Mahlzeit,
um den Bilderthread nicht zuzumüllen, würd ich den Gedanken gern hier auslagern. Ich frage mich: Ist denn, wenn man jetzt erst vorbestellen kann, ein Model 3 zum Liefertermin* überhaupt günstiger als ein gebrauchtes Model S?
*: derzeitige Prognose: Ende 2018, Anfang 2019
Klar, es gibt gute Gründe um ein MS komplett auszuschließen, und sei es nur, weil es absolut nicht in die Garage passt. Vielleicht mag auch jemand, wie schon angeklungen, nicht ohne AP2-Hardware oder die Facelift-Front fahren, was das mögliche Alter des gebrauchten MS deutlich nach unten schraubt. Mir persönlich ist das schnurz, ich fahre notfalls auch Model S statt 3
Laut ein wenig Googlerei sind die ältesten regulär hier ausgelieferten MS noch nicht ganz 4 Jahre alt, während in Amerika bereits an den 5 Jahren gekratzt wird. Bis zur Auslieferung des M3 für Jetzt-Reservierer gehen aber noch eineinhalb Jahre ins Land. Tesla hat diese Woche einige MS ins CPO-Programm gesteckt, die ab 32500 USD gelistet waren. Rechnen wir die 1,5 Jahre drauf, sollte das 2018/19 hier ebenfalls möglich sein. Die Fahrzeuge haben reduzierte Garantieleistungen, sind aber technisch wohl okay. Die Laufleistungen lagen bei 60-90 Kilomeilen (sprich 100-150 Mm), es sind S60, S85 und SP85 (alle Hecktriebler) mit entsprechend dünner Ausstattung, aber freier SuC-Nutzung. Wieviel ein nacktes M3 für 35000 USD beinhalten wird, wird sich erst noch zeigen müssen.
Tesla Deutschland bietet (Stand: gerade eben) 19 MS für unter 70000€ auf der eigenen Webseite an, 7 davon liegen unter 65000€, 4 unter 60000€, 2 unter 55000€. Es handelt sich dabei auffällig oft um P85, es gibt aber auch 85, P85+ und (preislich ganz oben) einen 70D. Keine 60er oder 70er ohne AWD. Auf den einschlägigen Gebrauchtwagenportalen siehts ähnlich aus, mit etwas höherer Stückzahl und tendenziell niedrigeren Preisen - die ersten unfallfreien europäischen Gebrauchten von gewerblichen Händlern kratzen an den 50000€, Einzelstücke mit Macken liegen darunter, von Privat ohnehin.
Spulen wir jetzt noch die 1,5 Jahre vor und vergleichen das mit den 35000 USD + Märchensteuer, sprich knapp unter 40000€…ich seh da schon fast Gleichstand.
Betriebskosten…nunja. Ich fahre ja keinen Tesla und kann nur schauen, was hier im Forum an Versicherungssummen genannt wird. 1000€ jährlich, unabhängig von der eigenen Einstufung (gibts das noch?) ist nun für eine Luxuskarosse kein übertrieben hoher Betrag. Ziemlich sicher wird das Model 3 darunter liegen. Aber wird man bei der Hälfte rauskommen? Ich glaubs nicht. Für mich wirds ohnehin ein Nullsummenspiel - für jemand mit drei Dutzend schadensfreien Jahren (so alt bin ich ja nicht mal…) mag das anders sein.
Ebenso wird das M3 durch bessere Aerodynamik (bei nicht viel Vorteil in Sachen Stirnfläche?) und geringeres Gewicht weniger verbrauchen. Nehm ich als (für Foren-Verhältnisse) Wenigfahrer für meine 20Mm im Jahr 220Wh/km fürs MS und 170Wh/km fürs Model 3 an, sind das 1000kWh Differenz - nur 250€, oder weniger, wenn man intensiver SuC nutzen kann (ich kanns nicht) und die Vorteile vom Gratis-Laden gegenüber dem 400kWh-Paket ausspielen kann. Oder wenn man eh den eigenen Strom vom Dach nutzen kann (kann ich auch nicht).
Sicherlich schaut das MS in Sachen Reparaturen schlechter aus. Zum einen, weil es dann schon 4 Jahre alt ist und man den Krempel (na, Akku für eine ganze Weile mal ausgenommen) selber zahlen darf, zum anderen sind Ersatzteile für Oberklasselimousinen selten günstiger als die von einem Gölfling. Es ist aber auch kein Verbrenner mit drölfzig beweglichen Teilen, die alle schön nacheinander ihren letzten Quietscher machen. Ich steck aber nicht tief genug drin, um das Reparaturpotential sinnvoll abschätzen zu können.
Andererseits: Man weiß, dass die gebrauchte Karre prinzipiell läuft. Was nützen einem kostenlose Nachbesserungen an seinem Neuwagen, wenn man die Montagskarre nach dem Superbowl erwischt hat und im ersten Jahr monatlich in der ewig entfernten Werkstatt aufkreuzen darf. Wird in Europa durch die späte Auslieferung nicht so hart passieren, aber die Leute spielen ja auch Lotto und haben mehr Angst vor Haien als vor Kühen…
Und dann wäre noch der allgemeine Wertverlust. Der größte, aber am liebsten übersehene Batzen. Ignorieren wir mal die absurd hohen Preise, die die ersten M3 hier mit Tageszulassung bringen werden (die erwischen wir bei jetziger Bestellung eh nicht!), so sackt der Wert eines Autos mit der Zulassung erstmal hübsch ab - iiih, ein Vorbesitzer. Nun kann man mal überlegen, ob ein fünf Jahre altes Auto, das bereits die Hälfte seines Neuwerts eingebüßt hat, ab diesem Punkt schneller an Wert verliert als ein Neuwagen fürs gleiche Geld. Ich glaub nicht, dass man 2022 ein MS mit leichtem Wartungsstau für 20000€ kriegt - aber ein M3? Wir werden sehen. Aufs Jahr bezogen dürfte das die bisher gelisteten Vorteile des M3 glatt wegfressen. Oder?
In diesem Sinne - bedient euch am Spekulatius…