"Netzdienlich" die Wallbox ansteuern

Hallo zusammen, folgende Situation. Wir haben vor kurzem neu gebaut. Beim Netzanschluss konnte man dann wählen, dass man bereit ist eine „netzdienlich steuerbare Wallbox“ zu installieren, welche also bei Bedarf vom Netzbetreiber abgeschaltet werden kann (§ 14a EnWG). Nun ist das Model 3 auf dem Weg und ich brauche eine Wallbox. Die aktuellen Fragen konnte mir der Netzbetreiber nicht so richtig beantworten. Daher hoffe hier auf kompetente(re) Mitleser :slight_smile:

Meine Fragen wären:


  1. Wie soll so eine „netzdienliche Steuerung“ eigentlich aussehen? Nur ein/aus? Oder auch Steuersignale für reduzierte Maximalleistung?

  1. Wie kommt das Steuersignal ins Haus? Über die Stromleitung? LTE/3G-Sim? Wie funktioniert das technisch und was installieren die Netzbetreiber dafür für Gerätschaften?

    Antwort: Über das Stromnetz. Soweit ich weiß, wird diese Lösung heute mittels „Rundsteuertechnik“ realisiert. Über diese Technik können zum Beispiel auch heute schon PV-Anlagen stufenweise in ihrer Einspeiseleistung reduziert werden (Tonfrequenz-Rundsteuertechnik).


  1. Gibt es einen definierten Standard, wie die Wallbox dann abgeschaltet werden muss? Oder könnte so ein Signal auch über RS232, RS485, TCP Modbus (LAN, WiFi, …) zur Wallbox gesendet werden. Sprich: Muss ich mich da selbst drum kümmern, oder gibt da es genaue Vorgaben wie das Ganze zu laufen hat (z.B. ein Schütz schalten lassen, damit die Wallbox direkt stromlos ist).

  1. Wenn man parallel eine PV-Anlage hat, möchte ich ja trotzdem noch meinen „eigenen“ Strom laden dürfen, obwohl der Netzbetreiber gerade sagt „nichts mehr aus dem Netz ziehen“. Wie soll soetwas umgesetzt werden?

  1. Ist dafür ein weiterer Stromzähler nötig?!

    Antwort: Wenn man keinen gesonderten Stromtarif für die Wallbox in Anspruch nehmen möchte, dann braucht man auch keinen weiteren Zähler. Wenn man eine PV-Anlage sein Eigen nennt (oder später hinzufügen möchte), wäre ein zweiter Zähler nicht mehr möglich, da man den selbst erzeugten Strom ja sowohl im Haus, als auch zum Laden verwenden möchte.


Die generelle Frage wäre also erstmal, ob es eine Art Pflichtenheft gibt, wie und was vor Ort errichtet werden muss, ob die Wallbox dafür bestimmte Vorraussetzungen braucht (bestimmte Protokolle), oder ob das generell mit jeder Wallbox geht, weil davor etwas geschaltet wird.

Beim Netzbetreiber direkt konnte mir heute niemand die Detailfragen beantworten… Habe mich schon von einem Techniker zurückrufen lassen, aber Details konnte er auch nicht klären.

Fraglich ist natürlich auch, ob das ganze bundesweit gleich geregelt wird / ob es da Standards gibt, oder ob wieder jede Region ihr eigenes Süppchen kocht.

Meine Sorge ist, dass ich nun eine Wallbox kaufe, und am Ende sagt der Netzbetreiber dass es damit nicht klappt. Werde auch zeitnah mit meinem Elektriker über das Thema sprechen.


Bei „Allgäunetz“ (nicht unser Anbieter) habe ich im Netz dieses Dokument gefunden, welches eine dynamische Reduzierung vorsieht (z.B. auf 50%) - siehe Seite 10:

https://www.allgaeunetz.com/download/2020_02_04_731_190405_vbew_hinweis_e-mob_netzanschluss_012020.pdf

Die sog. netzdienliche Steuerung wird normalerweise vom Netzbetreiber selbst gesteuert. Ich habe mir im Rahmen der aktuellen Förderung einer Elektroautolademöglichkeit einen komplett neuen Hausanschluss in die Garage legen lassen. Voraussetzung für die Förderung war, dass dieser netzdienlich gesteuert wird. Der Elektriker, der es installiert hat, hat mir gezeigt, wie dies von Westnetz über eine schon von Westnetz programmierte Uhr im Anschlusskasten hinter dem Zähler passiert. Ja, das funktioniert nur mit einem eigenen Zähler. Früher waren dafür Schütze verbaut, die über das Stromnetz aus der Ferne geschaltet werden konnten.

