Winterreichweite: Wie sind eure Erfahrungen so?

Hallo Leute,

Bin gerade über einen Artikel zum Thema Winterreichweite gestoßen:

electrek.co/2019/02/07/study-el … -disputes/

Da ist ja von Reichweiteverlusten von bis zu 40%+ die Rede.
Wie sind denn eure Erfahrungen im Winter so? Weil 40 weniger ist auch schon zwischen Superchargern mitunter happig.

LG

Model S bei mir 30-50% je nachdem durch wieviel Gebirge man fährt.
Erfahrungen bei Temperaturen von -10 bis 5 Grad

Kommt drauf an. Fahre 10x am Tag 2km mit Rangemode off, nutze das Vorheizen, dann kann das hinkommen.
Der „Tesla spokesman“ sagt nicht umsonst: „…which includes millions of long trips…“ - da sieht das ganz anders aus. Auf der Strecke brauche ich rd. 10% mehr als im Sommer, sollen es auch mal 15 sein, aber dann ist gut.

was ich bemerkt habe: auf Kurzstrecken(5-10km) fällt der Winter viel mehr ins Gewicht wg des ständig Aufheizen müssens. Bei längerer Fahrt 50km und mehr vielleicht 10% weniger Reichweite.

Bei langen Trips ist es eher besser. Wenn du wirklich ohne Vorwärmen ausschließlich Kurzstrecke fährst ohne Rangemode ist das sicher möglich. Laut Teslafi habe ich auf der Kurzstrecke wo ich es drauf angelegt hatte auch schon mal geschafft bei meinem Model S 85 400-500 Wh/km zu verbrauchen. Durch richtige Benutzung (range-mode, vorwärmen, etc.) kommt man aber durchaus auch auf 220-260 je nach Fahrweise. Mein Sommerverbrauch liegt in etwa bei 180-200 Wh/km

Muss mich selbst korrigieren. Tja, rechnen ist Glücksache…

Sommerreichweite ca. 450 km
Winterreichweite ca. 300-330 km

Somit ca. 30% Einbusse

Wenn ich oft Kurzstrecke fahre, dann im Reichweitenmodus

Ok Danke an euch alle. 10% wäre ja absolut kein Thema; 30% hingegen schon eher als problematisch einzustufen (imho).

Eine weitere Frage stellt sich mir noch: Wie sieht denn der Vergleich ICE vs. Electric aus? Sind die ICE Autos auch schlechter im Winter? Oder anders gefragt: Wo GENAU liegt das „Problem“ mit Elektroautos im extremen Winter? Ich habe dazu keine wirklich konkreten Angaben gefunden…

Es ist nicht die EINE Ursache - sondern da kommt einiges zusammen:

  • Der Akku liefert hat bei niedrigen Temperaturen nicht so viel Kapazität.
  • Daher wird der Akku geheizt. Das verbraucht Energie. Aber wenn der Wagen dann z.B. mit 20% Akkukapazität bei Minustemperaturen abgestellt wird, dann kann es sein, dass er nach dem Durchkühlen nur noch 10% hat.
  • Der E-Motor hat keine Abwärme, die für das Heizen genutzt werden kann. D.h. die Heizung geht voll auf die Batterie.
  • Der Verbrauch ist generell bei nassen Straßen höher (auch bei Verbrennern). Und im Winter gibt es oftmals mehr nasse Straßen.
  • Noch schlimmer ist es anscheinend bei Schnee

Das alles kann sich summieren. Nach meinen aktuellen Erfahrungen mit einer Fahrt durch Schweden nach Estland kann ich die 30% weniger durchaus bestätigen. Allerdings konnte man dann auch nur langsamer fahren - und so war das Erreichen des nächsten SuC (soweit vorhanden) kein Problem.

Ok danke. Wie sieht es denn bei Verbrennern aus ca.? (ändert sich da der Verbrauch signifikant?)

Der Mehrverbrauch ergibt sich aus verschiedenen Gründen: Innenraumheizung, Akkuheizung, Sitzheizung, Lenkradheizung plus ggf. noch größerer Verbrauch durch Winterreifen, größeren Luftwiderstand der kalten Luft, Licht, nasse Straßen.

Den größten Mehrverbrauch (ca. 30%) habe ich im städtischen Kurzstreckenverkehr, weil man sich da ständig in der Aufheizphase aller Systeme befindet. Aber genau im Kurzstreckenverkehr ist der Mehrverbrauch auch eigentlich wurscht, wenn man täglich zu Hause oder im Betrieb ein Lademöglichkeit hat. Über mehrere Tage komme ich auch im Winter immer.

Im Langstreckenverkehr ergibt sich auch ein Mehrverbrauch (ca. 10%), der aber deutlich geringer ist als im täglichen Kurzstreckenverkehr.

Der Vebrauch steigt beim Verbrenner im gleichen Maß, aber wenn schon 75% der im Energieträger enthaltenen Energie in Wärme umgewandelt wird und der Wirkungsgrad insgesamt grausam schlecht ist, dann fallen 30% mehr nicht so ins Gewicht wie bei einem Elektroauto, das 80% der Energie in Bewegung umwandelt.

