Beleuchtungcheck bei Bosch

Hier wurde und wird ja viel über den suboptimalen Tesla-Service gewettert, und dazu besteht auch Anlass. Wieviel schlimmer das schon bei Kinkerlitzchen mit einem traditionsreichen Großen der Branche sein kann, hab’ ich gestern mal wieder erfahren.

Verschiedentlich las man, dass das M3 mit falsch eingestellten, blendenden Scheinwerfern ausgeliefert wird. Ok, dachte ich mir, hüpfst Du mal eben bei Bosch vorbei.

Bei der Einfahrt sah ich schon zwei Blaumänner vor einer leeren Halle rumlungern und dachte noch, „schön, nix zu tun, dann geht’s flott“. Hab’ dann bei der Anmeldung nachgefragt, ob wir mal kurz die Lichteinstellung überprüfen können - aber so einfach geht das nicht beim traditionsreichen deutschen Premium-Elektro-Pionier; erst muss ein Auftrag geschrieben werden. Gesagt, getan - und dann wollte die Dame hinterm Tresen die Schlüssel vom Auto haben. „Gibt’s nicht, geht mit Smartphone“ sagte ich, und Sie schaute mich an, als ob ich sexistisch übergriffig geworden wäre und holte sich fachliche Hilfe. Der Dialog mit dem Bosch-Premium-Fachmann lief dann in etwas so:

„Da gehen wir nicht ran. Das ist ein Hochvoltfahrzeug. Das dürfen wir garnicht“
„Sie müssen da nicht ran, sie brauchen nur das Messgerät vor’s Auto zu stellen. Einstellen kann ich das dann nötigenfalls hinterm Volant selbst.“
„Nein, das dürfen wir nicht. Wir haben keine Freigabe von Tesla, die sind da sehr unwillig.“
Aber dazu brauchen Sie doch keine Freigabe; sie brauchen das Auto noch nicht mal anzufassen. Die Einstellung kann ich - wenn überhaupt nötig - selbst vornehmen."
„Nein, das dürfen wir nicht. Ist zwar nicht sinnvoll, weil alle umweltfreundliche Autos wollen, aber so ist das. Das haben wir der Politik zu verdanken.“
„Ach so, sie meinen, dass die Lobbyisten uns das wieder eingebrockt haben“
Nonverbale Zustimmung durch Kopfnicken und kehliges Brummen.
„Nunja, Sie wissen aber schon, dass Ihr Verein da ganz oben in dieser Liga mitspielt?“
„In ca. 6 Monaten können Sie aber auch zu uns kommen. Bis dahin haben wir auch die nötigen Freigaben und können alles an Ihrem Fahrzeug machen.“
„Danke, aber mit dieser Vorgeschichte jetzt: Nein Danke.“

‚Dann geht eben sterben‘, dachte ich noch, während die Tür des Premiumtempels sich hinter mir in ihr Qualitätsspaltmaß zur Ruhe legte …

Gut geschrieben, witzige Story. Fairer Weise hättest du ihr die Tesla Karte als Schlüsselersatz geben können :wink:

Theoretisch kannst du in jede Werkstatt, auch ATU fahren - haben alle so ein Gerät.

Ich habe meins an der Hauswand und leeren Landstraße eingestellt. Sehe sehr gut und werde nicht angeblinkt - scheint zu passen :slight_smile:

(ich höre schon die Unkenrufe…)

Wenn man jetzt noch dran denkt dass solche Werkstätten die neuen Tesla Werkstätten werden sollen. Mit dem Hochvoltthema haben die sich schon angestellt, rein formal hatten die Mitarbeiter aber recht. Die können keine Rechnung ausstellen, dass sie am Tesla was gemacht haben…

Hat sich also nichts seit 7 Jahren getan :frowning:
Einfach zum Renault Nissan oder Hyundai Händler fahren.
Die dürfen :wink:
Und selbst „Hinterhofwerkstätten“ machen das…
diese Tempel des bald bedeutungslosen Deutschen Hersteller sind eh bald Geschichte.
Niemand braucht die mehr.

