Fahren in den roten Bereich

Hallo,

ich schaue des öfteren bei YouTube Tesla Videos von Herrn Horst Lüning an.
Nun sehe ich jedes mal das Herr Lüning den Akku soweit runter fährt, das er bei der „Reichweitenübersicht*“(siehe BIld) im Fahrzeug in den roten Bereich kommt.
So weit ich es mitbekommen habe, fährt er den Akku immer im unteren Bereich, damit er höhere Ladeströme - sprich eine kürzere Standzeit an den Superladern hat.

Gibt es irgendwelche gravierende Nachteile oder Vorteile, dass so zu machen wie Herr Lüning?

*(leider ist mir die richtige Benennung diese Übersicht nicht bekannt.)
t.JPG

In der Praxis ist es die schnellste Methode voran zu kommen.
Theoretisch belastet es die Batterie stark da speziell die unteren % bei höherer Belastung wohl schneller verschleissen. Aber das ist Theorie.
Und es verlangt viel Erfahrung und gute Nerven so zu fahren…

Wenn Du diese Theorie erwähnst, solltest Du aber auch nicht verschweigen, dass Tesla sich auch unterhalb von „0%“ noch einige kWh an Reserve vorbehält. Lange bevor der Akku wirklich droht, Schaden zu nehmen, hält das Auto an und fährt nicht weiter. Selbst wenn alle Systeme schon abgeschaltet sind, sind noch ein paar kWh im Akku – und das ist gut so, denn wenn er einmal wirklich komplett leer wird, ist er unwiederbringlich kaputt („Brick“: so nützlich wie ein Ziegelstein). Aber, wie gesagt, da ist die Software davor, die dafür sorgt, dass das nicht eintreten kann.

Ich fahre mein Model S konsequent nach der Devise: Alles, was die Software zulässt, ist auch erlaubt und schadet nicht. Bevor Schaden droht, reduziert die Software je nach Situation die Leistung und/oder die Rekuperation oder legt im Extremfall das Auto still. Ich verlasse mich darauf, dass Tesla mir da durch richtige Programmierung mit ausreichend Sicherheitsreserven die Verantwortung für das Wohlergehen das Akkus vollständig abgenommen hat, so lange ich die Hinweise auf dem Display („jetzt laden!“) befolge. Man kann, darf und soll auch dann Tesla fahren, wenn man von der Technik keine Ahnung hat und/oder sich nicht die Bohne dafür interessieren möchte.

Danke für die Klarstellung. Ich meinte auch nur das die Belastung höher ist, ich hätte erwähnen sollen aber dennoch unkritisch :wink:

Das kritischste bei so einer Fahrweise sind die vielen Faktoren die bei einer Verbrauchsberechnung eine Rolle spielen. Ein nicht berechneter deftiger Regenschauer mit starken Gegenwind kann da schon fatal sein. Bewusst im roten Bereich rumfahren sollte man nur wenn man weiss was man tut.

+1 :exclamation:

Und war da nicht was mit „unter 10% wird die 12V-Batterie nicht mehr geladen“?
Also ich vermeide, zu lange unter 10% zu fahren…

Theoretisch ist es auch besser für die Batterie, den Ladehub gering zu halten. 10x von 50% auf 60% laden belastet die Batterie deutlich weniger, als einmal von 0 auf 100%. Ich versuche auf der Langstrecke deswegen meistens zwischen 20% und 90% zu bleiben, zu Hause bewegt es sich meistens zwischen 50% und 80% bei mir. Aufgrund der Erfahrungen der 100%-Lader im Forum hier ist das aber alles für die Realität nicht so wirklich relevant, da diese immer noch sehr gute Reichweiten haben.

Wenn es nur um die reine Ladedauer geht, ist 5-70% wahrscheinlich das beste, wenn der Akku sehr weit runtergefahren ist, lädt er auch nicht gleich mit voller Leistung. Die Frage ist, ob die 5 Minuten hier wirklich so wichtig sind (und ob man das wirklich jedes Mal so perfekt planen kann und will).

Meine Vorgehensweise ist da anders. Auf 1 bis 2 % runterfahren ist Teil der Normalität und kommt öfters vor. „Rasen“ ist dann nicht mehr möglich. In diesem Fall möchte ich einfach nur zur geplanten Zeit ankommen.

Bei Langstrecke starte ich von SuC mit 7% Prognose und fahre dann auf 2-3% runter. Dann habe ich immer noch Reserve, falls sich auf der Stecke was Unvorhergesehenes passiert.

Im Alltag pendle ich zwischen 20 und 90%, je nachdem was die PV liefert.

Und auch in welchem Verhältnis das Risiko für Unerwartetes dazu steht, wie z.B. eine gesperrte Abfahrt, 15km Umleitung, defekter Supercharger, usw.

der Zeitgewinn, knapp auf Kante zu fahren ist schon enorm. Das sind pro Charger leicht 15 Minuten oder auch mal viel mehr. Es ist ja nicht nur die Zeit die durch weniger Laden gespart wird sondern auch das der Puffer am langsam Ende hinzugeladen wird. Wenn ich mit Puffer fahre (hauptsächlich im Winter) dann lade ich 20% drüber. Fahr ich auf Rot, max 5%. Und zb. 75% auf 90% dauern bei mir über 20 Min.

