Mein Zwischenfazit nach knapp 12.000 km mit unserem Model 3, von denen ich möglichst viele mit dem Autopilot gefahren bin, ist dass ich von dieser Funktion doch eher enttäuscht bin bzw. mir wesentlich mehr erwartet hätte. Im Endeffekt ist es im Moment doch nur ein Assistenzsystem und vom autonomen Fahren weiter entfernt als Elon Musk vom Mars.
Auf der Autobahn Spur und Abstand halten funktioniert inzwischen ganz passabel, aber das können andere auch. Allerdings darf man sich schon bei dieser eher einfachen Aufgabe an den gelegentlichen Phantombremsungen nicht stören. Der rückwärtige Verkehr wird es wahrscheinlich trotzdem tun.
Aber schon wenn einfache Spurwechsel ins Spiel kommen, wird es sehr zäh, wenn man ansonsten einen flüssigen Fahrstil pflegt. Auch die Spurwechsel sind zwar mit den diversen Updates besser geworden, aber insgesamt sind sie immer noch sehr träge, sowohl manuell initiiert als auch mit Navigate on Autopilot. Wenn man nach einem Überholvorgang wieder auf die rechte Spur wechseln möchte und den Blinker setzt, dauert es gefühlt eine Ewigkeit, objektiv gesehen sind es vielleicht 2-3 Sekunden, bis der Spurwechsel eingeleitet wird. Kein Problem bei leerer Autobahn, aber das ist ja leider eher selten der Fall. Und wenn wie üblich von hinten jemand schnell ankommt oder einem schon an der Stoßstange klebt, nehme ich den AP lieber raus als erstmal gemütlich rechts blinkend auf der linken Spur vor mich hinzufahren.
Im Stop-and-Go-Verkehr funktioniert der AP eigentlich hervorragend, allerdings kann man ihn hier auch nicht wirklich mit gutem Gewissen nutzen, da er keine Rettungsgasse bilden kann sondern immer genau zentriert in der Spur fährt.
Schon auf gut ausgebauten Landstraßen mit sauberen Markierungen kommt das System dann sehr schnell an seine Grenzen, mit engeren Kurvenradien ist es sichtlich überfordert. Bevor jetzt wieder ein Aufschrei kommt, ich weiß dass Tesla bis dato nur die Nutzung auf Autobahnen empfiehlt, aber in diesem Thread geht es ja um die Einschätzung der zukünftigen Möglichkeiten.
Was Full Self Driving betrifft, also das autonome Fahren überall, bin ich mir sicher dass dies kein heute fahrendes Model 3 jemals können wird. Die realen Verkehrsbedingungen besonders in Städten sind dafür einfach viel zu chaotisch : Sperrungen, schlecht markierte Fahrbahnen, Hindernisse, haltende Müllwagen und vor allem auch sich nicht den Verkehrsregeln entsprechend verhaltende andere Autofahrer. Und außerdem müsste Tesla dafür erstmal ein großes Problem lösen, nämlich die fehlende Verkehrsschilderkennung. Dies im Gegensatz zu vielen anderen Autoherstellern nicht zu können aber gleichzeitig von autonomem Fahren zu reden, ist doch wirklich absurd.
Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin sehr zufrieden mit meinem Model 3, aber den Aufpreis für FSD würde ich mir bei einer Neubestellung sparen. Bei normalen Verkehrsbedingungen finde ich die Nutzung des AP eher anstrengender als normal zu fahren, da es mehr Aufmerksamkeit fordert. Die Fahrweise des AP gleicht meines Erachtens eher der eines Fahrschülers in der ersten Fahrstunde, und ist meilenweit von der eines routinierten Fahrers entfernt…