Reise nach Estland über Schweden

Wir sind mit unserem Model S von Norddeutschland aus über Dänemark und Schweden nach Estland gefahren. Hier mal ein kleiner Bericht, den ich auf die einzelnen Tage aufteile.

Meine Frau kommt aus Estland und wir möchten ihre Mutter zu ihrem Geburtstag in Tartu (Estland) besuchen. Die Strecke hat für uns einen Erinnerungswert, denn diesen Weg sind wir vor 24 Jahren schon vor unserer Hochzeit gemeinsam gefahren - damals noch nicht als Paar. In den letzten Jahren sind wir eigentlich immer nach Estland geflogen, aber dieses mal möchte ich auch mal mit dem Tesla die Reise machen.

Zum einen bin ich gern mit dem Model S unterwegs. Zum anderen läuft der Leasingvertrag im August aus - und ich bin noch viel zu wenig Kilometer gefahren.
So eine Fahrt nach Estland bringt da schon ein wenig :mrgreen:

Geplant ist also die Fahrt ab Timmendorfer Strand über Dänemark und Schweden nach Stockholm. Dort dann mit der Fähre nach Tallinn - und weiter nach Tartu.

Los geht es auf der A1 in Richtung Puttgarden zur Fähre nach Rødby. Der erste Schock kam schon im Vorfeld. Die Fähre mit einer Fahrtdauer von gerade einmal 45 Minuten soll über 100 € kosten! In Kombination mit der nächsten Fähre von Helsingør (Dänemark) nach Helsingborg (Schweden) sind es 140 € für eine Strecke. Demnächst soll ja der Fehmarnbelttunnel gebaut werden - und eigentlich bin ich strikt dagegen. Aber bei diesen Preisen denke ich mir, dass Scandicline vielleicht doch ein wenig Konkurrenz ganz gut tut. Zum Vergleich: Die Fähre von Stockholm nach Tallinn kostet für eine Strecke ca. 270 € - und da ist bei der 16-Stunden-Fahrt auch eine Außenkabine mit dabei.

Aber was soll’s - lässt sich nicht ändern. Der Akku ist voll und nach der ersten Fähre wird der SuC Køge in Dänemark angesteuert. 12 Stalls und überdacht - 3 Teslas stehen dort schon und laden - und es gibt einen kleinen Snack bei Burger King.

Zu den Fahrtdaten sei noch gesagt: Wir waren ganz gut vollgeladen - also nicht nur zwei Personen, sondern auch noch einiges an Gepäck.

Fahrzeit: 2h 2m
Kilometer: 202
Temperatur: 1-2 Grad
Verbrauch: ca. 260 Wh/km
Ankunft in Køge bei 32%
Ladezeit: 42 Minuten
Abfahrt bei 86%

Dann Weiterfahrt zur Fähre nach Helsingør - 81 km und eine knappe Stunde Fahrzeit. Wir verpassen eine Fähre anscheinend ganz knapp und müssen fast eine halbe Stunde warten. Nicht weiter schlimm - wir haben ja nichts mehr Spezielles vor.

Nach der Fähre geht es in Schweden weiter - bis zum SuC Lagan bei Toftaholm. Damit verbindet uns tatsächlich wieder etwas - das sehr nette Hotel (etwas altmodisch, aber durchaus romantisch) hatten wir kurz nach unserer Hochzeit für eine Mini-Hochzeitsreise aufgesucht. Damals hätte ich mir nicht träumen lassen, dass dort mal ein Supercharger steht. Der SuC ist übrigens relativ weit weg von der E4 und es gibt dort nur das Hotel. Ich vermute mal, dass die sich schon aktiv darum bemüht haben.

