Entscheidung des Bundesrates zur LSV

Betrachten wir uns doch mal die beteiligten Stakeholder.
Da ist

  1. die EU, die per Placebo-Verordnung Stimmung für E-Autos machen will,
  2. der deutsche Gesetzgeber, der bei diesem Thema völlig hilflos ist. Nichts verstanden, keine Fragen,
  3. aber der deutsche Gesetzgeber bekommt immer feuchte Träume, wenn er etwas regulieren kann,
  4. die deutsche Automobilindustrie, die langsam merkt, dass sie in 10 Jahren unter den Denkmalschutz fallen wird,
  5. die Energieversorger-Konzerne mit ihren Gewerkschaften, die ihren Strom loswerden wollen,
  6. Tesla, die sich überall auf der Welt den Gesetzen anpassen muss.

Es gibt nur zwei Autos (‚Volumenmodelle‘), die derzeit mit CCS geladen werden können. Allerdings sind die Schnellladungen nur optional in einem Teil dieser Autos verbaut. Dies sind BMW i3 und VW E-Golf. Wir können also davon ausgehen, dass Lobbyisten dieser beiden Hersteller unseren Politikern die wichtigsten Passagen diktiert haben.

Der CCS-Stecker wurde von der Automobilindustrie als Standard verabschiedet. Ein typisches bürokratisches Riesenteil, das zwei Standards (Typ2 und CHAdeMO) miteinander verheiratet. Wie man es geschafft hat CCS gegen Renault (Nissan) europäisch durchzusetzen, bleibt mir ein Rätsel. Vermutlich hat es hier eine Nebenabrede auf anderen Gebieten gegeben.

Ziel der Energieversorger muss es sein, den Strom möglichst flächendeckend teuer verkaufen zu können. Zugleich müssen Arbeitsplätze geschaffen bzw. gehalten werden, die ohne die Bürokratie entfallen würden. Bestes Beispiel ist die neueste Regulierung der Photovoltaikanlagen. Was ich im vergangenen Jahr an Formularen für Energieversorger und Bundesnetzagentur ausgefüllt hatte, war krass. Der Aufwand hat sich mächtig erhöht. Als neuestes werden jetzt Funktionstest für Abschaltungen gefordert. Das wird irgendwann zur jährlichen Übung werden.

Ähnliches werden wir bei den Ladestationen sehen. Die Bundesnetzagentur und jede Menge Verbände der Elektrowirtschaft haben es in der Vergangenheit geschafft, uns einen superteuren Allstrom-FI völlig mehrwertfrei in die Wallboxen zu verordnen. Sie werden dafür sorgen, dass jede Säule pro Jahr einen Hunderter kosten wird.

Ich halte die LSV für völligen Unsinn. Und eine Verbesserung kann ich nicht erkennen. Vor allem für uns Tesla-Fahrer nicht, die sich eventuell in Zukunft ihre Ladestationen mit Kleinwagen werden teilen müssen.

Allerdings gibt es einen Vorteil für Tesla, den unser weit vorausdenkender Elon etwas versteckt angedeutet hat.

Hier das Gedankenexperiment: Stellen wir uns vor, jeder neu gebaute SuC-Stall wird mit einem CCS 43,1kW Anschluss ausgestattet. i3 und E-Golf-Fahrer können sich für 2.500 EUR Flatrate in das Netz einkaufen. Wir erinnern uns: Elon hatte damals auch Daimler eine Teilhabe am SuC-Grid angeboten. Doch sie wollten für den B250e keine Schnelllademöglichkeit. Im Gedankenexperiment können nun alle CCS-Kleinwagen laden. Und während sie dort mit müden 43,1kW - sinkend mit dem Füllstand auf 27kW - laden, saugen sich rund um diese Fahrzeuge die Teslas ihren Saft rein und sind gleich wieder weg. Was gäbe es für das Model 3 für eine bessere Reklame, als die ständige Überzahl an Teslas um die Autos der Konkurrenz. Die 1.000 EUR Zusatzkosten für den CCS-Anschluss am Stall sind für die damit verbundene Werbung ein Schnäppchen. Eine Kundenwanderung hin zu Tesla wird damit hoch wahrscheinlich.

