Ein Jahr und 70,000 km

Mein Model S (85er) ist in diesem Monat ein Jahr alt und hat jetzt 71.000 km auf dem Tacho. Deutlich mehr als der Duchschnitt und deutlich mehr als ich dachte. Einer der Unsicherheiten war sowohl die Qualitaet im Gesammten aber vor allem wie steht es um die Haltbarkeit des Accus. Tesla gibt 8 Jahre ohne km-Begrenzung Garantie, was etwas beruhigt, aber wie sich der Accu wirklich in der Praxis etwickelt war unklar. Ohne wissentschaftliche Tests will ich einfach mal meine Erfahrungen zusammenfassen und hoffe das es hier dem ein oder anderen hilft.

Wichtigster Punkt ist die Alterung des Accus. Wie gesagt, ich habe keine wissenschaftliche Methode um die genaue Kapazitaet zu messen. Als das Auto ganz neu war zeigte es 271 Meilen Reichweite bei 100% Ladung an. Heute ist der Wert bei ca 253 Meilen. Das ist also ein Verlust von etwas ueber 6%. Ob man diese Zahlen mit der Kapazitaet gleichsetzen darf ist fraglich, aber wir haben im Moment keine bessere Methode. Man darf jetzt allerdings nicht den Fehler machen und linear 6% pro 70k km annehmen. Alle Daten deuten darauf hin das der Verlust der Kapazitaet nicht linear ist, sondern schneller am Anfang ist und dann langsamer wird. Wie genau der Verlauf der Kurve ist, ist schwer zu sagen. Wie auch immer, 6% sind durchaus ertragbar. In der Praxis macht es fuer mich keinen Unterschied. Ich brauche nie die ganze Kapazitaet und bei Langstrecken gibt es auch kein Problem weil ich problemlos von Supercharger zu Supercharger komme.

Ich lebe in Los Angeles, wo die Temperaturen vergleichsweise recht warm sind, was nicht so ideal ist fuer den Accu. In kaelterne Regionen sollte die Alterung des Accu also geringer ausfallen.

Probleme im ersten Jahr: insgesammt nichts gravierendes. Das Auto fuhr jeden Tag ohne zu zoegern oder zu meckern. In Sachen Verlaesslichkeit also sehr gut!

Ein paar mal musste ich zum Service um Kleinigkeiten zu beheben. Nach 15k Meilen wurde der Motor recht laut. Beim Beschleunigen war ein laestiges Zirpen zu hoehren. Der Techniker erkannte es sofort und die ganze Antriebseinheit wurde ausgetauscht. 15k Meilen spaeter kam genau das gleiche Problem wieder. Und wieder wurde die Antriebseinheit ausgetauscht. Und genau wie erwartet, wieder 15k Meilen spaeter ist das Problem wieder da. Termin mit dem Service Center ist gemacht. Auch wenn das jedesmal kostenlos behoben wird, so ist es doch ein recht nerfiges Problem. Das Zirpen ist so laut das Leute auf der Strasse sich umdrehen und schauen. Und offensichtlich hat Tels keine wirklich Loesung parat. Jedesmal Motor und Inverter auszutauschen ist recht aufwendig und kostet Tesla einiges an Geld.

Hier und da gab es ein paar kleine Maengel die alle kostenlos behoben wurden. Alles nicht der Rede wert. Nichts ist jemals ausgefallen, nichts hat mich jemals aufgehalten, nichts seht so aus als wuerde es bald den Geist aufgeben.

Das Auto hat zum Teil recht extreme Temperaturen duchgemacht. Auf diversen Reisen in Kalifornien, Arizona und Nevada sind die Temperaturen tagsueber bei 40 Grad, hier und da bis zu 47 Grad. Das Auto faehrt bei dieser Hitze auf dem Freeway ohne Probleme (auch Steigungen), die Klimanlage gibt nicht nach und Supercharging macht auch keine Probleme trotz der Hitze.

Mein Durschnittsverbrauch nach 71.000 km ist genau bei 200 Wh/km. Die Reifen vorne sind immer noch die Originalen! Hinten musste ich nach einem Platten von ein paar Monaten tauschen. Aber auch ohne Platten haetten die nicht so lange gehalten wie die vorne. Die Reifen hinten werden einfach mehr belastet (Beschleunigung und Verzoegerung gehen fast nur auf die Hinterraeder).