Fahrzeit 2. Etappe insgesamt: 2h 40m
Kilometer: 241
Temperatur weiterhin 1-2 Grad, aber jetzt auch teilweise leichter Regen, die Straße ist nass
Verbrauch: ca. 255 Wh/km
Ankunft in Toftaholm bei 5%
Ladezeit: 50 Minuten
Abfahrt bei 81%

Im Hotel haben wir einen Kaffee getrunken und ein Sandwich gegessen. Und da wir auf der Heimfahrt dort übernachten wollen, haben wir noch kurz gefragt, ob wir für den Samstag eine Woche später einen Tisch zum Dinner reservieren können. Als die Dame mitbekommen hat, dass wir mit dem Tesla da sind, fragte sie, ob wir denn die „Tesla offer“ nehmen möchten - das sei eine Übernachtung mit Dinner für zwei Personen inklusive. Vorher hatten wir über Booking.com gebucht (für 135€). Der Preis für das 3-Gang-Menü liegt dort bei ca. 60 € (pro Person). Und der Tesla-Angebotspreis bei 190€ mit allem. Schöne Sache - also booking.com gecancelt und direkt gebucht. Ist mir ohnehin immer lieber - aber auf der Homepage von denen hatte ich vorher das Zimmer nur für 160 € gesehen. Also ein prima Abschluss der Ladepause mit Vorfreude auf die Übernachtung und das Abendessen eine Woche später.

Dann Weiterfahrt zum nächsten SuC Ödeshög. Dort gibt es eine Überraschung - denn es sind dort bereits 4 Stalls mit CCS ausgerüstet. Auch im Ausland tut sich also etwas. Angesichts der Tatsache, dass es noch kaum Model 3 in Europa gibt, habe ich die Priority-Aufschrift mal übersehen und habe ich einfach dort hingestellt.

Danach durfte ich meiner Frau dann erklären, warum es jetzt CCS gibt und wie das funktioniert und ob denn unser geplantes Model 3 trotzdem bei uns zu Hause laden könnte, weil wir doch zu Hause nur so einen Stecker wie an den (alten) SuC haben. Gar nicht so einfach, das jemanden ohne allzu viel Technikinteresse zu erläutern :mrgreen:

Fahrzeit: 1h 33m
Kilometer: 154
Verbrauch: 273 Wh/km
Wetter: 0 Grad, etwas Schneefall!
Ankunft in Hödeshög mit 27%
Ladezeit: 44 Minuten
Abfahrt bei 85%

Wir wollten dann nur noch ca. 30 Kilometer weiter zu unserem gebuchten Hotel. Dort sollte es auch eine Lademöglichkeit geben, aber ich war doch zu misstrauisch und habe ich lieber so lange geladen, dass es bis zum nächsten SuC reicht.

Und war wohl auch ganz gut so. Das Hotel lag mitten auf einem Golfplatz (bei Mjölby) und schien vollkommen verlassen zu sein. Die Rezeption war geschlossen - aber immerhin stand eine Telefonnummer an der Tür. Angerufen und einen Code bekommen - über den ich den Schlüssel erhalten habe. Immerhin. Aber da das schon nicht ganz einfach war, wollte ich nicht mehr nach Ladestation fragen. Nach einem kleinen Rundgang nehme ich an, dass man sich an einer Starkstromsteckdose anstöpseln hätte können - aber da unsere Ladung ja ausreicht, verzichte auf erneute Anrufe und Experimente.

Insgesamt sind wir ca. 600 Kilometer gefahren - bei allerdings recht hohem Verbrauch. Das kalte und nasse Wetter fordert seinen Preis. Aber dafür wird mir wieder bewusst, was für einen Luxus wir mit der SuC-Infrastruktur von Tesla haben!

So - das war der erste Tag, die nächsten Tage folgen dann demnächst.

Top. Freue mich auf die Fortsetzung.

dito

Danke! Ich freue mich auf die weiteren Berichte!

Zweiter Tag - nach der Übernachtung in Mjölby

Am zweiten Tag steht nicht viel auf dem Programm: Die Fähre ab Stockholm fährt um 17:30 Uhr ab - spätestens eine Stunde vorher soll man dort sein. Wir planen mal grob mit 15:30 Uhr - und haben ab unserem Hotel noch ca. 250 km vor uns.

