Batteriemanagement 80% vs. 100% voll laden

Hallo.

Laden beim Drilling (iOn, I-Mief, C-Zero) ist ja im Normalfall Abends ranhängen und morgens ist er knakkevoll. Lademanagement, gar über eine App, gibt es schlichtweg nicht.

Nun wird z.B. bei Tesla empfohlen, den Akku in der Regel zwischen 25 -80% zu halten und nur, wenn es wirklich notwendig ist, diesen voll zu laden. Klar, bei dem kleinen Akku vom Drilling möchte man das bisschen Reichweite natürlich auch nicht gerne einschränken.

Aber würde die Lebensdauer des Akkus nicht deutlich gesteigert werden, wenn man z.B. den Akku via Zeitschaltuhr nur 4 statt 5 Stunden (oder entsprechend dem Ladestand beim Ladestart) auflädt, so dass der Akku eben nicht jedesmal bis zum Limit vollgeknallt wird?

Was ich im Goingelectric Forum im Bereich der Drillinge so lese, ist ja in der Regel die Lebensdauer des Akkus beim Drilling durchaus für 100k Laufleistung gut. Und zwar ohne den Akku auf 80% beschränken. Berücksichtigt man, dass der Akku z.B. beim Model 3 etwa 5x so groß ist, muss er ja für die gleiche Strecke entsprechend nur ein Fünftel der Zyklen laden, sollte also für 500k km Laufleistung gut sein. Dass ist ja auch das, was Tesla so sagt. (Der 1.000.000 km Akku soll ja erst jetzt kommen).

Nun stellt sich mir hier die Frage: Sind Tesla Akkus so viel schlechter, dass sie 100% Ladung schlechter vertragen als die Akkus beim Drilling? Oder ist diese Aussage von Tesla, dass man den Akku nicht immer voll knallen soll, Blödsinn? Oder gibt es da andere Gründe?

Was meinen hier die Experten? (die gleiche Frage werde ich auch sinngemäß im Goingelectric-Forum stellen).

Es gibt mehrere Gründe:

  1. Der Tesla hat genügend Akku-Kapazität, dass die meisten im Alltag auch mit 50 - 80 % leicht das Auslangen finden.
  2. Der Tesla ermöglicht das Ladelimit einzustellen, damit das auch bequem möglich ist.
  3. 100 % ist nicht gleich 100 %. Jeder Hersteller baut einen mehr oder weniger großen Puffer nach oben ein, um eben den Akku zu schonen. Tesla läßt dem Benutzer aber die Wahl (gelegentlich) die volle Kapazität auszunutzen. Nutze das mit Umsicht!
  4. Langes Stehen bei hoher Temperatur und hoher Spannung schadet Li-Ion-Akkus. Es variiert ein wenig zwischen den verschiedenen Zellchemien was man als hohe Temperatur und hoher Spannung versteht, aber die Tendenz ist für alle derzeitigen Akkus so. Es liegt in der Hand des Benutzers diese drei Parameter so zu optimieren, dass das Integral aus Spannung*Temperatur über die Zeit ein Minimum bleibt (Formel ist mathematisch nicht korrekt…).
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Rein Mathematisch möchte ich noch hinzufügen dass ein minimieren des Integrals in den Variablen Spannung und Temperatur ebenfalls nicht förderlich ist für die Akku-Gesundheit, ihn leer in Kälte zu lagern ist auch nicht ratsam.
Die Formel bräuchte in der Hinsicht dann auch noch eine Untergrenze die das berücksichtigt, zwischen den beiden besonders schlechten Extremen heiß/voll und kalt/leer ist er am längsten glücklich.

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Mittlerweile hat Elon bestätigt, dass man täglich bequem auf 90% laden kann. Die 100% sind bei Tesla wirklich 100% und genau da liegt der Unterschied zu vielen anderen BEV. Bei denen wird sowohl die Unter- als auch Obergrenze begrenzt um das ganze, aus meiner Sicht, „kundenfreundlicher“ und „idiotensicher“ zu gestalten.

Tesla begrenzt die Untergrenze ebenfalls mit ca. 5 kWh. bei 0%

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Eher 3,3 bis 3,6kWh ist der unter Null Puffer bei M3 LR, wissen wir seit kurzem dank CAN-Bus Bluetooth Dongle und diversen Auswerte-Apps :smiley:

Und dann sollte man noch beachten, dass der Akku lieber viele kleine Ladehübe als wenige große mag. Wer es sich also aussuchen kann, soll nicht nur einmal pro Woche laden, sondern lieber täglich, auch wenn vielleicht nur 50 km gefahren wurden. Auf der Langstrecke macht das natürlich nur bedingt Sinn, aber auch hier ist eher zweimal 10 bis 50 % empfohlen, als einmal 10 bis 90 % (ist auch schneller).

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Nehmen wir mal das Beispiel der B Klasse von Mercedes:

Hier sind 100% genau 88% :slight_smile: also wer jeden Tag voll läd, läd nur 88%, es sei denn er hat das kostenpflichtige Extra Range Plus, welches eine wirkliche 100% Ladung zulässt. Angezeigt wird weiterhin „nur“ 100% und zwar so lange bis 88% unterschritten wird.

In der Anleitung wird hier auch gewarnt dieses oft zu machen.