Die Auswirkung von Temperatur und Streckenlänge lässt sich schön an den folgenden beiden Grafiken ablesen.
Das kann man jetzt viel drüber Fachsimpeln :wink:


Hier hat’s noch Zahlenmaterial zum „spielen“:

teslamotors.free.fr/#!/

Bei meinem S 75D sind es Winter gegen Sommer etwa 20% mehr - auf Langstrecke etwa 10-15%. Ich fahre Kurzstrecke mit Range Mode ON und Langstrecke mit Range Mode OFF und Vorheizen.

Beispiel Prius III, im Winter lief der Motor zu 99% mit, also nix Hybrid. Verbrauch auf Pendlerstrecke von 2x 30km pro Tag stieg von 4.8l im Sommer auf 6.2l im Winter (Schnitt im Jahr 5.2l/100km). Also fast 30% mehr ! Aber ist ja klar, bei tiefem Verbrauch, macht jedes halbe Literchen viel mehr % aus. Der 2.2l Diesel RAV4 braucht im Sommer um die 8.1l, im Winter 8.9l, das sind um die 10% mehr.

Gleiche Strecke braucht das S im Sommer um 190Wh nun im Winter aktuell bei den Minus-Temp. um die 270Wh (Schnitt im Jahr 222Wh/km). 44% mehr ! Die Reichweite ist von 388 auf rund 220km gesunken, Rangemode immer OFF. Aber pro Tag gehen im Winter auch noch >2% im Standby drauf. Vorheizen jeden Morgen ca. 10 Min ab Akku (nicht eingesteckt)

Auf der Langstrecke in den Skiurlaub sind es dann wieder um die 220Wh/100km, womit die Reichweite zu den SuC Distanzen gut passt. Dann auch mit Rangemode ON.

Der Verbrauch ist im Winter schon höher - auf Kurzstrecken oder Pendelstrecken kann man aber mit RangeMode On ganz gut sparen.

Wenn mal eine Langstrecke ansteht - kann man direkt vor der Abfahrt geplant aufladen und zusätzlich noch ne halbe Stunde vorher die Innenraumheizung anstellen (dann ist auch die Batterieheizung an) - dann hat man kaum Reichweiteneinbußen.

Für die unter uns, die nicht zuHause oder auf der Arbeit aufladen können ist die geringere Reichweite aber nicht unerheblich.

Da ist vorheizen usw. nur aus dem Akku möglich.

Auch von mir noch Mal:
städtisch zwischen 20-50 % Mehrverbrauch, je nachdem wie unökonomisch man fährt. Aber da ist es „egal“, weil die Strecken nicht lang sind.

Auf der Autobahn Langstrecke höchstens 10%! (jeweils trockene Fahrbahn)

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Benziner haben einen Wirkungsgrad von etwa 20% Diesel von etwa 30%. Das heißt da wird 80%, bzw. 70% des Kraftstoffs den Du tankst in Verlustwärme verwandelt und nur 20-30% zum Fahren. Im Winter wird die Verlustleistung die im Form von Wärme anfällt dann halt teilweise zum Heizen des Inneraumes benutzt.

Elektrofahrzeuge haben einen Wirkungsgrad von 90 bis 95%. Das bedeutet, daß da nicht genügend Abwärme entsteht um die Batterie oder den Innerraum auf Betriebstemperatur zu bringen. Das muß dann über elektrische Zuheizung passieren. Der Strom dafür kommt logischerweise aus dem Akku und steht dann nicht mehr für Reichweite zur Verfügung.

Auf Kurzstrecke ist es besonders schlimm, weil der komplette schwere Akku am Anfang geheizt wird was viel Energie kostet. Hat er mal Temperatur dann kann er diese weitestgehend duch die 5-10% Verlustleistung halten und der Mehrverbrauch hält sich dann in Grenzen.

Danke für eure informativen Beiträge! Wirklich super informativ!

Jetzt frag ich mich nur noch wie ich diese 2 Extreme von @anaron mit ca. 10% und @rooby 3 mit 40% in Einklang bringen soll?!?

Ließ noch mal aufmerksam :wink: 5-10% ist in meinem Post die Verlustleistung des Systems aus Batterie und Elektromotor die potentiell zum Heizen ohne Mehrverbrauch zur Verfügung steht. Darauf wie viel Energie das Aufheizen der Batterie und des Innerraums durch die elektrische Zuheizung benötigt bin ich da nicht eingegangen weil das nicht "S3XY"s Frage war.

Das kann man aber auch abschätzen. Bei 15% Mehrverbrauch auf Langstrecke werden im Schitt etwa 2-3kWh je 100km für die Heizung entnommen. Auf Kurzstrecken sind es 15-20kWh. Daraus würde ich ableiten, daß die Innenraumheizung/Klimaanlage im Winter mit etwa 2kW elektrischer Leistung läuft. Die Batterieheizung schluckt auf den ersten Kilometern/in den ersten Minuten eine elektische Leistung von geschätzt 20kW.

Anders gesagt wenn man Kurzstrecke fährt, dann verbraucht das Auto ganz grob genauso viel Energie um den Akku und Innenraum zu heizen wie es zum Fahren benötigt.

Ist das Auto dann warm muß nur noch der Verlust über die Scheiben und den Unterboden ausgelichen werden, was dann eben mit besagten 2kW Heizleistung zu berwerkstelligen ist.

Ich hoffe das macht es etwas klarer… :slight_smile: