In diesem Laden hier bin ich ja schon etwas länger dabei. Durch meinen damaligen Lebensgefährten kam ich 2014 in den Genuss, zum ersten Mal elektrisch zu fahren und was da mit einem passiert, wisst Ihr ja. Über die Jahre bin ich das Model S P85+ und das Model S P85D viel alleine gefahren. Es hat mich nie im Stich gelassen, nur einmal wäre ich 2015 bei Berlin fast gestrandet, aber ein ganz liebes Forenmitglied stand mir mit Ehefrau zur Seite, so dass aus der heiklen Angelegenheit ein extrem angenehmer Abend beim gemeinsamen Abendessen wurde. Und einmal saß ich bei Kilometerstand 0 am Steuer, aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Aus dem Lebensgefährten wurde letztes Jahr ein guter Freund und heute fahre ich mein eigenes Model 3. Ich war zwar früh mit viel Begeisterung dabei in Sachen Elektromobilität, aber als Frau ohne technischen Hintergrund (ich bin ausgebildete Wirtschaftsübersetzerin, arbeitete als Fuhrparkleiterin und bin nun seit einigen Jahren erfolgreich selbstständig mit Hunden) habe ich meine ganz eigene naive Herangehensweise. Die Thematik Wechselstrom-Gleichstrom beispielsweise ist jetzt erst beim Model 3 endlich auch bei mir mal angekommen. Ambers Beiträge lese ich sehr interessiert und wünschte mir, ich hätte so viel technischen Sachverstand.
Vielleicht macht es Euch Spaß zu lesen, wie Frau Ottonormal, so würde ich mich beschreiben, das Model 3 wahrnimmt, ist ein längerer Text geworden.
Bei der Auslieferung des Model 3 bekam ich von einem jungen Mann, Typ Hipster, erklärt, die Schlüsselkarte müsse an der bekannten Stelle abgelegt werden, damit man fahren kann. Dass sie da nicht die ganze Fahrt liegen muss, hat er nicht gesagt. Ergo habe ich nicht nur einmal das verfluchte schwarze Ding später im Innenraum gesucht. Einmal sind meine Stiefmutter und ich gemeinsam gackernd im Auto herum gekrochen, nach schwarz auf schwarz suchend…
Zu den Getränkehaltern meinte der Hipster übrigens, die seien zwar da, aber in einem Auto würde man sowieso nicht essen oder trinken. Hab ich große Augen gemacht, denn für mich ist das Auto wie ein Wohnzimmer, da verbringe ich viel Zeit drin, Ernährung inklusive. Die Beschwerde eines Münchner Kollegen beim Tesla-Stammtisch, der Getränkehalter sei zu wenig hoch, kann ich nachvollziehen, mein täglich genutzter deckelloser Thermobecher allerdings passt prima und macht bislang auch alle Fahrmanöver mit, ohne sich ungewollt zu entleeren. Meine erste Beschwerde ans Model 3 ist eine andere: Ich kann mein linkes Bein nicht so weit ausstrecken wie im Model S. Das nervt mich, denn ich gerate immer in Versuchung, den linken Fuß unter dem Bremspedal auszustrecken, wo nach vorne viel mehr Platz ist als links daneben.
Meine zweite und schon letzte Beschwerde ist die Hutablage hinten, die im Store, wo ich mein erstes Model 3 angeschaut und vermessen hatte, offen war. Für den Transport der vielen Hunde, die ich täglich dabei habe, bedeutet das nun, dass ich die Rücksitzbank immer umgeklappt haben muss, um für die hinteren Gäste für ausreichend Licht und Belüftung zu sorgen. Ist zwar ok so, war aber anders geplant und nimmt mir auf der Rücksitzbank Platz weg in der Höhe. Ich kann also keine zweite, obere Reihe Transportboxen einladen, weil unter dem Dach durch die heruntergeklappte Rücksitzbank nun zu wenig Platz ist. Dafür ist das Model 3, wie auch schon das Model S, nach wie vor das einzige Fahrzeug, in dem ich geparkt weiterhin klimatisieren kann. Für mich mit den Hunden ein extremer Mehrwert. Wo vorher Schilder im Model S für die Info an Passanten gesorgt haben, übernimmt nun der große Bildschirm im dog mode und gibt zusätzlich die aktuelle Innentemperatur an. Herrlich.
