Sicherheit auf langen Fahrten

Mit dem MS85 bin ich jetzt seit etwa 11.000 km unterwegs, davon etwa 7.000 km auf BAB mit vollem Sensoreinsatz.
Gestern bin ich nun voll von Herzsprung gestartet und durchgehend über Warnemünde, Reinfeld (!), Fallingbostel, Malsfeld nach Erlensee gefahren und musste erst dort erstmalig nach— äh… -tanken.
Ich war nämlich die 800km mit dem mir so wohlvertrauten Diesel unterwegs, also einem Auto mit einem Antrieb, bei dem brennbare Flüssigkeit durch hohen Druck in 6 kleinen Kammern explodiert und damit eine Kurbelwelle antreibt, die ihreseits über ein automatisches Getriebe… blahbrasel.
Wohl vertraut deshalb, weil mich dieses nunja-Oberklassengefährt schon an die 12mal um die Erde geschaukelt hat (rein kilometermäßig), und zwar defacto unfallfrei. Man kennt jedes Geräusch und Fahrverhalten, jeder Handgriff sitzt.
Es gibt ein Headup-Display, dass die Geschwindigkeit auf die Straße projiziert.
Es gibt eine Federung, aber das ist ein ganz anderes Thema…
Man kann auch ohne Panoramadach einen Kleidersack derart aufhängen, wie es dem Inhalt zuträglich ist.

Abär…
(hier dramatische Musik einspielen)
Auf dieser Fahrt gestern wurde mir bewußt, wie gefährlich es ist, mit einem solch alten Auto (BJ2010) zu reisen.
Es geht es hier natürlich um subjektiv empfundene Sicherheitsaspekte (und jedem von Euch werden die Fakten auch klar sein), aber ich will mal für mich zusammenstellen, was mir beim Fahren in Standardsituationen auffiel (und was für das MS kein Thema ist):

Kein automatisches Bremsen, wenn jemand plötzlich in die Spur einschert.
Kein Bremslicht kommt beim Gaswegnehmen (inzwischen verlasse ich mich beim MS ja darauf, dass der Hintermann sieht wenn ich rekuperiere)
Auch doof: An sich schon mal kaum Verzögerung bei Gaswegnehmen, das 2t schwere Schiff rollt weiter…
Kein Spurhalten (inzwischen empfinde ich es als Zumutung und konzentrationszehrend, selber lenken zu müssen)
Konzentration nach hunderten Kilometer lässt immer wieder nach, weil man ja nicht unbedingt Zwischenpausen machen muss.
Kein sprunghaftes Beschleunigen bei kritischen Situationen (das ist liegt aber auch an der schwachen Motorisierung von nur 177kW, die am AISIN-Getriebe zerren)
Mangels integrierter Google-Echtzeitverkehrslage muss man sich ein zweites Navi/iPad ins Auto legen, was für eine Ablenkungsgefahr ist das.
Keine Fernlicht-Abblendautomatik.
Bei Tempomatfahrten wird kein Mindestabstand eingehalten, man würde direkt auffahren, wenn der Vordermann verzögert.
Kein selbstständiges Fahren im stockenden Verkehr oder Stau, leichte Auffahrunfälle sind immer nur ein paar Fuß entfernt.
Keine Verkehrszeichenerkennung (das muss man sich mal vorstellen: man muss sich merken, was da eben gerade angeschrieben stand, sonst ist man bezüglich Geschwindigkeitsbegrenzungen im Blindflug bis die Zeichen vielleicht mal wiederholt werden…)

Was ist mein Fazit? Ich empfinde ein modern ausgestattetes Auto wie das MS als essentiell für längere Fahrten. Ich sage: Assistenzsysteme sind ein Muss. Die Obacht des Fahrers sowieso, und auch die Hände auf dem Lenkrad, ich musste dem AP schon öfters mal beherzt beispringen.
Ich will auf den Sicherheitsgewinn, den mir das MS heute gibt, nie mehr verzichten. Das relativiert übrigens auch die Preise…

Sehr hübsch geschrieben und in weiten Teilen gut nachvollziehbar. Der Fairness halber muss man aber dazu sagen, dass Dein Vergleich vor allem die Unterschiede zwischen 2010 und 2015 herausarbeitet, und nur wenige Tesla-spezifische Aspekte hat. Wenn Du Dir jetzt das aktuelle Modell von Deinem nunja-Oberklassengefährt mit allen verfügbaren Assistenzsystemen kaufen würdest, wäre der diesbezügliche Unterschied zum Tesla noch vorhanden, aber weit weniger eklatant.

Umgekehrt gilt leider auch: Mein Tesla Model S von 2013 (ohne Sensoren) spielt bestenfalls in der Liga von Deinem 2010er nunja-Oberklassengefährt.

Da hast Du recht, sogar der Golf7 lässt sich mit Assistenz vollknallen. :smiley:

Wie Volker.Berlin schon schrieb, gibt es den Notbremsassistenten auch schon in anderen (sogar kleinen) Modellen.

Dennoch kann ich (leider!) die herausragende Funktionalität des Notbremsassistenten bestätigen.
Letzte Woche wurde ich von so einem Idioten auf der (dicht befahrenen) Autobahn mit rasanter Geschwindigkeit rechts überholt und anschließend auf das Übelste geschnitten.
Noch bevor mein Fuß das Bremspedal erreicht hatte, hat der Tesla schon „Anker geworfen“ und dadurch einen Unfall verhindert.
(Wahrscheinlich hätte ich auch manuell noch rechtzeitig bremsen können, aber der Tesla war halt schneller.)

Früher stand ich diesen Assistenzsystemen eher kritisch gegenüber, weil a) teuer und b) nicht kaputt gehen kann, was nicht da ist.

Dennoch habe ich vor rd. zwei Wochen meinen S 70D mit dem Autopiloten nachrüsten lassen. Neben der Heirat meiner Frau und der Anschaffung des Tesla war dies eine meiner besten Entscheidungen in diesem Leben. Die Gewöhnungsphase ist ziemlich abgeschlossen und ich möchte die drei genannten Dinge in der Reihenfolge nicht mehr missen.

Abstandsautomat, selbständiges Lenken und Spurhalteassistent sind mir sowohl aus Komfort- wie auch Sicherheitsgründen unentbehrlich geworden.