Artikel NZZ - Tesla gibt der Energiewende Schub

Anbei ein Artikel aus der NZZ vom Mo 5.10.2015 zum Thema Energiespeicher und die Rolle von Tesla.
Ein PDF mit den Grafiken und Tabellen verlinke ich später.

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Tesla gibt der Energiewende Schub

In der Wertschöpfungskette der Speicherbatterien eröffnen sich Anlagechancen

Alessandro Volta hat vor 215 Jahren den Prototyp der Batterie vorgestellt. Das goldene Zeitalter der Speichertechnik scheint aber erst anzubrechen. Während sie die Autoindustrie voranbringt, zerstört sie in der Stromwirtschaft alte Strukturen.

Sonnen- und Windstrom sind mittlerweile systemrelevant. In Deutschland wird während einiger Stunden pro Jahr schon so viel davon produziert, dass die Strompreise an der Energiebörse ins Negative kippen. Der Grund dafür ist, dass sich Kohle- oder Kernkraftwerke nicht einfach kurz abschalten lassen.

Sonnenstrom fürs Nachtessen
Ein wichtiger Teil der Energiewende sind Speicherbatterien. Sie erlauben es Hausbesitzern, mittags einen Teil des Solarstroms zu speichern und ihn dann am Abend zum Kochen und Fernsehen zu brauchen. Das entlastet die Stromnetze. In Deutschland wurden 2014 bereits mehr als 10 000 Speicher installiert. An der Intersolar in München, einer wichtigen Messe der Solarindustrie, war Speicherung ein grosses Thema, sagt Thiemo Lang vom Vermögensverwalter Robecosam.
Zwischen dem Preis, den ein Hausbesitzer für den selber produzierten Strom bekommt, und dem Preis, den er bezahlt, wenn er Strom aus dem Netz bezieht, gibt es einen Unterschied. Je grösser er ist, desto eher lohnt es sich, eine Batterie anzuschaffen. Da die Kosten der Speichertechnik stetig sinken, dürfte es in Zukunft zum Standard werden, Solarzellen in Kombination mit einer Batterie anzuschaffen.
Stromversorger sammeln ebenfalls Erfahrungen mit Speicherbatterien. Sie können eine Alternative zum sonst nötigen Bereitstellen von teurer Spitzenlast-Kapazität sein. Eine Batterie im Format eines Schiffscontainers kann ausserdem die Stabilität des Netzes verbessern, eine Dienstleistung, mit der ein Versorger Geld verdienen kann.
Produkte für den Hausgebrauch bieten Unternehmen wie das deutsche KMU Sonnenbatterie schon seit einiger Zeit an. Aber erst die Ankündigung des Autoherstellers Tesla, in dieses Geschäft einzusteigen, hat weltweit Interesse an diesem Thema geweckt. Nach der Vorstellung des Produktes gingen in einigen Tagen bereits Bestellungen über 800 Mio. $ ein. Der aggressive Markteintritt der US-Firma sei für den ganzen Sektor sehr vorteilhaft, sagt Lang, denn damit setze Tesla neue Standards für Kosten und Leistung, an denen sich zunächst wohl die ganze Industrie zu orientieren habe. 1992 begann die Massenproduktion der ersten Lithium-Ionen-Batteriezelle. Bisher war die Unterhaltungselektronik, beispielsweise aus dem Bereich Smartphones, Notebooks und Tablets, der wichtigste Abnehmer.
Der Markt entwickelt sich rasch weiter. Gemäss Schätzungen des Lithium-Produzenten Albemarle wird sich das Volumen innert zehn Jahren verdoppeln. Die Nachfrage aus der Autoindustrie soll aber noch stärker wachsen und in zehn Jahren grösser als jene aus der Konsumelektronik sein.
Im Vergleich dazu fällt die Zunahme der ans Stromnetz angeschlossenen Speicherbatterien weniger stark ins Gewicht, und das, obwohl die geschätzte prozentuale Wachstumsrate noch höher ist. Die derzeit installierte Basis ist aber noch sehr gering. Nur treten in der Stromindustrie die Verlierer dieser Entwicklung viel rascher zutage. Die Abschreibungen in Milliardenhöhe, welche einige Eigentümer von konventionellen Kraftwerken vornehmen mussten, legen darüber Zeugnis ab.
Wenn man die Energiewende auf zwei Kernelemente reduzieren will, dann sind das folgende: Privatpersonen werden zu Stromerzeugern, und die etablierten Versorger müssen sich in einer völlig neuen Realität zurechtfinden. Es ist kein Zufall, dass zwei lesenswerte Studien aus dem Aktien-Research von Banken genau diese Elemente schon im Titel aufnehmen: «Power to the people» von HSBCund «Energy Darwinism» von Citi. Diese umfangreichen Einführungen in das Thema sind frei im Internet erhältlich.
Die Profiteure dieser zu erwartenden Entwicklung auszumachen, ist nicht schwierig. Die Auswahl an reinen Batterieherstellern ist aber relativ beschränkt. Dazu gehören etwa Samsung SDI und GS Yuasa. Setze man auf andere Unternehmen, kaufe man bedeutende branchenfremde Bereiche mit, erläutert Andreas Schneller von EIC Partners.
Die koreanische Firma LG Chem beispielsweise liefert unter anderem Batterien an Audi und General Motors. Die Batterie-Division ist in ihrer Bedeutung dem Hauptgeschäft, der Kunststoffherstellung, aber deutlich untergeordnet. 2014 machten Batterien 12,5% des Konzernumsatzes aus. Panasonic ist der Kooperationspartner von Tesla in der Batterieherstellung, die entsprechende Sparte ist innerhalb des Grosskonzerns aber von geringer Bedeutung. Es gibt neben den zwei grossen Firmen zwar noch andere, gering kapitalisierte «pure plays». Scheller rät jedoch, grosse Unternehmen mit etablierter Marktposition vorzuziehen. Denn die Technologie- und Liquiditätsrisiken der kleineren Firmen werden vom Markt nicht adäquat abgegolten.

