Warnung - Ladekabel aus dem Internet

Sehr geehrter Herr XXXXX,
in der Anlage finden Sie den Kaufbeleg und verschiedene Bilder zu einem Ihrer Produkte.
Anläßlich er eMobil-Veranstaltung eRUDA hat das Ladekabel nicht mehr funktioniert. Man konnte äußerlich feststellen, dass eine Kunststoffabdeckung eines Steckerpins fehlte.

Nach Öffnung ergab sich folgende Feststellung:

Wie Sie sehen können ist der Stecker verschmort, da er nicht den Vorschriften entsprechend montiert wurde. Das ist kurz vor einem Brand.

• Keine Aderendhülsen
• Leiter nicht abisoliert sondern Isolierung wurde abgerissen
• Isolierung zu kurz abgesetzt
• Klemmschraube traf auf die Isolierung!
• Widerstand war nur lose untergeklemmt und nicht mit dem PE vercrimpt
• Die Schutzkappe des Steckerpins fiel aufgrund der Hitzebelastung ab




Illegaler geht es gar nicht mehr! Das hat auf keinen Fall ein Fachmann gemacht. Und glauben Sie mir dass wir das beurteilen können.
Ich rate Ihnen, dass Sie die von Ihnen verkauften Ladekabel zur Überprüfung zurückrufen, da hier hohe Schadenersatzforderungen auf Sie zukommen können, wenn es zu Unfällen oder Bränden kommt!


Soweit auszugsweise mein Schreiben an den Lieferanten. Namen veröffentliche ich hier nicht, aber gebe gerne privat Auskunft darüber.

Offensichtlich bezeihen einige Internetshops Typ2-Stecker direkt von den Herstellern und lassen sie von ungelernten zu einem Ladekabel zusammenschrauben.

Liebe Tesla-Freunde: Entweder Ihr kauft weiter im Internet und öffnet die Stecker um die Vorschriftsmäßigkeit zu überprüfen (falls Ihr das alle könnt). Oder ihr bezieht sie aus sicherer Quelle, wenn ihr euren Tesla liebt.

Bals - ein großer Steckerhersteller - denkt mittlerweile darüber nach nur noch an zertifizierte Fachbetriebe zu liefern. Die sind auch ziemlich angepisst, da schließlich ihr Name auf den Steckern prangt. Sollte es dann wirklich zum Brand kommen, dann stehen die erstmal im Feuer.

Das ist ja heftig. Da sind meine selbst angeschlossenen (als Laie) aber richtig gut!!!

Lieber Friedhelm,

als Laie darfst du das gar nicht. Leider kann dich aber auch keiner daran hindern. Es ist nämlich für Ladekabel und andere elektrische Betriebsmittel vor dem In-Verkehr-Bringen eine VDE-Messung mit Protokoll notwendig. Auch wenn du es nur für dich selbst in Verkehr bringst, also benützt.
Nun hast du - wie jeder andere Laie - weder die notwendigen Messgeräte, noch die notwendigen Kenntnisse die Messergebnisse zu interpretieren. Letztlich fehlt dir aber die Zertifizierung nach TRBS 1203 dazu, die sogar Fachkräfte - also ausgelernte Elektroniker/Elektriker - brauchen. Und erschreckend: Die meisten „Fachbetriebe“ haben noch nie was von einer TRBS 1203 gehört. Das stelle ich immer wieder fest, wenn ich auf Verbandstagen oder Innungsveranstaltungen bin. Viele haben die erforderlichen Geräte, aber nur wenige die erforderliche Schulung zur Zulassung, denn „des hamma scho immer so gmacht“.

Folge: Falls dein Tesla oder die Ladestation oder die Garage/Tiefgarage oder das Haus durch dein Laienkabel abfackelt, dann gibt es kaum eine Versicherung, die das für dich regelt. Das ist heftig, denn da geht alles drauf was du besitzt. Aber nur wenn du Pech hast. Meisten hat man ja Glück im Leben. Aber es gab schon mal welche die hatten auch mal Pech…

Also lieber Friedhelm, lasse dein Kabel prüfen. Lasse dir die Bestellung des Prüfers gem. TRBS 1203 zeigen bevor er dein Kabel prüfen darf. Dann kannst du ruhig schlafen, denn dann kann dir keiner was und dein Tesla dankt es dir sicher auch - irgendwann…

Grüße
Wolfgang

Lieber Friedhelm,

noch was…

Es ist mir peinlich, aber du darfst mit deinem Kabel nicht an meiner Firmenladesäule laden, denn ich weiß nun, das du ein unzulässiges Kabel verwendest, nicht versichert bist. Darüber hinaus weiß ich auch nicht ob es deine Vermögensverhältnisse es erlauben, dass du den möglichen Schaden aus eigener Tasche bezahlen kannst.

