Potentiell deshalb, weil der Zeittarif am Gleichstromlader ungleich höher liegt als der an einer normalen AC-Säule.
Über die Endkundentarife für DC-Laden kann gegenwärtig nur spekuliert werden, da es noch keine DC-Ladestationen gibt. Der Tarif von TheNewMotion für die eine existierende AC-Säule (Am Köllnischen Park 3, 10179 Berlin) ist laut Website:
Start (einmalig) € 0.77
Menge (/kWh) € 0.00
Zeit (/Minute) € 0.05
Die Säule kann maximal 11 kW. Wenn man diese Leistung tatsächlich nutzen kann, entspricht das 27 ct/kWh zzgl. Startgebühr. Darüber kann man sich erstmal nicht beschweren.
Das Problem, dass Fahrzeuge, die nur einphasig laden können, an einer 11 kW-Säule einen horrenden Aufpreis zahlen, wird auch angegangen. Im Moment sieht es so aus, als könnte an derselben Säule für einphasiges Laden ein anderer Tarif gelten als für dreiphasiges Laden. Außerdem sind auch einige dediziert einphasige Ladepunkte mit 3,7 kW geplant („Laternenladen“).
Ein ähnliches Problem hätte man auch an 22 kW-Säulen, wenn das Fahrzeug nur 11 kW laden kann. Diesem Problem geht man dadurch aus dem Weg, dass man ausschließlich 11 kW anbietet. (Ausnahme: „Schnellladesäulen“, siehe unten)
Grundsätzlich ist TNM aber nur ein MSP (Mobility Service Provider = Vertragspartner für Endkunden). TNM ist sozusagen der Pilot-MSP, aber die Idee ist, dass viele verschiedene MSP Zugang zum System erhalten, darunter z.B. ÖPNV-Betreiber mit ihren Kundenkarten, Carsharing-Betreiber mit ihren Kundenkarten, Auto-Hersteller, große Arbeitgeber, usw… Jeder MSP kann seinen eigenen Business Case stricken, kann den Strom also billiger oder teurer oder pauschal oder gar nicht abrechnen. Es gibt im wesentlichen nur zwei Rahmenbedingungen: Erstens wird zeitbasiert abgerechnet, und zweitens ist der Preis, den Allego (CPO = Charge Point Operater = Betreiber der Ladestationen) von den MSP nehmen kann, vom Senat gedeckelt. Wenn wir uns das eine Beispiel ansehen, was wir haben (s.o.), dann kann ich verraten, dass der Preis, den TNM nimmt, deutlich unterhalb des vom Senat vorgegebenen Preisdeckels liegt. Offenbar ist Allego zurzeit noch weit davon entfernt, den Deckel auszuschöpfen (oder TNM subventioniert die Berliner Ladesäulen, was ich aber nicht annehme).
Der zeitgebundene Tarif scheint unausweichlich zu sein: Man zahlt für die Nutzung der Infrastruktur. Dafür, dass man guten Gebrauch davon macht, ist man selbst verantwortlich. Eine Säule zu blockieren, ohne zu laden, ist kein guter Gebrauch der Infrastruktur und wird bestraft. Das ist für den einzelnen etwas unbequem, für die Gemeinschaft aber wohl tatsächlich das beste. Man muss ja nur mal in diesem Forum oder in GoingElectric gucken, wie viele Beschwerden über Carsharing-Fahrzeuge es das gibt, die (angeblich) tagelang eine Säule blockieren. Das wird mit dem neuen Modell praktisch ausgeschlossen. Die Carsharer sind nun gezwungen, dieses Problem zu lösen.
Noch eine Info zum DC-Laden, die viele freuen wird: In Berlin werden als „Schnellladesäulen“ ausschließlich 50 kW-Triplelader aufgestellt, d.h., 50 kW CHAdeMO, 50 kW CCS und 43 kW AC Typ 2 an einer Säule!