Allerdings: Am Abend stellen wir das Auto mit 72% Akkustand ab. Und am Morgen erwartet uns eine dicke Schneedecke - es hat geschätzt fast 20 cm geschneit. Mir kommen die Aussagen von einigen Tesla-Fahrern in den Sinn, dass man auf Schnee einen sehr hohen Verbrauch hat.

Kurz überlege ich, ob wir beim Hotel doch noch mal nach der Lademöglichkeit fragen. Aber der nächste SuC ist nur 166 km entfernt - das sollte doch auch bei widrigen Verhältnissen zu machen sein. Also genießen wir erst mal das Frühstück im Hotel (war wirklich gut).

Dann kommt die erste praktische Herausforderung: In Norddeutschland haben wir ja nicht viel Schnee und der Tesla steht ohnehin immer im Carport bei uns zu Hause. Seit Jahren hatte ich keinen Bedarf mehr an einem Eiskratzer - aber jetzt wäre das mal angebracht gewesen - wenn man denn einen dabei hätte. Der Schnee lässt sich noch mit den Handschuhen wegschieben, aber auf der Vorder- und Rückscheibe ist doch eine kleine Eisschicht entstanden. Normalerweise ja auch kein Problem - einfach gut vorheizen und etwas warten. Aber wenn man ohnehin unsicher ist, wie weit der Akku noch reicht? Nee - lieber nicht. Es stellt sich allerdings heraus, dass die Ladekarte der Telekom sich wunderbar auch als Eiskratzer nutzen lässt :mrgreen:

Die Hoffnung war, dass die E4 nach Stockholm dann vom Schnee geräumt ist. Aber nichts da - teilweise liegt eine feste Schneedecke dort, oftmals schon richtig als Eis festgefahren. Vorteil für den Verbrauch: Viel mehr also 90 km/h ist nicht drin. Unser Model S zeigt als Ankunftsakkustand beim SuC 15% an. Ich bin gespannt, wie sich die Realität dazu verhält - schließlich weiß das Auto viel, aber sicherlich nicht, wie die Straße aussieht.

Aber es kommt erstaunlich gut hin. Das Durchschnittstempo liegt nur bei 91 km/h und das scheint den Mehrverbrauch durch die Witterungsverhältnisse doch gut auszugleichen. Immerhin sind es -5 Grad - nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen geringen Verbrauch. Zum Schluss gebe ich etwas mehr Strom - und so kommen wir dann mit 11% am SuC an.

Auf der Fahrt genieße ich erneut das Fahrverhalten vom Tesla. Auch bei Eis und Schnee - der Wagen fährt wie auf Schienen. Keine Spur von Unsicherheit. Nicht allen ergeht es so - wir kommen an einem Lastwagen vorbei, der in den Graben neben der Straße gekippt ist…

Der SuC Tystberga (Lästringe) hat eine interessante Anordnung der Stalls - aufgrund des Schnees ist es auch schwer vorzustellen, wie man dort parken soll - längs und quer und teilweise hintereinander. Wie auch immer - wir finden unseren Platz - wieder an einem aktuellen Stall schon mit CCS. Auch hier fand also schon eine Umrüstung statt. Tesla legt hier gefühlt ein ganz schönes Tempo vor. Als wir ankommen, sind wir übrigens der zweite Tesla. Nur ein paar Minuten später sind drei weiteren Teslas dort. Glück gehabt - wir wollen schließlich schnell laden können (bei 8 Stalls - davon einer inaktiv und abgedeckt).

