Überlegungen zum Einsatz einer Wallbox

Im Folgenden ein paar Gedanken/Berechnungen zum Einsatz einer Wallbox:

Als ich vor 4 Jahren auf ein reines e-Auto umgestiegen bin (e-Golf; Laden einphasig mit max. 3,6kW; kein Zweitwagen), habe ich mir gleich (leider ohne ausreichend überlegt zu haben) auch eine Wallbox für „teuer Geld“ angeschafft. Nach damaliger Marktanalyse kam für mich nur eine Amtron von Mennekes (XTRA 11 C2; 11kW, 3phasig mit Wlan/LAN) in Frage.

Jetzt, nach 4 Jahren Erfahrung mit e-Autos, war das für meinen Einsatzzweck/Randbedingung die falsche Entscheidung.
Ich habe für meine (wichtig!) Nutzung mal eine kleine Auswertung nach einem Jahr Tesla MS100D erstellt.

Verteilung der Ladearten (% der geladenen kWh)

  • AC (zu Hause; einphasig): 65%
  • AC (öffentlich; 3 phasig): 15%
  • Chademo 5%
  • SeC 15%

Jahresbetrachtung:
Laufleistung: 25.000 km/Jahr
Verbrauch: 200 Wh/km

Laden zu Hause (Lade bis auf extrem wenige Ausnahmen an einer blauen CEE16 über einen Mennekes ICCB):

  • Einphasig ca. 230V (meistens nur 225; Log der USV)
  • Ladestrom 14A … 15A
  • Ladeverluste ca. 10%
    => Der Akku wird netto mit ca. 3kWh/h geladen

Resümee für AC-Laden zu Hause:
65% von 25.000km bei 200Wh/km: 3250kWh
wegen Ladeverluste Steckdose brutto: 3600kWh
=> Ladezeit/Jahr (an der Steckdose): 1100h

Ergibt pro Tag eine mittlere Ladezeit von ca. 3 Stunden (an einem einphasigen CEE16 Anschluss!).

Nach dem Durchrechnen war ich doch etwas überrascht, wie gering die durchschnittliche tägliche Ladezeit ist.

Daher meine Empfehlung vor Anschaffung einer Wallbox:
Das Nutzungsverhalten definieren (an für sich selbstverständlich; ganz wichtig) und dann gut überlegen, ob eine teure Wallbox erforderlich ist.
(PS: Ich weiß, dass neben dem Nutzungsverhalten noch andere Parameter wie z. B. Anschluss an PV, … in die Entscheidung mit einfließen müssen.)

Die Erkenntnis, dass man bei durchschnittlicher Nutzung auch mit einer Schukosteckdose durchkommt, ist bei E-Mobilisten normalerweise bekannt. Es kommt eher aus dem Eck der Zweifler immer der Einwand, dass jeder unbedingt einen Supercharger zuhause braucht und das Stromnetz daher unweigerlich kollabieren muss.

Wie du schön gezeigt hast, stimmt das gar nicht bzw. könnte man selbst mit 25.000km im Jahr sogar noch viel langsamer laden und hätte immer einen gut gefüllten Akku.

Bei uns ergibt sich nach fast 5J Wallbox-Erfahrung und Nutzung folgendes:
Oft ist es so wie bei papmobil beschrieben. Aber:

  1. solar gesteuertes Laden war bei der PV-Nachrüstung 2016 nicht ohne eine Wallbox mit entsprechender Schnittstelle zu bekommen.
  2. es kommt zwar nur drei mal im Jahr vor: der plötzliche Entschluss zu einer längeren Fahrt. Das Auto wird bei uns im Normalbetrieb wischen 50 und 80% gehalten. Wenn man dann plötzlich weg muß - z.B. Bonn-UniTrier (wo es keine Lademöglichkeit gibt!) und zurück (350km), dann ist es nett, wenn man noch schnell mit 16,5kW drauf gehen kann, ohne vorher einen roten 22kW ICCB Stecker stecken zu müssen.
  3. ich hoffe, es kommt das strompreisgesteuerte Laden (= laden, wenn viel Wind weht und/oder viel Sonne und weniger Nachfrage ist - siehe hier bei awattar. Wenn man sich hier die gestern um 14 Uhr veröffentlichten EPEX Strompreise (Österreich) anschaut,
    dann sieht man, daß heute Nacht gegen 4 Uhr und gegen 7 Uhr (eventuell noch 8 Uhr) die Konstellation Wind/Nachfrage zu den günstigsten Strompreisen geführt hat. Dann ist es ökonomisch UND ökologisch, wenn zu diesen beiden relativ kurzen Billig-Zeiten entsprechend viel Strom aufgenommen werden kann. Dann braucht es bei uns ZWÈI Boxen für beide e-Autos (mit jeweils 16kW), die dann volle Pulle gleichzeitig Strom nehmen, und möglichst der Hausakku auch noch - der wird nämlich zur Zeit durch PV tags nicht voll. Selbstverständlich würden zu diesen Zeiten auch Wasch- und Spülmaschine laufen. Es gibt viel zu tun.

