Ich bin kein Pionier

Und ich will das auch überhaupt nicht sein, das ist für mich persönlich kein Wert an sich. Vielmehr empfinde ich „die anderen“ als rückständig. Und Tesla gibt’s ja ein paar Jahre und die haben auch schon ein paar Autos verkauft.

Allerdings ist mir natürlich klar, dass die Mehrheit der Autofahrer heute noch fast keine andere Wahl hat, als ICEs zu fahren. Sei es aus Kostengründe oder wegen immer noch (!) mangelnder sinnvoller Lade-Infrastruktur besonders für Nicht-Teslas.

Und damit meine ich nicht nur die Anzahl und Qualität der vorhandenen Ladesäulen sondern auch diesen ganzen unsäglichen Quatsch mit den verschiedenen Karten, Roaming, kostenlos oder nicht, Parkgebühren oder nicht, weil Strom nicht einfach jeder so verkaufen darf (Achtung, nicht blenden lassen: das ginge bei politischem Willen problemlos, hier wird absichtlich Chaos erzeugt). Jeder kocht sein regionales Süppchen ganz wie zu Zeiten der deutsche Fürstentümer, Königreiche und Grafschaften anno 1800. Das kann man im Einzelfall und bei entsprechender Beschäftigung mit dem Thema durchaus zu seinem Vorteil spielen indem man z.B. in bestimmten Städten kostenlos parkt oder wie ich wg. des günstigen Sonntags-Parktarifs billig Strom auf einem Bank-Parkplatz zieht (4 Euro für 80 kW/h, ca. 1/5 des Preises im Vergleich zu Home Charging). Schön, dass gleich daneben ein super Augustiner Biergarten liegt.

Aber wirklich hilfreich das Laden für die Masse einfach und günstig zu gestalten, ist das in Summe nicht.

Wie auch immer, die Verdummungs- und Verschleppungs-Taktik der üblichen Verdächtigen der deutschen Autoindustrie trägt dann den Rest bei und ich stehe plötzlich und gänzlich ungewollt als „Pionier“ da.

Für mich und meine Familie ist das MX das richtige Auto zur richtigen Zeit in unserem Leben. Echte Minuspunkte sind höchstens die leicht sub-optimale Funktionalität (z.B. Hochglanzsitzschalen in meinem Baujahr, zu wenige Staufächer, fehlende Laderaumabtrennung, keine Gummifussmatten etc.) sowie der exorbitante Preis.

Trotzdem kurz zusammen gefasst: ich empfinde mich nicht als vorne sondern die andere als hinten :slight_smile:

Eine wirklich den Kern treffende Beschreibung!

+1

Heute spiele ich mal den Pedanten: Es müsste kWh und nicht kW/h heissen… SCNR :nerd:

Ja, die Kernaussage sehe ich auch so: vor 4 Jahren mit dem Leaf war es noch Abenteuer und Pioniergeist, inzwischen wollen wir einfach nur noch fahren und den Leaf/Tesla als das sehen, was es eigentlich sein sollte: ein Auto. Die leider immer noch mangelhafte Infrastruktur macht die E-Mobilität aber nicht alltagstauglich, damit meine ich den „gemeinen“ Autofahrer. Keiner in unserer Wohnanlage, Strasse, Kollegenkreis hat sich in den 4 Jahren ernsthaft beim Kauf eines neuen Autos für ein E-mobil interessiert. Preis, Leistung (= Reichweite, Tankmöglichkeiten) und Einfachheit im täglichen Betrieb waren einfach mehr Wert. Ich glaube deshalb weiterhin, der Umweltaspekt spielt gar keine Rolle bei der Entscheidung, wenn die E-Mobilität massentauglich werden soll, dann muss sie billiger sein (Fahrstrom darf nix/fast nix kosten) und einfach sein. Wie oft ist es mir in den 40 Jahren passiert, dass eine Tankstelle nicht funktioniert hat? 1-2 mal, weil Super ausverkauft war - egal, fahre ich halt 500m weiter zur nächsten. Und Ladesäulen, die nicht nutzbar waren? Unzählige Male… so wird das nichts.