So, wie Tesla seine Patente als Marktführer frei gegeben hat, war es für Tesla schon immer das erklärte Ziel, seine Ladestationen mit anderen zu sharen. Es wäre schön gewesen, wenn man dazu nicht einen zweiten, deutschen, bürokratischen Stecker benötigt hätte. Aber das bleibt am Ende Peanuts.

Horst hat die Spoiler Warnung! vergessen … :mrgreen:

Na da bin ja schon auf ein ausführliches Resümee zur LSV von Horst auf Youtube gespannt :smiley: :mrgreen:

– > " Hochdosiertes Vitamin B "

Die Pflicht zur Überprüfung ist in der Überarbeitung rausgeflogen.

Ich muß sagen, leider! Und das hätte nicht alleine der TÜV o.ä. machen dürfen, sondern entsprechend geschulte Betriebe.

Nicht durchgeführte Wartungen und Überprüfungen führen doch nur zu mehr Nicht-funktionierenden Ladestationen.
Warum fragt mittlerweile die RWE weitere Service-Partner an, um die Verfügbarkeit und Qualität ihrer Säulen zu verbessern??

Bisher wurden Säulen im öffentlichen Raum auch gemeldet, dem BDEW zwar und nicht der BNA. Hätte auch so bleiben können. Natürlich nur für wirklich gewollt öffentlich zugängliche!

@Boehm
Eine Überprüfung auf Funktion liegt im Interesse des Betreibers und wird dann auch ohne entsprechende Auflagen erfolgen.

Betreiber, die kein Interesse an der Funktion haben, werden auch durch eine obligate Prüfung nicht motiviert. Dann lautet der Befund halt „Ladepunkt defekt, Reparatur wird beauftragt.“ Dass dadurch etwas verbessert wird, bleibt für mich ein frommer Wunsch.

Da stimme ich Volker zu.
Jeder muss seine Anlagen verantwortlich betreiben. Das schließt zwar regelmäßige Überprüfungen nicht aus, verpflichtet aber auch zu ständiger Kontrolle.

Viel besser noch ist eine technische Kontrolle wo möglich. Mir würde da zum Beispiel ein Überhitzungsschutz an den Steckern einfallen, ähnlich wie an jeder (in Deutschland verkauften) Kabeltrommel. Eine Prüffung alle Jahre, ob denn die Kontakte noch gut aussehen (oder wird sogar ein echter Belastungstest über eine Stunde gemacht?) bringt da wenig.

Wieso sollte eine gesetzlich alle 2 Jahre vorgeschriebene Überprüfung zu besser funktionierenden Ladesäulen führen ?

Ich denke das viele kleine Betreiber gar nicht wissen, das Ihre Säule nicht (richtig) funktioniert, da sie sie selber ja nicht verwenden und die Beschwerden der Ladewilligen nicht an die richtige Stelle durchdringen - hier könnte also eventuell ein positiver Effekt gegeben sein. Wenn es aber sich ohnehin nur um Alibisäulen handelt, die man ja gar nicht in Betrieb haben will, dann würde die Prüfung auch zu nichts führen. :cry:

MfG Rudolf

Doch, die Prüfung führt auf jeden Fall zu was. Zu mehr Kosten und Bürokratie. Und damit leider auch zu weniger Ladesäulen und höheren Ladekosten.
Ob die jedoch auch zu mehr Sicherheit, oder wie hier sogar gehofft zu besserer Verfügbarkeit führt darf doch sehr bezweifelt werden.

Viele der nicht funktionierenden Säulen haben aus meiner Sicht ausschließlich Alibi-Funktion. War vor zwei Tagen auf dem Recyclinghof der Stadt Weilheim und wollte den bei Goingelectric angegebenen Typ2-Charger testen. Aussage des Mitarbeiters: „Da dürfen wir keinen ranlassen …“ ???

Oder die per Mobilfunk zu aktivierenden Säulen, die in Tiefgaragen ohne Empfang aufgestellt werden …

Aus meiner Sicht sind alle AC-Ladesäulen mit Abrechnungssystemen zum Scheitern verurteilt. Vandalensichere Säulen kosten ab 20k€ aufwärts. Bei Ladeleistungen von durchschnittlich 7kW und 25%-Auslastung und einem Preis von 50ct/kWh, kann man pro Jahr 15TkWh zu 7.700€ verkaufen. An einer herkömmlichen kWh zu 28ct verdienen die Versorger maximal 25% (=7ct). An einer teuren kWh an der Säule vielleicht 17ct. Macht 2.500€/Jahr möglicher Gewinn. Mit Zins und Wartung braucht man also 10 Jahre, bis sich die Säule rentiert. Benötigt man noch ein Abrechnungssystem, eine Hotline, regelmäßige Bürokratie und Wartung, dann rechnet sich die Säule nie.

