MobilEye about autonomous future YPO Edge 2017

MobilEye CEO and Co-founder presents the future of autonomous driving and YPO Edge 2017

youtu.be/OAd4raCUxCo

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Die Annahme autonomes Fahren ab etwa 2021 in einem beschränktem Umfeld, ist realistischer als die von EM.

Ziv Aviram bringt auch die wichtigste Grundlage dafür zur Sprache:

Für autonome Fahrzeuge gilt eine Null-Fehlertoleranz!

Dazu aus einem Vortrag von Prof. Dr. Winner (TU Darmstadt):

Menschen nehmen Risiken unterschiedlich wahr, je nachdem ob sie die Risiken

  • völlig freiwillig eingehen,
  • sie beruflich bedingt sind,
  • sie ihnen unfreiwillig ausgesetzt sind,
  • sie durch eine weit verbreitet Technologie bedingt sind.

Das autonome Fahren zählt zum letzten Punkt. Die Technologie wird von einzelnen Personen nicht akzeptiert werden wenn sie Unfälle produziert, selbst wenn die Unfallrate geringer ist als menschliche Fahrer.

Die Konsequenz wird sein, dass diese Menschen schlicht nicht am Straßenverkehr teilnehmen werden, so wie es schon heute Menschen gibt, die freiwillig nicht am Straßenverkehr teilnehmen. Überdies spielt es keine Rolle, ob diese Technologie „von einzelnen Personen“ nicht akzeptiert wird.

Die Konsequenz kann auch sein dass die Gesellschaft dann entscheidet dass die Technologie zu unsicher ist und deshalb auf öffentlichen Straßen nicht zugelassen wird. :unamused:

Beispiele für solche Verbote gibt es gerade im Mobilitätsbereich massenhaft.

Neue Mobilitätsarten und Fahrzeuge haben es sehr schwer, zumindest in D und Europa. Man braucht sich nur das Trauerspiel um Scooter, Segway, Monocycle, usw. ansehen. Alles was nicht ausdrücklich erlaubt ist, ist verboten. Und für nahezu alles was erlaubt ist braucht man einen Führerschein.

Ich prophezeie dass die Einführung von autonomen Fahren ab L4 ein sehr langwieriger Prozess wird, weil keiner die Verantwortung für irgendwelche Toten übernehmen will, nur weil der Zulassungsprozess nicht ausreichend war.

Mit Verlaub, aber das ist doch […]. Es gibt keine Null-Fehler-Technologie. Keine.

Ich denke, es wird ganz anders laufen. Versicherungen werden als erstes die Prämien senken für Fahrzeuge mit weitgehenden Assistenzsystemen, und dann für autonome Fahrzeuge. Die Prämien werden massiv tiefer sein, weil das Risiko massiv tiefer sein wird. Wer die Prämien bezahlt (Hersteller, Besitzer) ist dabei erstmal zweitrangig.
Dann werden Staaten damit beginnen, auf gewissen Strassen nur noch autonomes Fahren zuzulassen - weil das Risiko eben viel geringer ist. Erst wohl auf Highways, dann auf weiteren, komplexeren Strassen.

Ob Einzelne dabei mitmachen oder nicht spielt keine Rolle.

Finde diese Anti-Haltung in einem E-Autoforum etwas seltsam, die gleiche Diskussion mit den gleichen Argumenten wurden nämlich nun auch jahrelang gegen die Elektromobilität geführt.

Das ist keine Anti-Haltung sondern die Haltung eines großen Teils der Automobilindustrie. Es gibt namhafte OEMs und Tier1s die werben sogar mit der 0-Fehlertoleranz. Auf allen wichtigen Fachkonferenzen kommt dies zur Sprache und wird von der überwiegenden Zahl der Teilnehmer geteilt. Nur auf einer Konferenz traf ich mal einen Tesla Ingenieur und konnte mich mit im austauschen. Tesla ist in der Fachwelt, zumindest in Europa nicht präsent.

Die Industrie hat nicht nur erheblichen Einfluss auf die Gesetzgebung, sondern auch darauf welche Testverfahren und Testkriterien für die Zulassung angewendet werden. :unamused:

Ein Beispiel dafür ist das Pegasus Projekt, an dem die meisten deutschen OEMs, Tier1s und Hochschulen arbeiten. Das soll erste Testverfahren für autonome Fahrzeuge entwickeln und damit die Standards setzen.

Selbst wenn Tesla irgendwas früher aus dem Hut zaubert, ist damit zu rechnen dass die Zulassung erheblich verzögert wird, bis auch die anderen Hersteller bereit sind ihre autonomen Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. Die werden den Teufel tun und ein Fahrzeug auf den Markt bringen, solange die Gefahr besteht dass aus irgendeinem Grund der nicht dem aktuell geltendem Stand der Technik (den sie selbst geschaffen haben) entspricht, damit der erste Mensch zu Tode kommt.

Trotzdem halte ich die 0-Fehler-Toleranz für ein blödes Buzzword.
Noch nichtmal Autopiloten in Verkehrsflugzeugen sind fehlerfrei, kein System ist das.
Das mag wie Haarspalterei klingen, ist es aber eben nicht. Die wichtigen Fragen diesbezüglich sind doch:

  1. welche Fehlerrate müssen wir so einem System erlauben (von Gesetzes wegen)
  2. welche Fehlerrate wollen wir dem System erlauben (um uns selbst darin und drum rum wohl zu fühlen)

So schlimm wie heute, kann es mit autonomen Fahrzeugen gar nicht werden:

Gestern wieder:

[url=http://hessenschau.de/panorama/drei-tote-bei-frontalzusammenstoessen,toedlicher-unfall-126.html]82-jähriger Fahrer auf Gegenfahrbahn, 1 Toter, 1 Schwerverletzte, 1 Leichtverletzter

57-jährige Fahrerin auf Gegenfahrbahn, 2 Tote, 1 Schwerverletzte, 3 Leichtverletzte[/url]

Ich bin selbst schon einmal bei rechts-vor-links als Sozius vom Motorrad geholt worden (Salto vorwärts über die Motorhaube – filmreif); einmal mit 70 km/h von einer Bundesstraße gefegt worden, weil eine ältere Dame über ein Stop-Schild gefahren ist; einmal als Beifahrer Frontalzusammenstoß innerorts wegen eines Missverständnisses und schließlich ist mir noch jemand an einer roten Ampel mit rund 50 km/h hinten draufgedonnert. Und jetzt kommst Du mit Deiner Null-Fehler-Toleranz. Ich möchte gar nicht erst wissen, wie hoch die Dunkelziffer der Unfälle ist, die durch Ablenkung (Smartphone usw.) und „medizinische Notfälle“ entstanden. Ach ja, selbst schon zwei Unfälle mitbekommen, bei denen Menschen infolge eines Herzinfarktes in Hauswände gefahren sind. Einmal in die Hauswand meiner Nachbarin und einmal in die Mauer eines Restaurants.

Ein Schulkollege hat gleich drei Menschen mit in den Tod gerissen, weil er die Vorfahrt auf einer Bundesstraße missachtete. Die Tochter einer Nachbarsfamilie kam ums Leben, weil sie jemand gerammt hat, der zu schnell unterwegs war (überschlagen usw.). Unfälle sind mein Thema, wie Du merkst. :wink: Bei uns am Amtsgericht saß lange Jahre ein Richter, der seine Tochter verlor, weil ein Betrunkener sie angefahren hatte. Dann saß ich hier mal beim Arzt, als eine Frau davon erzählte, dass ihr Sohn von einem Betrunkenen überfahren wurde. Ich bin mir fast sicher, dass jeder von uns solche „Geschichten“ erzählen kann.

Wir lassen auf öffentlichen Straßen vmax > 300 km/h zu, wir akzeptieren, dass ältere Menschen keine Nachprüfung machen müssen und dass es kein absolutes Alkoholverbot beim Fahren gibt. Autonome Fahrzeuge sind längst überfällig.

Ich denke, die 0-Fehler-Toleranz gilt nicht so sehr für Unfälle, sondern schwere Unfälle mit Personenschaden.