Ich bin ein Pionier der 2. Art. Ich sehe mich als jemand der zeigen will das es keinerlei Einschränkungen bedeutet ein EV zu fahren. Auch nicht als einziges Auto und für jeden der Abends zu Hause oder am Arbeitsplatz, etc. laden kann. Das können sehr viele denn Schuko 3kW reicht in der Regel dazu aus. Langstrecke geht mit dem SuC Netzwerk. Um diese Message aber glaubwürdiger transportieren zu können brauche ich von Tesla ein in der Qualität angemessenes Auto und ein absolut zuverlässig funktionierendes SuC Netzwerk, denn auf Langstrecke alle 3 Stunden mal 20 Minuten anhalten darf keine Einschränkung sein, aber jedes weitere Warten an einem SuC oder sogar die Nicht-verfügbarkeit wären ein GAU.

Mit dem Model III könnte ein Fahrzeug kommen welches dieses für viele Menschen erschwinglich macht. Darum liegt mir auch so viel daran das Tesla die SuC Infrastruktur und Prozesse in die Lage versetzt mit dem M III in hoffendlich großer Zahl umzugehen und die Qualität des Fahrzeugs bzgl. Hard- und Software nicht nur für Pioniere der 1. Art akzeptabel sind.

Die Reichweite ist de facto bei Tesla kein Problem durch große Akkus und SuC. Wenn ich natürlich alle 100 km stundenlang an 11 kW Schneckenladern hängen müsste (die dann evtl. auch noch kaputt sind) und ich daheim und in der Stadt nicht oder nicht problemlos laden kann, würde ich teure E-Autos für Quatsch erklären. Da viele Deutsche aber dieses von Politik und Autoindustrie gewünschte Bild im Kopf haben, geht nix vorwärts.

Leute, ich hätte nie gedacht, dass wir mal alle einer Meinung sind. Aber es stimmt:

Je länger man Tesla fährt, desto weniger empfindet man das als besonders.

Umso mehr wundert man sich, dass selbst unter denen, die sich so ein Auto leisten können, trotzdem noch fast alle auf ihre Stinker schwören.

Kollektive Gehirnwäsche, anders ist das nicht zu begreifen.

Hoffen wir, dass das M3 einschlägt, wie ein Blitz!

Nunja, ein bisschen aufwändiger ist es schon EV zu fahren, auch Tesla. Mittelstrecke ohne SuC ist man schnell mal stromtechnisch knapp, Langstrecke dauert auch länger als durchknallen und planen und rechnen sollte man auch können.
Wochenende auf dem Rückweg aus Berlin bin ich nicht über Berliner SuC gefahren weil ich wusste das ich bei meinem Füllstand mit 170whkm bis Magdeburg komme. Aber nur weil es hinter der Stadtgrenze aufhörte zu regnen. Über den SuC Berlin wärs ne Stunde länger geworden.
Da bedarf es schon ein bisschen Erfahrung um so zu planen und es ist um längen komplexer als Verbrenner zu fahren. Das macht nicht jeder freiwillig mit.

Nicht falsch verstehen, ich finde den Mehraufwand vertretbar, aber nachvollziehen kann ich es auch wenn einer sagt das er im Moment noch den Aufwand scheut.
Bisschen Pionier ist immer noch dabei… auch wenn es sich für uns normal anfühlt

Ich denke auch das zennteale Problem zur Masentauglichkeit ist die Abrechnung beim Laden. Ich kann in ganz Deutschland an JEDER bekloppten Tankstelle mit Cash UND Maestrokarte (EC) UND Kreditkarte Sprit kaufen. Warum kann ich in der Regel mit KEINEM dieser gängigen Zahlungsmittel an einer Ladesäule Strom fassen? Die Industrie hatte ihre Chance - jetzt bitte Politik. Infrastrukturpolitik!

Das „warum“ ist die richtige Frage und die Antwort leider nicht schön.

