Hallo neon,
nein Millionär bin ich nicht, selbst ein Model S liegt finanziell in ungreifbarer Ferne. Ich sehe das nur realistisch. Zu Hause zahle ich meine 26 ct / kWh und in den relativ seltenen Fällen bei denen ich auf öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen bin, kann ich mit 6-7 Euro je 100 km einigermaßen leben. OK, beim Model S werden es wohl eher 10 Euro je 100 km sein, aber selbst das entspricht noch einem durchschnittlichen Benziner mit 7 liter Verbrauch. Wenn wir den Ausbau öffentlicher und funktionierender *1) Ladeinfrastruktur fordern, dafür aber kein oder zumindest weniger Geld ausgeben wollen als für den Betreiber aus wirtschaftlicher Sicht notwendig, dann wird das eben nichts und es bleibt nur der Aufbau einer privaten Ladeinfrastruktur, die man aber wohl kaum in dem Maßstab betreiben können wird, dass wir damit eine flächendeckende Elektrifizierung des Individualverkehrs erreichen.
Die DREWAG hat zum Thema „Wirtschaftliche Sicht auf den Betrieb von
öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur“ eine interessante Präsentation veröffentlicht. Sollte man mal gelesen haben.
Dass es für den Nutzer billiger gehen kann zeigt Aldi Süd. Das ist aber lediglich Werbung für den Laden und für Stadtwerke ein eher unbrauchbares Geschäftsmodell. Viel Invest und null bis wenig Ertrag sind ganz schlechte Argumente, um die Geschäftsführung zu überzeugen. Dazu kommt dann noch berechtigter Protest der Kunden, warum sie den sicher nicht armen Elektroautofahrern auch noch den Fahrstrom subventionieren sollen. Siehe dazu den Zeitungsartikel im Anhang. Stadtwerke sind eben nicht die Wohlfahrt.
Alternativ dazu könnten wir in den Genuss eines großzügigen Netzes an kostenlosen Bürgermeistersäulen kommen. Da gibt’s dann zwei Schukodosen, die während der Öffnungszeiten der Gemeindeverwaltung genutzt werden dürfen. Paradiesische Zustände!
Wahrscheinlich sieht man die Welt ein wenig anders, wenn man von SuperChargern verwöhnt ist. Das kann ich durchaus nachvollziehen. Aber auch hier immer daran denken, dass ihr die anfallenden Strom- und Infrastrukturkosten beim Kauf des Autos pauschal bezahlt habt.
Natürlich ist die Kritik gerechtfertigt, aber wie sieht denn deiner Meinung nach die Alternative aus Sicht der Stadtwerke Halle aus? Ein berechtigter Kritikpunkt wäre, dass der Invest je Ladesäule >10.000 Euro + Standbyverbrauch + Backend- und Wartungskosten liegt. Bei AC bekommt man diese Kosten vermutlich nie wieder rein. Ich gehe davon aus, dass die Stadtwerke sich ohne diese hohen Fördergelder für ein anderes Ladesäulenmodell entschieden hätten. Wie der Ladesäulenhersteller allerdings mit dem Geschäftsmodell „Vertrieb durch Fördergelder“ auf Dauer erfolgreich sein will, ist mir ein Rätsel.
Für die Leute vor Ort ist der Preis mit 35 ct / kWh ok (Kunden von EVH + HAVAG), falls sie keine eigene Lademöglichkeit zu Hause haben.
Gruß
Micha
*1) Die Stadtwerke Halle haben zwei Jahre lang kostenlose Ladeinfrastruktur betrieben. Von den fünf Ladesäulen an drei Standorten war die in Kröllwitz (2x Schuko und 2x CEE 16) quasi dauerdefekt, beim Verwaltungssitz der Stadtwerke (2x Schuko) durfte der Haustechniker regelmäßig den FI wieder einschalten und die leistungsfähigen Ladesäulen am Campus (3x Typ2 22 kW) waren falsch programmiert und haben bei entsprechendem Anschluss eines 63 A Ladekabels in Verbindung mit dem ZOE tatsächlich 43 kW frei gegeben, um sich keine 5 Minuten später tot zu stellen. Prima. Das kommt dabei raus, wenn ein Betreiber keine sinnvollen Einnahmen generiert und sich so nicht in der Pflicht sieht, seine Ladesäulen in gutem Zustand zu halten. Sie wurden nun alle zurück gebaut und gegen den neuen Einheitstyp von Hartmann ersetzt.