Zum 50ct/kWh werden die wenigsten von uns laden. Denn damit sind wir fast bei den Sprit-Kosten eines Verbrenners. Also werden diese Säulen niemals 25% Auslastung erhalten, weil jeder versucht billiger zu laden. Es wird ein Optimum zwischen Strompreis und Ladebereitschaft geben.

Zur LSV im Speziellen: Jede Aktivität, die eine Säule verteuert und komplizierter macht (Bürokratie = Personalkosten), verhindert deren Aufbau, da sich die Säulen schon jetzt nicht rechnen.
Es geht im Speziellen um den Kampf, dass Energie nicht billiger werden darf, da der Staat über seine Steuern (MwSt.) proportional daran verdient. Also wird man versuchen den Strom so teuer zu halten, dass

  1. der Staat sein Steueraufkommen behält
  2. Verbrennungsmotoren konkurrenzfähig bleiben
  3. Energieanbieter verdienen können

Ein Ansatz, wie ihn Tesla fährt, der die Differenz zwischen Gestehungspreis (ein paar Cent) und Marktpreis (ein paar Zig-Cent) seinen Benutzern weitergibt, hebelt das ganze System aus. Das gilt es zu verhindern.

Am Ende werden sich nur Home- und Destination- und Supercharging rentieren. Alle anderen Ladesäulen werden die E-Fahrer meiden, weil es Strom an anderen Stellen billiger gibt.

Volle Zustimmung!
Ich habe bisher bei 45tkm nur zuhause (80%), am SuC (20%) und ein paar mal an einer Ladesäule aus Neugier geladen.
Ich würde Ladesäulen nur nutzen wenn sie:

  • genau da stehen wo ich sowieso parken will
  • ich darauf angewiesen bin oder eine Komfortgewinn habe ( also mit dem Tesla fast nie)
  • sie nicht teurer sind als das Laden zuhause ( ca. 15ct/kWh netto)

Also sowie es aussieht wohl nie!

Das gilt aber nur weil es die Supercharger gibt. Ohne die würde ich bei aller Liebe auch kein Elektroauto fahren können.

So unterschiedlich können Bedarf und Infrastruktur vor Ort sein.

Wir haben zwar CEE16 in der Garage, laden aber seit bald 1 Jahr ausschließlich öffentlich. Die Ladestationen in Wuppertal, Köln, Düsseldorf und Karlsruhe (mit Ladenetzkarte) sind alle kostenlos. Die Säulen stehen meist im Innenstadtbereich, beim Einkaufen, beim Besuch der Oma oder beim auswärtigen Termin wird immer angesteckt. Zuhause haben wir bisher nur zweimal vor Langstreckenfahrten geladen. Ich hätte aber auch nichts dagegen, zu bezahlen, wie wir das zum Beispiel schon bei den RWE Säulen in Dortmund tun. Schließlich finde ich den Service hervorragend. Bisher hatten wir auch nur einmal eine zugeparkte Ladestation in Dortmund und letzte Woche hat die Säule in Wuppertal mein Ladekabel nicht mehr freigegeben. Bei 1-2 Ladungen pro Woche halte ich das aber eine akzeptable Quote.

Wollt ihr jetzt damit tatsächlich sagen, dass wir gar keine Ladesäulen im öffentlichen Raum brauchen ?
Das ist jetzt nicht euer Ernst?
Irgendwie bin ich im falschen Film ! :unamused:

Natürlich brauchen MS Fahrer kaum öffentliche AC Ladepunkte, ich auch kaum,
aber es gibt ja noch bzw schon ein paar andere EVs und es soll auch Nutzer geben, die keine eigene Lademöglichkeit
daheim, mangels eigenem Haus oder wegen egoistischen Nachbarn haben.

Ich meine hier im Forum auch herausgehört zu haben, dass es besser eine Förderung
bei der Ladeinfrastruktur als nur direkt fürs EV geben soll.

