DSN vs. kommerzielle Ladesäulen: Grundsatzdiskussion

Der Beitrag von Talkredius stammt aus diesem Thread. Ich mache hier einen neuen Thread auf, weil ich denke, dass das ein sehr interessantes Thema ist, was mit Lübeck im Speziellen nichts zu tun hat.

Ehrlich gesagt hat sich meine Meinung dazu grundlegend geändert. Das DSN ist wunderbare Roadster-Pionier-Romantik. Eine kleine eingeschworene Community hilft sich selbst bei einem Problem, was sonst keinen interessiert. So ist es nicht mehr. Tesla möchte die Branche umkrempeln und den Individualverkehr elektrifizieren. Diese Mission teile ich. Das DSN scheint mir da sogar kontraproduktiv zu sein, denn es basiert darauf, dass die Community überschaubar und persönlich bleibt. Es lindert den Schmerz, verlängert aber das Leiden. Wir brauchen eine Infrastruktur, für die sich jemand verantwortlich fühlt, die gewartet wird, die sich möglichst rechnet, und deren Benutzung sauber abgerechnet wird. Diese Infrastruktur werden wir nur kriegen, wenn die Nachfrage da ist. Dein Engagement für das DSN zielt darauf ab, die Nachfrage nach Typ 2-Säulen zu dämpfen, und an diesem Punkt fällt mir auf, dass ich Deine Meinung in dieser Sache nicht teilen kann. Je größer der Schmerz, desto größer der Druck von der Straße und desto eher die Chance, dass wir bald zu tragfähigen Lösungen kommen, die auch dann noch funktionieren, wenn auch Dein Nachbar elektrisch fährt. Das ist meine Logik.

Das Problem ist einfach:

An einer DSK kann ich eine Wallbox mit Typ2 anschließen, an einer Typ2 aber keine DSK.

Natürlich freue ich mich auch über jede Typ2, wenn ich Sie barrierefrei nutzen kann, das heißt nicht ich wolle nicht für den Strom zahlen, das machen wir heute bereits an der DSK auf Vertrauensbasis so.

Aber eine Typ2 zu haben und trotz einer RFID Kartensammlung keinen Strom zu bekommen oder die Säule ist offline, das nervt.

lg

Eberhard

Vorsicht! Alles was Sie hier sagen, kann und wird gegen Sie verwendet werden! :mrgreen:

Vollkommen klar. Die Frage ist: Ändert sich diese Situation, wenn gerade Vielnutzer wie Du oder engagierte Gelegenheitsnutzer wie ich auf DSN ausweichen? Oder besteht vielleicht eher eine Chance auf Besserung, wenn wir regelmäßig allen möglichen Leuten deswegen auf den Zehen stehen?

Andersrum: Warum sollten die Anbieter ihre Infrastruktur in Ordnung halten, wenn es offenbar keine Probleme gibt (und keine Umsätze generiert werden)?

Ich habe lange nachgedacht ob ich in der Garage eine CEE32 Steckdose installieren lasse und dann eine CrOhmBox kaufe. Letztendlich habe ich mich aus den gleichen Gründen wie Volker dagegen entschieden und einen Typ2 Wallbox installiert. Wenn die EU mal was positives standardisiert hat dann Typ2. Ich bin heilfroh das mein EU Model S einen Typ2 Anschluss hat und nichts proprietäres. Jedem eine teure mobile Typ2 Box aufzunötigen (mich nervt schon der UMC, dazu Risiken bei unbeobachtetem Laden, Regen, etc.) halte auch ich für Kontraproduktiv. Zudem habe ich mehr Vertrauen in einen Typ2 Anschluss den ein Elektriker gemacht haben wird, mit entsprechenden RCDs und LS. Ja, was hinter den CEE Steckdosen steckt ist oft technisch mindestens so gut, aber nicht immer. Das jemand eine Typ2 Box installiert ohne die Vorschriften einzuhalten ist aus meiner Sicht weniger wahrscheinlich. Lösungen jenseits des Standards sollten verschwinden wenn unsere Utopie ist mehr für jeden zugängliche Standard-e-Ladepunkte zu bekommen als Tankstellen. Alles andere führt zu einer Zersplitterung und nur wirklich leidensfähige early adopter wollen einen Kofferraum voll Ladekabel, Adaptern, etc. und dann doch unsicher sein ob das Auto lädt oder die Hütte dahinter abbrennt. Und kein Hersteller kommt mehr um zumindest einen Typ2 Adapter herum.

Oder?

Wenn sich die meisten Anbieter auf eine Ladekarte einigen könnten, wäre schon vielen geholfen, vermute ich einfach mal.