Wenn man aus dem Süden kommt, ist die Anfahrt zum SuC nicht ganz so problemlos. Denn der SuC ist an einer Tankstelle/Raststätte in Richtung Süden. Also fahren wir ca. 5 km vorher ab - und nach dem SuC dann auch erst mal ca. 10 km in Richtung Norden auf kleinen Straßen, bis wir wieder auf der E4 sind. Auf der Rückfahrt dürfte das einfacher sein. Aber so bekommt man auch ein wenig mehr zu sehen - nun gut, bei viel Schnee ist das auch nicht so spannend. Aber schön ist es in Schweden trotzdem immer wieder :smiley:

Kilometer bis zum SuC: 167 km
Verbrauch: 274 Wh/km
Wetter: -5 Grad, kein aktueller Schneefall, aber Schnee und Eis auf den Straßen
Akku bei Ankunft am SuC: 11%
Geladen: 67 kWh
Akku bei Abfahrt: 98%
Ladezeit: 1h 20m

Der Blick richtet sich nun schon nach Estland. Bis zur Fähre sind es noch ca. 80 km. Ab Tallinn nach Tartu dann noch mal gut 180 km. Also 260 km. Und in Estland ist viel Schnee angesagt. Und nun zeigt sich der Wert einer guten Vorbereitung. Sofern man sie gemacht hat jedenfalls :mrgreen:

Estland ist ja SuC-freies Gebiet. Also muss man sich anderweitig versorgen. Ich hatte vorher (natürlich) recherchiert: In Tartu gibt es einige Ladestationen, an denen ich mit Plugsurfing laden kann. Perfekt - hier gibt es also wohl kein Problem. Schade nur, dass die Ladesäule in unmittelbarer Nähe meiner Schwiegermutter (200 m entfernt) nicht davon abgedeckt ist. Die gehört zu Elmo. Und das ist nicht ganz so einfach, dort einen Zugang zu bekommen. Immerhin hilft goingelectric hier weiter - danke an volker.berlin für einen sehr nützlichen Eintrag beim Anbieter elmo.ee ([url]https://www.goingelectric.de/stromtankstellen/anbieter/angebot/Flex-package-ELMO/78/[/url]). Ich habe mich dort also im Vorfeld angemeldet und habe die Adresse meiner Schwiegermutter für den Versand der RFID-Karte angegeben. Allerdings sagte sie uns in der Woche vor der Reise, dass nichts angekommen sei. Elmo hatte aber auch nicht nach einer Kopie des Personalausweises gefragt und man konnte das nicht eingeben. Bislang fand ich alles nicht so schlimm. Lade ich eben nicht direkt nebenan, sondern die 1,5 Kilometer entfernt - lässt sich auch mal gut machen - zumal wir nicht viel in Estland herumfahren wollten.

Aber erst in Schweden ist mir aufgefallen, dass die Ladesäulen in Tartu die einzigen sind, die ich über ein bekanntes Ladenetz aktivieren kann. Keine in Tallinn - keine auf dem Weg nach Tartu. Nichts über Plugsurfing, nichts über Newmotion. Telekom sowieso noch nicht im Ausland. Na gut - es sollte ja alles reichen. Aber wirklich sicher war das alles ja nun nicht. Aus Schweden heraus habe ich dann noch schnell eine Mail an Elmo geschrieben, dass ich die Ladekarte wenn möglich gern am nächsten Vormittag in Tallinn in besagtem von Volker beschriebenen Parkhaus abholen würde - ob das noch möglich sei. Aber da kam keine Antwort mehr.

Nun ja - wenn andere es schaffen, mit ihrem Tesla durch den Iran und Turkmenistan zu fahren, dann sollten wir das mit Estland doch auch schaffen. Eigentlich reicht der Akku ja auch bis Tartu - aber jetzt erwacht auch mein Ehrgeiz. Was lässt sich hier spontan noch in Estland machen?

Aber erst mal ist die Fahrt nach Stockholm angesagt. Um von der Ladung her möglichst sicher zu sein, laden wir am SuC bis 98% auf - dann geht es weiter.

Es sind die ca. 80 km bis Stockholm - da verbraucht man ja auch einiges. Zeitlich ist es entspannt - also warum nicht in Stockholm noch mal an einer (langsamen) Ladestation nachladen. In der Nähe der Fähre wird bei Plugsurfing etwas angezeigt. Aber dort, wo es dem Standort nach sein soll, ist nichts zu erkennen. Keine Ahnung, ob die Ladesäule unter irgendwelchen Schneebergen verschwunden ist - oder ob es sie nicht (mehr) gibt. Also noch mal gut 2 km weiterfahren zu einer Ladestation, die von Newmotion unterstützt wird. Die liegt vor einem Museum - wie man davor parkt ist bei dem vielen Schnee nicht so richtig erkennbar. Aber es ist ohnehin kein Mensch weit und breit zu sehen - also quer über den Bürgersteig, Kabel raus und anschließen und Ladung starten. Funktioniert :smiley:

Ok - wir laden in einer halben Stunde in etwas 10 kWh und bekommen den Akkustand von 69% auf 81%. Aber die Menschenleere dort galt wohl auch nur solange ich mit Lokalisieren und Einparken und Anschluss des Kabels zu tun hatte. Ab da kamen viele Leute ins Museum und verließen es wieder. Und spazierten vorne und hinten am Tesla vorbei - aber niemand verlor ein böses Wort oder auch nur einen bösen Blick. Alles sehr entspannt.

Auch das Beenden der Ladung verlief einwandfrei - vor kurzem hatte ich ja mal den Fall, dass eine Ladestation das Kabel nicht freigab und ich darauf warten musste, dass der Betreiber im entsprechenden Parkhaus die Sicherung abschalten musste. Das macht doch unsicher. Aber hier kein Problem - und jetzt war ich auch sicher, dass wir mit dem Akkustand bis nach Tartu kommen - auch bei sehr unwägsamen Witterungsbedingungen.

Dann zur Fähre und dort konnten wir nach kurzer Wartezeit auf das Ladedeck. Die ganze Rückseite vom Tesla war mit einer Schnee-Dreck-Schicht bedeckt - vom Nummernschild war nichts mehr lesbar.

Auf der Fahrt nach und in Stockholm habe ich mich wieder über das Fahrverhalten gefreut. Kein Wegrutschen, kein Durchdrehen - es macht richtig Spaß mit dem Model S. So sehr, dass ich eigentlich nicht mehr ohne Tesla sein möchte. Auf der Fahrt gab es ja auch genug Zeit für gemeinsame Überlegungen, wie es nach dem August (Leasing-Ende) weitergehen soll. Das Model S brauchen wir von der Größe her nicht mehr. Die Kinder sind jetzt aus dem Haus und die Anzahl der Fahrten hat auch deutlich abgenommen. Das Model S wäre völlig überdimensioniert - vor allem auch zu dem jetzt aufgerufenen Preis. Aber das Model 3 reizt schon sehr.

Eigentlich brauchen wir nicht viel Mobilität. Ich muss öfter geschäftlich nach Hamburg - von dort aus reise ich dann meistens mit der Bahn weiter. Lange geschäftliche Reisen mit dem Auto kommen nur selten vor. Und diese Hamburg-Fahrten vielleicht alle zwei Wochen mal (früh morgens hin und abends zurück). Ins Büro fahre ich wenn möglich mit dem Fahrrad - nur bei ganz schlechten Witterungsverhältnissen (es regnet in Strömen oder es ist Glatteis) greife ich auf das Auto zurück.

Meine Frau ist öfter unterwegs - aber meistens nur Kurzstrecken. Aber eben auch dann, wenn ich ich mit dem Auto weg bin. Da wir ziemlich außerhalb wohnen, sind öffentliche Verkehrsmittel keine Alternative. Für die Kurzstrecken reicht unsere ZOE bzw. ist fast schon zu viel. Eigentlich widerstrebt es mir, dass wir für unseren geringen Bedarf gleich zwei Autos vorhalten. Aber eine richtige Alternative fällt mir auch nicht ein.

Für den Urlaub steht noch das Wohnmobil vor der Tür - mangels Alternative leider noch mit Diesel-Antrieb. Ich hoffe, da tut sich in den nächsten Jahren auch noch mehr.

