Ausflug an die Grenzen des Allradantriebs

Wir sind heute, da es über nacht 30 bis 50 cm Neuschnee hatte zum Vergleich mit meinem alten P85+ mit dem Allrad noch einmal die Strecke Turnau Richtung Mariazell gefahren. Die Straße war aber leider schon geräumt. Also bog ich zum Testen in die ungeräumte Gemeindestraße von Seewiesen ein.

Dort geht es steil hinauf (sicher mehr als 20%). Unglaublich, wie der Allrad da über die schneebedeckte Fahrbahn hinaufzieht. Kein Vergleich zu meinem alten Hecktriebler, der schon auf der verschneiten Bundesstraße neulich an seine Grenzen kam. Fast schon oben angekommen, versperrte ein Bauer mit seinem Traktor den Weg und wir mussten stoppen. Doch statt zu stoppen rutschte der Wagen rückwärts bergab, verlor die Spur und stellte sich stehenbleibend schräg. Meine Frau stieg aus und konnte, so glatt war es, auf der Straße nicht stehen. Der Bauer fuhr auf Schneeketten in seine Scheune, aber weiter bergauf fahren war nicht mehr möglich. Sobald ich anzufahren versuchte, rutschte das Model S weiter nach abwärts und kam mit Glück nach ein paar Metern schief auf dem Weg zum Stehen.

Die sonst so angenehme Berganfahrhilfe, also fixe Blockierung der Räder durch die Bremse, wenn das Auto an einer Steigung anhält, machte mir das Abfangen fast unmöglich. Sobald durch das Bremsen die Räder blockierten, verlor das Auto die Richtung. Um es irgendwie in die Richtung der Straße zu bekommen, musste ich dann im Retourgang kurz bergab beschleunigen auf „N" schalten um die Anfahrhilfe am fixen Blockieren zu hindern. Beim Versuch zu Verzögern blockierten immer wieder die Räder und der Wagen glitt wieder schräg bergab. Nur ganz am Fahrbahnrand gab es minimal mehr Grip, zuwenig zum Anhalten, aber hilfreich zur Ausrichtung. Mit viel Glück gelang es etwa 30 Meter weiter unten in eine Zufahrt zu manövrieren.

Aufatmen, das hätte schlimmer kommen können. Mir zitterten die Füsse. Ich dachte, ok, alles glimpflich abgegangen, du hast die Schneeketten dabei, alles wird gut! Noch einen Meter vorwärts, damit Platz ist zum Kettenanlegen. Das Auto glitt nun auf den Fahrbahnrand zu und kam nur Zentimeter vor der Schneewand zum Stillstand, ergo kein Platz mehr zum Ketten anlegen. Es musste also ohne gehen (Warum hatte ich das Angebot des Bauern uns hinaufschleppen nur so hochmütig ausgeschlagen?)

Meine Frau ging durch den Tiefschnee weiter bergab, um eventuell kommende Autos zu warnen. Als sie unten angekommen, versuchte ich wieder auf die Straße zu gelangen, aber diesmal vorwärts. Etwas hat es mich an die Schneewand gedrückt, dann wieder auf dem extrem glatten Weg ins Tal. Vielleicht noch etwa 25 Meter steil bergab rollend, blockierend, rutschend, schlingerte ich bergab bis das Gefälle des Weges sich verringerte. Mit Minimalgeschwindigkeit aus dem Dorf heraus.

Kann man soviel Schwein haben?

:open_mouth:

…auf Wunsch von Snooper willkürlich ein paar Absätze reingehauen

Gut das nichts passiert ist, am Berg ist das fette MS einfach zu schwer. Ist es zu glatt hilft aller Allrad nichts. Bin auch schon bergab ins Rutschen gekommen letzten Winter mit blockierten Rädern. Zum Glück hat sich genug Schnee aufgeschoben um mich wieder zu stoppen. Also vorsichtig bleiben.

Welche Reifen?

Danke für den Wetterbericht, im Ernst, gut das nichts passiert ist :smiley: …Dies ist nur eine private Mitteilung… :slight_smile:
LGH

Ich fahre deine Vorversion P85+.

Mein Winter-Fazit: mindestens gleichwertig zu meinen vorigen frontgetriebenen Verbrennern. Bergauf sogar besser, weil auf der HA mehr Druck drauf kommt („VW-Käfer-Effekt“) - im Gegenzug zu den Vorderradlern, die hier auf der VA immer leichter werden.

Bergab würde ich bei schlechten Bedingungen sehr schnell die Ketten anlegen - auch deshalb, weil die Reku nur an der HA verfügbar ist & deren Bremswirkung somit besser hilft.

