Model 3 Urlaubsbericht/Unterschiede zum Model S

Wie ich schon an anderer Stelle gepostet habe, sind wir (mein Sohn und ich) zur Zeit in Florida und haben über Turo ein Model 3 gemietet. Ich wollte Euch einen kurzen Erfahrungsbericht nicht vorenthalten, insbesondere auch im Hinblick zu den „erfahrenen“ Unterschieden zum Model S.

Es handelt sich um ein Longrange Dual Drive Model 3 in schwarz/schwarz mit 18-Zoll Aero mit Michelin Primacy mxm4 TO. Das Fahrzeug wurde am 19.12.2018 zugelassen und hat rd. 4.800 Meilen gelaufen (wobei ich mich frage wie die in den wenigen Tagen diese Meilen geschafft haben …, vielleicht ist das nicht die Erstzulassung).

Vorweg: Ihr könnt Euch auf das Model 3 freuen !!

Was ich nach 4 Tagen und rd. 600 Meilen sagen kann:

Strassenlage
Trotz 18-Zoll Aero fährt das Model 3 ganz toll um die Ecken, das ist mindestens Model S-Niveau. Keine Seitenneigung etc. Und das schreibe ich obwohl mein Model S auf 21 Zoll fährt. Allerdings rollt es trotz 18 Zoll gefühlt auch mindestens so hart ab wie auf meinen 21 Zoll. Da hatte ich mehr Komfort bei den 18 Zoll erwartet, aber das Gegenteil scheint der Fall. Vielleicht liegt es auch an der fehlenden Luftfederung. Mich hat es nicht gestört, ich habe es gern direkt und härter, aber das hatte ich gerade bei 18 Zoll nicht erwartet und war überrascht.

Beschleunigung
Nicht ganz so spontan und drückend wie beim P85, aber sehr nah dran und völlig ausreichend. Ich bräuchte kein P.

Schlüsselkarte/Bluetooth-Öffnung
Die Schlüsselkarte wird ja von vielen als Nachteil empfunden, sie hat aber gegenüber einem Schlüssel 2 Vorteile: Ist im Kreditkartenformat und steckt man einfach ins Portemonnaie, so dass man keinen gesonderten Schlüssel herumtragen muss. Dann ist sie wasserdicht. Wir haben z.B. am Strand alle Sachen im Auto gelassen und nur die Schlüsselkarte in die Badehose (mit kleinem Reißverschluss) gesteckt. Perfekt.

Die normalerweise benutzte Zugangsart ist die Bluetooth-Öffnung per Handy. Funktioniert ebenfalls perfekt. Es muss nur einmalig gekoppelt werden und Bluetooth am Handy eingeschaltet sein. Zum Fahrzeug gehen, Fahrzeug wird geöffnet. Wieder weggehen, Fahrzeug wird verriegelt.

Das ist wirklich beides perfekt. Ich vermisse keinen Schlüssel, sondern bin froh dass ich ihn los bin. So möchte ich das auch beim Model S.

Bildschirm
Kleiner als vom Model S, aber näher dran. Normalerweise ist das kein Nachteil, aber in ein paar Situationen hätte ich mir doch das 2. Display gewünscht. ZB hat mein Sohn viel Zeit in der Musik rumgefummelt, in der Zeit konnte ich keine Navigationshinweise sehen. Beim Model S sieht man das immer links oder rechts im Fahrerdisplay. Dto. bei Rückfahrkamera. Ich habe die in Deutschland fast immer an um den rückwärtigen Verkehr zu beobachten. Das geht bei Navigation beim Model 3 nicht parallel. Das ist insbesondere deshalb ein Nachteil, weil der Blick durch das Heckfenster noch schlechter ist als beim Model S, eigentlich nicht vorhanden. Ich muss also mit den beiden Außenspiegeln vorlieb nehmen. Die Rückfahrkamera wird also beim Model 3 nur zum Rückwärtsfahren benutzt. Dann nimmt noch die Tachoanzeige/Autopilot ca. 1/3 vom Bildschirm weg. Da bleibt dann auf dem ohnehin schon kleineren Bildschirm noch weniger Platz, gefühlt nur halb so viel wie auf dem Hauptdisplay des Model S/X. Ansonsten: der Bildschirm reagiert schnell und ist hell. Es gibt auch Vorteile, z.B. näher dran und die Tastaturdarstellung ist schöner und höher und dadurch ergonomischer. Ich kann damit gut leben, aber 2 Bildschirme sind für mich aus den genannten Gründen vorzugswürdig.