Teurer Kapazitätsaufbau
Das Geschäft der Grossen mit Lithium-Ionen-Akkus ist noch im Aufbau. Sie investieren in Produktionskapazitäten. Bei GS Yuasa war dieser Bereich 2014 defizitär, während die anderen Segmente Gewinn abwarfen. Bei Samsung SDI wird der Absatz von Batterien für Elektroautos wie etwa den BMW i3 dieses Jahr um 80% auf umgerechnet etwa 50 Mio. Fr. zunehmen, schätzen Analytiker von Morgan Stanley. Trotzdem verliert die Firma derzeit damit noch Geld, insbesondere wegen ihrer hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung.
Die Autohersteller Tesla und BYD aus China sind sowohl Hersteller von Batterien als auch Endkunden. In der Wertschöpfungskette sind aber noch viele Nischenanbieter tätig, die weniger davon abhängig sind, welches Elektroauto ein Kunde letztlich kauft. Ein Beispiel dafür ist der Hersteller von Spezialmaterialien Umicore aus Belgien. Die Firma ist der führende Anbieter von Kathodenmaterial für die Produktion von Batterien und besitzt in Südkorea die weltweit grösste Fabrik für dieses Produkt. NGK Insulators aus Japan stellt Natrium-Schwefel-Akkus her, die in stationären Speicherkraftwerken Verwendung finden. Saft Groupe und Blue Solutions sind zwei kleinere Hersteller aus Frankreich.
Die Branche steckt noch in den Kinderschuhen, vergleichbar mit der Solarindustrie vor einer Dekade. Anleger sollten die Geschwindigkeit, mit der sich die Technik verbessert, nicht unterschätzen. Die Solar-Aktien haben es gelehrt, die Titel einer neu entstehenden Branche entwickeln sich unberechenbar.

Eugen Stamm

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Hier der Link:
nzz.ch/finanzen/uebersicht-f … 1.18624337

Danke, wusste nicht dass der Artikel öffentlich ist.