Als er dann „unseren“ Zähler bei Westnetz beantragt hat, kam dieser allerdings ohne netzdienliche Steuerung zurück und wurde auch so eingebaut. Ich bleibe gespannt, ob letztlich die Förderung zurückgenommen wird.

Und was kann bei Dir genau gesteuert werden? Nur an/aus, oder auch in verschiedenen Leistungsstufen? z.B. maximal 4,7kW o.ä.

Nur an oder aus. Es wird quasi der komplette Anschluss hinter dem Zähler stromlos geschaltet. Das gibt es schon lange bei Anschlüssen, die z.B. nur für eine Wärmepumpe genutzt werden und als Gegenleistung deutlich weniger für die Kilowattstunde bezahlen müssen. Ist jedoch bei uns dann doch nicht installiert worden.

Die Art der Steuerung müsste man beim Netzbetreiber erfragen. Die werden kaum Individuallösungen akzeptieren.
Ziemlich sicher geht da nur Ein/Aus am Verteilerkasten.
Die Wallbox und das Auto müssen in der Lage sein, nach der Stromunterbrechung selbstständig weiterzuladen. Mit der openWB müsste das beim Tesla gehen.

Meines Wissens braucht man die Option zur Ladeunterbrechung erst bei 22kW und selbst da verzichtet z.B. mein Netzbetreiber darauf.

Danke für die Info - also handhabt das wohl jeder Betreiber anders. Wenn aber ein Schütz geschaltet würde, ist die Wallbox dahinter ja erstmal egal (hauptsache das Gerät kommt damit klar, wenn mal aus/an-geschaltet wird). Oder?

Ich habe zum Beispiel bei „sonnen“ gesehen, dass diese eine Gesamtlösung anbieten, welche inklusive Charger dann auch netzdienlich gesteuert werden kann, aber man trotz aktueller „Abschaltung“ noch den selbst produzierten Strom vom Dach laden kann (was natürlich sehr sinnvoll ist).

  1. Absatz - So sehe ich das auch.

  2. Absatz:
    So eine Schaltung wie bei Sonnen ist sicher kein Hexenwerk. Aber wenn Du genug PV Ertrag hast, gibt es eigentlich keinen Grund zum Abschalten, da keine 22 kW aus dem Netz gezogen werden. Das M3 kann eh nur mit 11 kW laden.
    Das Ganze scheint mir eh sehr, sehr hypothetisch, da ich nicht glaube dass in der Realität auch nur einmal vom Netzbetreiber abgeschaltet wird. Auch bei den kleineren PV Anlagen ist mir kein solcher Fall bekannt.

ich würde die Anlage als 11kW anmelden und gut.

Ja, aktuell plane ich eine KeBa P30 x-series (wegen WiFi, kein Leerrohr für LAN, … andere Geschichte). Wenn ich also z.B. so einen Rundsteuerempfänger in die Verteilung bauen lasse und das Signal dann (wie auch immer das klappt) in mein Netzwerk bekomme, könnte ich darüber ja auch eine Abschaltung realisieren. Die Frage wäre nur, ob soetwas dem Netzbetreiber reicht, oder ob die dafür verwendeten Systeme dann wieder irgendwelche Zertifizierungen brauchen, damit man das nicht einfach umgeht und nie abschaltet (liegt ja dann in meiner Verantwortung). Daher die Frage nach einem Dokument, wie so ein „Abschaltprozess“ auszusehen hat. Da gibt es ja 100te Möglichkeiten (neben der Trennung durch ein Schütz).

Wenn ich meinen Netzbetreiber richtig verstanden habe, schaltet der Rundsteuerempfänger einen Schütz. Da ist kein „hightec“ dabei.
Wie Du richtig geschrieben hast ist dafür die Wallbox zunächst mal egal, aber starten muss die ganze Sache wieder.

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Aber daraus könnte man ja mehr machen :slight_smile: Ich könnte ja z.B. den Schaltausgang (welcher sonst ein Schütz steuert) anderweitig auswerten, damit ich das Signal digitalisiert bekomme. Und damit dann eben die Wallbox über Modbus o.ä. zu einer Pause zwingen.

Daher die Frage nach Standards oder was die Netzbetreiber an der Stelle fordern.