Leider muß ich auch allen anderen Besitzern oder Betreibern von Lademöglichkeiten dieses empfehlen.

Solltest du mich aber wirklich mal besuchen, dann leihe ich dir gerne meines oder wir überprüfen vorher dein Kabel mit Brief und Siegel, während wir zwei einen Kaffee trinken und ratschen. Tesla-Fahrer halten doch zusammen…

„Oiso, samma wieda guat, oder?“

Grüße
Wolfgang

Lieber Wolfgang,

Die Regeln des VDE sind kein Gesetz, sondern allgemein anerkannte Regeln der Technik. Der VDE ist ein Verein. Nach herrschender Rechtsauffassung ist der Errichter und Betreiber in jedem Fall für die Einhaltung der anerkannten Regeln der Elektrotechnik selbst verantwortlich. Wer sich dabei nach den DIN-VDE-Bestimmungen richtet, liegt auf der sicheren Seite.

Berufliche Pfuscher (siehe Dein Beispiel) sind schlechter als versierte Bastler. Das rechtliche Thema ist sicher ein anderes. Ob man versichert ist oder nciht, entscheidet letztlich ein Richter.

Gruß
Ralf

Lieber Ralf,

alles richtig was du schreibst. Ich hoffe, dass du die Bastler nicht ermutigen willst, so dass der Richter dann im Zweifel entscheiden muss!?
Im Übrigen reicht es keinesfalls lediglich die VDE zu beachten, denn da gibt es noch ein paar andere Vorschriften.
Ein wenig problematisch wird die Rechtfertigung der Bastler/Pfuscher in dem Fall, dass sie weder die Ausrüstung noch die fachliche Qualifikation vorweisen können eine VDE-Prüfung zu machen.
Noch problematischer ist, dass eine Dokumentation der Prüfung mit Messprotokoll gefordert ist um rechtssicher zu sein. Das haben dann wohl die wenigsten. Da tut sich dann auch ein Anwalt dann ein bisschen schwer.

Ich hoffe du könntest dich dazu durchringen, zu schreiben, dass gewerblicher als auch privater Pfusch bei Dingen die mit Strom zu tun haben nicht empfehlenswert ist. Nur im Interesse unserer lieben Freunde hier im Forum.

In diesem Zusammenhang klingt dein jeweils letzter Satz in beiden Absätzen irgendwie komisch.

Es wiederstrebt mir die VDE als das alleinig glücklich machende zu sehen, oder es gar als „Gesetz“ zu sehen, das ist es nicht. Es gibt verschiedene technische Regeln insbesondere wenn man den Blick mal etwas breiter macht. Ich habe als Elektroingenieur im Controlling Tag für Tag mit Elektrofachkräften zu tun und Du kannst Dir vielleicht denken was ich dazu sagen will.

Wir sind uns einig dass Ladeleitungen hohen Dauerbelastungen ausgesetzt sind, wie kaum ein anderer Punkt in elektrischen Anlagen. Viele Stromversorgungsanlagen sind nur mit einem Bruchteil ihrer Nennbelastabarkeit tatsächlich belastet. Ladeleitungen und auch die direkte vorgelagerte Installation ist jedoch oft und über mehrer Stunden hoch bis maximal ausgelastet. Ein Fehler oder unsaubere Kontaktstelle führt unweigerlich zu einem Schaden.

Ralf

Lieber Ralf,

schön, aber es geht nicht darum ob Elektroingenieure glücklich mit allen Einzelheiten der VDE sind. Es geht um die Sicherheit.
By the way…
Die 2 Dutzend Ingenieure und Meister und auch alle anderen Mitarbeiter, die ich beschäftige dürfen sich nicht gegen die VDE oder andere Vorschriften auflehnen. Das passiert auf meine Anweisung zum Wohl meiner Kunden und auch zu meinem. Schließlich trage ich die Verantwortung und muss auch dafür haften.
Ohne es zu wissen glaube ich dass dein Chef ähnlich denkt.

Und bevor wir uns hier verfachzetteln…
Hier geht es darum die Leser des Forums auf Gefahren aufmerksam zu machen.

Grüße
Wolfgang

Da muss ich jetzt mal ganz ketzerisch einwerfen, dass es eine Menge Leute gibt die TRBS 1203 kennen, aber dafür die Abisolierzange nicht fehlerfrei bedienen können.
Andersherum gibt es eine Menge Leute die TRBS 1203 nicht kennen, aber ein perfektes Kabel bauen können. Diese Art Gegensätze erlebt man leider von Tag zu Tag immer wieder in einem Betrieb mit „studierten Fachleuten“ :wink:

Über die Versicherungsfrage brauchen wir hier nicht sprechen, da sind die Vorschriften natürlich notwendig und einzuhalten.