Insgesammt bin ich sehr zufrieden! Ich kann mich 100% auf das Auto verlassen. Der Accu scheint sich trotz intensiver Belastung (71k km) und hohen Temperaturen gut zu machen. Bei 20% Verlust wuerde ich im taeglichen Gebrauch warschlich Anfangen leichte Einschraenkungen zu sehen. So wie es aussieht wird das allerdings noch lange dauern. Bis dahin wird es mit Sicherheit einen groessere Accu geben und ich werd das Auto aufruesten.

Ich vermisse keine Sekunde die Fahrt zur Tankstelle. Jeden morgen ohne etwas zu tun eine volle Battierie zu haben ist ein Luxus den ich wirklich liebe. Oft finde ich freie Parkplaetze mit Ladenstationen, auch wenn alle anderen Platze voll sind. Ein Luxus den ich auch sehr geniesse. Ich wuerde das Model S jederzeit wieder kaufen.

Ein sehr realistischer Bericht danke dafür!
„Alle Daten deuten darauf hin das der Verlust der Kapazität nicht linear ist, sondern schneller am Anfang ist und dann langsamer wird.“

Bei Li Ionen Akkus ist es eigentlich genau anderes herum. Zuerst wenig Kapazitätsverlust, später Antiproportional erhöhte Kapazitätsverlust.

Hohe Temperaturen beschleunigen dieses. Zu deiner hohen Laufleistung 70.000 Km in einem Jahr, es gibt einen Model S Besitzer der hat 50.000 Km in vier Monaten geschafft, auf Wunsch würde ich dir einen Kontakt herstellen.

Wurde deine 12V Batterie bereits getauscht? In der Vergangenheit gab es Probleme mit diesen. Könnte aber sein das Tesla jetzt eine angepasste Software oder haltbarere 12V Batterien verwendet.

Wichtig ist ja das du Insgesamt sehr zufrieden bist, was will man mehr :wink:

Kannst du was zu deinem Ladeverhalten sagen? Du schreibst die volle Ladung nur selten zu benötigen, in welchem Bereich lädst und verbrauchst du üblicherweise? Hast du das Auto in letzter Zeit mal komplett auf 0 gefahren um wieder auf 100% zu laden? Nach dem was ich bisher gehört habe sind 6% nach 70tkm (oder Meilen?) doch etwas viel, oder was meinen die Experten?

ich kann mit den Werten generell nix anfangen. 271 Meilen vom Anfange entsprechen 436 km, was soll das sein, Typical oder Rated?
genauso die 253 Meilen sind 407 km, für Rated zu niedrig und für Typical zu hoch. Die US Wagen scheinen andere Verbrauchberechnungen zu haben.

Generell ist 6% auf 70tsd für einen Tesla soweit ich die Vergleiche kenne durchaus in der Norm, ich liege bei knapp 70tausend mit 483 Typical auch ungefähr dort.

Rated Range basiert bei US-Fahrzeuge auf dem EPA-Cycle, während die EU-Fahrzeuge den NEFZ hinterlegt haben. Ich meine, das Model S 85 wurde in USA mit 265 Meilen Reichweite angepriesen, das würde also ungefähr passen.

Man sollte die angegebenen Reichweite aber nicht überbewerten, denn sie sind nichts anderes als Schätzungen. Angeblich werden diese Schätzungen mit der Zeit ungenauer, wenn man selten bis 100% lädt und bis 0% entlädt. Neulich habe ich nach längerer Zeit einen Range Charge gemacht und kam auf nur 467 km - scheinbar also 7% „Verlust“. Nach Beginn der Fahrt bewegte sich die Reichweitenanzeige aber erst, nachdem ich 9 km(!) gefahren war. Ich vermute, dass beim nächsten Range Charge mehr als 475 km angezeigt werden, weil dann die Batterie wieder besser balanciert ist und die Schätzung eine bessere Grundlage hat. We will see.

Zu dem Thema gibt’s aber bereits seitenweise Threads, ich will hier offtopic werden.

Danke David für Deinen Bericht!

Aber bitte nicht schon wieder diesen Vergleich „Reichweite-Neu-zu-Jetzt“ :frowning:

Dazwischen liegen mehrere Softwareversionen, in denen die Reichweitenberechnung verändert wurde! Und Du müsstest nacheinander mehrere 0 bis 100% Ladungen machen, um den aktuellen Reichweitenwert zu kalibrieren.