Würden denn die niedrigeren Ladeverluste bei 11kW die Anschaffung nicht amortisieren?

:question:
Hallo Papmobil, verstehe jetzt gerade nicht weshalb du deine Wallbox nicht nutzt. Weshalb lädts du über das Menneskes ICCB mit 3kW, wenn du auch eine 11kW Wallbox hast?

papmobil hat schön dargelegt, daß ein Anschluß mit Schuko-Stärke eigentlich reicht.
Es kommen jetzt vermehrt Leute zu mir, die über eine BEV-Anschaffung nachdenken, und fragen, was sie am Stellplatz für einen Anschluß brauchen.
Antwort ganz klar: 11kW wär schön, aber 3,7kW reicht notfalls auch völlig aus. Gerade in Mehrfamilienhäusern nimmt man dann vielleicht den anderen Parteien sogar die Angst vor einem Kollabieren des Hauptanschlusses, wenn da eh nur ein popeliger Schuko-ähnlicher Anschluß am Auto liegt.

Wenn man aber sowieso 11kW vor Ort liegen hat, dann halte ich eine Wallbox trotzdem für vorteilhafter aus den üblichen Gründen:

  • sauberere Installation, praktischer als ein mobiles angestöpseltes Ladekabel
  • im Notfall kann man auch mal etwas schneller laden
  • wenn man eine PV zwischen ca. 4kWp und 13kWp auf dem Dach hat, kann man den Überschußstrom immer komplett ins Auto laden

Ich schaffe es bei meiner Zoe den Akku, den ich im Extremfall schon auf 20km Rest runter hatte, über Nacht wieder mehr als ausreichend zu füllen. Und das auch nur mit ner CEE blau.
Gesamtkosten für meine Installation aus Steckdose und Lader waren keine 500€.
Das muss man mit ner Wallbox erstmal schaffen.
Und ich habe auch den Komfort, dass ich nur einstöpseln muss…

Ich habe zu Hause und in Firma Wallboxen im Einsatz. Jede ist bis 22kW tauglich.

So habe ich grösstmöglichen Spielraum, Sicherheit und Ergonomie. Dazu auch easy mit PV steuerbar. Kosten sind auch nicht hoch.

Mit Verlaub, Vorsicht bei Schuko mit 3,7kW. Es könnten noch andere Verbraucher auf der Leitung hängen - dann macht man sich mit fliegender Sicherung unbeliebt! Und viele Schuko-Dosen mögen keine 3,7kW Dauerbelastung!

Besser: „kleinste 6A Ladeeinstellung bzw 1,5kW reicht notfalls auch aus“. Bei ca 16% Ladeverlust sind das netto 1,3kW. Das sind über Nacht (12 Stunden) 15kWh. Das reicht bei uns für 100km (i3, vielleicht auch M3). Bei 220 Arbeitstagen wären das 22.000km im Jahr. Mit Schuko 6A. Wenn schon minimalistisch, dann so.

Das war so nicht gemeint, ich schrieb „schuko-ähnlicher Anschluß“, also von der Leistung her.
Natürlich muß es ein eigener 16A Stromkreis sein mit eigener Sicherung, an dem sonst nichts hängt. Und die Verbindung zum Auto geht dann mindestens über eine blaue CEE, besser eine Wallbox direkt verkabeln ohne Stecker dazwischen.
Ich wollte nur sagen, daß 3,7kW ausreichen und dies für einen Hausanschluß nicht viel ist.

wir ham eine 380V ROT Dose setzen lassen und laden zu 90% nur zuhause via UMC 11KW rein. Völlig ausreichend und wenns mal in Urlaub geht nehm ich den UMC einfach mit und kann so in jedem Hotel laden.
Normal so 2-3x die Woche übernacht anstecken und fertig. hab mir anfangs auch viel zu viel Sorgen gemacht.
20tkm/Jahr P85+ mit 240wh/km = easy going ohne Box, Adapter oder sonstwas.

Relativ einfache Antwort: Faulheit :unamused:
Ich hatte die Wallbox auf die rechte Seite der Garage montiert incl. Verlegung von vielen Metern 5*6qmm (Ladeanschluss e-Golf rechts).
Mit dem Mennekes ICCB steige ich aus dem Tesla aus, dreh mich 90° links, schnapp mir den Typ2 Stecker, der von der Decke runterhängt, nochmal 90° links und steck ihn in den Tesla. :mrgreen:
Und die Wallbox auf die andere Seite der Garage zu verlegen ist leider viel Aufwand.

Nachtrag nur zur Info:
Ich hatte 56qmm verlegt und nicht die auch ausreichenden 54qmm, weil sich der Mehrpreis für das dickere Kabel durch die geringeren Kabelverluste nach ca. 1,5 Jahren amortisiert hat.