Gestern spontan einen Ausflug von Kapfenberg nach Kärnten gemacht zur Aufführung der Matthäuspassion. Beginn der Aufführung 19:00 Uhr, Ankunftszeit laut Navi 19:08 Uhr. Ist machbar! Losgefahren im Regen mit 215 typical im Akku über die S6 und S36, St Michael, Judenburg, Scheifling, St. Veith an der Glan nach Klagenfurt. Während der Fahrt schon gefreut, dass die Ladestation in der Kumpfgasse, die abends immer frei, nur einen Steinwurf vom Konzerthaus entfernt ist.
Die Verkehrsregeln etwas großzügig ausgelegt, kam ich um 18:42 Uhr an der Ladestation an. Angestöpselt, Programmmenü durchgegangen, mit „Lebenslandkarte“ identifiziert. Schon blinkt grün die Ladeleuchte. Schirm und Mantel und los zur Konzerthalle. Ankunft dort noch immer 5 Minuten vor Beginn der Aufführung. Karte an der Kasse abgeholt, hinauf in den Saal, super Platz in der Mitte des Balkons, die Leute rechts und links, eigentlich überall sehr festlich angezogen, in Klagenfurt kennt sich im Publikum fast jeder… Rücksichtsvoll schalte ich das Handy auf Airplanemode. Die Mädchen im Saal auch sehr fesch. „Kommt, ihr Töchter,“ schallt schon die Musik, „helft mir klagen …“
Irgendwann, während eines Rezitativs, denke ich, dass so alles ideal ist mit er E-Mobilität, man fährt zum Ziel, steckt an, nach dem Event geht man zurück zum Auto und die Batterie ist wieder voll (Doppellader vorausgesetzt ).
Die Vorstellung ist zuende, nicht enden wollender Beifall, wieder draußen im Regen. Es ist 23:30 Uhr, ich schalte den Airplanemode aus, Tesla App an: Reichweite : 50 km! WAAAS!
Am Auto dann die Wahrheit: Die Ladesäule hat genau gewartet, bis ich in den Airplanemode ging, und dann rigoros den Strom abgedreht. Im inzwischen heftiger gewordenen Regen melde ich mich wieder an, nun fließt der Strom. Ärgerlich, aber immerhin. Fünf Kilometer mehr Reichweite und die Säule geht wieder auf Null. Schei…, schei…, scheint System zu haben, textet mein Inneres.
Nun, es gibt noch andere Ladesäulen in der Nähe. Ich stecke ab und fahre los. Viktringer Ring ist Kelag, da habe ich keinen Vertrag, die waren früher die Guten, jetzt wollen sie leider zuviel. Es gibt aber noch viele Lebensland Ladesäulen. Paulitschgasse also. Angesteckt, vier Kilomater geladen, Säule tot. Na Servus, das kann was werden! Zur Säule am Benediktinermarkt: Großbaustelle, keine Zufahrt, keine Säule mehr. Nicht verzweifeln, um die Ecke in der 8. Maistraße 20 ist noch eine Möglichkeit, notfalls der SuC Villach als Rettungsanker. Angeschlossen in der 8. Maistraße, ein Polizeiauto fährt langsam vorbei, die Beamten blicken neugierig, mit der Karte wieder identifiziert an der Säule. Der Ladevorgang beginnt:. 5 km, 7 km, 12 km kein Abbruch, endlich!
Mir wird klar, um gut nach hause zu kommen muss ich jetzt, es ist 0:40 Uhr, etwa 2 Stunden warten. Ich erinnere die schönen alten Zeiten, damals, als mein Model S neu und kein Supercharger irgendwo auf der Welt war, und ich eine Bibliothek im Auto hatte… Vergangene Zeiten… Ein Rundgang durch die am Samstag Abend noch recht belebte Klagenfurter Innenstadt, viele junge Leute unterwegs, aus vielen Kneipen kommt Ummta ummta ummta. Nichts so recht etwas für mich. Nach einer guten halben Stunde bin ich wieder am Auto. 115 km typical reichen noch nicht, aber unterwegs ist in Scheifling ein Tripellader der Energie Steiermark, die bis Ende des Monats noch gratis sind Was ist das? „Fahrzeug kann nicht geladen werden!“ sagt mein Methusalem. Tatsächlich lädt er noch aber nur mit 22 A. Habe ich nicht vorgestern erst einen neuen Masterlader bekommen (€ 2500.-), und jetzt geht der Unsinn schon wieder los? Also mit 116 km typical losgefahren, es ist 1:25 Uhr.
Das Wetter wird schlechter, leichter Schneefall setzt ein, die Straße nass, Sichtverhältnisse bescheiden, die Fahrt monoton, die Augen werden langsam starr. Endlich, in Scheifling ist die Ladesäule wirklich gut versteckt, keines der Grundstücke zeigt eine Hausnummer, fahre hin und her, DA ist sie ja. Chademo! da wird die Zeit wenigstens nicht lang.
Identifizierung über QR-Code, Website geht auf, AGBs zugestimmt, Laden starten? Ok! ….die Website ist beschäftigt, es dauert, dann ein String: „Es tut uns leid, Laden kann nicht gestartet werden.“ Uff. Noch ein Versuch, gleiches Ergebnis. An der Typ 2 Dose probiert, gleiches Ergebnis.
Es bleibt nur noch die Hotline. Der Dame dort muss der Standort genau beschrieben werden, dann verbindet sie mich zu einer Kollegin, die sich auskennen soll. Ja, sie sieht, dass nicht geladen werden kann, sie könnte einen Techniker vorbeischicken. Das allerdings könnte ein paar Stunden in Anspruch nehmen.
Gottseidank habe ich einen Tesla, denke ich, und fahre weiter nach Judenburg zu McDonalds, zum Tripellader von Smatrics. Mit 20 km Rest angekommen. Säule funktioniert, Lade 40 Minuten. Schneefall inzwischen intensiv, ich viel müde, fahre los und bin dann endlich um 4:30 dahoam!
Ganz so ideal lief es also nicht!