Hallo zusammen,
vorweg: ich bin mir dessen bewusst, dass die mit V7 geänderte Heizstrategie, die in den meisten Fällen zur Unzufriedenheit der Fahrer führt, hier bereits umfangreich diskutiert wurde, z.B. in V7: ich friere... . Ich öffne trotzdem ein neues Thema, da es hier mehr um eine möglichst sachliche Ursachenforschung und die Suche nach Lösungen gehen soll. Ich möchte hier auch bitten, von der Diskussion, ob nun der Eine oder Andere (seit V7 mehr) friert, abzusehen.
Ich gehöre mit meinem MS (P85, 10/2014, Assistenz, Sonnendach) bei normalen Einstellungen (Alles auf Automatik) auch zu der Gruppe der Frierenden, und so habe ich bereits einiges untersucht/unternommen. Die Ergebnisse möchte ich hier mit Euch teilen.
Erst Mail ein paar wertungsfreie Fakten, die im weiteren Verlauf für das Verständnis wichtig sind:
1.1. Die ausfahrbaren Türklinken scheinen zum Tür-Innenraum hin nicht abgedichtet zu sein
1.2. Die Innenseiten der Türen (zum Fahrgastraum hin) vorne und hinten sind nicht durchgehend abgedichtet, vor allem im Bereich des Spiegeldreiecks bzw. des Übergangs vom Blech zum Fenster
1.3. Die Türverkleidungen schließen nicht luftdicht ab
1.4. Der Fußraum beim Gaspedal (und analog beim Beifahrer) ist zur Mitte hin nicht abgedichtet
1.5. Der „Mitteltunnel“ (der Raum hinter dem Touchscreen sowie unter der Mittel-Ablage) hat in der Nähe der hinteren 12v-Dose im Fußboden eine durch eine Teppichklappe abgedeckte Entlüftung
1.6. Unter den Vordersitzen ist ebenfalls eine durch eine Teppichklappe abgedeckte Entlüftung
1.7. Im Mitteltunnel befindet sich ein etwa 25 cm Breiter Plastikkasten, der sehr kalt ist. Vermutlich der Verdampfer der Klimaanlage.
Ich habe meine Untersuchungen sowohl am stehenden Fahrzeug durchgeführt (Luftführungen angesehen, Abdeckungen weggebaut), als auch bei verschiedenen Geschwindigkeiten und Einstellungen während der Fahrt, teilweise mit einem IR-Thermometer.
Empirische Feststellungen:
E.1. Im Mitteltunnel führt wesentlich kältere Luft als der Rest des Innenraums und steht unter leichtem Überdruck. Die kühle Luft fließt durch den nicht abgedichteten Fußraum (1.4.) von Vorne in die mittlere Entlüftung (1.5.) sowie am Gasfuß vorbei zu der Entlüftung unter dem Sitz (1.6.). Der Effekt ist Geschwindigkeitsabhängig ansteigend, und im Gas-Eck des Fußraums konnte ich bei -10 Grad Außentemperatur und 22 Grad Innentemperatur 3 Grad messen. Im Service-Center wurde bereits geprüft, ob nicht eine Dichtung in der „Spritzwand“ undicht ist und deshalb quasi hinter dem Armaturenbrett oder im Fußraum kalte Luft eindringt.
E.2. Kalte Luft dringt während der Fahrt in den Türklinken ein, füllte den hohlen Tür-Innenraum und sucht sich Ihren Weg durch Ritzen in der Türverkleidung in den Fahrzeug-Innenraum. Der geringste Widerstand dabei ist zwischen der Türverkleidung und der Metalltür im Bereich des Spiegeldreiecks, in der Griffmulde und beim Innen-Tür-Öffner. Anschliessend fließt die kalte Luft an der Tür entlang nach hinten und mischt sich zusätzlich mit der durch vergleichbare Effekte eingedrungenen kalten Luft aus den hinteren Türen.
E.3. Bei höherer Geschwindigkeit und hoher Lüfterstufe (z.B auf Stufe 5 bei 120 km/h) reich der von der Lüftung aufgebaute Druck aus, um die durch die Türen eingedrungene Luftmenge zumindest einzuschränken, und den Rest der eingedrungenen kalten Luft an den Türen/Fenstern entlang nach hinten zu führen. Wird die Lüfterstufe verringert (z.B auf Stufe 2 bei 120 km/h), dann reicht der von der Lüftung aufgebaute Druck nicht mehr aus, und die kalte Luft im Fahrzeug nimmt überhand
E.4. Wird auf „Umluft“ geschaltet, dann ist die aus den Heizdüsen austretende Luft augenblicklich wesentlich kälter
Offene Fragen:
F.1. Trotz der SC-Untersuchung E.1. ist nicht sicher, ob nicht doch eine Undichtigkeit um vorderen Bereich vorliegt
F.2. Das MS scheint einen „doppelten Boden“ zu haben, der von Luft durchflossen ist (irgendwohin müssen ja die Entlüftungen 1.5. und 1.6. hinführen. Leider kann ich das aber weder final bestätigen, noch den Sinn dahinter (eventuell Trocknung von Feuchtigkeit) ermitteln
F.3. Die Wege der Lüftung (sowohl innerhalb der Rohre der Heizungsanlage), als auch die im Innenraum und in F.2. vorgesehenen Luftwege sind mir nicht bekannt.
