Ich bin Euch ja noch den Bericht von der Veranstaltung schuldig. Zum Rahmen: Gäste waren Geschäftskunden des VW-Autohauses, daher auch die verschnupfte Reaktion, nachdem ich die Kontaktdaten hier gepostet hatte. Dass es sich um eine geschlossene Veranstaltung handelte, ging aus den mir vorliegenden Unterlagen nicht hervor. Ich habe die Veranstaltung mit meinem neuen Mitarbeiter Ingo S. (auch bekannt als Beatbuzzer) besucht, den ich eine halbe Stunde vor Beginn einstellte und leider ein paar Stunden später innerhalb der Probezeit wieder entlassen musste. Es waren außerdem - grob geschätzt - rund 200 Gäste anwesend, überwiegend Entscheidungsträger aus dem Kreis der Geschäftskunden - eine super Plattform, um etwas über E-Mobilität zu erzählen.
Den Vortrag von Christian Wiesel fand ich gut aufgebaut. Er fing mit einem anschaulichen Beispiel an, das veranschaulichen sollte, wie verschwenderisch wir mit Rohöl umgehen, nämlich dass ein Radfahrer, der 10 Stunden lang fährt, eine Energie verbraucht, die ungefähr 0,2 Liter Öl entspricht, und dass er, der 150 km aus Wolfsburg angereist ist, für diese Fahrt mit einem Verbrenner ungefähr soviel verbraucht hätte, wie 50 der Radfahrer aus dem Beispiel. Da er aber mit dem Golf GTE gekommen sei (PHEV), sei er mit 2 Litern ausgekommen, wobei er ja auch eine volle Batterie hatte. Das Beispiel mag banal sein, aber die Zuschauer wirkten durchaus interessiert.
Der eigentlichen Vortrag basierte ebenfalls auf dem Gedanken, dass Öl viel zu kostbar ist, um es einfach zu verbrennen und dabei hauptsächlich Wärme zu erzeugen. An dem Punkt hat er mein Wohlwollen erhalten, weil er meine Vorurteile gegen einen VW-Mann zunächst einmal widerlegt hat. Er zeigte auch auf, welches Potenzial die Kombination aus E-Mobilität und erneuerbaren Energien hat. Wie gesagt, für uns alles nix Neues, aber für die geneigte Zuhörerschaft im VW-Autohaus überwiegend Neuland.
Zur VW-Strategie habe ich mir nur ein paar Schlagworte notiert: Großserie statt Nische - modularer Baukasten - Rundum-sorglos-Service. Natürlich gab es ein Chart, das zeigte, wie VW und Audi schon seit 40 Jahren diverse E-Autos in unterschiedlichen Varianten entwickelt hatten. Er gab dabei immerhin zu, dass VW ziemlich spät dran sei, E-Autos auf die Straße zu bringen, weil man „die Triebfedern lange Zeit nicht gesehen“ habe.
Dann wurde der E-Golf reingefahren, und es war zu spüren, wie die lautlose Fortbewegung die Besucher beeindruckte. Der Golf GTE kam mit anscheinend leerer Batterie tuckernd reingefahren, das war dann eher peinlich - und es stank. In einem Film über den E-Golf wurde der Aufbau eines BEV erklärt, und es gab ein paar technische Details, z.B. die Wärmepumpe, und dass per CCS mit 40 kW geladen werden kann. (Ich dachte, es wären 50 kW…) Zu CCS führte er aus, dass dieser Standard von den deutschen und einigen internationalen (welche sind das?) Herstellern ins Leben gerufen worden seien. Kein Wort natürlich über Chademo oder Supercharger, klar.
Beim Thema Aufladen führte er auch aus, welche Ladezeiten die beiden Autos (und der e-Up) bei unterschiedlicher Ladeinfrastruktur benötigen. Was ich dabei gut fand war, dass er nicht etwa „schnelles“ CCS-Laden hervorhob, sondern das Tanken zu Hause und den Verzicht auf den Besuch von Tankstellen als Vorteil der E-Mobilität betonte. Das führte zu einigem Getuschel unter den Zuschauern. Sogar Vehicle2Home und Vehicle2Grid hat er angerissen, allerdings schlecht erklärt.
Fazit: ich fand den einstündigen Vortrag objektiv sehr gelungen. Für mich war natürlich nicht viel Neues dabei, und natürlich war viel VW-Eigenlob dabei. Ich hatte aber wirklich den Eindruck, dass viele der Zuschauer plötzlich gemerkt haben, dass E-Mobilität für sie von praktischem Nutzen sein könnte.
Leider wurden die positiven Eindrücke dadurch getrübt, dass eine weitere Stunde für die Vorführung von 6 Stinkern draufging, von denen nur der A3 e-tron als pseudoelektrisch durchgeht - immerhin kam er elektrisch reingefahren. Es würde mich aber brennend interessieren, wie viele der Gäste im Nachgang eine Probefahrt im e-Golf machen. Und wir alle wissen: wenn sie einmal das Virus eingefangen haben, sind sie für die Stinker für immer verloren.
Im persönlichen Gespräch nach dem offiziellen Teil hat Christian Wiesel leider nicht viel Hoffnung auf ein Einführung weiterer spannender Produkte machen können. Zunächst sind aus Wolfsburg nur noch weitere PHEVs zu erwarten und kein BEV. Und in der für meine Familie spannenden Fahrzeugklasse (Touran und Sharan) passiert noch nicht einmal bei PHEVs etwas. Schade.
Auf die Info, dass Ingo und ich Tesla fahren, reagierte Herr Wiesel ein wenig unsouverän, denn er wollte uns ernsthaft verklickern, dass die Qualität von Tesla doch viiieeel schechter sei als die von VW und auch die Tesla-Garantie nicht viel wert sei. Wir haben es uns aber gespart, da vehement gegenzuhalten, da wir keine Zuhörer bei dem Gespräch hatten, Wiesel sowieso nicht vom Gegenteil zu überzeugen gewesen wäre, und wir selber gut genug wissen, was wir an Tesla haben.