Von meinem Stromanbieter (EWE) habe ich auch schon eine Stromtankkarte bekommen. (Zwar auf gezielte Anfrage von mir)

Aber in einem Video habe ich jemanden gesehen, der hatte gefühlt ein Dutzend Karten.

+1

Das ist auf jeden Fall ein richtig großes Problem – für den Nutzer, nicht für den Betreiber. Für mich stellt sich die Frage: Weichen wir dem Problem aus (DSN) oder stellen wir uns dem Problem und erzeugen eine „Welle“, die dann zu Besserung führt? Dass Projekte wie Ladenetz den Strom bis heute kostenlos abgeben, weil die Nachfrage so gering ist, dass eine Abrechnung nicht lohnt, sagt doch schon alles. Ich nutze meine Ladenetz-Karte schamlos aus und lade was das Zeug hält in meinen fetten Akku rein… Nur wenn es ein Problem gibt, wird an der Lösung gearbeitet! Ich freue mich schon auf den Tag, an dem ich für den per Ladenetz geladenen Strom endlich auch bezahlen darf!

Ich werde wohl auch früher oder später eine oder sogar mehrere wallboxen in meine garage installieren müssen. aber nur aus der not heraus, ein lademanagement betreiben zu müssen damit ich den pv strom gezielt laden kann und auf keinen fall meinen hausanschluß auf einer phase überlaste.

lg

eberhard

Genau meine Meinung. Langfristig muss es ein funktionierendes, barrierefreies Netz von Typ 2 Ladestationen geben. Das DSN ist heute eine praktikable, pragmatische Lösung, kann bzw. soll das aber auf Dauer nicht bieten müssen.

DSKs sind eine wunderbare Sache, vor allem in Gegenden mit wenige Ladeinfrastruktur. Ich denke nicht dass eine DSK contra produktiv ist, ganz im Gegenteil. Es zeigt auf, dass Ladestationen auch abseits vom Mainstream = „Vor dem Rathaus“ benötigt werden.

Ich habe allerdings auch das Glück, dass meine neue DSK (viewtopic.php?f=7&t=2405) Schuko 16A, CEE und Typ 2 32A haben wird.

Thomas

Da stimme ich zu! :slight_smile:
(Ausgangspunkt der Diskussion war die stolze Hanse- und Marzipanstadt Lübeck. Da gibt es nicht mal eine Säule vor dem Rathaus.)

Also ich habe mich ebenfalls für die Lösung DSK + (mobile) „Wallbox“ entschieden. Es schadet derzeit doch ganz sicher nicht, zusätzliche Lademöglichkeiten zu erhalten.

Wenn man in einer Stadt ist, die gute und verfügbare kommerzielle Ladestationen bietet, werden doch die meisten dorthin gehen um zu laden, außer man kennt den/die DSK-Besitzer(in) und besucht ihn/sie. Die DSK sind doch häufig in Wohngebieten anzutreffen, ohne dass da viel drum herum ist. Die Ladesäulen hingegen werden ja eher in Parkhäusern oder sonstigen mehr oder minder zentralen Parkplätzen aufgestellt. Aber wenn dann eben Ladesäulen ausfallen oder nicht vorhanden sind, kann man doch nur froh sein, wenn man eine Liste von Leuten hat, bei denen man privat laden darf.

Hier kann doch wirklich niemand ernsthaft GEGEN das Drehstromnetz sein!?

Eine wohldosierte Portion Provokation ist doch gut für eine fruchtbare Diskussion! :wink: Es ist ein Unterschied, ob Du den Weg des geringsten Widerstands für Dich selber suchst (was legitim ist) oder ob wir diskutieren, wie wir die Gesellschaft voranbringen. Natürlich bin ich im Einzelfall mit mobiler Wallbox besser bedient als ohne. Wenn das aber dazu führt, dass der Druck auf die Infrastrukturbetreiber nachlässt, dann kann ich durchaus gegen den Ausbau des DSN zumindest in Ballungsgebieten sein – dort wo die Nachfrage nach Typ 2-Ladesäulen auch heute schon relativ groß ist und noch größer wäre, wenn Vielnutzer wie Tesla-Fahrer ihrem Ärger über fehlende bzw. nicht funktionsfähige Infrastruktur zielgerichtet Luft machen würden, anstatt stillschweigend auf die nächstgelegene DSK auszuweichen.