Es wird einschlagen wie ein Blitz, mit Donner in den Chefetagen und allem was dazu gehört :mrgreen:

Und selbst das Planen weicht schnell Erfahrungswerten und auch der Sicherheit dass eigentlich immer irgendwie ein SuC in erreichbarer Nähe ist. Ich bin heute gerade für 10 Tage auf Geschäftsreise quer durch Deutschland gegangen und werde am Ende mehr als 2000 km gefahren haben. Ich muss ehrlich sagen: ich habe nicht großartig ladeorte und -zeiten in meiner Terminplanung berücksichtigt.

Aber genau diese Erfahrung fehlt eben in der breiten Masse und schon wird dem geglaubt, was die Medien uns Tag für Tag verkaufen,. Bevor jetzt einer einwirft, dass dies ja bei vielen angebotenen Fahrzeugen auch praktisch zutrifft: Stimmt! Mir fehlt aber dezidiert der Hinweis dass es auch anders geht. Das wird regelmäßig verschwiegen und das ist in meinen Augen absolut kontraproduktiv und lässt uns ein gutes Stück weit als Pioniere erscheinen.

Tendenziell gebe ich dir recht, so ist es bei mir auch, nur hier und da muss man halt doch planen, vielleicht ist auch planen zu viel, was ich meine, es gibt auch mit dem Tesla immer mal wieder Situationen wo man rechnen muss was die Optionen sind. Beim Benziner ist es nicht so. Das wird erst verschwinden wenn an jedem Autobahnparkplatz die Charger stehen und die SuCs sich mehr als verdoppelt haben. Für die letzten Prozent Sorglosigkeit gemeint.

… und es kommt immer drauf an, von wo nach wo man fährt. Unsere Fahrten führen uns meist nicht an SC vorbei, oft nehmen wir einen Umweg in Kauf oder gehen das Risiko ein, dass der eingeplante 22er Lader am Ziel aus welchen Gründen auch immer nicht benutzbar ist. Beispiel heute in D: 4 Ladeplätze, 2 belegt, 1 von Verbrenner zugeparkt (erfolgreich verscheucht), dann festgestellt, dass die 2 freien „ausser Betrieb“ sind. Gut, ich hatte kein Problem, aber was, wenn ich von ausserhalb gekommen wäre, kleinen Akku habe und eigentlich laden muss? Dann geht das Gehampel los…

Wenn ich so die hochpreisigen Autos hier bei uns in Bremen zähle,
muss ich leider feststellen, dass die Verdummungstaktik der deutschen Hersteller
nach wie vor funktioniert.
Allein heute habe ich 3 Mercedes SUV GL 63 AMG gesehen, welche ab 130000€ kosten.
Warum sind das keine Model X 100D? Ich begreife es nicht.
AMGs aller Arten sieht man alle Nase lang.
Sowie immer wieder die neuesten 911er Porsche, die auch bei knapp unter 100000€ beginnen.
Am Preis liegt es also nur bedingt, dass es nicht mehr Teslas hierzulande gibt.
Da komme ich mir mit meinem Model S doch immer noch wie ein Pionier vor,
auch wenn das Fahren damit nun so gar nichts Abenteuerliches hat.

Vergleich doch mal die Ausstattungen die du bei AMG bekommst mit dem was du bei Tesla bekommst wenn du die Motoren/Antriebe komplett aussen vor lässt, sprich den EV Bonus raus nimmst. Und zwar mit dem wo JETZT und HEUTE funktioniert, und nicht mit dem was vielleicht irgendwann mal könnte funktionieren… Und wärst du dann immer noch bereit den gleichen preis zu bezahlen? Und nen MS und nen Porsche sind auch 2 komplett andere Fahrzeuge.

Wenn ich dich richtig verstehe, Cupra, soll ich einige der besten Attribute des Tesla weglassen und dann den Rest, der danach übrig bleibt, mit den besten Verbrennerfahrzeugen vergleichen, ohne dass auch ihre besten Attribute dabei wegfallen?
Welchen Sinn soll so ein Vergleich haben?