Aber aktuell beenden wir diesen Tag jetzt auf der Fähre. Die Überfahrt ist recht ruhig. Das Buffett so lala. Und die Belüftung in der Kabine ist leider zu stark und nicht regelbar. Man sollte doch immer ein Klebeband oder Kreppband mitnehmen, um die in Kopfrichtung zeigenden Lüftungsschlitze abkleben zu können :mrgreen:

Das war Tag 2 - und ich warte mit Spannung auf den nächsten Tag, vor allem, ob wir an eine estnische Ladekarte herankommen.

Viel Erfolg noch bei eurer Reise :slight_smile:
Das hört sich alles spannend und interessant an :slight_smile:

Und der dritte Tag - in Estland…

Dei Fährüberfahrt von Stockholm nach Tallinn ist recht ruhig. Leider ist es zur Zeit der Abfahrt (17:30 Uhr) ja schon dunkel und so kann man die Fahrt durch die Schären vor Stockholm mehr erahnen als wirklich sehen.

Zwischendurch denke ich immer wieder, dass es doch richtig gut wäre, wenn man das Auto auch auf der Fähre laden könnte. Das Auto steht ohnehin, es ist viel Zeit. Mal sehen, ob da in Zukunft noch etwas möglich ist.

So kommen wir aber am Morgen in Tallinn an - mit einem Plan, um doch noch zur estnischen Ladekarte von elmo.ee zu kommen. Der erste Weg führt uns in das Parkhaus, das von volker.berlin in seinen Erläuterungen auf goingelectric schon 2015 beschrieben wurde ([url]https://www.goingelectric.de/stromtankstellen/anbieter/angebot/Flex-package-ELMO/78/[/url]). Das Parkwächterhäuschen finden wir sofort - es ist auch eine freundliche Dame dort, die erst mal viele bereitgelegte Ladekarten durchsieht, ob unsere vielleicht dabei ist. Immer wieder spannend ist es übrigens, wenn man eine Estin als Frau hat, die seit über 25 Jahren in Deutschland lebt und damit neue Begriffe in estnisch nicht kennt. Was heißt denn nur „Ladekarte“ auf estnisch?

Unsere Ladekarte ist jedenfalls nicht dabei - dachte ich mir fast schon. Die sehr nette Dame rief dann aber gleich bei Elmo direkt an und hat nachgefragt - mit unserem Namen. Anscheinend konnten die uns auch gleich identifizieren und sagten, dass unser Konto einfach noch nicht aktiv sei - es fehle die Personalausweiskopie. Also genau das, was im Beitrag auch beschrieben wurde - nur dass ich auf eine Meldung von denen gewartet hatte, dass ich etwas einschicken soll. Nun gut - selbst verpatzt. Aber auch das sei kein Problem - wir könnten zu denen fahren (ca. 2 km) und dort den Personalausweis vorzeigen und dann könnten wir die Ladekarte gleich bekommen. Zum Schluss hat die nette Dame vom Parkhaus noch unser Parkticket auf „bezahlt“ gestellt, so dass wir auch nichts im Parkhaus zahlen mussten.

Dann zu der angegebenen Adresse fahren. Hmmm - dort ist allerdings nur ein Hotel. Mit dem eindeutigen Hinweis auf dem Parkplatz davor, dass man ganz wilde Strafen zahlen muss, wenn man unberechtigt hier steht… Nun ja, wir gehen mal rein und fragen an der Rezeption. D.h. die Kommunikation überlasse ich lieber meiner Frau. Wobei es mir immer wieder ein Rätsel sein wird, wie man so eine komplizierte Sprache sprechen kann. Aber gut - die schaffen es und nach kurzer Zeit ist klar, dass es hier ein Business-Zentrum gibt und dort sollten wir doch mal nachfragen. Haben wir gemacht - und siehe da, wir sind dort richtig. Ach ja - wegen des Parkens: Hier war ein Touchscreen-Display am Eingang und dort musste man nur seine Autonummer eingeben und dann durfte man 30 Minuten dort stehen. Also alles prima.

