6 Tonnen CO2 gespart pro Jahr - scheinheilig?

Hallo,

Gemäss der Rabattaktion spart jedes Model S 6 Tonnen CO2 pro Jahr. Rechnen wir also nach:

6000 / 2.33 = 2575 Liter Benzin [1]. Tesla rechnet bei den Ersparnissen gegenüber Verbrennern mit 8.2 Litern Benzin pro 100 km [2], das wären also 2575 / 8.2 * 100 = 41’400 km pro Jahr. Damit habe ich mehrere Probleme:

a) Das ist eine ziemlich hohe angenommene Durchschnittsfahrleistung, die weder irgendwo in Europa noch in den USA erreicht wird, denn diese liegen meist irgendwo zwischen 12’000 und 16’000 km. Damit ist die Zahl also schon mal um den Faktor 2.5 - 3.5 daneben

b) Es wird ignoriert, dass Stromerzeugung leider immer mit der Erzeugung von CO2 einhergeht. In den westlichen Ländern liegt das irgendwo zwischen 20 und 600 g CO2 / kWh. Wenn man die Schweiz oder Norwegen nimmt, welche ziemlich wenig CO2/kWh erzeugen, dann macht das wenig aus, aber wenn wir 200 Wh/km beim Tesla und 600 g CO2/kWh für den deutschen Strommix nehmen, dann steigt die Jahresfahrleistung eines Tesla um 6 t CO2 zu vermeiden auf:

CO2 pro km Benziner: 8.2 / 100 * 2.33 = 191 g
CO2 pro km Tesla: 0.2 kWh / km * 600 g / kWh = 120 g

Differenz: 191 - 120 = 71 g

6000 / 0.071 = 84’500 km. Verglichen mit 12’000 - 16’000 km Durchschnittsfahrleistung liegen sie also um den Faktor 5 - 7 daneben.

Habe ich einen Fehler gemacht? Oder liegt Tesla hier schlicht und einfach völlig daneben?

[1] spritmonitor.de/de/berechnun … stoss.html
[2] my.teslamotors.com/de_CH/models/ … e=homepage

Wenn Du den CO2 Ausstoss bei der Stromproduktion einrechnest, solltest Du auch den CO2 Aussstoss bei der Benzin-/Dieselherstellung und Transport einrechnen.

Ob die 6 Tonnen stimmen oder nicht, weiss ich nicht, da ich die durchschnittlichen Laufkilometer eines Teslas nicht kenne.

Drei Anmerkungen ohne Deine Annahmen überprüft zu haben:

Benzin Well-to-Wheel betrachten

Supercharger nutzen zertifizierten Ökostrom

Model S dürfte meist eine überdurchschnittliche jährliche Fahrleistung haben.

Kann natürlich trotzdem sein, dass die Marketingleute übertreiben

Gruß Mathie

a) Die Durchschnittsfahrleistungen der Model S-Flotte kennt Tesla natürlich ziemlich genau. Ich könnte mir vorstellen, dass die höher liegen, als der Durchschnitt über alle PKW. Vielleicht legen sie den Wert zugrunde. Dennoch scheint mit 40 TKM sehr hoch.

b) Tesla unterstellt vermutlich, dass ausschließlich regenerativ erzeugter Strom geladen wird. Für die Supercharger können sie das ja sogar selbst belegen. Für alle anderen macht sich die Annahme einfach gut. Es ist natürlich nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch: Der Anteil von Model S-Fahrern, die eigene PV haben, oder Ökostrom beziehen, oder beides, ist sicher überdurchschnittlich hoch.

Deine Kritik bleibt von diesen Details aber im Wesentlichen unberührt.

Das könnte der Schlüssel sein.

Benzin Well-to-Wheel ist ein Korrekturfaktor von 20% Aufschlag oder, andersrum gerechnet, 20% weniger Jahreskilometerleistung für die Model S im Vergleich.

Haben wir im Sommer nicht „billion miles“ gefeiert? Die weltweite Flotte von 80.000 Model S mit einem durchschnittlichen Alter von 1 Jahr hatte 1’600’000 Kilometer voll. Das ergibt bei mir 20’000km pro Model S und Jahr.