Fahre oft im roten Bereich aber selten rein :wink: :mrgreen:

@Orakis

Die Fahrweise (was den Ladezustand betrifft) von Herrn Lüning gehört quasi schon zum „advanced stuff“ - Soll heißen: Man gewöhnt sich als Tesla-Fahrer auf Langstrecke solch eine Fahrweise an, da dies die bestmögliche Reisegeschwindigkeit erlaubt (Vgl. Ladegeschwindigkeit bei hohem und geringem Ladezustand).

Der niedrige Ladezustand schadet der Batterie ähnlich dem Laden auf 100%. Soweit man beides nicht exzessiv betreibt, also den Wagen nicht lange mit 100% oder quasi 0% stehen lässt, schadet das der Batterie überhaupt nicht (natürlich lässt jeder Ladezyklus die Batterie altern). Und auch der Begriff des Schadens ist relativ - die Batterie löst sich nicht in Luft auf, wenn man mal aus Versehen auf 100% lädt :wink:
Im Grunde passt der Tesla schon gut auf sich selbst auf: Er empfiehlt nur bis 90% zu laden (im täglichen Betrieb) und nur auf Reisen die 100% zu nutzen - Er reduziert die Leistung entsprechend der Wärmeentwicklung von Batterie und Motor sowie dem Ladezustand der Batterie - Weiter warnt er dich auch, wenn du die Batterie runtergefahren hast (<~10%), dass du zügig laden solltest.

Auf Reisen, wo du sowieso immer sofort am SuC auflädst, spielt das gar keine Rolle, dafür ist der Tesla ausgelegt :wink:

Alles schadet dem Accu [emoji23] irgendwie irgendwo

Ja. Rumstehen sogar ganz besonders, habe ich gehört! :mrgreen:

Vielen Dank für die Antworten.

Ich hoffe das ich im Sommer umsteigen kann von meiner Ampera zum Model S.

Ich möchte einwenden, dass 0%-Zustand und 100% in keinster Weise miteinander vergleichbar sind.
Während 100% dem Akku in jedem verstreichenden Augenblick schadet (die Degeneration ist in diesem Zustand deutlich beschleunigt), machen 0% auch nach Stunden nichts aus. Allein die Selbstentladung sollte man im Auge behalten, denn 0% mögen ungefährlich sein, aber ab unter -5% wirds dann langsam kritisch.
Was allerdings wahr ist, ist dass eine starke Entladung bei einem so tiefen Ladestand tatsächlich schadet, aber da hat Tesla vorgesorgt und begrenzt die Leistungsentnahme. Und wer gemütlich mit unter 100kW und 0% die letzten km an die Schnelladestation heranrollt, muss sich wegen Degeneration erst recht keine Sorgen machen.
Was auch stimmt ist, dass ein großer Lade/Entlade-Hub ebenfalls zu erhöhter Degeneration führt. Also ist es besser öfter mal aufzuladen, dafür aber nicht ganz voll. Wer zwischen 20% und 70% pendelt, schadet seinem Akku weniger als jemand, der zwischen 20% und 90% unterwegs ist. Besser wäre da sogar, zwischen 0% und 70% zu pendeln, solange im unteren Bereich keine hohen Leistungen abgerufen werden. Allerdings sind die Unterschiede bei der Degeneration sobald man sich unter 90% bewegt minimal, erst recht, wenn der 90%-Zustand nur für kurze Zeit besteht.
Hier noch kurz der technische Hintergrund bezüglich der ladezustandsabhängigen Degeneration: ab ungefähr 3.9V Zellspannung verdoppelt sich mit jeder weiteren Erhöhung der Zellspannung um 0,1V die Geschwindigkeit der Degenertation, was allerdings nur eine grobe Annäherung ist.

Daß der Akku das verträgt und man damit in den roten Bereich fahren kann, aber mir wäre das zu riskant, wenn ich an meinen Trip letztes Wochenende denke, wo viele SUC nicht wirklich funktionierten, war ich zufrieden, daß ich meine übliche Reserve hatte und konnte somit zum 50km weiter entfernten SUC fahren und dort dann richtig laden konnte.
Wäre ich im roten Bereich gewesen, dann hätte ich in Rappenau ein Aufenthalt +60min planen müssen, da dort nur 30kw Ladeleistung abrufbar war.

PS: mir viel auf, daß der P85 von Horst beim Laden relativ schnell runterregelt, mein 90D lädt länger im oberen Bereich.

Das ist normal, eine Frage der Ladestrategie (Software) und womöglich sogar via Update anpassbar (Vermutung meinerseits).

Die alten 85er laden dafür zu Beginn schneller mit bis zu 116kW. Gibt im Forum hier auch Vergleichsdiagramme…

66% aller meiner Ladevorgänge gehen an Typ2 mit 8-32A im Bereich von 20%-80% (im Winter 90%). Wenn ich auf Strecke gehe, dann sind es 15min vor der Abfahrt zeitgesteuert 100%. Kommt vielleicht 20 Mal pro Jahr vor. An den SuC komme ich meist mit 0-5% an und lade dann auf 50-60% auf. So komme ich am schnellsten voran.

Mein Akku ist immer noch auf 382km TR. Das ist eine Degradation von 5,4%. Alle Teslas sinken in den ersten Monaten um 5% ab. Das ist normal. Also habe ich über die 2 Jahre gerade mal 0,5% verloren. Meine Fahrweise schadet also nicht.