Die Dame von Elmo kam dann gleich - sie war ja durch das Telefonat schon vorgewarnt, so dass sie gleich unsere Papiere mitsamt Ladekarte in der Hand hatte. Sie kopierte kurz meinen Personalausweis, dann noch eine Unterschrift und das war es. Ich fragte noch, wie es mit Bezahlung sei - schließlich könnte ich im Internet im Kundenportal keine Kreditkarte hinterlegen. Ach ja - das funktioniere gerade nicht, aber ich könne trotzdem laden - es würde dann wohl irgendwann eine Rechnung kommen.

Wunderbar - jetzt haben wir die Ladekarte und das hat insgesamt vielleicht eine halbe Stunde gedauert. Damit können wir an 167 Ladestellen in Estland laden. Die Preise sind gestaffelt nach der Zeit:

[]Bis 10 Minuten: 1,50 EUR
[
]10-20 Minuten: 3,00 EUR
[*]Über 20 Minuten: 4,50 EUR

Die Ladestellen sind mit CHAdeMO ausgestattet und mit AC-Lademöglichkeit mit 22 kW. Wenn man AC lädt, dann kann man maximal 4 Stunden laden.

Dann geht es in Richtung Südosten nach Tartu. Es sind ca. 180 km. Ganz am Anfang sind es 30-40 km „Autobahn“ mit einer Beschränkung auf 110 km/h. Danach geht es größtenteils einspurig weiter - mit Beschränkung auf 90 km/h. Die Straßen sind immerhin schneefrei - auch wenn es in Tartu an diesem Tag viel schneien soll. Und Achtung - es gibt alle paar Kilometer eine Radarkontrolle. Das scheint zu wirken - es halten sich viel mehr Leute an die Vorgabe als ich es noch von früheren Zeiten her kenne.

Ungefähr in der Mitte der Strecke wollte ich dann man testen, ob das mit dem Laden auch funktioniert. Eine Ladestation liegt direkt an der Straße. Rausfahren, richtig hinstellen - kurz die Ladestation inspizieren, die Bedienung verstehen - und dann geht es auch schon los. Klappt einwandfrei und sofort. Wir laden ca. 15 Minuten - das reicht für 5,19 kWh. Kosten sind 3 €. Ok - günstig ist anders, aber darum ging es hier ja auch nicht. Merkwürdig ist: Diese Ladung wird in Teslafi nicht mit Daten angezeigt.

Dann den Rest der Strecke nach Tartu - wo es immer mehr Schnee gab. Später haben wir erfahren, dass es den ganzen Vormittag dort intensiv geschneit hat und dass es viele Unfälle gegeben hat. Davon haben wir glücklicherweise nichts mitbekommen.

Bei der Schwiegermutter wurden wir erst mal mit leckeren Pirukad empfangen (gefüllte Teigtaschen mit Möhren oder Hackfleisch). Schon deswegen würde ich sofort wieder hierher fahren :mrgreen:

Danach war dann das Auto wieder dran. Das Online-Angebot von Elmo sagt mir, dass die Ladestation in der Nähe gerade belegt ist. Da sie beim Supermarkt ist, gehen meine Frau und ich so zum Einkaufen und wollen dann dort vorbeischauen. Wir sehen, dass dort ein Taxi lädt (Nissan Leaf) - auf Nachfrage meinte die Dame, dass die vielleicht noch 15-20 Minuten dort sei. Ok - bevor die Ladestation dann wieder belegt ist, holen wir erst mal das Auto, stellen uns daneben und warten die Zeit ab.Dann das Kabel verbinden, Ladung starten, alles prima. Und weiter in den Supermarkt. Noch im Eingang vibriert die Apple Watch mit der Meldung „Ladung unterbrochen“. Hmm - noch mal zurück. Lädt nicht mehr. Also noch mal mit der Karte autorisieren, Ladung starten und wieder geht es los. Wieder am Eingang dieselbe Meldung: Ladung unterbrochen. Ok - zurück - neu starten, aber diesmal bleibe ich im Auto. Und siehe da, die Stromstärke steigt auf 16A an - und geht dann wieder zurück. Das Auto hat einen Doppellader und ist damit auf 32A eingestellt. Damit gab es an der Ladestation zwischendrin ja auch keine Probleme. Aber was solls - hier probiere ich einfach die maximale Stromstärke herunterzusetzen - auf 15A. Und siehe da - es geht weiter mit dem Laden. Ist nicht immer ganz so einfach - aber solange am Ende der Akku voll wird, ist ja alles gut.