Es sieht also doch eher so aus, dass sie Eberhards Fahrleistung zu Grunde gelegt haben. :mrgreen:

Ja, die angegebene CO2-Einsparung ist sicherlich „schön-gerechnet“.
In der Schweiz ist der CO2- Ausstoss beim zertifizierten Strommix 9,3g CO2/kWh, beim Schweizer Produktionsmix 18.3g CO2/kWh. Tja, aber da ja die Schweiz >35% des Stroms importiert, wovon die Hälfte aus dem Stromhandel unbekannter Herkunft stammt, ist der Lieferanten-Strommix rund 111g CO2/kWh. Soll da noch einer durchblicken…Also, auch in CH gilt: Das richtige Strompaket bestellen!
Und auch klar, beim Benzin braucht es wie schon geschrieben eine Well-to Wheel-Betrachtung.
Auch wenn es weniger Einsparung sind, es gibt da ja auch noch so was wie „keine Schadstoffe“ die da hinten zu einem nicht vorhandenen Auspuff rauspuffen :smiley:
lg
reto

Punkt 1:
Wenn ich das nachrechne komme ich auf 31400 km pro Jahr (2575 / 8.2 = 314; das dann 314 * 100 = 31400)
31400 km pro Jahr sind immer noch recht viel aber schon nahe an meiner persönlichen Jahresfahrleistung. In den USA wird viel mehr gefahren als in der CH. Teslafahrer fahren tendenziell mehr km pro Jahr.

Punkt 2:
Du sagst zwar, dass z.B. Norwegen und die Schweiz kaum CO2 Strom haben rechnest aber dann mit dem ungünstigen Strommix aus Deutschland weiter. Auch dabei rundest Du auf 600g/KWh auf anstelle die aktuelle Zahl für 2014 von 569g/KWh zu nehmen.
Wenn man das seriös betrachten will, sollte man den Strom-Mix aller Länder, in denen Tesla gefahren wird, als Durchschnittswert berechnen.

Punkt 3:
Rechnet man mit den korrekten Zahlen, berücksichtigt die 20% Aufschlag beim Benzin und nimmt wirklich den ungünstigen Strommix aus Deutschland kommt man zu

CO2 pro km Benziner: 8.2 / 100 * 2.33 * 1.2 = 229 g
CO2 pro km Tesla: 0.2 kWh / km * 569 g / kWh = 113 g

Differenz: 229 - 113 = 116 g

6000 / 0.116 = 51’724 km.

Das wie gesagt mit dem ungünstigen Braunkohlestrom aus Deutschland in der Rechnung.

„„Gemäss der Rabattaktion spart jedes Model S 6 Tonnen CO2 pro Jahr.““

Diese Rabattaktion gibt es nach meiner Info auch in den USA, wo ja bekanntlich der Strommix wesentlich CO2 lästiger ist. Insbesondere Kohlestrom und andere fossile Brennstoffe sind dafür verantwortlich.Wird in den USA auch mit einer Eisprung von 6 Tonnen CO2 geworben?

Außerdem müsste man in Deutschland auch die vergleichbaren Fahrleistungen je Jahr von Oberklasse Fahrzeugen wie Daimler S Klasse, BMW 7 ner und Audi A8
Zugrunde legen. Solche Fahrzeuge sind in der Regel Kilometerfressen, 50.000 km bis 80.000 Km je Jahr sind da nicht ungewöhnlich.
Ein Model S schafft das sicher nur in Ausnahmefällen.

Also für mich sind diese ganzen Angaben - unabhängig davon, ob die Berechnung jetzt plausibel sein mag oder nicht - marketingtechnisches Kaffeesatzlesen.
So wie Elon’s „future CO2 curve“ bei der PowerWall-Vorstellung: „That’s the future we could have.“ :unamused:

Der zentrale Vorteil der Umstellung auf E-Mobilität ist ja die Möglichkeit zur stetigen Verbesserung der gesamten Umweltverschmutzungsbilanz einer E-Verkehrsflotte bei zunehmend sauberer Stromproduktion.
Und deshalb ist viel wichtiger, dass mit jedem neuen E-Auto die Umstellung auf dieses neue, sauberere System voranschreiten kann.

Der Rest ist Marketingshow. Deshalb finde ich die Frage nicht so bedeutend, ob da jetzt richtig gerechnet wurde oder nicht.
Lesen. Schmunzeln. Vergessen. Weiter Teslas (ver)kaufen. :mrgreen:

Dan sollte man besser auch das wesentlich giftigere NOx als Vermeidungsleistung in Betracht ziehen.

Ansonsten sind die Audi RS7, BMW 6er, Mercedes CLC etc. mit reichlich 300g CO2/km unterwegs, das macht bei 20.000km 6.000km. Bei meinen in 2 Jahren gefahrenen 200.000 km wären das schon 60 Tonnen und zig kg NOx, was viel wichtiger wäre.

