Verständnisfrage Elektrik zu Hause

Hi!

Ich habe mir die Essentials hier im Forum schon durchgelesen und bin auch um einiges schlauer geworden.

Habe noch eine Frage.
Ich wohne in einem 6 Parteien Haus und laut meines Elektrikers hat der Hausanschluss eine Sicherung von 63A. Das heißt, wenn ich mir jetzt zu Hause eine Leitung lege, um dann eine 400V/16A Dose zum Laden zu haben, ziehe ich ja beim Ladevorgang 11kW oder halt 16A. Damit sind für die übrigen Bewohner nur noch 47A übrig. Habe irgendwo gelesen, dass ein Herd in voller Benutzung knapp 10kW zieht.

Also: 10.000/230V/3 = 14,5A. Ist die Rechnung denn so richtig?

Also auf deutsch gesagt, falls ich alles richtig durchdacht habe, kann es eng werden, wenn ich tagsüber mal lade oder?

Viele Grüße
maarjan

Ja alles korrekt gerechnet.
63A finde ich auch sehr knapp für 6 Parteien. In meinem 1-Familien-Haus habe ich 80A.

Aber wenn Du nachts lädst, dann sollte es kein Problem sein. Und tagsüber könntest du die Ladeleistung deines Teslas auch runterregeln, wenn es nicht eilt.

Danke für die fixe Info. Ja, vor allem hängt da noch ein Aufzug mit dran…Habe heute irgendwie ein Schaubild gesehen, dass 80A ab 6 Parteien eigentlich Standard ist. Etwas nervig, dass daran gespart wurde :imp:

Wie kann man denn mal am besten überprüfen, wie so sie Stromstärkenverläufe tagsüber so sind?

Einfach am Zähler die Wattzahl ablesen und dann umrechnen geht ja nicht, weil ich ja nicht weiß, wie viel über Drehstrom und was über einfach 230V läuft, hab ich doch auch richtig verstanden oder?

Ein 230-V-Verbraucher ist natürlich auch am Drehstromnetz dran, also das wird mitgezählt.
Wenn der Stromer richtig gearbeitet hat, sind die Phasen nicht überall gleich angeschlossen, sodass keine Schieflasten entstehen. Wäre die eine Phase an der 230-V-Dose immer L1, käme das nicht gut. Die Gesamtleistung, die der Zähler angibt, kann also schon ungefähr durch drei geteilt werden.
Schlussendlich ist aber nur wichtig, dass bei keiner Phase (auf Stufe Hauseingangssicherung) mehr als 63 A fliessen.
Ich weiss nicht, wie das bei euch ist, aber ich kann bei meinem Zähler die verbrauchte Energie der Phasen einzeln anzeigen lassen.
Alternativ gibt es von Fluke eine Strommesszange mit Logfunktion, die man einfach um die Sammelschiene nach der Hauseingangssicherung hängen könnte. Nach ein paar Tagen des Datensammelns wird auf L2 umgehängt und danach auf L3. Dann hast du eine ziemlich gute Vorstellung davon, wann wo wieviel Strom unterwegs ist. Da diese Messungen aber hinter der Abdeckung im Tableau vorzunehmen sind, hast du dort nichts zu suchen und das muss ein Elektriker machen. Du darfst nicht!

Aber eigentlich ist das eh alles Quatsch, denn:
Die 63 A scheinen für Aufzug, den einen oder anderen Herd und haufenweise andere Verbraucher gleichzeitig zu reichen. Sonst hättet ihr täglich Probleme in dem Haus. Von daher würde ich den Ladetimer einfach so stellen, dass ab 2300 geladen wird.
Dann sollte der Aufzug kaum mehr benutzt werden, keiner kocht, etc. und du hast garantiert keine Probleme. Alles halb so wild.

Ah OK also bezieht sich die Sicherungsstromstärke immer nur auf eine Phase?

Also das Ladegerät wird dann auch auf JEDER Phase mit 16A beansprucht. Und bei der Haus-Sicherung bleiben dann auf jeder Phase noch 47A übrig für andere Verbraucher. Sorry, aber irgendwie kommt mir das komisch wenig vor. Wenn doch jetzt ein Herd auch, sagen wir mal 11kW hat, weil es so gut zum Connector passt, und auch an allen Phasen anliegt, dann hat man schon mehr als die Hälfte verbraucht, oder anders gesagt, wenn man den Herd mit 11kW jetzt nur an eine Phase anlegen WÜRDE, wär es das schon gewesen, richtig? Verrückt. Das kommt mir echt komisch vor, dass man da nur so wenig Puffer hat. Wenn hier nur 4 Leute gleichzeitig auf Volllast kochen, müsste das ja schon nicht funktionieren :open_mouth:

ein standard-roadster lädt aber nur 1-phasig, d. h. stets mit 230 V. bei 16 A wären das dann nur knapp 3,7 kW und nicht 11 kW! die 16A auf der einen phase bleiben allerdings erhalten…

edit: wenn ich bei mir mit UMC 230V/32A nuckele, zieht das ja angeblich das netz ziemlich schief (s. o.). aber muss ich mir eigentlich als stromkunde über ein „schiefes netz“ gedanken machen?

So viel Leistung hat ein Kochherd normalerweise nicht. Dann gibt es noch den Gleichzeitigkeitsfaktor, denn selten kochen alle miteinander.
Und sehr wichtig: Solche Sicherungen sind träge. Bei 80 A lösen die nicht sofort aus, sondern haben eine ordentliche Verzögerung. Werden also 60 A durch Kochen „blockiert“ und jemand betätigt den Aufzug, passiert gar nichts aussergewöhnliches.

Der Backofen wird auf einer Phase angeschlossen und zieht max 3,7kW (eher deutlich weniger). Kochfelder werden 3phasig (separat abgesichert) angeschlossen und haben idR eine max Anschlussleistung von 7,2 kW. Alles zusammen verbraucht also max. 11kW (aber nicht auf jeder Phase, sondern verteilt!).

Und noch nie in der Geschichte der Menschheit hat jemand den Backofen volle Pulle benutzt und gleichzeitig mit vier Pfannen auf höchster Stufe gekocht. Wer soll das alles essen?

Das ist richtig. Wenn bei Euch zufällig gleichzeitig 5 Parteien alle Herdplatten und den Backofen voll aufdrehen, dann wirds bei Euch nach eniger Zeit zappenduster.
Aber wie wahrscheinlich ist das?
Das ist wie beim Atomkraftwerk:
„nach menschlichem Ermessen tritt dieses Szenario mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht ein - wobei natürlich ein unvermeidbares Restrisiko bestehen bleibt“ :wink:

Die Elektroinstallation auf die theoretische Maximalleistung aller Einzelsteckdosen und Einzelgeräte auszulegen, wäre reine Geldverschwendung.

Bei Elektroautos, die stundenlang hohe Stromstärken ziehen, ist das was anderes. Da muss man mit einem ganz anderen Gleichzeitigkeitsfaktor rechnen. Daher sind Ladeanschlüsse in Mehrfamilienhäusern und Tiefgaragen auch nicht uneingeschränkt möglich. Wenn man allen Parteien gerecht werden will, muss man sich ein Konzept machen lassen, z.B. mit einer Anlage zum Lademanagement. Sowas gibts inzwischen schon. Dazu weiß aber jetzt auch nicht mehr …
Für mich als M3-Reservierer und TG-Stellplatzbesitzer wird das Thema in unserer WEG auch bald relevant werden - immerhin hat unsere TG rund 100 Stellplätze, da kommt was zusammen an Ladestrom, wenn in 10 Jahren alle Stromern. Ohne Lademanagement wird das nicht gehen.

Das kann ich mir fast nicht vorstellen. Du solltest folgendes in Erfahrung bringen:

  • Haben alle Mitparteien einen 3phasen Zähler? Falls nein, sind es Standard „Wechselstromzähler“ und jeder Haushalt hat nur eine Phase. So ist das z.Bsp. bei vielen 6-8 Parteien Häusern gemacht, die für Heizung und das Kochfeld Gas haben.
  • mit welchem SLS sind die einzelnen Haushalte abgesichert? Dass müßten dann eigentlich max 35 A sein ( bei dreiphasigem Ausbau) oder 63A bei einphasigem Ausbau. Und dann kann die Aussage des Elektrikers (Ausanschluß 63A nicht stimmen.

Frag nochmal nach.

Ich sehe im Moment kein Problem für deinen Ladeanschluß. Frage den Elektiker ob du einen 11kW Durchlauferhitzer in deiner Wohnung betreiben dürftest. Wenn er ja sagt, ist die CEE-Dose zum Laden für dein Model S auch ok.

Grüße
Markus

Echt cool hier! Man lernt ja wirklich noch was dazu :slight_smile: In anderen Foren wären schon wieder Sätze gefallen wie „informiert dich erstmal, bevor du hier fragst“ oder so etwas. Echt top, danke!

Also habe nochmal geguckt, alle Wohnungen haben einen Drehstromzähler. Und warum kann das dann nicht sein, dass der Hausanschluss 63A hat?

Habe gerade mal Herd angemacht und aufn Zähler geschaut. Echt krass, wie viel der zieht im Vergleich zu allem anderen, was man so in der Wohnung laufen hat. Da kommt es dann ja im Endeffekt wirklich nur auf den Herd an. Und ihr habt schon Recht. Sehr strange, wenn alle zur gleichen Zeit auf Volllast kochen würden.

Du kannst den Ladestrom auch begrenzen. Du musst ja wahrscheinlich nicht täglich von 0 auf 100% laden.

Dann kannst du auch mit 8 oder 10 A klar kommen.

Das Wunder warum das funktioniert, nennt sich Gleichzeitigkeit. Sieht man sich den Lastverlauf einer Wohnung an versteht man es. Die mittleren Leistungen sind recht klein, auch eine Herdplatte taktet, ein Backofen oder eine Waschmaschine brauchen nur „volle“ Leistung beim Aufheizen.

Ein Elektrofahrzeug zieht die Ladeleistung jedoch über Stunden, im Mehrfamilienhaus kann es dann eng werden wenn mehrere laden wollen.

Hier mal ein Bild von unserem Verbrauch. Die rote Linie zeigt die Netzlast, grün ist die PV die ein Teil der Last tagsüber auffängt. Unschwer zu erkennen ist die Ladung vom Tesla Abends…

Wenn Ihr einen Ferraris (Drehzähler) habt, kann man über die Umdrehungen in z.B. einer Minute die Leistung ausrechnen. Es steht drauf wieviel Umdrehungen die Scheibe pro Kilowattstunde macht. … Eine Minute Zählen, der Rest ist Mathe. Leistung ist Arbeit / Zeit.

Bist du sicher das nicht nur deine Wohnung mit 63A abgesichert ist ? Also bei uns im 4 Partein Haus hat jede Wohnung 63A , bei 6 Wohnungen kann ich mir das für alle nicht wirklich vorstellen das wäre viel zu wenig wenn dort mal gleichzeitig Wasch & Trockentag ist und vielleicht noch zwei Partein Staubsaugen und 3 Parteien Kochen schön! :smiley:

Habe extra den Elektriker gefragt und habe auch irgendwo im Internet gefunden, dass es wohl normal ist, das ein Haus mit 1-5 Wohnungen mit 63A abgesichert wird. Darüber dann 80A

Bei uns ist das ganze Haus (ebenfalls 6 Parteien) mit 80A abgesichert. Ich lade regelmäßig mit 22kW, meistens mitten in der Nacht / am frühen Morgen, bisher ohne Probleme. Tagsüber habe ich auch schon mit 22kW geladen. Meistens ist irgendjemand sowieso nicht da, und ob unser Herd läuft ist mir ja bekannt. Bleiben noch vier Parteien, selbst wenn da jede Partei 10kW zieht sind wir erst bei 40kW. Das Risiko, dass die Hauptsicherung fliegt, erscheint mir sehr überschaubar. Im Zweifel reduziere ich den Strom auf z.B. 24A oder 16A.

Hi, fast richtig. Kochfelder werden normalerweise zweiphasig angeschlossen, mit den genannten 7,2kW. Zusammen mit dem Ofen auf der dritten Phase kommt man dann auf bis zu 11kW.

Meiner Meinung nach ist das ziemlich eng ausgelegt. Funktionieren kann das wegen dem Gleichzeitigkeitsfaktor(hat Ralf.Wagner schon beschrieben). Die Erfahrung in deinem Haus zeigt dir aber: Es funktioniert :slight_smile: . In unserem Zweifamilienhaus haben wir schon eine 63A Haussicherung. Die gleiche Sicherung für ein 6 Parteienhaus finde ich spannend. Keine Angst diese Haussicherungen aber sehr träge, was bedeutet sie lösen erst nach einer längern Zeit( ca 15-20 Minuten) und höherem Strom (ca 80A) aus. Deshalb würde ich mir an deiner Stelle keine Sorgen machen. Erst wenn 4 E-Autos bei euch im Hof stehen, würde ich etwas ins grübeln kommen. Lass dir die CEE-16 installieren und alles ist gut. Wenn du „nett“ zum Stromversorger sein willst stellst du den Ladezeitpunkt auf 01:00 Uhr. Die Ladeleistung herunterregeln würde ich nicht, sonst dauert der Ladevorgang ja noch länger. Das Model S regelt übrigends die Ladeleistung selbst herunter, wenn es Spannungsabfälle/spitzen im Netz erkennt oder die Spannung unter (ca. 218V) abfällt.

Grüße
Markus

Aber auch nur, wenn man einen Braten im Ofen hat und oben gleichzeitig alle Kochfelder benutzt. Und selbst dann wird die maximale Leistung nur in der Aufheizphase gezogen. Dass also an der Herdanschlussdose 11 kW gezogen werden, kommt quasi nie vor.