Zur Herstellung von Harnstoff dienen große Anlagen, die aus Erdgas, Luft und Wasser im Haber-Bosch-Verfahren zunächst Ammoniak und schließlich Harnstoff herstellen. Das vorher für die Wasserstoffherstellung abgetrennte Kohlenstoffdioxid wird zu zwei Dritteln bei der Produktion von Harnstoff gebunden.
Was passiert mit dem verbleibenden Drittel? Ups. Braucht also Strom und erzeugt CO2. Nice!
Nein das stimmt nicht, weil der Ammoniak nicht einfach so da ist. Du hast anscheinend den Satz nicht verstanden:
„AdBlue beinhaltet Harnstoff, doch dieser wird nicht in den Millionen Toiletten der Republik gewonnen, sondern durch ein anspruchsvolles Herstellungsverfahren auf der Basis von Erdgas.“
Die einfache Reaktionsgleichung von Harnstoff lautet:
N2 + 3 H2 → 2 NH3
Der Wasserstoff ist das Problem. Dieser wird in einem Streamreformer erzeugt. Dort wird Methan CH4 in CO2 und H2 umgewandelt und dort hast du auch deine CO2 Emission .
Die Gesamtreaktionsgleichung lautet:
2 N2 + 3 CH4 + 3 O2 → 2 H2N-CO-NH2 + 2 H2O + CO2
Ist aber doch vielleicht 1% vom ganzen. Selbst wenn, der Rest steht und bleibt doch relativ klar. Sich an diesem, wohl dem kleinsten Part, aufzuhängen, um zu versuchen das Grundproblem zu übertünchen ist doch fehl am Platz.
Kann ich ja nix für, daß der Autor meint, das wäre erwähnenswert. Es zeigt aber seine fehlende Sachkenntnis auf, wenn noch nicht mal das Vorzeichen stimmt…
Den neuen Titel nehme ich zum Anlass, eine interessante Berechnung durchzuführen: Bekanntlich liegt der Vorkettenwirkungsgrad der Treibstoffproduktion je nach Quelle bei ca. 80 - 85 %, z.B. hier auf Seite 68 unten links:
Nehmen wir im Mittel 17.5 % weg, erhalten wir 4.43 Mia Liter Benzin und 3.4 Mia Liter Diesel, welche allein dadurch draufgehen, dass die 25.3/20 Mia Liter überhaupt hergestellt werden!
Würde man stattdessen 4.43 + 3.4 Mia Liter Sprit in einem modernen GuD-Kraftwerk (60 % Wirkungsgrad) zu Strom machen, hätten wir:
Ein E-Auto braucht im Schnitt mit allen Verlusten (Netzverlust, Ladeverlust) ca. 20 kWh/100 km. Das ergibst also 42.9e9 / 20 * 100 = 215 Mia elektrisch gefahrene Kilometer, oder im Mittel (14’000 km Jahresfahrleistung) Strom für 15.4 Millionen E-Autos. Das entspricht rund 1/3 der Autoflotte von Deutschland (45 Mio).
Auf Deutsch: Würde man das Raffinieren von Pkw-Treibstoff sofort einstellen, könnte man allein mit den Einsparungen rund 1/3 der Pkw-Flotte elektrifizieren, ohne den Stromverbrauch zu erhöhen. Krass, oder?
Beachtlich finde ich die 1,59kWh die alleine für die Aufbereitung pro Liter benötigt werden. Sind hochgerechnet immerhin gute 50% des Stromverbrauchs unserer Fahrzeuge.
Da du die zusätzlichen Kraftwerke (egal ob EE oder fossil) bauen mußt und diese auch laufen steigt natürlich Stromproduktion und Verbrauch um diesen Betrag.
Ferner muß natürlich der Anteil, der dann nach wie vor raffiniert wird (GuDs laufen nicht so richtig gut mit Rohöl ) mit den entsprechenden „Verlusten“ in der Raffinerie belastet werden. Macht also nach deinen Zahlen 15% on top.
Schlage vor:
" Würde man das Raffinieren von Pkw-Treibstoff sofort einstellen, zu 100% auf Elektroautos umstellen und jedes Fahrzeug auf einen mittleren Verbrauch von 20 kWh/100 km limitieren, könnte mit dem den Prozessverlusten der fossilen Kraftstoff-Vorkette energetisch entsprechenden Menge an Erdgas ca. 1/3 (na ja: eher 1/4, aber egal…) des Bedarfs der Elektrofahrzeugflotte über GuDs gedeckt werden. "
a) laufen so ziemlich alle Gasturbinen für Stationäranwendungen auch auf Kerosin / Diesel / Benzin, sind also zumindest Zweistofffähig (Erdgas & Diesel). Was sehr sinnvoll ist, weil man so mit einem Diesel Tank onsite ein backup hat, das auch bei Ausfall des Gasnetzes noch funktioniert. Je nach Größe des Tanks zwischen Tage bis Wochen.
b) habe ich vorgeschlagen das Ganze in Erdgas auszudrücken, weil das die Substitution sein wird, die man wählen wird
c) war es nicht mein Vorschlag die Teile mit Diesel / Benzin laufen zu lassen, aber da das geht (siehe a) ) sehe ich auch keinen Grund, dies in Frage zu stellen. Natürlich wählt man in der Praxis das günstigere Erdgas.
Bitte unterschätzt mal nicht die Logistik bei der ganzen adBlue Kiste. Wir haben eine Raffinerie hier in der Nähe ! Es ist beachtlich mit wieviel 40t Diesel der Kram nach der Produktion durch die Republik geschickt wird - in der Vorkette fällt auch nicht alles vom Himmel. Allein, dass man das Zeug in diesen rauen Mengen herstellen muss, ist nicht gut.
Die Logistik ist mir wohlvertraut, sind wir doch einer der größten Hersteller (mit schön blau beschichteten Vorratstanks ).
Genau deshalb würde es mich wundern, wenn eine Raffinerie AddBlue herstellt, denn dazu benötigt man eine große Ammoniakanlage und eine Harnstofffabrik. Distribution ja, Herstellung kaum. Außerdem fahren etliche Tankwagen, die ganz andere Stoffe laden Reklame.
Ja sorry, der Blödsinn kam von snooper77.
Ich glaub ich bleib solchen Unsinnsdiskussionen in Zukunft lieber fern. Ich bin ja kein bezahlter Lobbyist oder Troll.
Man kann CO2 aus dem Erdgas zwar temporär dumpen, aber bei Nutzung des Harnstoffs bei SCR wird das CO2 an die Luft abgegeben. Harnstoff erhöht also den CO2 Ausstoß von Verbrennungsmotoren. Insofern hat der Artikel in der Tendenz recht.