Was nutzen mir die Typ2 Säulen wenn sie nicht funktionieren?
Habe mal zum Spass 2 Stück ausprobiert. Fazit an beiden Säulen konnte ich nicht laden.
Die erste war eine RWE Säule welche als Supercharger vom Model S erkannt wurde,
15 Minuten in der RWE Warteschleife bis endlich mal einer ans Telefon gegangen ist um dann festzustellen, dass ich nicht laden konnte.
Die zweite war bei MC-Donalds. Fehlermeldung: Check Charger Power
Ganze 15 Minuten mit dem Mitarbeiter im Regen versucht die Säule zum laufen zu bringen.
Mein Fazit Typ2 scheint nicht so wirklich zu funktionieren.
Für meinen Teil, werde ich Typ2 meiden wenn eine DSK in der Nähe ist.
Was nutzt mir die Option mit 22KW zu laden wenn die Säule nicht funktioniert?
Warum soll ich den Tester für die Ladesäulenbetreiber spielen?
Für lau bekommen Sie diese Dienstleistung von mir nicht (ich krieg den Strom ja auch nicht geschenkt wenn es denn mal funktionieren sollte).
Da nehm ich lieber eine DSK die funktioniert (mangels mobiler Wal-Box kann ich zwar nur mit 11KW laden aber immer noch besser als nichts), deswegen werde ich eine sponsern.
Der zweite Grund warum ich gegen Typ2 Säulen bin, sind die verfluchten Ladekarten.
Ich hab keine Lust ständig mehere Ladekarten immer dabeizuhaben, damit ich an einer Typ2 laden kann wenn sie denn mal funktionieren.
Klar könnte Ich die Karten im Model S liegen lassen, aber was nutzt mir die Karte im Model S wenn ich mit dem Roadster unterwegs bin?
Warum kann man nicht einfach mit der EC-Karte die Säule freischalten??
An einer Dino Tankstelle, Zigarettenautomat, etc. funktioniert es ja auch ohne Kundenkarte.

Das ist halt mal wieder ein Henne/Ei Thema. Wenn es keinen Druck / Nachfrage nach Standard-Infrastruktur gibt dann wird diese nicht entstehen. Bei mir um die Ecke in einer Kleinstadt (und in Vielen im MTK) ist eine kostenlose „Mainova Naturstrom“ Typ2 Säule auf einem REWE Parkplatz mit Halteverbot außer beim Laden und allem was das Herz begehrt. Wie lange wird die noch dort sein wenn sie (wie aktuell immer der Fall) nie genutzt wird? Selbst wenn es langsam Fahrzeuge gibt? Dann sagen sich die Anbieter: Das wird nie ein Geschäft, die Investition rechnet sich nie, bauen wir wieder ab um Wartung zu sparen und bauen keine Neuen. Solange es noch kein einheitliches Bezahl-verfahren und ein dichtes Netz gibt helfen sich aktuelle eMobil Besitzer lieber selbst.

Diesen Kreis muss man mal durchbrechen denke ich.

Ich finde die von Dir, Volker, angestossene Diskussion sehr interessant und Deine Argumente durchaus gerechtfertigt.
Ich habe noch gar nicht so weit gedacht und einfach eine DSK bei mir in der Firma installiert. Ich denke auch immer noch darüber nach, ob ich mir eine mobile Ladebox anschaffen soll …
Aber Du hast durchaus Recht: wenn man einfach auf die nächstgelegene DSK ausweichen kann, dann gibt es keinen Druck auf die öffentlichen Ladestellen-Betreiber. Ist nur die Frage, ob man sich selbst diesen Stress antun will oder einfach die Zeit für sich spielen lässt. Irgendwann wird es deutlich mehr und damit genug E-Auto-Fahrer geben, die sich bei den Betreibern beschweren und bis dahin kann man sich das E-Auto-Leben mit dem DSN erleichtern.

Ich habe das für mich auch noch nicht abschliessend geklärt und denke noch darüber nach …

Aber erst mal muss mein Model S da sein :wink:

Also ich versuche immer jede Ladestation, die mir in den Weg kommt zu testen. Und wenn sie nicht funktioniert gibt es einen Anruf oder Email. Anders wird das sonst nie was.
Es gibt einige die nicht gehen. Aber z.B. weiss ich inzwischen, dass Ladenetze Ladestationen eher funktionieren als EON Ladestationen… (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Ehrlich gesagt nervt mich auch das Rumgetue mit dem UMC. Da zieh ich lieber mein 3m Typ2 Kabel raus. Das ist handlich und bequem und keine grosse Fummelei (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel).

Mein Fazit: die Ladestationen, die funktionieren sind super und funktionieren auch zuverlässig. Dann gibt es jede Menge Schrott, der irgendwann mal installiert wurde und nicht benutzt wird (vielleicht weil er auch nicht funktioniert …). Der geht manchmal aber die meiste Zeit dann nicht.