… welche das Kabel mit Sicherheit bestanden hat (hätte).

Das ist ja nett, dass sich Leute Sorgen um meine Sicherheit machen… :smiley: . Wer mich kennt, weiß, dass ich in Sachen Elektromobilität schon allerhand Erfahrung und Kilometer auf dem Buckel habe. Klar kenne ich die Vorschriften nicht, aber wenn bei einem geprüften, deutschen Stecker (Walter von <2012), von Fachfirma verarbeitet, nach einem Jahr ordnungsgemäßem Gebrauch ein Pin verschmort und das Gehäuse angeschmolzen ist, schaue ich mir die Situation an und korrigiere sie. Ein neuer Einsatz hat den Stecker retten können, er ist heute noch bei einem anderen Elektrofahrzeug in Gebrauch.
Die ganzen Vorschriften sind in den letzten Jahren erst entstanden (im Übrigen auch viel „Umsatzkreation“). Elektromobilität gabs auch schon vorher und es wurde bei meinem Elektrogolf schon mit 44 kW geladen. Ich verlasse mich nicht mehr auf ein Kabel „nach Vorschrift“. Und eine Messung ist immer nur eine Momentaufnahme (siehe VW !!! :smiley: ).

So, und nun vertragen wir uns wieder und lassen das Besserwissen und den Oberlehrer wieder einschlafen.

Im Übrigen sind die Typ2-Kabel, die ich im Tesla nutze, weder aus dem Internet noch selbstkonfektioniert, sondern von einer erfahrenen Fachfirma, die schon viele Jahre in der Elektromobilität arbeitet. ( Wahrscheinlich kennen die die o. a. Vorschriften - ist mir aber egal, Hauptsache, die Kabel sind ordentlich verkrimpt)

Lieber Wolfgang,
ich empfinde es als ziemliche Anmaßung, das Du glaubst Dir unbekannte Personen („Laien“) bezüglich ihres Wissens, ihrer Fertigkeiten und technischen Ausstattung beurteilen zu können.

Im übrigen gilt nach meinem Wissensstand das nutzen selbst hergestellter Sachen noch nicht als „in Verkehr bringen“, sondern erst ein möglicher Verkauf.

Was ich aus der Diskussion mitnehme: ich kaufe meine Kabel im Fachhandel (auch wenn ich ein normales Verlängerungskabel noch selber basteln könnte)

Nur um das geht es. Nichts weiter…

Zufällig bin ich Inhaber einer in Norddeutschland beheimatete Kabelkonfektion. Diese ist 30 Jahre am Markt, u.a. nach EN 9100 zertifiziert und beliefert Kunden aus der Medizintechnik, Bahntechnik und Luftfahrt.

Bei Interesse biete ich die Möglichkeit die Kabel gegen einen kleinen Obulus überprüfen zu lassen, inkl. Messprotokoll.

Bei Interesse PN.

Dirk

Und noch etwas:

Internet ist NICHT IMMER schlecht.

Der Shop meines Vertrauens ist auch nur online erreichbar und liefert beste Qualität.

Dirk

Jo. Fachhandel heißt ja nicht, dass es ein Laden zum reingehen sein muss.

Und ein Laden zum reingehen impliziert nicht, dass es dort ausschließlich Qualität gibt.
Daher eben wie in den prä-Internetzeiten: Vergleichen, Tests lesen, sich mit anderen Kunden unterhalten (also heute: Foren,etc…)

Ich behaupte sogar dass es dem durschnittlichen Dorfelektriker in keinster Weise bewusst ist, dass bei ner CEE32 Dose für ein EV andere Dauerlasten anliegen als bei ner Kreissäge.
Was dort teilweise für Leitungsquerschnitte für Verlängerunskabel angeboten werden ist haarsträubend… aber haben wir ja schon immer so gemacht… und nur nicht im Internet bestellen, dort gibt es keine guten Kabel :wink:

So verstehe ich das auch. Fachleute und Schluris gibt es sowohl im Internet als auch im Laden.

Es sind nicht nur die Dorfelektriker:

Bsp. Federzugklemme verarbeiten: goingelectric.de/forum/oeffe … t5649.html

Diesen groben Unfug an einer Keba P20 hat eine E-Installationsfachfirma mit über 100 MA abgeliefert… :unamused:

Befähigungsnachweise und gewissenhaftes Arbeiten müssen nicht zwangsläufig gemeinsam auftreten … :imp:

MfG Rudolf