F.4. In die Tür dringt durch die Türklinken (1.1.) und die unteren Fenster-Dichtungen Wasser ein. Zusätzlich kondensiert an der Innenseite des Tür-Außenblechs bei kalten Temperaturen Feuchtigkeit. Beides ist ganz normal. Was ist der eigentlich vorgesehene Mechanismus, um den Tür-Innenraum trocken zu bekommen, bzw. wie ist das bei anderen Herstellern gelöst?
Bisherige Modifikationen:
M.1. Ich habe den Fußraum beim Gaspedal (1.4.) vollständig mit geschlossenzelligem (!) Schaumstoff abgedichtet, ebenfalls auf der Beifahrerseite. Erfolg: die Füße bleiben nun warm.
M.2. Ich habe den Verdampfer (1.7.) vollständig mit 1 cm dickem Neopren ummantelt, in der Hoffnung, dass der Mitteltunnel nicht mehr so stark abgekühlt wird (siehe E.1.): Ob die Maßnahme Erfolg hat, kann ich nur vermuten
M.3. Ich habe in den Vordertüren beim Spiegeldreieck zwischen Blech und Glaskante geschlossenzelligen Schaumstoff eingesetzt. Erfolg: Es zieht nicht mehr so stark beim Spiegeldreieck hinein (siehe E.2.). Allerdings ist ja der gesamte Tür-Innenraum mit kalter Luft gefüllt, die weiterhin, nun in geringerer Menge, durch die verbleibenden Ritzen dringt (sehe E.2.).
M.4. Fehlgeschlagen: Der Versuch, die Entlüftung (1.5.) im Mitteltunnel zu verschliessen scheiterte damit, dass dann die sich sammelnde kalte Luft durch sämtliche Ritzen im Armaturenbrett, vor allem im Bereich des Touch-Screens, in den Innenraum drückte
Überlegungen zu weiteren Modifikationen:
P.1. Die Hauptquelle des Übels scheinen die undichten Türklinken (1.1.) zu sein. Die Klinken komplett abzudichten wäre die beste Lösung. Allerdings dringt hier sicher auch Wasser ein, das durch den Tür-Innenraum nach unten abläuft. Dieses Wasser könnte dann vermutlich nicht mehr ablaufen und zu Gammel und Korrosion führen. Das wird wohl auch die Ursache für die offene Bauweise der Türklinken sein. Eventuell wäre das Abdichten der Türklinken-Rückseite mit einer Haube und das „Absaugen“ des Wassers via ein eingearbeitetes Filzstück oder die Ableitung über ein Röhrchen direkt zum Ablauf an der Tür-Unterkante denkbar. Allerdings ist da auch nicht gerade viel Platz zwischen Fenster und der Rückseite der Türgriff-Einheit vorhanden.
P.2. Die Türen müssen zum Innenraum hin noch viel besser abgedichtet werden. Leider sind die einzelnen Metallteile alles andere als „einfach“ und „gerade“, sodass ein Abdichten gar nicht so einfach ist. Und mit Bauschaum möchte ich nun auch nicht gerade anrücken, zumal selbiger auch gerne mal etwas Feuchtigkeit aufnimmt.
Eine Anmerkung noch zu V7 und den sich daraufhin häufenden Klagen:
In meinen Augen hat sich das Verhalten durch V7 im Automatik-Modus wie folgt verändert:
Ä.1. Die Heizung wird mit wesentlich höherer Leistung betrieben
Ä.2. Der Lüfter wird nach Möglichkeit auf geringerer Stufe betrieben
Ä.3. Beim Erreichen der Zieltemperatur sowie akzeptabler Innenluft-Qualität wird auf Umluft geschaltet
Maßnahmen Ä.1. und Ä.2. sorgen dafür, dass die gleiche Wärmemenge mit weniger Luftmenge in den Innenraum geblasen wird. Da dadurch ein geringerer Überdruck entsteht, wird weniger warme Luft durch die Entlüftungsklappen im Kofferraum nach außen geblasen. Effekt: Energieeinsparung
Maßnahme Ä.3. sorgt dafür, dass nahezu gar keine Luft durch die Entlüftungsklappen im Kofferraum nach außen geblasen wird, solange dies akzeptabel ist. Effekt: Energieeinsparung
Für Alle, die ihr MS nun nicht komplett umbauen wollen folgende Tips für den Alltagsbetrieb:
T.1. Wegen E.4. und Ä.3. ist es sinnvoll, die Lüftung immer auf „Außenluft“ zu stellen (ausser in Tunneln und bei Stinker-Belästigungen)
T.2. Wegen E.3. und Ä.2. ist es sinnvoll, die Lüftung vor allem bei höheren Geschwindigkeiten manuell auf 5-6 zu stellen.
Perfekt wird’s dadurch zwar nicht aber immerhin erträglich.
Ws meint Ihr? Ich bin dankbar für jede Ergänzung, Korrektur, Frage oder Anregung!
Edit 02.12.2015: Angaben zu Heizungseinstellungen detailliert