Bei der Auslieferung habe ich mich ordentlich blamiert, als ich erstaunt meinem Hipster dabei zugesehen habe, wie er die hässlichen Plastikdeckel (so heißen die Aero Wheels bei mir) abgenommen hat und darunter statt Stahlfelgen ganz passable Alufelgen zum Vorschein kamen. Ich hatte mir darüber bei meiner 5-minütigen Bestellung überhaupt keine Gedanken gemacht und wollte mir das Thema Felgen einfach für später aufheben. Ein paar Lackstellen, die noch ausgebessert werden müssen, ein fehlendes Ladekabel… so what, Tesla halt, da weiß man, was man (trotzdem) hat.
Im direkten Vergleich zum Model S kann ich aus meiner untechnischen Sichtweise sagen: Das Model 3 fährt sich wesentlich agiler, wendiger, es hat einen geringeren Verbrauch, fühlt sich insgesamt moderner an und es hat natürlich mehr Reichweite, was so einem Reichweitenangsthasen wie mir sehr entgegen kommt und was ausschlaggebend für meine LR-Bestellung war. Ich mag das kleine Lenkrad, die vielen Ablageflächen und das stylische Weiß.
Hier im Forum hatte ich schon geschrieben, dass ich Sorge habe, das Fahrwerk des Model 3 könnte mir zu hart sein. Das war im Vorfeld für mich die schwierigste Entscheidung: P or Non-P. Ich kannte ja nur die Model S in der Performance-Version und hatte gelernt, dass das P85+ im Vergleich zum P85D ein extrem komfortables, wenig hartes Fahrwerk hat und ich habe das geliebt. Lange habe ich deshalb gehadert, welches Model 3 ich nehmen soll. In der Hoffnung, kein so straffes Fahrwerk zu bekommen, habe ich mich gegen das Performancemodell entschieden … und die Entscheidung war goldrichtig, alles gut, juhuuu
Zum Autopiloten: Im Model S konnte ich ihn in der Vergangenheit öfter testen. Nichts für mich, höchstens im Stau bei ausgeprägtem Stop-and-go. Ansonsten mag ich keine Kontrolle abgeben und habe mich beim Model 3 bewusst dagegen entschieden. Als dann nach der Bestellung die berühmte SMS kam, war ich entsprechend irritiert.
Beim letzten Tesla-Stammtisch haben wir dann übrigens auch alle gelernt, dass das Model 3 keinen dritten Hebel für den Autopiloten hat, Model S und X aber schon. Sorgte für Verwirrung auf allen Seiten
Eine automatische Heckklappe beim Model 3 hätt ich mir gewünscht und für das eklige Geräusch des andotzenden Kennzeichens am empfindlichen Lack beim Schließen wurden nun selbstklebende Filzstreifen gekauft. Ich hoffe, ich bekomme noch etwas Übung beim eleganten Schließen des Kofferraums. Reicht schon, wenn die Passanten belustigt schauen, wenn Frau mit diesem wuchtigen Ladekabel am Straßenrand hantiert.
Die Schockstarre, die mich auf den ersten Fahrten ehrfürchtig in meinem eigenen Tesla sitzen ließ, verschwindet allmählich und weicht immer öfter einem Grinsen. Bei trockener Fahrbahn ganz vorne an der Ampel entwickelt mein rechter Fuß öfter mal ein Eigenleben und grüßt das Teufelchen auf der Schulter.
Und irgendwann werde ich auch diesen dicken 3M-Farbkatalog auf meinem Schreibtisch bekämpft bzw. mich endlich für eine neue Wagenfarbe entschieden haben und mein Schätzchen folieren lassen. Jungs, das ist viel, viel schlimmer als die tägliche Frage, was man denn anziehen soll…