Wie das ganze sich überschlägt kann man ja am Unfall von Mr. Brown in seinem Tesla sehen. Das hat ganz schön Wellen geschlagen, obwohl der Fehler ja beim Fahrer selber lag. Negative PR, zwei Untersuchungen von zwei US-Bundesbehörden. eine Gesetzesinitiative, die Trennung von MobilEye und Tesla. Alles nur ein Unfall, und der war noch nicht einmal ein echtes, autonomes Fahrzeug.

Was wäre wohl passiert, wenn wirklich das System den Fehler gemacht hätte, d.h. der Notbremsassistent den querenden Sattelschlepper hätte erkennen müssen? Und was wäre wohl passiert, wenn der Tesla nicht nur ein aufgebohrtes SAE Level 2 Fahrzeug sondern tatsächlich teil- oder vollautonom gewesen wäre?

Die im vorigen Post verlinkten Artikel dagegen werden (außer von den Beteiligten und Angehörigen) bald wieder vergessen sein, und maximal für ein neues Verkehrsschild am Unfallort reichen. So traurig das ist.

So weit hergeholt halte ich die Ausführungen von egn nicht.


@ChrisB III:
Glücklicher Weise kenne ich niemanden, der jemanden im Straßenverkehr verloren hat, oder dort schwer verletzt wurde.

Deine Beispiele sind tragisch, aber nicht wirklich relevant in dieser Betrachtung. Denn es sind Einzelschicksale die von Einzelnen verursacht wurden und wohl in den meisten Fällen nur ein Einzelner die Schuld für die jeweilige Tragödie hatte, und jeder davon ausgeht dass es ein Einzelfall ist.

Autonome Fahrzeuge darf man aber nicht als Einzelfall betrachten, sondern muss sie als komplette Serie betrachten. Wenn ein Fahrzeug einen Unfall verursacht hat weiß jeder dass jedes dieser Fahrzeuge mit der gleichen Software diesen Fehler in sich trägt, und wieder so einen Unfall verursachen kann. Die gleiche Betrachtung wird ja jetzt schon bei allen Serienfahrzeugen angestellt. Wenn es Häufung von Unfällen gibt, die auf ein Problem mit der Technik deuten, erfolgt ein Rückruf. Das Problem wird behoben und fertig. Das ist aber bei autonomen Systemen nicht so einfach, insbesondere wenn auch noch AI ins Spiel kommt. Den meisten Herstellern wird es gar nicht möglich sein nachzuweisen dass das gleiche Problem nicht nochmal auftreten könnte.

Jetzt passieren mit steigender Zahl von autonomen Fahrzeugen auf der Straße mehrere Unfälle in kurzer Folge hintereinander, und schon ist die Katastrophe da. In der heutigen Zeit verbreiten sich solche Nachrichten rasend schnell und verursachen bei den Leuten sehr schnell Ängste. Die Behörden können diese nicht ignorieren und legen einfach die komplette Flotte still und schon hat der Hersteller verloren. Am Anfang wird jeder einzelne Unfall betrachtet werden.

Das setzt voraus dass sie funktionieren und auch die anvisierten Vorteile damit erzielt werden. So weit sind wir aber noch nicht.

Interessant, davon gehe ich auch aus. Auch die Industrie wird da mitziehen. Weniger Unfälle haben geringere Arbeitsausfälle zur Folge, Spitäler müssen nicht dem Bevölkerungswachstung entsprechend ausgebaut werden etc.

Fragt sich dann, was mit der Oldtimerszene passierend wird, wenn die Fahrzeuge nur noch sehr eingeschränkt genutzt werden können.

Ein Oldtimer ist doch am wenigsten zum fahren da. :wink:

die praxis wird die theorie überholen:

die assi-systeme werden immer umfangreicher und besser werden. sie werden in autos verbaut sein, die nicht als „autonome fahrzeuge“ eingestuft sein werden. der fahrer wird die verantwortung haben.

ob er dieser in jeder situation nachkommt, wird sich zeigen.

die haftungsfrage ist damit die gleiche, wie zur zeit.

die unfallrate wird durch die systeme sinken.

alle sind glücklich.

die null-fehlerrate-diskussion wird im akademischen bereich verbleiben.