Somit kann man jedes andere Auto wie Drilling, Smart ruhig auf angebliche 100% Laden, es sind halt keine 100% :exclamation:

Danke für die Antworten, das macht Sinn und erklärt, warum andere Autobatterien so lange halten können, obwohl sie ständig auf angebliche 100% geladen werden.
Somit hat man bei Tesla mehr Entscheidungsfreiheit, aber eben auch die Steuermöglichkeit, sich selber zu beschränken, was bei anderen eben fehlt. Da ich den iOn weiterhin behalten werde, und der eben jeden Tag etwas nuckeln muss, ist es für mich auch kein Aufwand, den Tesla, der im Carport daneben steht, immer gleich mit ran zu hängen.

Ich bin ehrlichgèsagt froh, dass mich unser Auto da nicht bevormundet. So viel Grips, inklusive Warnhinweis bei Nichtbeachtung, traue ich den Besitzern zu.

Ich lade in der Regel immer auf 70%. Für meine Strecke zur Arbeit und zurück reicht das eigentlich für 1 Woche, aber so habe ich was Spielraum für eine spontane längere Strecke.
Und wenn ich mal spontan kostenlos laden kann habe ich den Bereich von 70% bis 90%.

Gibt es denn eine Quelle dazu?

Was ist denn unter lang zu verstehen?

Das deutlichste Indiz dafür ist die Ladegeschwindigkeit bzw. das Fehlen der Rekuperation nahe 100 %. Das entspricht der Ladekennlinie einer Zelle die wirklich bis zur Ladeschlussspannnung betrieben wird. Im Gegensatz dazu lädt der Audi eTron auch bei 100 % noch mit 50 kW, das könnte er nicht, wenn die Zellen nicht noch weit weg von der Ladeschlussspannung wären. youtube.com/watch?v=IRxTbeyNbfs

Bei 100 % (sofern es sich um echte 100 % handelt) geht es um wenige Stunden, wenn man es täglich macht. Erfahrene Tesla Besitzer laden ihr Auto zeitgesteuert so, dass es erst zur geplanten Abfahrtszeit den gewünschten Ladezustand erreicht.

Ok. Super danke!

Und erfreulicherweise entfällt zukünftig die Rechnerei, so daß man einfach Abends beim Abstellen sagen kann: 7:15 bitte 95% und temperiert auf 22°, Kabel dran und gut. :stuck_out_tongue:

Geht zeitgesteuertes temperieren auch ohne Kabel?

Sollten das so stimmen macht es bei 200.000km nicht wirklich einen Unterschied. Richtig interessant wird das ganze dann erst „später“… :smiley:
Laut SeC US soll/kann man ohne Probleme auf 90% laden um das interne Management bei Laune zu halten. Die reale Degeneration hat ja im Grunde nichts mit der kalkulierten zutun die man angezeigt bekommt wenn ich das richtig verstanden habe.

Habe jetzt kurz etwas überschalgen, das mir beim ersten Anblick dieser Degenerationkurve vor einigen Jahren schon durch den Kopf geschossen ist: Kann es sein, dass egal, wie die Ladestrategie ist, die tatsächlich mögliche Fahrstrecke aller Kurven etwa gleich ist? Klar ist es vermutlich der Versuchsdauer geschuldet, dass nicht alle Kurven bis 75% Restakapa durchgefahren wurden, aber man kann ja schon mal die bestehenden Ladestrategien der Kurven mit z.B. der Reichweite eines M3 LR RWD (besagte 310 Meilen) und der erreichten Zyklenzahl multiplizieren:
Für 100-25% ergibt sich bis Kurvenende eine Gesamtreichweite von geschlagenen 1 023 000 Meilen, über 1,6 Millionen km :open_mouth:
Für die oberste 75-65% Kurve sind es erst 261 950 Meilen… Die müsste also zum Erreichen der 1 023 000 Meilen bis auf 33 000 75-65% Ladezyklen gehen. Bin jetzt zu faul, das in Excel zu hacken und zu extrapolieren bis 33 000 Ladezyklen, aber es ist durchaus denkbar, dass dann auch beim 10%igen Ladehub gegen 75% Restkapa zur Verfügung ständen… Aufgrund kalendarischer Alterung käme die aber womöglich überhaupt nicht mehr auf diese Laufleistung!

Jetzt ist natürlich wahrscheinlich, dass diese Degradationskurven nicht Teslas NCA Chemie gelten, aber es zeigt, dass wir von Zyklenzahlen im Fahrzeug nichts haben, sondern nur die gesamte mögliche Lade-/Entlademenge (und somit Gesamtlaufleistung) ist für uns relevant. Ich finde, das relativiert solche Kurven ungemein :smiley:

Ich bin mir nicht sicher, aber „DST-Cycles“ in obiger Grafik bedeuten doch „Vollzyklen“? Man müsste also die Zyklenzahl immer mit 310 Meilen multiplizieren.

Ja, so ist es. In dem Fenster wo wir uns bewegen macht es fast keinen Unterschied ob man auf 80 oder 90% ladet. Vorausgesetzt du Grafik stimmt, was Musk ja auf Twitter bestätigt.

Ich müsste mal das Originaldokument finden, denn wir müssen da schon wissen, für was das Kürzel „DST“ steht… Die zwei Hauptverdächtignen Jens Groot und Dr. Languang Lu waren es schon mal nicht.