Die Allrad-Versionen vom MS können sehr, sehr viel - deinen Fall sehe ich als sehr speziell an, wo das Tesla-Konzept an seine Grenzen stößt. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn im Modus „ESP & Co AUS“ auch die Berganfahrhilfe abgeschaltet wird. Echte Allrad-Spezialisten haben dazu vielleicht eine Meinung.

Jedenfalls Glückwunsch, dass du aus dieser Nummer noch heil raus gekommen bist!
LG, Peter

@Dazzler: Augenkrebs bzw TL;DR. Wie wäre es mit ein paar Abschnitten im Text? Danke.

Das Szenario, das Dazzler beschreibt, ist ganz normal für jeden 4WD Geländewagen auf steilen Passagen und auf Schnee oder rutschigem Schlamm.
Ein Mercedes G hätte dort auch keine bessere Figur gemacht.

Grundlage dafür ist der Abriss jeder Kraftübertragung bei stillstehenden, rutschenden Rädern.
Im Winter fahren erfahrene Geländewagenfahrer Hohlwege (also kurze Sektionen) im tiefen Schnee teilweise sogar
rückwärts. Nach Erreichen der max. Steigfähigkeit bleibt jeder 4WD irgendwann stehen, obwohl sich die Räder weiterdrehen.
Die meisten Fahrer treten dann auf die Bremse und diesem Moment gehts wieder talwärts, wie ein Schlitten.

Erfahrene Geländewagenfahrer schalten dabei sofort in einen sehr niedrigen Gang in Richtung Tal,
so bleibt das Ganze dann bergab halbwegs wieder steuerbar, da durch die langsam drehenden Räder
auch Querkräfte übertragen werden können.
Der Fahrer bleibt Pilot und wird nicht zum Passagier (wie Dazzler).

(Fahren mehrere Geländewagen solch eine Sektion, wird bergab SEHR viel Platz gelassen (kein Konvoi bergauf!)
um dem bergab Rutschenden alle Möglichkeiten zu lassen. Rutscht die „Karre“ trotz langsam drehender Räder bergab in Richtung
Graben, hilft oft ein kurzer Gasstoß um die Räder mit der Rutsch-Geschwindigkeit zu synchronisieren.
Die Lenkfähigkeit ist wieder hergestellt. Dazu braucht man eben Platz!)

Bei 2WD Fahrzeugen tritt der „Schlitteneffekt“ meist nicht auf, da der Vortrieb nur einer Achse viel früher abreisst,
als die übertragbaren Kräfte von 4 Rädern im Stand.
Gefährlich wirds bei 2WD, wenn der Fahrer mit Schwung versucht eine Steigung zu erklimmen und dabei vorher scheitert.
Dann läuft das Szenario genauso wie ganz oben (und bei Dazzler) ab.

Was lernen wir und der Thread-Eröffner daraus: Leg lieber auf der Hinterachse einmal zuviel die Ketten an.
Das kostet 5 Minuten Zeit. Die Bergung eines Autos, der (meist behebbare, weil in niedrigem Tempo passierte) Blechschaden,
sowie der Weg von und zur Werkstatt kosten mehr :unamused:

Mit Ketten gibts für echte 4WD auch kaum ein Anhalten in Richtung Gipfel mehr.
4WDs mit 4 Ketten (die man bei Geländewagen-Trial-Events als Bergefahrzeuge einsetzt,
werden von den Teilnehmern gerne auch als „Gipfelstürmer“ bezeichnet).
Dazzler hätte so wahrscheinlich den Traktor mit Bauer und Frau auf den Gipfel gezogen
(und das unter 5 sec. von 0-50 km/h :laughing: ).

@ BernhardLeopold: Goodyear. Diese hatten sich bisher, im Vergleich zu den Pirellis, als deutlich besser erwiesen.

Der Allradantrieb ist vielleicht zu gut. Man kommt soweit hinauf, wie man gar nicht fahren sollte. Beim Hinauffahren bemerkte ich gar nicht, wie steil der Weg geworden war. Mit einer Rodel wäre ich da bei der Glätte nicht hinuntergefahren.

Haben Lamellenreifen eigentlich nur oberhalb einer Mindestgeschwindigkeit guten Grip?

@snooper: Du hast ja Recht, der Text musste gestern Abend spontan schnell raus. Sorry, auch wegen der sonstigen Fehler.

Danke für’s Teilen. Glückwunsch zum glücklichen Ausgang! Du hast mein volles Mitgefühl, genau so hätte mir das auch passieren können. Das sind die Momente, die man nicht vergisst – wenn man den eigenen Leichtsinn erst im Nachhinein als solchen erkennt. Ich hatte letztes Jahr im Ski-Urlaub eine entfernt vergleichbare Situation, wo mich mein Heckantrieb souverän hinauf geschoben hat, aber es beim herunter fahren trotz langsamster Fahrt fast nicht möglich war, die Kurve vor einem gemauerten Graben zu kriegen. Ich konnte weder vor noch zurück und hing mit dem vorderen Überhang schon halb über’m Graben. Natürlich war am Eingang zu dem kleinen Fahrweg ein Schild, das die Nutzung von Schneeketten vorschrieb, welches ich geflissentlich ignoriert hatte… :unamused:

:exclamation:

Beim P85D würde ich vorne gar keine Ketten aufziehen können. Mit 19" reibt rechts schon das Rad beim Einschlagen am Plastik des Lüftungsgitters vorn.