So unseriös ist Tesla Rechnung nicht, wobei ich zu bedenken gebe, das wir von schöngerechneten Werkszahlen bei den Verbrennern ausgehen und die Aufschläge für Förderung, Transport und Abgabe des Benzins mit 20% ebenfalls eher knapp gerechnet sind:

Audi RS7: 223g CO2/100km + 20% = 267 g CO2/100km
Bei 6t CO2 = 22.500 km

Beim Tesla kann ICH mir den Strommix aussuchen, wenn ich will bin ich praktisch CO2-Neutral. Dabei ist egal, ob es auch anders geht, denn der Nutzer kann es im Gegensatz zum Benzin frei wählen :wink:

Es bleibt also in diesem Vergleich bei 22.500 km mit sicher zu positiv angesetzten CO2-Werten für den Audi,(hier wird es aber auch in Zukunft beim unrealistischen Prüfstand bleiben).

Ich habe mein Model S jetzt seit 15 Monaten und nun 45000 km drauf.
Ich bezeichne mich aber nicht als Vielfahrer und in unserem Haushalt laufen noch 2 PKW, die logischerweise auch gefahren werden, aber halt nur wenn einer von uns zwei schon mit dem Tesla unterwegs ist.
Daher glaube ich nicht an eine Fahrleistung von Durchschnittlich 15000km/Jahr.
Dazu macht das Auto viel zu viel Spaß :sunglasses: :sunglasses:

Das Paradoxe in Norwegen ist, dass die Stromkonzerne mit ihren Wasserkraftwerken legalerweise CO2 Zertifikate verkaufen und man als Stromverbraucher somit CO2 ausstößt. Erst seit einigen Monaten kann man meines Wissens nach als Privatverbraucher klimaneutralen Strom auch hier kaufen. Das macht nur keiner, „denn der Strom kommt ja zu 100% aus Wasserkraft.“ Was physikalisch auch stimmt.

nicht vergessen! atomstrom wäre wohl auch weitestgehend CO2-neutral. dies nur der vollständigkeit halber! es nicht zu erwähnen, wäre auch scheinheilig. (was nicht bedeutet, dass ich atomstrom tanke…).

Ich denke, es ist eher ein Drittel also rund 2 t CO2 pro Jahr

Eine Frage ist ob Tesla auch die 8.2 l/km zu Grunde gelegt hat. Mit einem Porsche Cayenne [1] und einen zertifizierten Strommix [2] könnte das wie folgt aussehen:

Nimmt man einen Porsche Cayenne zum Vergleich mit 14.96 l/100km. 6 Tonnen CO2 / 3.15 t CO2 / t = 1.9 t Benzin = 2578 l Benzin [3]. Porsche Cayenne mit 14.96 l/100km verbraucht dies in rund 17200 km. Mit einem Weel to Tank Faktor von 86% kommt der Porsche noch auf rund 15000km.
Dieser stösst nach einer gefahrenen Distanz von rund 15000 km 6 Tonnen CO2 aus.

Für einen zertifizierten Strommix wird rund 9.3 g CO2 pro kWh angegeben [2]. 15000 km / 100 km * 25kWh = 3750 kWh => 34.9 kg CO2. Lässt man den Porsche Cayenne rund 90 km weiter fahren hat er auch die 34.9 kg CO2 auch noch in die Umwelt gepustet.

[1] spritmonitor.de/de/uebersich … owerunit=2
[2] bafu.admin.ch/klima/09608/index.html?lang=de
[3] Faktenblatt CO2-Emissionsfaktoren des Treibhausgasinventars der Schweiz, BAFU, 04/2015

Für eine solch geringe Fahrleistung hätte ich mir das Model S nicht gekauft. Auch kein anderes EV. Sondern einen gebrauchten Benziner.

Ich komme systemisch nicht unter 35.000 km p.a. - Reiner Pendelverkehr.
Einige zus. for-Fun km nicht eingerechnet.

Wo der Fehler ist?
Der Rückgriff auf allgemein ungewichtetes statistisches Material muss schief gehen.

Für eine Studie des Strom Erdöläquivalentpreis, habe ich alle unmittelbaren Konkurrenten vom Tesla-S auf Spritmonitor.de betrachtet,
Audi A8, BMW 7er, Mercedes S.

Nimm 8,5 Liter Diesel. In dieser Fahrzeugklasse ist der Benzinmotor irrelevant.

Hier als Beispiel BMW 7er ab Baujahr 2011

8,5 Liter * 2,66 = 226 g pro km. Die 6 Tonnen mit reinem CO2 freien Ökostrom sind daher nur 26537 km pro Jahr,
Autos dieser Klasse haben überdurchschnittliche Jahreskilometer.

Und Upstream-CO2 noch reingerechnet, sind wir bei 22tkm.
Finde das völlig legal, den Ökostrom mit nahe 0gCO2 zu rechnen, denn wenn alle Stromkunden Ökostrom bestellen würden, gäbe es ganz schnell keine Kohle mehr, Kohle zu kaufen.
Tesla könnte noch im Kleingedruckten anmerken „…unter der Annahme eines 100%igen Ökostrombezuges“.