu anderen Straßen.

Grundsätzlich kann man mit vielen Massnahmen eine Menge Leben retten.
Wieso diskutieren wir so vehement übers Tempolimit? Weil es so trivial ist, dass wir alle mitreden können… sogar ich. (google „law of triviality“ by Parkinson)

Mein Vorschlag, lass die Autobahn doch wie sie ist und wenden wir uns lieber der Lebensmittelindustrie zu :slight_smile:

für tempo 30 auf einspurigen innerstädtischen straßen, dafür 60 auf doppelspurigen innerhalb geschlossener ortschaften wäre sogar ich zu haben.

meine begründung:
reduzierung der lärmbelästigung

madmax

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Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Es gibt da kein entweder/oder. Wir sollten uns definitiv mehr um die Lebensmittelindustrie kümmern! Und jetzt back to topic.

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Holt die Keulen raus, der Tempo-Thread ist zurück. :slight_smile:

Tempo 30 in der Stadt ist mir oft zu langsam, Tempo 50 für einige Stellen (Kinder auf dem Gehweg, etc) zu schnell. Was mir wirklich gefallen hatte, waren die generellen innerstädtischen 40 km/h in Maspalomas auf Gran Canaria. Da wäre ich hier auch sofort dafür…

Eigentlich wollte ich das M… halten. Aber, es geht nicht ;):
Da schreibt der Berliner. Komm mal raus dort. Geh in eine 40k Einwohner Stadt. Von einem Dorf wollen wir stillschweigen. Steig hier auf’s Rad und fahr zur Arbeit. Zu dumm, keine Dusche vor Ort, kein Spind mit Wechselklamotten. Soll sich nicht so haben, die Kundschaft, wenn der Gegenüber stinkt. Soll sich nicht so haben, der Gegenüber, wenn er 8h in nassen Klamotten sitzt und dummerweise dann krank wird. Ach so, die Klamotten, die kann man ja auch nach jedem dieser Fälle entsorgen, sind im Büro nunmal kein Blaumänner… Lass uns tollen ÖPNV machen. Macht ja nix, wenn ich nur 2h Zeitfenster am Tag hab, wo 90% transportiert werden sollen, kaufen wir mehr Busse. Macht ja nix, wenn die dann die restl. Stunden mit Fahrer plus 2 Fahrgästen dummerweise Miese einfahren, zahlt ja der Steuerzahler. Usw, usw.

Davon abgesehen, irgendwie finde ich nirgends im Eröffnungspost was von 1km/h vs. 2000 Tote/a.

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Ein Genuss mit dem Autopiloten! Man kann sich streiten, ob 100 oder 120 km/h als Limit. Aber wie entspannt ist das AP-Fahren z.B. in der Schweiz bei 120. Da kommt keiner von hinten angeschossen und macht dem AP Angst. Alle fahren relativ gleichmäßig, das Geschwindigkeits-Delta ist minimal. Ruhiger Fluss, stressfreies Fahren. Hab nie verstanden, wieso man mit 180+ fahren muss, liegt wahrscheinlich an meinem niedrigen Testosteronspiegel :wink:

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Es hat mMn insoweit etwas damit zu tun als dass die Ratio: Einflussnahme des Staates/Gewonnene Wohlfahrt beim Tempolimit eher unvorteilhaft ist und es andere Themen gibt wo es mehr Sinn macht für einen Staat zu Schrauben.

Bei einem Unternehmen würden wir sagen dass der Grenznutzen extrem niedrig ist.

Staatliches eingreifen ist immer eine Balance zwischen verlorener Freiheit und gewonnener Wohlfahrt. Und Tempolimit ist da mMn (wenn man mal auf die Zahlen guckt) ein schlechter Fall.

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Gibts das nicht schon? Tempo 50 auf größeren Zufahrtsstraßen und sonst in wohnbereichen etc. Tempo 30… in Köln ist das so.

Woher wird dann das Geld für den öffentlichen Verkehr genommen? Kostendeckende Preise für Fahrscheine?

Ich fand es richtig geil und entspannt. Und der Verbrauch war auch richtig niedrig :slight_smile: