Unabhängig vom Fall mit NextMove hat Tesla schon ein etwas eigenes Abliefermodell:
Dass Tesla das Geld haben will vor Fahrzeugübergabe verstehe ich voll und ganz. Würde ich auch so machen, da mir sonst das Ausfallrisiko zu hoch wäre.
Aber dass sie die Autos ungesehen dem Kunden übergeben wollen mit allen (eventuell) vorhandenen Mängeln verstehe ich überhaupt nicht. Ein Auto kann ja mal Mängel haben, aber dann behebe ich das doch, bevor es dem Kunden übergeben wird. Das wäre eigentlich eine Selbstverständlichkeit im Interesse aller. Und es wäre auch nicht schwierig, weil man z.B. alle Lackschäden automatisch sieht, wenn das Auto gewaschen wird. Sie müssten sie nur noch beheben…
Eine junge Autolackiererin poliert und versigelt meine Autos von Zeit zu Zeit. Sie erzählt mir auch, dass sie immer mal wieder einen Neuwagen (nicht Tesla) lackiert, da dieser einen Transportschäden hatte. Dies wird aber gemacht, bevor das Auto dem Kunden übergeben wird, so dass dieser gar nichts davon merkt. Dies ist mit ein Grund, wieso in der subjektiven Wahrnehmung die anderen Autos qualitativ so viel besser dastehen wie die Autos von Tesla.
Sie hat übrigens auch erzählt, dass die Lackdicke je nach Hersteller sehr unterschiedlich ist. Die Deutschen Hersteller würden viel mehr Lack auftragen und Autos aus dem asiatischen Raum seien in der Regel sehr «dünn» lackiert. Insofern ist der verhältnismässig dünn aufgetragene Lack von Tesla für Deutsche Verhältnisse eher ungewöhnlich, im Vergleich mit anderen Autos aber durchaus normal.
Die Situation um Tesla macht sehr den Eindruck, dass alle extrem unter Druck sehen, möglichst viele Autos zu bauen und abzuliefern: Nicht komplett und nicht ganz sauber lackiert? Egal, lass das Auto raus. Ein Kabel nicht sauber befestigt? Dafür haben wir jetzt keine Zeit, wir müssen das Auto aus der Fabrik bringen.
Das hat mir übrigens auch der Tesla-Ranger bestätigt, der bei mir zu Hause bei meinem M3 ein Kabel besser einstecken musste, damit mein Aussenspiegel wieder verstellt werden konnte: Er korrigiere primär Dinge, bei denen in der Fabrik geschludert wurde und ihm sei es auch unverständlich, wie die Autos nicht schon in der Fabrik besser gebaut resp. kontrolliert würden.
Ich denke, dass dies alles die Folgen sind, dass Tesla möglichst viele Autos raus hauen will/muss und dies klar auf Kosten der Qualität und Kundenzufriedenheit tut. Dass dies nicht lange gut gehen kann, liegt auf der Hand und wird sicher früher oder später einen Einfluss auf die Absatzzahlen von Tesla haben. Nicht nur in Europa.