Jupp, kan man. :wink:

Bin seit Jahren auch mit rutschigen Untergründen etwas vertraut. Mit dem richtigen Antrieb kann man gerne mal vergessen, was da wirklich unter einem los ist. Erst beim Bremsen oder Lenken offenbart die Technik dann die Haftungsgrenze.
Allgemein sind die modernen Fahrzeuge aber alle recht starkt entkoppelt, da wird es dann noch schwieriger ein Gefühl zu bekommen. Egal ob es die Servolenkung ist oder das ABS/ESP. Daher ist es gut wenn man gelegentlich mal sich und sein Auto in solche Situationen bringt und damit eine gewisse Vertrautheit mit der Situation bekommt. Das beginnt beim Schleuderkurs/Sicherheitstraining und endet dann beim verschneiten Supermarkt-Parkplatz.

Danke für die Steilvorlage. Ich nutze die Gelegenheit gern, um noch einmal an das geplante :arrow_right: rein elektrische ADAC-Training in Linthe zu erinnern. :smiley:

warum komm ich bei @Dazzler Erzählungen und @toptecspezi Ausführungen nur auf folgenden Ausschnitt von Düringers ‚Benzinbrüder‘?
:mrgreen:
[url]Düringer - Jeep 4WD - YouTube
:mrgreen:

Und wieder ein schönes Beispiel dafür, warum man eine mögliche Schneekettenpflicht nicht ignorieren sollte „weil man eh Allrad hat“ (nicht dass der Erstposter das ignoriert hätte, ich möchte es nur jeden ins Gewissen rufen der noch daran glaubt!). Runter sind sie alle gleich, und der Allrad hilft Dir gar nix mehr, kann sogar eher ein Problem werden (Versperrung, etc.; wird aber eh alles heute elektronisch weg geregelt).

Schön dass es gerade noch gut ausgegangen ist.

Ja, Schneekettenpflicht war für Kfz über 3,5 t. :slight_smile:

Sehr schön die „Benzinbrüder“ :laughing:

@toptecspezi: problematisch bleibt die Anfahrhilfe, die sowohl in „D“ als auch „R“ die Räder fix blockiert. Nur mit „N“ kannst Du sie wegschalten. Ich, als eingefleischter P85+ Fahrer, ging ich leider auch noch mit ganz anderem Druck auf das Bremspedal als beim P90D mit der E-Bremse notwendig.

[url]http://cloud.tapatalk.com/s/5878d9f979912/VID-20170112-WA0004.mp4[/url]

Du hättest einfach nicht anhalten dürfen [emoji13] ( siehe Video )
übrigens, Glückwunsch zu Deiner Frau !
… ich hätte vermutlich bis heute keine warme Mahlzeit mehr bekommen [emoji30]

Gruß Klaus

Mist, glaub das Video läuft nicht [emoji27]

Gruß Klaus

youtu.be/eOTP9yrATX8

Gruß Klaus

Dazu fällt mir die Geschichte mit meinem Ur Quattro ein :smiley: : Ich und ein guter Kollege im Winterurlaub sehen eine schöne Steigung mit Serpentienen mitten im Wald. Wir gucken uns beide gleichzeitig fragend an :sunglasses: Klar :laughing: , und ich haute die Div-Sperre rein und zog mit dem Quattro im Drift den Berg hoch. O.K oben angekommen Europawende und im ersten Gang erstmal zum antesten wieder runter. Dann kam der Einwand vom Kollegen :halt mal nach der nächsten Kurve an, ich muss pinkeln. Ich versuchte sachte zu bremsen, nur dann wurde die Karre nur schneller :blush: Der Kollege wieder: was ist ? hast du nicht verstanden. Ich: doch es geht aber nicht gucke hier ich bremse :open_mouth: Das Gesicht von meinem Kollegen habe ich heute noch vor Augen obwohl das jetzt schon 30 Jahre her ist. Wie oben schon geschrieben, mit einem Allrad den Berg hochkommen ist kein Problem nur runter sollte man sich in Acht nehmen :wink: Seitdem hab ich ziemlichen Respekt vor Bergabfahrten :confused:

Hättest du nicht den „Schlupfstart“ aktivieren können ? Wäre das in dieser Situation besser gewesen??