Ein Jahr hat unser Model S nun mit uns durchlebt. Zeit für einen Rückblick.
Laden - wohl der grösste Umstieg im Verhalten
Heute denke ich, dass die Umstellung bezüglich dem Laden die grösste angenommene Hürde ist. Angenommen desshalb, weil der Alltag die Hürde verschwinden lässt. Schon in meinem ersten Bericht habe ich geschrieben, wie viele Adapter und Kabel nun zu Hause herumliegen. Aber unterdessen verlasse ich mich hier in der Schweiz vollkommen auf die SuperCharger. Bei Übernachtungen in einem Hotel reichte der „Schuko“-Stecker (ist bei uns in der Schweiz ein T13-Stecker) bisher aus. Wenn es dann mal mehr war: gut. Aber nicht wirklich nötig.
Meist wird zu Hause auf 50% geladen. Es sei denn, die Sonne scheint. Dann wird über die PV-Anlage bis zu 80% aufgestockt. Weitere Strecken sind meist im Voraus bekannt, dann wird am Vortag (PV-Anlage) oder in der Nacht (Niedertarif) auf 80%, 85% und selten 90% geladen. 100% Ladungen sind extreme Ausnahmen.
Der Verbrauch
13600 km in 7 Monaten mit den ausgelieferten Goodyear-Reifen führten zu 206 Wh/km Verbrauch
10100 km in 5 Monaten mit den Winterreifen von Tesla (Pirelli) bescherten 245Wh/km Verbrauch. Dies z.T. mit Dachträger und Dachbox.
Damit sind wir nun aktuell bei 223 Wh/km über die ganze bisherige Fahrstrecke.
Nachdem ich im ersten Bericht also noch über Verbrauch <220Wh/km gestaunt habe, ist es mir gelungen mit den Ganzjahresreifen die folgenden drei Monate den Verbrauch massiv zu reduzieren.
Aber ganz ehrlich: Ich schaue nur aus Interesse auf den Verbrauch. Fast immer fahre ich wie ich Lust habe. Der Tripmonitor hilft abzuschätzen und würde es ermöglichen genügend früh den Fahrstil anzupassen.
Meist habe ich 20% Reserve auf den von mir gefahrenen Strecken - das ist ein grosses Sicherheitspolster.
Ladequellen
Ich habe keine intelligente Steuerung und zapfe die PV-Anlage nur bei deutlichem Überschuss an. Einen genauen Wert, wie viel aus der PV Anlage stammt, kann ich leider nicht angeben. Es ist geschätzt 50%-75% des zu Hause geladenen Stroms.
Rund 75% wird zu Hause geladen. Die übrigen 25% teilen sich auf in
• Laden an SuC
• Laden an Destination (Parkhaus, Hotel)
Unter der Annahme, dass SuC regenerativen Strom liefern (bei Egerkingen ist es so), sind sicher >80% des Strom regenerativ, der für mein Model S verwendet wurde.
Die Ladekosten sind minimal. Sehr grob geschätzt, dürften die Kosten (inkl. fehlenden Ertragszahlungen der PV-Anlage) wohl bei CHF 366 liegen, von Stromspenden bei einigen Destinations abgesehen. Gerechnet mit 2.6MWh von der PV Anlage, 1.5MWh vom EW bezogen. Das sind dann 1.5 Rp Stromkosten pro km.
Doppellader
Unterdessen bin ich öfters froh gewesen, den Doppellader zu haben. Ok, mit etwas mehr Vorausdenken ginge es auch ohne. Aber wenn dann plötzlich kommt: Oh, fahren wir heute doch rasch in den Aargau - dann ist von den 50% zu den 80% eben doppelt so schnell geladen.
Zuverlässigkeit und Service
Einmal musste ich in den Service. Das Auto hat mich darauf hingewiesen und ich konnte in Ruhe einen Termin vereinbaren. Während dem Service hatte ich ein anderes Model S und damit keinerlei Einschränkungen. Der Service hat mich über die Reparatur aktiv informiert → top Service!