Ich schrieb schon oben: Alles was Sie hier sagen, kann und wird gegen Sie verwendet werden! :mrgreen:

Als Antwort auf diese Frage sagte mir ein Ladesäulenbetreiber (ich weiß nicht mehr, ob es ENSO, RWE oder Vattenfall war): Die EC-Funktionalität sei teuer und lohne sich erst ab gewissen Umsätzen. Jeder Fahrkarten- oder Zigarettenautomat macht Größenordnungen mehr Umsatz als eine Typ 2-Ladesäule. Wie willst Du diesen Betreiber davon überzeugen, eine EC-basierte Lösung zu installieren, wenn Du seine Ladesäulen überhaupt nicht nutzt? Wie soll er das Potential erkennen, wenn Du Typ 2-Säulen für Dich abschreibst und damit als (potentieller) Kunde unsichtbar bist?

Das scheint mir voreilig. Ich lade seit ich elektrisch fahre (was zugegebenermaßen viel kürzer ist, als bei Dir) ausschließlich an Typ 2-Säulen – von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen. Bis jetzt habe ich noch überall Strom gekriegt.

Das von Dir geschilderte Problem an der RWE-Säule ist bekannt und Tesla ist daran genauso schuld, wie RWE: Beide verwenden nicht-standardisierte Kommunikation für ihre eigenen Zwecke (RWE zur Freischaltung per Kabel, Tesla zur Steuerung der Supercharger). Das Problem lässt sich umgehen, indem man die Säule erst freischaltet und dann den Stecker einsteckt. RWE hat extra für uns Tesla-Fahrer in ihrer App diese Möglichkeit geschaffen (vorher ging das auch schon, aber nur telefonisch), nachdem sich genug Nutzer die Mühe gemacht haben, das Problem zu melden.

Bei McDonalds funktioniert die Argumentation ähnlich. McDonalds ist nicht primär für Gutmenschentum bekannt. Wenn die sich Typ 2-Säulen an ihre Imbissbuden stellen, dann doch nur, weil ein McKinsey-Berater ausgerechnet hat, dass das perspektivisch mehr einbringt als es kostet. Der einzelne Mitarbeiter wird bei einem einzelnen Kunden natürlich irgendwann aufgeben, aber wenn „die da oben“ mitkriegen, dass ihre tolle Marketingstrategie Kinderkrankheiten hat, dann wird sich da was ändern. Wenn nicht dann nicht. Gerade McDonalds hat ja schon länger damit experimentiert, erst CEE-Dosen gehabt und dann auf Typ 2 umgestellt. Zwischendurch gab es Probleme mit der Zoe, die aber auch gelöst wurden. Irgendjemand hat da ein Interesse an dem Thema und verfolgt das auch. Das schlimmste was passieren kann, ist, dass niemand auch nur versucht, diese Lademöglichkeiten zu nutzen. Dann stimmt die Rechnung von McKinsey nämlich nicht mehr, und dann sind die Säulen so schnell wieder weg, wie sie gekommen sind – und ganz sicher weint ihnen bei McDonalds niemand eine Träne nach.

Es gibt auch noch einen weiteren Diskussionspunkt. Meine DSK ist nicht sonderlich frequentiert, gibt ja genügend Lademöglichkeiten um mich rum. Aber die wenige „Besucher“ waren alle hoch interessante Gesprächspartner. Vor kurzem kam einer um 23:30 Uhr und wir haben bis 2:30 Uhr gequatscht und Kaffe getrunken.
Nur so nebenbei meine aktuelle schwäbische Lösung: Ich habe mir in meiner Garage einen 32A CEE Anschluss für den Roadster legen lassen (Anschlusskabel 64A ausgelegt), welchen ich einfach nach den Sicherungen aussen in eine DSK Kiste verlängert habe (Kosten fürs reine Blech 100 Euro). Das Kabel kommt in der Kiste mit einer CEE Dose aus der Wand. Für 16 Ampere habe ich dann einen Kombibuchse 16A CEE und Schuko blau mit einem 32A Stecker versehen. Baumarkt 30 Euro.
Also für 130 Euro eine Low Cost Lösung die jedem der an CEE laden kann hilft. Nachteile:

  1. Absicherung innen liegend. Das ändert sich aber gerade…
  2. Ist eben immer 32A abgesichert. Da habe ich aber in der Kiste darauf hingewiesen. Heisse Sache mag der ein oder andere denken, aber auch das ändert sich gerade.

Das eine schließt ja das andere nicht aus. Ich kann doch öffentliche Typ2-Ladestationen nutzen, etwaige Fehlfunktionen melden und danach trotzdem auf eine DSK ausweichen. Ich sehe das Drehstromnetz als Backup-Lösung.