Kofferraum
Frunk ist deutlich kleiner als beim Model S. Auch der Kofferraum ist nennenswert kleiner. Für den täglichen Gebrauch ausreichend, aber ich vermisse die Hatchback-Öffnung des Model S, da kann ich einfach das Fahrrad meines Sohnes reinwerfen. Da ist das Model S einfach auf SUV-Niveau oder besser. Das Model 3 ist in dem Punkt leider nur eine normale Limousine.

Optik
Über Optik lässt sich immer streiten. Mir gefällt er auch in natura gut. Aber man sieht eben dass er kleiner und gedrungener dasteht als das Model S, das nach meinem Geschmack noch ein wenig schnittiger/sportlicher rüberkommt. In einigen Punkten erscheint das Model 3 aber moderner im Design (Front/Rückleuchten).

Reichweite
Ich habe das Model 3 auf 100% geladen. Da zeigte er 499 km an (hatte dafür auf km umgestellt). Gefahren bin ich dann in einem Stück über Highways/Interstates etc. und habe bei 50% Akkustand abgelesen: 226 km gefahren, 35 kWh verbraucht bei 156 Wh/km. Das ergibt hochgerechnet 450 km, 70 kWh nutzbare Akkukapazität. Schön !! Wobei ich nicht weiß ob sich das auf Deutschland/Europa übertragen lässt, wegen Außentemperaturen (28 C mit Klima auf 20 C) und niedrigeren Geschwindigkeiten/gleichmäßiger. Bei 20% Restakku waren wir dann 356 km gefahren.

Klima
Gut zu regeln und funktioniert gut und zugfrei. Filterung ist allerdings nur wie bei einem normalen PKW, also nur in normaler Grundausstattung vorhanden. Gestank von Diesel-LKW zieht rein und wird nicht wie beim FL-Model S/Model X durch den riesigen HEPA-Filter aufgehalten.

Kleinigkeiten
Der Taster zum Türöffnen innen ist eine coole Sache. Einfach Klick und offen. Nix mit altmodisch ziehen. Ladeanschlüsse für 2 Handys. Wenn man allerdings nicht laden will sonderrn dort nur hinlegt, dann kann das Handy in das untere Fach rutschen, was mehrfach passiert ist. Türöffner außen: funktioniert gut, aber ich finde die ausfahrbaren echten Griffe des Model S besser. 2 beleuchtete Schminkspiegel. Glasdach ist unauffällig, man spürt die Sonne nicht, aber ich kann den Mehrwert nicht recht erkennnen. Vielleicht weil in Florida sowieso immer die Somne scheint. Lenkrad ist zwar wertig, sieht aber auf den ersten Blick und für Mitfahrer nicht so aus. Die Speichen sind glattes schwarzes Plastik, da hätte man für wenige Cent mehr draus machen sollen.

