Jedem E-Fahrzeug seinen eigenen RCD?

Ich habe mir einen TWC besorgt und wollte diesen am WE anschließen. Jetzt entnehme ich der Installationsanleitung, dass laut VDE 0100-722 für jede Ladestation ein jeweils eigener FI Schutzschalter installiert werden muss.
Dies verwundert mich doch sehr. Für mein Verständnis verringert doch die Verwendung mehrerer FIs die Sicherheit, da sich doch im Fehlerfall die Fehlerströme addieren. Wenn ich dann z.B. zwei nebeneinander stehende ladende Fahrzeuge berühre, so können schon ohne jeweilige Auslösung der beiden FIs gefährliche Gesamtströme entstehen.

Da ich nicht davon ausgehe, dass diese Vorschrift aus Gründen der Einkommensgenerierung für das Elektrohandwerk erlassen wurde: wo ist mein Denkfehler?

Du sollst ja auch die Kabel der Ladestationen direkt im Verteilerkasten anschließen und nicht hinter dem Haus FI.
Und da dann jede Leitung unabhängig von einander ist, braucht es jeweils einen FI.
Wenn nur Teslas geladen werden sollen, reicht ein FI A-EV, der ist deutlich günstiger als der B.

Abgesehen vom Haus: wenn ich zwei Ladestationen a 16A betreibe, warum dann zwei FIs?
Die Ersparnis Typ A EV zu Typ B beträgt 3,50€ - ist also marginal.

Man muss sogar bei mehrere Ladestationen mit einem FI Typ B (30mA) absichern, da die einzelnen Gleichstrom-Fehlerströme sich addieren könnten. Die im TWC verbauten Sensoren sichern nur Gleichströme > 6mA ab, daher muss davor bei einem ein FI Typ A verbaut sein, bei mehreren eben der Typ B.

Hallo Eifel.stromer,

der Preisunterschied von Typ A zu Typ B liegt meines Wissen bei ca. Faktor 10. Typ A kostet so 20-40,-€ und Typ B 300-600,-€. Je nach Ausführung und Hersteller.
Da ich die VDE Vorschriften nicht mehr zur Hand habe kann ich leider nicht sagen warum alle Anschlüsse einen eigenen FI bekommen sollen, macht nach meiner persönlichen Meinung für den normalen Anwendungsfall aber keinen Sinn. Könnte der Betriebssicherheit dienen da sich Gleichfehlerströme bei dreiphasigen Gleichrichtern zwangsweise bilden. Wenn jetzt mehrere Fehlerquellen addiert werden ist die Gefahr eines Ausfalls größer.
Keinesfalls darf die Wallbox ohne eigenen FI Typ B hinter einem FI Typ A angeschlossen werden, da dieser außer Funktion gesetzt wird wenn Gleichfehlerströme fließen.

Ok, das finde ich spannend - ich habe bisher beim Mitlesen verstanden, dass es FI A EV sein muss, den es nur von Döpke gäbe. Dieser kostet tatsächlich kaum weniger als ein FI B.

Vielen Dank für die Antworten!
Ich hab mich wahrscheinlich etwas unklar ausgedrückt.
1.) Kosten FI 40A/0,03A:
a.) Nicht Typ A, sondern Typ A-EV. Preis vorgestern 166,50€
b.) Typ B, vorgestern gekauft 170€
=> Preisdifferenz: 3,50€

2.) Meine eigentliche Frage ist, warum pro Ladestation ein eigener FI.
Überlegung: Fehler in beiden Fahrzeugen:
EIN einzelner FI: Auslösung bei 30 mA
ZWEI FI: Auslösung pro FI 30 mA => möglicher Fehlerstrom vom 60 mA OHNE AUSLÖSUNG des FI.
Aber diese Überlegung muss falsch sein, der VDE zielt mit der 0100 auf Sicherheit. Also, wo liegt mein Fehler?

Das hast du korrekt verstanden!

  1. ein RCCB Typ B kostet erheblich mehr als ein RCCB Typ A. €3,50 kann daher nicht die Differenz sein.
  2. pro Ladeanschluss braucht es einen eigenen RCCB - vorzugsweise Typ B, sonst dürfen nicht alle Fahrzeuge geladen werden.

Siehe auch die Norm IEC60364-7-722. Suchmaschinen helfen dabei :slight_smile:

Es geht hierbei um die Gleichstromfehlerströme. Beispiel:
Fahrzeug 1 Fehlerstrom +30mA
Fahrzeug 2 Fehlerstrom -30mA

Gesamtfehlerstrom bei EINEM RCCB: 0mA --> KEINE Auslösung

Zu 1: Es war immer die Rede von Typ A EV

Zu 2: Danke - hast es ja unten erklärt. Dass es so ist war ja klar - das warum hat mir gefehlt.

Das wiederum ist plausibel. DANKE für die Aufklärung!

Wieso kann es eigentlich bei einem EV zu solchen Gleichstrom kommen aber z.b. bei einem 12…48v Schaltnetzteil (das einen akku läd) nicht?

Der Anwendungsfall ist genau der gleiche und der Defekt könnte ja auch gleich sein.
Nur das das EV bei einem isolationsfehler sowieso den akku über Schütze beidseitig isoliert.

Spannende Frage ist dann, woher der Gleichstrom dann noch kommen soll :slight_smile:

Ist das Fahrzeug /Karosse geerdet wenn der Stecker drin steckt?

Bei Gleichspannung beträgt die zulässige Berührungsspannung 100 V - von daher ist keine Sicherheiteinrichtung notwendig.

Wenn dein Schaltnetzteil 3 Phasen hat, dann muss es theoretisch auch mit einem Typ B abgesichert werden.

Der Gleichspannungsfehler kann erst ab einem de.wikipedia.org/wiki/Dreiphasengleichrichter auftreten. Deswegen reicht bei 1 Phasig angeschlossenen Schaltnetzteilen ein normaler RCD, da nur eine gepulste Gleichspannung zurück in’s Netz kann, und da löst auch ein RCD Typ A sicher aus.

Dein Schaltnetzteil zum Laden ist isoliert zwischen Netz und Sekundärkreis (über den kleinen Transformator).

Der AC Lader eines Elektrofahrzeuges ist nicht isoliert (der Trafo wäre bei der Leistung groß und teuer) sondern der gesamte Hochvoltteil (Batterie, Antrieb usw.) ist vom Rest des Fahrzeuges isoliert. Gäbe es jetzt bei dieser Isolierung einen Fehler, könnte auf Netzseite ein Gleichstrom entstehen.

Richtig und deshalb wird die Isolation ja Überwacht und der Akku 2 polig getrennt wenn irgendwas schief geht, das ist ein integrierter FI.
Aus dem Akku fließt der Fehlerstrom dann eher nicht.

Während der Ladung ist die fahrzeugeigene Überwachung abgeschaltet. Denn ist es ja ausserhalb des Fahrzeuges ein „Isolationsfehler“ vorhanden, nämlich die Verbindung von Nullleiter und Schutzleiter im Drehstromnetz.