Klar, kann man das alles intelligenter machen. Man könnte auch nur die Leistung der Wallbox reduzieren…

Ich glaube nicht, dass der Netzbetreiber das akzeptiert. Da müsste er sich auf Deine nachgeordnete Mimik verlassen ob wirklich abgeschaltet wird. Darauf lassen die sich nicht ein.
Der Netzbetreiber will eine stromlose Wallbox und sich sonst mit nichts beschäftigen.
Wie schon gesagt, 11 kW anmelden und gut!

Die openWB z.B. kannst Du dann so konfigurieren, dass sie vom Hausanschluss max 11 kW zieht, aber bei vollem PV Ertrag durchaus mehr als 11 kW lädt. Ich vermute das ist eine gewisse „Grauzone“, aber sachlich korrekt, da ja nicht mehr als 11 kW vom Hausanschluss gezogen werden.

Mit dynamischen Lastmanagement kann man das ganz offiziell so angeben. Viele Netzbetreiber spielen da mit.

Hart per Schütz abschalten ist nicht so prall.
Die openWB hat 2 Kontakte, werden die geschlossen wird die Ladung gestoppt. Sprich kein Schütz hinter dem Zähler das hart alles abschaltet.
Erfordert aber eine dedizierte zweidraht Leitung von HAK bis openWB.
Das zwischendurch per WLAN schicken machen sie nicht mit.

Nicht so prall für die openWB? Was könnten in dem folgenden Szenario für Probleme?

Ich habe aktuell einen eigenen Einzeltarifzähler für die Wärmpumpe als abschaltbare Verbrauchseinrichtung (vermutlich über Schütz gesteuert, muss ich nächste Woche klären). An den Zähler mit dem günstigen Wärmestrom will ich eigentlich auch die (bestellte) openWB hängen lassen. Mein Netzbetreiber würde mitspielen. Ich denke aber, dezidierte Zweidrahtleitung zur openWB ist dann keine Option, da wohl nur beide Verbraucher gleichzeitig zu den Sperrzeiten abgeschaltet werden sollen.

Hättest Du da Bedenken?

Naja, für die openWB - weil das Logging / Ladelog dann natürlich inkonsistent ist/wird.
„Schlimmer“ aber für Schütz / Auto.

Wenn es unbedingt so realisiert werden soll empfiehlt es sich die Versorgungsspannung für die openWB Steuerkomponenten extra zu legen und „nur“ den Schütz über die „Wärmepumpenleitung“ zu Leitung.
Alternativ den Kontakt der openWB nutzen statt des Schützes - dafür ist er da - wie bei der Wärmepumpe auch.

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Nach Rücksprache mit einem Fachpartner, sind sich die Versorger wohl noch gar nicht so sicher, was genau eigentlich gehen soll und was nicht. Auf lange Sicht hätten sie natürlich gerne viel mehr Kontrolle im Haus um die einzelnen Verbraucher besser steuern zu können und Spitzenlasten aus dem Netz zu nehmen. Aber in der Praxis wird da wohl aktuell noch gar nichts geschaltet. Das sind alles Zukunftspläne. Ich halte also die Füße still und installiere erstmal meine Wallbox. Sollen die halt irgendwann auf mich zu kommen, wenn sie etwas wissen/steuern wollen :slight_smile:

Richtig - so auch unsere Erfahrung.

Sie sind nur vorsichtiger als damals bei den ersten PV Anlagen und wollen etwas mitdenken.

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Sowas hatte ich vor PV für meine Wärmepumpe. Mein Netzbetreiber hatte eine riesige elektron. Zeitschaltuhr, Zweitzähler und 3fach Schütz eingebaut. Alles zur WP fest verkabelt, es durfte aber nur die Wärmequelle (Außenteil der Luft-Wärmepumpe) angeschlossen werden. Keine Steuerungsteile, keine Heizstäbe. Und dann wurde verplombt. Die Abschaltung war 1h für 12:00 und 1h für 18:00 fest eingestellt, nur das nach 1-2 Jahren die Uhr auf 13-14 und 19-20 davongelaufen ist :sweat_smile: Zum Glück hatte die WP ein Eingang für die harte WP-Abschaltung des Kompressors (sep. Relais für EVU-Abschaltung).
War froh, als ich das mit PV gekündigt hab.

Kann mir jemand sagen ob eine Tesla Wallbox unter die neue Foerderung faellt ? Ich habe meine vor Monaten gekauft aber diese wurde noch nicht angeschlossen weil es schwierig war einen Elektriker zu finden.

Ich stehe also kurz davor ohnehin neue Kabel zu ziehen.