Edith meint: Gekostet hat mich das dabei keinen Schweizer Franken.
Ausgetauschte Teile
Weder Drive Unit noch Batterie mussten bisher getauscht werden.
Fahrverhalten
Der „Zupf“ des Model S 85 ist einfach genial. Vor allem bergauf zeigt sich die Stärke des E-Motors: Ich wähle die Geschwindigkeit nach Lust und Laune und muss mich nicht an optimale Drehzahlen des Verbrenners orientieren.
Ab und zu macht es auch Spass bei der Ampel zu beschleunigen und die nachfolgenden Autos weit hinten im Rückspiegel zu lassen.
Und ab und zu wollen die Kinder die Beschleunigung geniessen.
Software
Ich finde den Fortschritt mit immer neuen Features gut. Eigentlich habe ich ein agileres Vorgehen erwartet, aber ich glaube auch, dass vieles im Framework noch angepasst werden musste und hoffe nun auf schnellere Fortschritte. Insbesondere bezüglich Routenplanung über eigene Wegpunkte und die Integration desselben in den heimischen Browser. Und natürlich ein offizielles API.Während ich dem Forum folge und die Release Notes lese, hat meine Frau den pragmatischeren Ansatz nur das anzuschauen, was sie gerade braucht. Für sie ist das Bedienkonzept nicht an allen Stellen intuitiv. Aber alle für sie wichtigen Punkte seien ok.
Innenraum
Der Freiraum, wo sonst eine Mittelkonsole sitzt ist einfach perfekt. Es erzieht auch nicht immer alles liegen zu lassen. Für die Kinder haben wir hinten eine kleine Tasche mit Klett befestigt. Das passt sehr gut.
Bald sind die Kinder aus den Kindersitzen ausgewachsen. Darum beschaffen wir keine neuen Sitze. Die bisherigen haben keine ISOFIX-Befestigung. Da sie relativ breit sind, ist das Anschnallen ziemlich mühsam. Aber unterdessen haben die Kinder (auch die regelmässigen Gäste) den Dreh raus.
Andere Teslafahrer
Immer wieder ist es ein Vergnügen andere Fahrer zu sichten und eine kurzen Gruss auszutauschen. Selbst, wenn es an manchen Tagen mehrere anderer Fahrer zu sehen gibt, gibt es doch immer ein Hochgefühl.
Model S als Gebrauchsgegenstand
Obwohl dieses Auto mit Abstand unser teuerstes Auto ist, bleibt es für uns ein Gebrauchsgegenstand. Da wird über Feldwege und Wiesenstücke gefahren und schweres Material transportiert. Das Ladevolumen ist riesig und hat uns nie enttäuscht.
Feedback und Ökologie
Ich hatte erst eine negative Reaktion. Diese stammte von einer Person, deren Familie stark im Öl Handel ist. Alle übrigen Reaktionen waren positiv.
Die Freude, kein Öl verbrauchen zu müssen ist unbezahlbar.
Die Testfahrten uns Auskünfte sind unterdessen nicht mehr zählbar. Aber es ist schön zu sehen, wie die Saat aufgeht und immer mehr Tesla kennen und in Betracht ziehen oder gar kaufen.
Immer noch Verbrenner
Leider ist unser Zweitauto immer noch ein Verbrenner. Die Umstellung ist jedes Mal schwerer. Das altertümlich anmutende Stampfen des Motors hat schon mehrmals zu einem Anhalten und Nachschauen geführt, ob etwas defekt ist. Zudem führt die träge Reaktion des Verbrenners immer dazu, zuerst zu viel Gas zu geben. Der fehlende „Zupf“ beim Anfahren und Beschleunigen ist manchmal erschreckend. Genauso wie die fehlende Rekuperation beim entlasten des Gaspedals.
Die Kinder
Für die Kinder kommt nur ein Elektroauto in Frage.