Autopilot
Der Autopilot funktioniert wirklich hervorragend ! Ich kann nicht beurteilen ob es in den USA besser funktioniert als in Deutschland, aber man kann hier 99% der Zeit auf allen größeren Straßen mit dem Autopiloten fahren. Sogar „Navigate on Autopilot“ funktioniert schon gut, d.h. er blinkt bei der passenden Abfahrt und nimmt die Abfahrt. Spurwechsel beim Blinken sind astrein, auch der „MadMax“ geht wo er Spurwechsel vorschlägt um schneller voranzukommen. Selbst wenn ein Fahrzeug innerhalb des Sicherheitsabstandes vor einem einschert, dann bremst er nicht, sondern lässt den Abstand unmerklich wieder größer werden. Wirklich perfekt und fährt sehr angenehm. Ich habe nur 2 Dinge festgestellt, wo er „anders“ fährt und besser fahren könnte: vor mir fährt ein Fahrzeug, dieses bremst und biegt rechts ab (auf eine andere Straße oder eine Einfahrt), dann bremst er zwar artig ab, aber er bis er erkennt dass die Straße wieder frei ist, dauert (zu) lang. Da würde man manuell schon längst wieder auf das Gas steigen. Fahrzeuge hinter einem wundern sich warum man nicht wieder beschleunigt. Dann kommt gleich der zweite Punkt. Er beschleunigt auf Autopilot in den niedrigeren Geschwindigkeiten (bis ca. 35 Meilen) zu langsam. Beispiel: 3 spurige Straße, man steht in zweiter Reihe an einer roten Ampel. Das Fahrzeug vor einem und links und rechts ziehen davon, er lässt vom vorderen Fahrzeug abreißen und fährt nicht einfach mit dem eingestellten Abstand hinterher. Ab ca. 30/35 Meilen steigt er dann zunehmend aufs Gas und holt wieder auf. Das ist für die anderen Fahreuge komisch, erst fährt man zu langsam an, dann gibt man plötzlich Gas… Das ist wirklich schade, weil das Model 3 ja ein flottes Fahrzeug ist. Aber das sind Peanuts und man kann in beiden Fällen einfach manuell zusätzlich aufs Gas steigen, schon ist dieser Schönheitsfehler gelöst. Ich bin jedenfalls begeistert und gerade für Langstrecke bestens geeignet (jedenfalls in den USA). So lassen sich auch längere Etappen entspannt und sicher reisen. Ich empfinde es als erheblichen Sicherheitsgewinn.

Fazit
Tolles Fahrzeug und hinsichtlich des Preis/Leistungsverhältnisses besser als das Model S. Für den Aufpreis des Model S wird zur Zeit im Verhältnis dort wohl zu wenig geboten. Oder man kann es auch umgekehrt sehen: das Model 3 ist hinsichtlich des Preis-/Leistungsverhältnisses ein Schnapper.

Ich habe zwar ein Model 3 bestellt, werde es aber voraussichtlich nicht selbst fahren. Könnte ich mir zwar durchaus vorstellen, warte aber lieber auf eine Revision des Model S. Der wesentlichste Nachteil ist für meinen persönlichen Anwendungsbereich der Limousinen-Kofferraum: ich habe manchmal einfach sperrige Dinge zu transportieren. Das wird für mich persönlich zur Zeit nicht durch die vielen genannten Vorteile aufgewogen.

Und bevor jetzt komische Kommentare kommen ob wir Silvester nichts besseres zu tun haben: doch, aber wir haben noch 4 Stunden bis Neujahr !! Deshalb ist jetzt hier erstmal Ende !

Wenn mir die nächsten Tage noch was auffällt, dann werde ich das posten !

schon mal geblockt für weitere Erfahrungen der nächsten Tage.

Danke für Deinen Bericht! Könntest Du etwas zur VIN und zum Baujahr (bitte mit Monat) sagen? Weißt Du ob das Model 3 schon die neue Federung verbaut hatte?

VIN: 84602, 5.417 Miles gelaufen. Baujahr kann ich nicht sagen, finde ich das irgendwo am/im Fahrzeug ? Ich werde morgen mal die Versicherungsunterlagen durchsehen, vielleicht ergibt sich was daraus. Alte/neue Federung kann ich auch nicht sagen.

Super Bericht. Vielen Dank.

Mich persönlich bestärkt es gerade noch einmal in meiner Entscheidung für das Model 3, da ich zum Beispiel nicht unbedingt so einen großen Kofferraum im Model 3 benötige.

Dir dann bald auch ein frohes neues Jahr. Bin auch gerade im Urlaub, aber in derselben Zeitzone wie Deutschland => Wir sind hier schon in 2019.

Edith sagt:
Mit „Es handelt sich um ein Longrange Dual Drive Model S.“ ist in deinem Bericht im 2. Absatz bestimmt das Model 3 gemeint. :blush: :wink:

Danke, hab’s korrigiert !

