Edit 26.08.14: Letztendlich doch und bei anderen Mitarbeitern mit besseren Erfahrungen bestellt.
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Nachdem Tesla neue Finanzierungsoptionen ankündigte, frohlockte ich. Nachdem dann der auf der Website vorgerechnete Zins für dreijährige Finanzierung bei nur 1% lag (inkl. Energiewendeprämie und Inklusivwartungen), wollte ich finanziert kaufen.
Also konfigurierte ich einen gut 107.000 Euro teuren Wagen, bestellte und zahlte die üblichen 2.000 Euro an. Sofort nach Eingang der Bestellbestätigung erbat ich per eMail ein Finanzierungsangebot und eine Probefahrt, um die Geräusche des Schiebedaches einzuschätzen. Am Folgetag bekräftigte ich die Wünsche telefonisch bei Frau Prange. Sie wolle das an den Kollegen weitergeben, der sich schnellstmöglich kümmern würde.
Nach vier Tagen schickte ich noch einmal eine lange eMail, in der ich darlegte, wie unmöglich ich die totale Reaktionslosigkeit von Seitens Tesla finde.
Da sich auch nach fünf Tagen nichts tat, fuhr ich ins Servicecenter und trug meine Wünsche auch dort vor. Dass niemand reagiere, ginge ja gar nicht, hörte ich mehrfach. Ich als Blindbesteller müsse unbedingt Probe fahren, hörte ich noch öfter. Und er wolle meinen Fall noch am Abend dem Deutschlandchef beim Treffen vortragen. Mein Problem werde von ihm möglichst noch am Samstag gelöst, am Montag melde er sich bei mir.
Mein vorläufiges Fazit nach dem Besuch: Endlich kümmert sich einer drum. Und vielleicht nehme ich doch das Plus-Modell. Auf die 10.000 Euro käme es auch nicht mehr drauf an.
Am Montag meldete sich natürlich niemand. Also lief ich Tesla wieder hinterher und bettelte am Dienstag am Telefon, dass man doch bitte meine mehr als 100.000 Euro nehmen möge. Ja, der (inzwischen) stellvertretende Deutschlandchef hätte auch gemeint, dass das ja gar nicht ginge… so ganz ohne Rückmeldung. Aber was sei nochmal genau mein Problem? Ach ja, die Finanzierung.
Die gebe man an Bank11 und dann sei man Zitat „Aus der Sache raus.“ So läuft das also beim Verkauf von 100.000 Euro Karren. Wusste ich nicht, mein teuerstes Auto kaufte ich gebraucht für 32.500 Euro und der Verkäufer kümmerte sich gut. Noch besser kümmerten sich die Verkäufer von Autos, die so viel kosteten wie die Mehrwertsteuer des Model S.
Dass ich von Bank11 noch gar nichts erhielt, nicht einmal die Info, welche Daten zur Bonitätsprüfung sie brauchen… tja, da werde er jetzt sofort noch einmal anrufen. Spätestens am Donnerstag, also einen Tag vor der automatischen Finalisierung, würde ich aber ein Angebot bekommen. In 30min rufe er mich aber auch noch einmal zurück.
Ich wies noch einmal auf meinen Probefahrtwunsch hin. Mir ist klar, dass das ein ungewöhnliches Ansinnen ist. Für gewöhnlich werden Autos im Kaufpreisbereich des fünffachen deutschen Durchschnitts-Netto-Gehalts ja unbesehen im Internet bestellt. Zitat: „Ach Probefahrt wollten Sie auch?!?“ Zur Erinnerung: Er selbst sagte mir am Samstag ungefragt zigfach, dass ich ihn unbedingt fahren müsse. Aber leider, leider hätte er am Samstag gar keine Zeit. Und schon am Tag der Bestellung fragte ich per Mail nach einer Probefahrt.