Doch es gibt eine bessere Methode: Akku in einem Rutsch leerfahren (ohne Pausen und Stillstand!) und den kWh-Wert im Tripmonitor anschauen.
Ist aber aufwändig und auch nur bedingt vergleichbar, da Geschwindigkeit und Temperatur eine Rolle spielen.

Nein! Das ist falsch!

cycles-capacity.JPG

Grafik aus beiliegender pdf.
1282.full.pdf (109 KB)

Es gibt auch Kurven, in denen der Kapazitätsverlauf wie in der Grafik von dir sich entwickelt, aber irgendwann steil nach unten abknickt. Dabei überschreitet ein Prozess eine Schwelle, wo jeder weitere Ladevorgang den Zellzustand dramatisch verschlechtert. Ist auch in dem Vortrag des Batterie-Professors zu sehen.

Antiproportional“ ist sowieso eine sehr eigenwillige Wortschöpfung…

„aber irgendwann steil nach unten abknickt. Dabei überschreitet ein Prozess eine Schwelle, wo jeder weitere Ladevorgang den Zellzustand dramatisch verschlechtert.“

Hallo Volker,
Das eigenartige ist, das gewisse Kapazitätsverluste unvorhersehbar plötzlich auftreten, den einen Akku betrifft diese Verhalten, den andere erst viel später oder
der Kapazitätsverlust bleibt erst Proportional viel später erst Antiproportional.

Ist eigentlich ein gutes Thema für eine Aktuelle Wissenschaftliche Aufarbeitung :wink:

Mag sein. Aber die o.g. Grafik gilt höchstwahrscheinlich für die Zellen im Model S und geht bis 3.000 Zyklen = ca. 1.000.000 km! :smiley:

nö, das ist doch erforscht. „unvorhersehbar“ in dem Sinne, dass keine von außen beobachtbaren Parameter einen Hinweis geben, wann der rapide Kapazitätsverlust einsetzt. Wenn man die elektronenmikroskopischen Aufnahmen der Elektroden sieht, ist klar, dass es aber ein allmählicher Prozess ist, der irgendwann eine Schwelle erreicht.

Nein. Ich finde vmax’ Einwurf zwar vollkommen verfehlt und antiproportional hilfreich :stuck_out_tongue: aber das Wort an sich ist geläufig:

„Reziproke Proportionalität, indirekte bzw. umgekehrte Proportionalität oder Antiproportionalität besteht zwischen zwei Größen, deren Produkt konstant ist. Die eine Größe ist dann eine reziprok proportionale (auch: antiproportionale) Funktion der anderen Größe.“
de.wikipedia.org/wiki/Reziproke_ … lit%C3%A4t

Ich kannte nur „umgekehrte Proportionalität“. Sorry.
Aber gemeint war doch offenbar, dass die Alterung des Akku ab einer bestimmten (nicht vorab bekannten) Schwelle eben nicht mehr proportional zur Zeit verläuft?
Da fände ich dann z.B. „exponentiell“ zur Beschreibung dieses Verlaufs treffender.
Eine andere Frage ist ja, ob das überhaupt stimmt…

ich nenne es wegkippen :sunglasses:

Etwas populärwissenschaftlich, aber auch besser…
:mrgreen:

duck und weg

Ach so. Ja, „Antiproportional“ ist natürlich etwas völlig anderes als (um nicht zu sagen: das Gegenteil von) „Nichtproportional“ (oder, hier gemeint: „Überproportional“). Bis zu der Ebene bin ich gar nicht vorgedrungen. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit diesem irrelevanten Einwurf habe ich mir gleich geschenkt…

Nö…. du kannst es auch Reziproke Proportionalität nennen,ist faktisch das gleiche. Ich empfehle dir da einschlägige Lektüre zu studieren.

Ich empfehle Dir, einfach mal den Thread zu lesen. Das hat sich längst geklärt. Reziproke Proportionalität ist genauso falsch bzw. ergibt keinen Sinn in Deinem Zusammenhang. Das würde nämlich bedeuten, dass die Akku-Kapazität mit der Zeit zunimmt! Hallelujah! :laughing:

Irgendwie verstehe ich das nicht so ganz. Erst schreibst Du „nichts gravierendes“ und dann berichtest Du das 3 mal die gesamte Antriebseinheit getauscht wurde.

Die Antriebseinheit tauschen halte ich eher für einen Supergau. Auch wenn es auf Garantie ging. Du machst mir richtig Angst mit Deinem Bericht.

Stimmt das wirklich?