Danke für den ausführlichen Bericht.

Da kann man es kaum erwarten.

Schöner Bericht. Vielen Dank und allen ein frohes, neues Jahr!
Freue mich auf jeden Fall schon riesig auf mein Model 3, etwas später im Jahr. :slight_smile:

danke auch von mir.
und eine Frage dazu:
wie ist das mit dem (gekoppeltem) smartphone, wenn es im auto bleibt und ich weggehe. kann dann jeder rein und fahren?
wenn ich in meinem model s mein smartphone laden lasse, vergess ich in 3 von 5 fällen, es beim aussteigen mitzunehmen.

Wenn das gekoppelte Handy mit aktivierten Bluetooth im Auto ist, kann jeder ins Auto einsteigen und losfahren!
Sicherheitshalber würde ich (sowieso) empfehlen den PIN zu aktivieren!

Danke! Mit der VIN ist das Auto Baujahr Mitte bis Ende 2018, somit sollte die neue Federung verbaut sein. Evtl. ist der Reifendruck etwas hoch, denn nach allem was ich gesehen habe, sollte der Federungskomfort aktuell auf dem Niveu des Model S mit Luftfederung sein. Kannst Du definieren, was genau Du unter „hart abrollen“ verstehst? Welche Reifen hat das Model 3 in den USA drauf? Danke für Deine Informationen!

Super Danke für die sehr ausführlichen Schilderungen.
Wenn dann für EU noch die besseren Lichter das evtl weichere Fahrwerk und FDS dazukommen…
Ist es suuuuuper bei der Reichweite etc…

Könnten auch die Reifen ansich sein, wenn sie sehr hart sind. In USA gibt es zudem diese extremen Querrillen, die besonders schwierig sind.

@Boris: vielen lieben Dank für den Report, meine Sorgen sind ziemlich „weggelesen“. Danke für den mentalen Superstart in’s 2019. Wünsche noch viel Spaß!

Luftdruck hatte ich auch im Verdacht. Er zeigt 2,8-3 0 bar an. Ich weiss nicht was bei 18 Zoll der richtige Luftdruck ist. Auf dem Model S fahre ich 3,0-3,1 bar auf 21 Zoll. Schien mir deshalb erstmal ok.

Reifentyp sehe ich mir an und werde ich hier posten.

Vielleicht liegt es auch -wie hier schon vetmutet- an den US-Strassen. Wenn es hier Unebenheiten gibt, dann sind die wohl grösser als beu uns.

Wie gesagt, gefühlt nicht zu hart, weil ich es genau so mag.

Und das schöne ist, das Model 3 geht mit den 18 Zoll mindestens genau so um die Kurven wie das Model S mit 21 Zoll. Beim Model S merkt man dabei allerdings das hohe Gewicht, das Model 3 fährt sich viel leichtfüßiger, ich bin total begeistert.

Neue Federung? Gibts dazu wo Infos was da der Unterschied sein soll?

Klasse Bericht!! Danke!

Also: das Fahrzeug wurde zugelassen am 19.12.2018, wobei ich mich frage ob das wirklich die Erstzulassung sein kann. Denn am 27.12. Hatte das Fahrzeug bereits 4.800 Meilen gelaufen.

Aero-Räder mit 235/45R18 Michelin Primacy mxm4 TO mit DOT 30. KW 2018.

Luftdruck Soll bei kalten Reifen lt. Aufkleber Türholm: 42 psi = 2,9 bar. Luftdruck Ist mit kalten Reifen korrekt eingestellt gewesen. Abgelesen hatte ich die genannten 2,8-3,0 bar während der Fahrt.

Nun ja, von Kalifornien nach Florida sinds schon gute 3000 Meilen, vielleicht wurde das Fahrzeug auf eigener Achse überführt oder die erste Miete war ein Oneway-Roadtrip?

Gemietet über Turo von einem quasi privaten Vermieter ab/bis Orlando. Ich werde ihn fragen, vielleicht war es ein Tesla-Vorführer o.ä.