Nachdem jetzt vieles gesagt wurde, möchte ich den Blick nochmal auf das Große Ganze richten. Die Gründe, die gegen das Aufladen von Elektroautos an einer CEE-Dose sprechen, kann man auch dann nachvollziehen, wenn man von E-Technik keine Ahnung hat: Eine CEE-Dose per se ist einfach ein normierter Formfaktor. Das reine Vorhandensein einer CEE-Dose garantiert mir gar nichts.
Zum Beispiel sagt die CEE-Dose an sich nichts darüber aus, welche Dauerlast die hinter ihr liegende Infrastruktur verträgt. Die Dose selbst ist sicherlich mit großzügigen Sicherheitsreserven dimensioniert, aber die wenigsten in freier Wildbahn vorkommenden CEE-Dosen (wir sprechen nicht über Industrie) vertragen tatsächlich Dauer-Volllast. Die Schuld liegt nicht bei der Dose selbst, sondern in der Kette vom Versorger über den Sicherungskasten bis hin zu den Leitungen auf dem letzten Meter vor der Dose. Bevor es den Anwendungsfall „Elektroauto aufladen“ gab, gab es auch keinerlei Notwendigkeit dafür, die ganze Kette so auszulegen, dass sie 24/7 volle Pulle verträgt. Die üblichen Drehstromgeräte – Tischkreissäge, Baumhäcksler, Kinderkarussel etc. – rufen für ein paar Sekunden die volle Leistung ab, und haben dann wieder Pause (oder brauchen zumindest nur noch geringere Ströme).
Entsprechend verhält es sich mit der vieldiskutierten Frage der Schutzschalter. Auch mir als Laien ist inzwischen klar geworden: Es gibt verschiedene Arten von Schutzschaltern (manche erkennen keine Gleichstrom-Fehlerströme). Außerdem können sich verschiedene Schutzschalter, die auf der gleichen Leitung sitzen, gegenseitig in Ihrer Funktion beeinträchtigen. Für die herkömmlicherweise an CEE-Dosen angeschlossenen Geräte (Beispiele siehe oben) genügt ein Schutzschalter für Wechselstrom-Fehlerströme. Dieser sollte(!) natürlich vorhanden sein.
Wenn ich so eine CEE-Dose jetzt zum Aufladen eines Elektro-Autos verwenden möchte, stellen sich viele Fragen: Wie stark darf ich die Infrastruktur (ich sage bewusst nicht: die Dose) belasten? Hängt die zulässige Maximallast vielleicht noch von anderen Verbrauchern ab, die auf derselben Leitung sitzen? Welche Schutzvorrichtungen sind in der Infrastruktur bereits vorhanden? Welche Schutzvorrichtungen muss meine (mobile) Wallbox mitbringen? Wie interagieren diese mit den vorhandenen Schutzvorrichtungen? Da gibt es jede Menge Gelegenheit für menschliches Versagen. Im besten(!) Falle fliegt dann halt mal eine Sicherung…
Man kann diese ganze Diskussion als praxisfern vom Tisch wischen – aber nur, solange es sich um behelfsmäßige Lösungen für Einzelfälle handelt. Wenn man möchte, dass die Emobilität zum Massenphänomen wird, dann kann man solche „Lösungen“ nicht ernsthaft propagieren.
Eine fest installierte (und fest angeschlossene) Typ 2-Wallbox ist deshalb die richtige Lösung, weil sie einen „Vertrag“ zwischen dem Auto (bzw. dem Nutzer) und der Infrastruktur repräsentiert:
- Irgendwo in der Infrastruktur (einschließlich der Wallbox) ist ein für den Zweck passender Schutzschalter verbaut, und zwar so, dass er im Zweifelsfall auch funktioniert. Jeder Nutzer der Wallbox darf sich darauf verlassen.
- Die Wallbox weiß, wie viel Dauerlast sie und die dahinter liegende Infrastruktur verträgt, und kommuniziert diesen Wert ans Auto. Im Extremfall ist dieser Wert nicht mal konstant (Lastmanagement!), trotzdem ist gewährleistet, dass das Auto nie mehr Strom zieht, als die Infrastruktur verträgt.
Menschliches Versagen (bei korrekter Installation) ausgeschlossen.
Für mich als Nutzer geht es also darum, welche Garantien mir eine CEE-Dose bietet (keine, außer dass der Stecker passt) und welche Garantien mir eine Typ 2-Wallbox bietet (alle, die ich zum sicheren und zuverlässigen Aufladen brauche). Wie das technisch alles zusammenhängt, muss ich zum Glück nicht verstehen, um ein Elektroauto nutzen zu können. Aber eins ist klar: Damit ich mich auf eine Typ 2-Wallbox wirklich verlassen kann, muss sie fachgerecht und unter Einhaltung aller dafür vorgesehenen Normen und Vorschriften installiert werden – ansonsten ist der schöne „Vertrag“ zum Teufel und Laden ohne fundierte Kenntnisse der Materie (und der konkreten Infrastruktur vor Ort) wird zum gefährlichen Glücksspiel.