Bis jetzt bekam ich keinen Rückruf. Und kein Finanzierungsangebot. Am Sonntag würde das Auto automatisch finalisiert und meine 2.000 Euro wären auf jeden Fall weg, selbst wenn Bank11 keine akzeptable Finanzierung anböte. Selbst wenn heute noch das Finanzierungsangebot käme (ohne Bonitätsprüfung) bezweifle ich, dass bis Morgen ein unterschriftsreifer Kreditvertrag vorläge. Also bleibt zur Sicherung der 2.000 Euro nur der Rücktritt von der Bestellung.
Der wäre aber ohnehin obligatorisch für mich, da ich das Verhalten von Tesla als inakzeptabel betrachte. Nicht vereinbar mit der Zahlung einer sechsstelligen Summe und auch nicht zu rechtfertigen mit Startupbonus (nach 10 Jahren…) oder der Unerfahrenheit der neuen Mitarbeiter. Versprochene Rückrufe mehrfach nicht zu tätigen hat nichts mit Unerfahrenheit zu tun.
Tesla reagierte auf zwei eMails, einen Besuch im Servicecenter und zwei Telefonate gar nicht. Zwei Rückrufversprechen wurden gebrochen. Zwei Versprechen eines Finanzierungsangebots wurden gebrochen. Außer der Bestellbestätigung bekam ich von Tesla gar nichts. Nicht einmal die Information, welche Daten sie zur Bonitätsprüfung benötigen würden.
Kurz gesagt fühle ich mich nicht ernst genommen und regelrecht verarscht. Nicht zu reagieren ist das eine. Aber Rückrufversprechen zu geben und nicht einzuhalten, ist einfach nur unhöflich und drückt totale Missachtung meiner Person aus. Ich wüsste nicht, wie ich solch einem Saftladen auch nur einen gebrauchten Kleinwagen abkaufen sollte. Und mir ist unklar, wie das Management auf die Idee kommt, mit dieser totalen Chaos-Organisation 10.000 Autos im Wert von 100.000 Euro in Deutschland verkaufen zu können.
Da hadert man monatelang mit sich selbst: „Die Sitze, die Verarbeitung, der Preis, die Features… ne, da lasse ich die Finger von! Andererseits macht schon der C-Zero solchen Spass, dass ich den BMW 550i kaum noch fahren will. Und die tolle Reichweite… Mh… am Geld scheiterts eigentlich nicht… Wenn nur diese Psychologie nicht wäre… 106.000 Euro für ein Auto, das eigentlich nicht perfekt ist. Ach komm, jetzt kauf ich den und dann ist Ruhe.“
Nachdem ich die Bestellung abschickte, fiel eine Last von mir und ich dachte mir: „Jetzt wird alles besser. Keine Quälerei mit der Entscheidung mehr. Noch drei Monate, dann hab ich ihn. Kann mit zu Supercharger-Einweihungen, Tesla-Treffen oder nach Kroatien zur E-Auto-Rally… Muss keinen 200kg-Motorblock mehr warmfahren und nicht mehr das langsame Ansprechverhalten des V8 im Winter ertragen. Muss nie mehr tanken oder Öl nachfüllen (wobei das beim V8 bisher auch noch nie nötig war).“ Das Gegenteil trat ein. Noch nie war ich von einem Unternehmen so enttäuscht worden.
Meine einzige Frage gestern Abend war noch: Wer zum Teufel ist mein Vertragspartner und nimmt meine Stornierung während der Frist noch nachweisbar an. Ist es Tesla München, die im Vertrag unten auf der Seite stehen? Oder ist es Tesla Niederlande, die im Vertrag im Fließtext ohne Anschrift stehen? Wo zum Teufel sind Faxnummern zu finden, an die man das Storno schicken kann? Nicht einmal solch einfache Dinge wie einen Kaufvertrag kriegen die hin.
Selbstredend ist die vor einer Stunde telefonisch vorgenommene Stornierung weder online sichtbar noch erhielt ich bis jetzt die „jetzt gleich“ abgeschickte Stornierungsbestätigung.
13.02.14 18:22: Fürs Protokoll - auf einmal gibt sich Tesla ganz kommunikativ. Unglaublich aber war, es wurde sogar versucht, mich anzurufen.