Naja, es geht ja auch darum warum Leute, die sich ein MX Leisten könnten dennoch Verbrenner fahren, oder? Nur der rein elektrische Antrieb mit all seinen nach wie vor existierenden Nachteilen (Ladestation zu Hause bei Mietwohnungen etc.) als einziges Argument zieht bei nur sehr wenigen Menschen. Man nimmt ja bei beiden den Antrieb mal raus. Warum kann ich dann einen Premium-Tesla nicht mit einem Premium-Mercedes vergleichen? Muss ja kein AMG Mercedes sein, nimm halt einen GLC 43 in Vollausstattung (Mit etwas Verhandeln bekommst die zwischen 80 und 90k€). Wenn du dann noch sagst dass sie auf Features die im Polo zu finden sind auch verzichten müssen wird es halt schwer sein die „Massen“ zu begeistern. Tesla macht gute Elektroantriebe, das ist unbestritten. Aber es gibt nicht viele Menschen die sich dann vorschreiben lassen auf was sie alles zu verzichten haben weil das ja den Hersteller nach eh keiner braucht. Hier im Forum muss man die Arbeit weniger machen, da sind die meisten angefressen und lassen nichts über die Marke gehen. Aber erkläre einem AMG Fahrer der kein Haus mit Garage hat oder ne Option auf ne Ladestation warum er statt dem Wagen lieber ein noch grösseres MX nehmen soll. Er kann nedd mehr alle paar km tanken, er muss auf Ausstattung verzichten, wenn mal ein Problem besteht ist der nächste Händler deutlich weiter weg. Und all das soll jeder einfach ignorieren und dank des Elektroantriebes in Kauf nehmen?
Ich würde es ja auch begrüssen wenn es mehr Fahrzeuge gäbe die man kaufen kann. Leider ist das nicht der Fall. Ich habe noch das grosse Glück dass ich noch 11 Monate habe in denen Tesla das MS hoffentlich so weit fertig bekommt dass funktioniert was sie versprechen bis ich wechseln muss. Aber jeder Käufer hat da so seine Kriterien die erfüllt werden müssen, und da sind Elektroautos halt leider noch nicht. Ich hab beim Opel den Fehler gemacht wegen dem ach so tollen Elektroantrieb mit den zu holen, und ärgere mich jetzt dafür immer wieder dass ich Kompromisse eingegangen bin. Okay, Benzin verbrennen hass ich auch, aber es nervt dass ich auf der AB nur noch im Schneckentempo fahren kann wenn ich Reichweite will, das Licht ist einfach unter aller Kanone in der Nacht/Schlechtwetter, kein Regensensor, manuelle Sitze… abgesehen vom Antrieb war das e-Auto in allem ein Rückschritt. Und das wird beim nächsten nicht mehr passieren.
Ich hab mir das auch lange schön geredet wie viel besser das ruckelfreie und leise Fahren doch ist, aber inzwischen sind die Kompromisse die ich eingehen muss zu viele und der Ampera geht in 11 Monaten. Und dann kommt wieder ein Auto das mir keine solchen Zugeständnisse einfordert, schon gar nicht wenn es doppelt bis 3mal so teuer ist wie der letzte Wagen.
Nur den Antrieb als Alleinstellungsmerkmal, das wird auf Dauer nicht gut gehen. Und hier haben die klassischen Hersteller halt immer noch die Nase deutlich vorne. Und da hilft es nicht wenn man alles andere totschweigt oder verstecken will, sondern daran muss Tesla arbeiten. Bis jetzt waren sie quasi Platzhirsch und können quasi machen was sie wollen. Doch das wird sich ändern. Auch wenn das viele hier nicht wahr haben wollen, VAG/ Mercedes, BMW etc. werden kommen und das nicht mit halben Prototypen bei denen sich alle paar Monate wieder was ändert. Und dann wäre es schön wenn Tesla parat wäre und auf Augenhöhe mithalten könnte. Und dafür muss es auch Platz für Kritik geben. Einfach sagen, Elektro ist gut, alle anderen sind nix, das wird halt auch nix, oder?

Die Sache mit den sitzschalen lässt sich schützen. Meld dich mal.

Meinst du mich? Weiß schon, kann ich folieren. Kostet aber ne Stange Geld.