Grüße
Mario

Lustig ist es schon, aber nicht auf langer Sicht, denn hatte Tesla nicht gesagt, die Lücke mit Fremdfirmen füllen zu wollen? Service Center allein werden es so jedfalls nicht schaffen. Aber freie Händler werden da sicherlich kooperativer sein. Der Wandel in großem Maßstab braucht eben seine Zeit.

Sehr schön geschrieben :slight_smile:!

Prognose: Bosch-Scheibenwischer (-blätter) werden überleben… :wink:

Spannend zu lesen, danke!

Bosch liefert mehr als nur Scheibenwischerblätter, siehe z.B. Model S Tesla Roadster VIN 421

  • Lenkung
  • ABS/ESP
  • Radar-Sensor
  • Ultraschall Sensoren
  • Wischanlage/Wischer
  • Sitzverstellmotoren

Der Bosch-Dienst hat außer dem Namen nichts mit Bosch zu tun. Das sind selbständige Werkstattbesitzer, die unter der Dachmarke Bosch arbeiten. Also so etwas wie ein Franchise.

Damit ein KFZ-Mechaniker ein Elektroauto auch nur anfassen darf, muss er eigentlich die Qualitifkation

machen. Damit darf er dann allgemeine Arbeiten am BEV machen, das Hochvoltsystem darf er mit dieser Qualifikation aber noch nicht anfassen. Ohne die Qualifikation darf er nicht mal den Luftdruck der Reifen prüfen.

Man geht pro BEV-Werkstattarbeitsplatz von Investitionskosten von 10.000 Euro aus, zusätzlich jährliche Kosten von 2.500. Und auch da darf man das Hochvoltsystem noch nicht anfassen.

Das wird so schnell kein rentables Business für die freien Werkstattbesitzer. Die von Dir besuchte Werkstatt wird schlicht die Voraussetzungen nicht erfüllen BEVs zu warten. Inzwischen machen das zwar mehr freie Werkstätten, aber ich vermute mal, dass die wenigsten den Elektroschein haben. So lange dem Mechaniker nichts passiert ist das kein Problem, aber wenn einem nur das Auto über den Fuß rollt und im Unfallbericht für die Berufsgenossenschaft dann steht, dass das ein BEV war und der Mechaniker keinen Elektroschein hatte, wird der Werkstattbesitzer seines Lebens nicht mehr froh.

Wie sieht das dann bei Reifenwerkstätten aus? Die dürften dann ja auch kein einziges Rad wechseln.
Das SeC Dssd hat vorgestern kommuniziert, daß man dort keine Räder mehr wechselt, sondern mit Euromaster zusammenarbeitet.

In diesem Fall hätten der Boschdienst am Fahrzeug gar keine „allgemeine Arbeiten am Fahrzeug machen“, es nicht mal anfassen sollen. Nur die Lichttester vor die Scheinwerfer stellen. Für mich unverständlich, warum das nicht erlaubt sein soll.
Sogar Bedienstete des Ordnungsamtes dürfen das Fahrzeug anfassen und einen Strafzettel unter den Scheibenwischer klemmen. Das sehe ich ähnlich wie Luftdruck in den Reifen prüfen.

Vorweg: Ich bin nicht vom Fach und deswegen rede ich mal als Laie und - hoffentlich ab morgen - als Tesla-Fahrer:
Die letzte Forschriften-Umsetzung die ich gesehen habe, da ging es um ein 40-stündige Fortbildung, damit man solche nbentätigkeiten wie Licht einstellen oder Reifenwechseln, machen durfte. Die dort 10.000 Euro Einmalkosten entstehen sollen erschließt sich mir nicht.

Laut diesem Dokument braucht man den Schein auch für den einfachen Radwechsel
[url]https://publikationen.dguv.de/dguv/pdf/10002/i-8686.pdf[/url]

Ich habe die Zahlen aus diesem Dokument: [url]https://emobilitaetblog.de/arbeitsplatz-in-gefahr-e-mobilitaet-in-der-kfz-werkstatt/[/url]

Ich tippe mal auf Erdungsmöglichkeit an jedem Arbeitsplatz, für den Fall eines nicht von der Bordelektronik erkannten Isolationsfehlers (oder falls der Mechaniker doch mal schaut, was an dem organgefarbenen Kabel so alles dran hängt), und FI-Schalter, die Gleichströme erkennen, plus Schulungskosten (Seminarkosten, Arbeitszeit, Reisekosten, Dokumentationskosten).

