Wir stehen sehr früh (03:15) auf, holen unsere Schwägerin am Murtensee/Schweiz ab und fahren zum SuC Egerkingen. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Mövenpick-Restaurant ist unser MS voll geladen und die Fahrt ins Ungewisse Richtung Italien beginnt. Der erste Stop ist bei Tesla Milano geplant. Dort möchten wir eine Eneldrive-Card abholen, um für alle Fälle gerüstet zu sein.
Die erste Überraschung erwartet uns schon vor dem Gotthard-Nordportal: Eine Stunde Wartezeit. Der Verbrauch stieg auf 270 Wh/km bis wir den Scheitel des Gotthardtunnels erreicht hatten.
Im Windschatten von vielen Reisecars ging es zügig Richtung Süden. Bis wir in Milano waren, hatte sich der Verbtauch wieder bei 180 Wh/km eingependelt.
Bei Tesla war gerade „Tag der offenen Tür“ und volles Haus. Mir wurde die Eneldrive-Card anvertraut, buchstäblich gemeint, denn in Italien bekommt man diese Karte nur, wenn man Enelkunde ist und ein italienisches Bankkonto hat. In der kurzen Diskussion mit Alessia von Tesla stellte sich heraus, dass meine Schwägerin über ein solches Konto verfügt. Also hat besagte Alessia umgehend den nächsten Enel-Punto angerufen, den Chef verlangt und ihm die Lage erklärt. (Thank you Alessia). Und nun beginnt eine für Italien fast unglaubliche Geschichte: Wir sollen kommen und in einer halben Stunde bekämen wir die besagte Eneldrive-Card! Also fuhren wir zu besagter Adresse in der Nähe des Doms. In einem Store der Apple alle Ehre machen würde, wurden wir schon von einer netten Dame erwartet. Nach vielen (von Hand) ausgefüllten Formularen und unter Vorlage von verschiedenen (italienischen) Dokumenten erhielten wir die Karte. Und das an einem Samstagnachmittag ca. um 13:00 Uhr. Nach dreissig Minuten ging es zum erst kürzlich eröffneten SuC in Dorno an der A7 Richtung Genova. Dort Vollladen und einen Lunch einnehmen, anschliessend Start Richtung Genua und Toscana. Typical Range 397 km, Fahrtstrecke 352 km. Und dazwischen geht es längere Zeit bergwärts, allerdings später auch wieder talwärts. Zwichendurch rutschen wir ins Minus. Da kamen uns mehrere Baustellen mit 60er und 80er Beschränkungen entgegen. Pedal streicheln war trotzdem angesagt. Mit einer Restreichweite von 63 km kamen wir am Ziel in Montecatini an, mit einem Zeitverlust von 37 Minuten auf die ursprünglich von unserem Navi errechnete Ankunftszeit. Der Stromverbrauch seit dem Start am SuC Egerkingen bis an unser Ziel betrug auf 682 km 174 Wh/km.(Siehe Bild)
Auf einem Ausflug ins Hinterland wollten wir natürlich die Eneldrive-Karte testen. In Volterrea fanden wir eine Enelsäule mit Typ 2 Anschluss. Alles funktionierte problemlos, mit 31A und 21 kW luden wir in einer Stunde 97 km.
Die Rückreise ein paar Tage später begann vollgeladen in Montecatini. Bei einem Zwischenhalt in Forte dei Marmi fanden wir mit Hilfe eines sehr netten Carabiniere wiederum eine Enelsäule, direkt an einer Einkaufsmeile mit Edelboutiqen. Er marschierte neben uns her bis zur Säule um sicher zu sein, dass wir diese fanden und sie auch nicht zugeparkt war.
Da komme ich zu einem Punkt, den ich hier im Forum immer wieder lesen kann: von Verbrennern zugeparkte Ladesäulen. Da sind die Italiener einen Schritt weiter. Die Plätze sind klar signalisiert, dass nur für Eletrofahrzeuge bestimmt und alle übrigen Parker werden abgeschleppt!
Also sicherheitshalber während eines Stops zu einem Cappucino und einer „Schaufensterwanderung“ 70 km nachgeladen. Dann Richtung Milano über die Abruzzen bis Dorno, während dem Genuss eines wunderbaren Antipasti vollgeladen, weiter zu Tesla Milano, um die ausgeliehene Eneldrive-Karte zurück zu bringen.
Nach einem kurzen Handshake mit dem zufällig anwesenden Boss von Tesla DE/CH/AU/IT ging es weiter Richtung Norden. Ich habe mir früher nie vielen Gedanken über die Steigungen von Meereshöhe bis zum Gotthardportal gemacht, nun schon!
Vor dem Gotthardsüdportal war unsere Typical Range gegenüber der vom Navi berechneten Distanz fast 30 km im Minus. Durch den Tunnel mit 85 kmh hinter einem lettischen Reisecar brachte schon wieder etwas zurück. Ich wollte nicht nochmals an einer Typ2-Säule nachladen, also streichelte ich das Pedal wieder. Mit einem Zeitverlust von 43 Minuten gegenüber der Navivorgabe erreichten wir unser Zuhause mit einer Restreichweite von 55 km nach einer gefahrenen Strecke von 378 km ab Dorno und einem Verbrauch von 170 Wh/km, der Gesamtverbrauch für die Rückreise von der Toscana bis in die Nordschweiz betrug bei 715 km 177 Wh/km.
Ich kann nur feststellen, dass das MS absolut langstreckentauglich ist und mit der Richtigen Planung kommt man überall hin.
Mit elektrischen Grüssen
Freddy