Und Ladesäulen kosten nicht immer 20T€ ! :unamused:
Das es momentan noch kein rentables Geschäftsmodell ist, ist unbestritten, man kann aber auch
jede noch so suboptimale Negativerfahrung zum Anlass nehmen, alles schlecht zu reden.

Die LSV ist sicher an ganz vielen Stellen äußerst schlecht und fehlerhaft gefasst worden, nichtsdestotrotz
sollten öffentliche Ladepunkte im Standard definiert sein und auch, wie aber bisher auch schon beim BDEW, gemeldet sein,
um sie besser für alle auffindbar zu machen.
Was ich bei mir auf dem Grundstück mit Ladepunkten vorhabe, gehört sicher nicht in so eine VO.
Da kann ich auch CEE’s und sonstiges zur Verfügung stellen, das geht sonst keinen was an.

Ladepunkte im öffentlichen Raum, die von gewerblichen Anbietern allen zur Verfügung stehen, müssen aber gewissen
Standards entsprechen, dazu gehört auch die sicherheitstechnische und funktionsstabile Ausstattung.
Daher hätte ich eine verpflichtende Überprüfung / Wartung lieber gesehen.
Falls es eine Verpflichtung zur Wartung geben würde, wäre mE der Druck auf Betreiber größer und es gäbe weniger unbrauchbare Säulen

Wer soll denn künftig mit welchen Geschäftsmodell Ladesäulen aufstellen und betreiben?

Wer es macht ist völlig wurscht! Sobald es Aussicht auf ein Geschäftsmodell gibt werden sich genügt Player finden.

Martin, jetzt lässt Du aber den butterzarten Elektriker-Verbandsmenschen raushängen, was?

@ Martin: Als Betreiber öffentlicher Ladestationen habe ich (ja, ich - und wohl z.B. auch FastNed und Tesla) ein ureigenes Interesse an funktionierenden Ladestationen. Ob aus reinen Funktionsgründen für genau dieses mein Hauptgeschäft oder aus Imagegründen bzw. funktionierendem Zusatznutzen, den ich meinen Kunden biete.
Deswegen werde ich die Säulen gewartet und sicher halten.

Also: Gut, das es keine zus. Pflicht dazu geben soll.

Zum angeblichen Henne-Ei-Problem: Die Hennen müssen zuerst her und das sind die Autos. Sind erst mal mehr da, kommt die passende (!) Ladeinfrastruktur von alleine. Wir brauchen keine nutzlosen Bürgermeistersäulen mehr. - Und dann müssen gute Elektriker ran! [emoji4]

Lieber Roland, ( aus so mancher Haut kommt man halt nicht raus ! :wink: )
für Dich als Unternehmer und Handwerksmeister ist das selbstverständlich, dass die Säulen funktionieren.
Aber nicht für viele, die nicht so vorbildlich welche rein als Alibi aufgestellt haben oder solche, die irgendwelche Bastellösungen für alle zugänglich machen wollen und meinen Wartung wäre überflüssig.
Ich kann dich sehr gut verstehen wenn du nicht noch neben den eigenen für dich selbstverständlichen Wartungskosten noch
zusätzlich Kosten für überflüssige staatliche Prüfungskosten haben willst.
Das wäre dann auch übers Ziel hinaus .

Bürgermeister Säulen gibt es genug, da stimme ich dir zu, aber es fehlen noch deutlich zu viel in Parkhäusern etc in Innenstadtlagen, um auch Nutzer ohne eigenen Ladeplatz ausreichend AC Ladepunkte zugänglich zu machen.
Viele werden auch nur ein EV kaufen, wenn’s da mehr zum Laden gibt.
Und bzgl Verbandsarbeit: da sind wir dran erhebliche Vereinfachungen für EV Fahrer in Hinsicht auf zustimmungsfreie Errichtung von Ladepunkten in Mehreigentümergaragen zu bekommen.
Hier und da ist doch schon ein kleiner Einfluss aufs BMWi möglich . :wink:

Wirklich? Das wäre mal echt spitze!

Cheers Frank

Ja , ist so in Planung und kurz vor Verabschiedung

Die Ladesäulenverordnung (LSV) wurde jetzt im Bundesgesetzblatt veröffentlicht:
:arrow_right: bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav … 0458007561
(via electrive.net)