@Alfred:
Er hätte ohne den Schein den Wagen nicht mal vor den Tester fahren dürfen und aufgrund der Haftpflichtversicherung der Werkstatt hättest Du nicht in die Werkstatt fahren dürfen.

Ist ärgerlich, aber er hat alles richtig gemacht und sich an die Vorschriften gehalten.

Bei den von Tesla empfohlenen Euromaster-Stationen gibt es jeweils geschulte Mitarbeiter mit einem Hochvolt-Schein.

Wir sollten als Besitzer eines Elektrofahrzeugs Verständnis dafür aufbringen, dass unsere Wagen für Mechaniker oder Einsatzkräfte andere Gefahren mit sich bringen als konventionelle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren und entsprechenden Treibstoffen. Die müssen nicht höher oder niedriger sein. Insbesondere bei einer Havarie sind daher andere Maßnahmen einzuleiten als bei einem Diesel oder Benziner. Als Owner trägt man selber eine erhebliche Verantwortung dafür, dass nur geschulte Fachkräfte sich mit dem Fahrzeug befassen und niemand durch Unwissenheit in Gefahr gerät. Der Reifen-Mechaniker muss beispielweise wissen, dass dringend was zu tun sein kann, falls der Wagen von der Hebebühne rutschen sollte und dabei die Kühlung des Batteriesystems beschädigt wird.

Man sollte als Owner insbesondere einen sorgsamen Blick auf die Rettungskarte und das Notfallhandbuch des Model 3 werfen.
tesla.com/de_DE/firstresponders?redirect=no

Na gut, daß man in diesem regulierten Land Reifen noch selbst wechseln darf :slight_smile: Kein Wunder, daß wir im globalen Wettstreit unter ferner Liefen sind…

Super geschrieben

Darf ich das teilen?

Auf das Dokument bezog ich mich auch: Wenn ich die Aussagen auf Seite 28 richtig interpretiere, so brauchst Du als Monteur der die Reifen wechselt nur 2 bis 4 UE. Sollte also gut an einem Vormittag machbar sein. Der Knackupunkt hier könnte sein, dass ein „Fachkundiger für Hochvoltsysteme“ die Aufsicht führt. Je nach Quali dauert dass dann zw. 48 und 100 UE. Obwohl: Wenn Du Deinen Meister machst bis Du seit mindestens einem Jahr „Fachkundiger für Hochvoltsysteme“, weil das Teil der Ausbildung ist

Nun, ich denke hier gehen die Arten der Kosten stark auseinander: Was ich meinte waren die Kosten der Weiterbildung. Hier geht es wohl um Ausstattung der Werkstätten. Ähnlich wie schon heute bei bestimmten Funktionen der Verbrenner, wo zumindest bei einzelnen Funktionen mir der Meister sagt ich möge doch bitte in die Fachwerkstatt da es sich nicht lohnen würde Spezialequipment zu kaufen, wird das bei eMobilen nicht anders bzw. sondern deutlich verschärft sein.
Heisst für mich, dass diverse freie Werkstätten ggf. noch soweit aufrüsten, dass Rad- und Bremsscheiben-Wechsel noch möglich ist. Das wird es dann aber wohl oftmals auch gewesen sein. Heisst für mich, dass viele freie Werkstätten mittelfristig mit dem Wegfall der Verbrenner auch „wegfallen“ werden.

Außerdem sollte sich jede Werkstatt, die es in ein paar Jahren noch geben soll, auf die sich ändernden Gegebenheiten vorbereiten.
Und es ist ja nicht so, als wenn die Investitionen weggeworfenes Geld wären.

Als Börsenmensch:
Bosch ist groß. Richtig groß und ziemlich ziemlich ziemlich ziemlich ziemlich geil. Aber nicht Börsennotiert.

Ansonsten: ALTER! Da haste bestimmt mal wieder einen Volldeppen vor Dir gehabt, der alles von Facebook glaubt und dass Elektro einfach Böse ist und einem was wegnimmt.

Schade!

Da Provinz wollte ich die Tage einfach „nur mal so“ beim Dekra-Menschen vorbei fahren, der eh fast gar nichts zu tun hat hier in der Einöde. Ist wirklich so.