In den Stunden danach prüfe ich immer wieder den Ladestand - und alles ist prima. Um 19:15 dann auf einmal die Meldung, dass die Ladung unterbrochen wurde. Ok - ich wollte ohnehin gerade los und das Auto lieber dort wegholen, habe die Ladestation ja schon lang genug blockiert. Aber es hat für 76% gereicht. Später bei Elmo.ee habe ich dann gesehen, dass der Wagen genau 4 Stunden und 6 Sekunden geladen hat. Mit etwas Nachlesen auf deren Seite fand ich dann auch die Beschränkung bei AC auf vier Stunden. Ist ja durchaus verständlich.

Ladestart: 20%
Ladeende: 76%
Ladezeit: 4 h
Lademenge: 43,76 kWh
Kosten: 4,50 EUR

Also ca. 10 Cent pro kWh - das lässt sich doch gut sehen!

Die beiden abgebrochenen Fehlversuche wurden übrigens nicht berechnet.

Bin dann wieder die 300 Meter nach „Hause“ gefahren - dort steht der Wagen dann erst mal zwei Tage lang.

Fazit: Letztlich ist es eine wirklich gute Infrastruktur für ein so kleines Land mit 1,3 Mio Einwohnern. Alle waren sehr freundlich und bemüht uns weiterzuhelfen.

Was mich sehr gefreut hat: Es kam noch eine PN von einem Forenmitglied, dessen Frau ebenfalls aus Tartu kommt. Die Welt ist klein… Da gab es sogar das Angebot, dass wir unseren Wagen bei ihrem Bruder aufladen könnten - ganz herzlichen Dank noch mal für das tolle Angebot! Das nenne ich mal Solidarität unter den Elektroautofahrern mit estnischen Frauen :smiley:

Netter Bericht. Vielen lieben Dank. Es ist schön, mal nicht nur negative Dinge zu lesen. :smiley:

Dann sind wir schon auf den Rückweg gespannt. Schönnen Urlaub euch noch :smiley:

Vielen Dank für den sehr informativen Bericht! Ist ja doch immer noch spannend, mit dem Elektroauto ohne Tesla-Infrastruktur unterwegs zu sein… :slight_smile:

Gibt es auch den Rückweg? :laughing:

Ja, das wäre gut, denn Dein Reisebericht ist sehr informativ gewesen.
LG

Tja lieber Elrond,

Janbo und ich wandeln gerade auf Deinen/ Euren Spuren…

Meine Mutter in Tartu hat am kommenden Freitag einen runden Geburtstag(so wie bei euch damals) und wir fahren natürlich mit dem Tesla über Schweden hin :grinning:
Wir sind am Montag Mittag in Hannover gestartet und sind nach einem Zwischenstopp in Lübeck durch Dänemark und Schweden gefahren
Es ist allerdings noch winterlicher (heute frostige -15) und gefühlt haben wir unterwegs alle Supercharger kennengelernt :wink:
Der in Toftaholmen hat uns am besten gefallen. Das Angebot für Teslafahrer ist immer noch aktuell und ein längerer Aufenthalt dort ist sicher wunderbar. Wir und unser Hund hatten nur Zeit für einen Spaziergang aber es war wirklich schön, siehe Fotos
Jetzt sind wir auf der Fähre, das Model S hat noch 37% im Akku und für die 185 km nach Tartu müssen wir nachladen. Die Ladekarten hat meine Verwandtschaft für uns schon besorgt.

Dein Bericht war für uns unterwegs eine echte Hilfe und Inspiration, nochmals vielen Dank!

Lea & Jan

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