Liebe Tesla-Freunde,
Seit ein paar Tagen sind wir nun zurück von unserer 5-wöchigen Reise durch den Norden Europas. Um es vorweg zu nehmen: Es war eine wunderschöne Reise, durch großartige, weite Landschaften mit vielen, ausgesprochen netten Menschen, und: wir haben zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise bereut, diese 8.300 km weite Reise in einem E-Mobil in Angriff genommen zu haben, auch nicht, als wir ca 100 km vor dem Nordkapp feststellten, dass Laden in Norwegen nicht ganz so trivial ist wie in Finnland. Doch dazu unten mehr. Auch die Straßen sind bekanntlich in einem sehr guten Zustand und die ca. 100 km Gravel Road zur russischen Grenze in Finnland waren mit dem MS, ohne Angst vor Lackschäden haben zu müssen, easy zu meistern. Das Folgende ist kein klassischer Reisebericht, es geht mehr darum, auf was geachtet werden muss, wenn man mit einem MS dort unterwegs sein will.
Die Reise begann mit einer voll geladenen Batterie 2 in Troisdorf nach Travemünde, um dort mit der Fähre nach Helsinki überzusetzen.
Da der SC in Kamen noch nicht in Betrieb war, gab´s einen eher öden Ladestopp bei Wildeshausen an einem öffentlichen Type2-Charger. Den Abend verbrachten wir vergnügt und in Vorfreude am Timmendorfer Strand, während unser MS an einer RWE-Säule ebenfalls Futter bekam (nur 1 der beiden Säule funktionierte dort !). Gegen 23 Uhr haben wir dann gebordet und wegen der E-Versorgung auch den versprochenen Standplatz auf dem Wohnmobile-Deck bekommen. Beim Anschluss ans Bordnetz gab´s dann eine kleine Enttäuschung: Der UMC wollte nicht laden (rotes LED). Ich vermute, er suchte nach einer „Erde“; als die Schiffsbesatzung dann Spitz bekam, das wir ein E-Auto betanken wollten, wurde uns das deutlich untersagt (es hätte schon mal einen Brand gegeben …); obwohl wir bei der Buchung eine Zusage dafür bekommen hatten (allerdings nur mündlich). Es war nicht weiter tragisch, da wir noch ca. 200 km auf der Fahr-Uhr hatten.
Nach der Ankunft in Helsinki am Morgen suchten wir uns gleich ein zentrales Hotel und in der gegenüberliegenden Tiefgarage gab´s dann eine positive Überraschung: Auf jeder Ebene mehrere rote CEE16-Dosen, die dort weniger für E-Mobile sondern eher für elektrische Maschinen (Reinigungsgeräte etc.) montiert waren. Nach einem freundlichen OK vom Parkhausmanager hing unser MS quietschvergnügt am Netz und nuckelte 50 km/Std. Nach 2 Tagen in Helsinki ging‘s dann weiter nach Turku im Westen, hier gab´s eine weitere Überraschung: Mitten in der Pampa, Sonntag nachmittag so gegen 15 Uhr: hinter einer Kurve, völlig überraschend eine Alkoholkontrolle; ausnahmslos alle Fahrer mussten in die Tüte blasen. Und deshalb hier ein grundsätzlicher Tipp für Nordlandfahrer: 1.: keinen Alkohol trinken, wenn man noch Autofahren möchte (auch nicht das eine Glas Wein/Bier) und 2.: strikt an alle Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Die Strafen sind drastisch und die „grünen“ Männer und Frauen überall
Von da an ging´s zügig nach Norden. Ohne nun alle Stationen einzeln zu beschreiben: Es hat große Freude bereitet, bei herrlichem Wetter – 25 Grad, tiefblauer Himmel, offenem Dach – lautlos durch die Weiten der finnischen Taiga zu stromern (begleitet von den Strommasten am Straßenrand; früher eher störend im Landschaftsbild, jetzt angenehme „Begleiter“). Wir hatten – bis auf die Helsinki-Fähre – keinerlei Buchungen/Reservierungen für Unterkünfte gemacht weil wir völlig ungebunden reisen wollten. Es gab nahezu überall freie Hotelzimmer und CEE16/CEE32 Dosen in den Außenbereichen der Unterkünfte, von deren Existenz die Damen und Herren an den Rezeptionen meistens jedoch nichts wussten … Das führte zu folgender Vorgehensweise bei der Zimmersuche (immer so bei einer Restreichweite von 100 km): In booking.com Hotel suchen, hinfahren und erst nach einer CEE-Dose schauen, dann Zimmer klar machen und dabei fragen, ob man die Dose fürs E-Auto nutzen darf. Viele Rezeptionisten waren überrascht, dass ihr Hotel so was hat, alle waren direkt einverstanden und, bis auf eine Ausnahme, keiner wollte Geld für den Strom haben.
Nach dem Grenzübertritt nach Norwegen haben wir in Lakselv die Lademöglichkeiten überprüft und Überraschung: Es gab nur Schuko und selbst dabei zickte unsere UMC, sie wollte einfach nicht laden und blieb auf Störung. Erst ein Telefonat mit Morten Ingvaldsen, dem Serviceleiter von TESLA Trondheim brachte Klarheit: Das Stromnetz in Norwegen ist über weite Strecken veraltet (IT statt NT) und es bedarf einer weniger sensiblen UMC, sozusagen eine „norwegische Version“ einer UMC, die sich nicht darum kümmert, ob eine „Erde“ da ist oder nicht. (Ehrlich gesagt: Eine gründliche Recherche im Forum hätte diese Erkenntnis schon früher gebracht …) viewtopic.php?f=55&t=2933&p=32123&hilit=reiseplanung+norwegen+2014#p32091
Der besagte Morten, ein ausgesprochen netter und hilfsbereiter TESLA-Mann hat uns aus der Patsche geholfen und uns ein norwegisches UMC ausgeliehen (per Luftfracht über Nacht). Ab da ging es überall problemlos und wir konnten unsere wunderschöne Reise fortsetzen, allerdings nur mit „Tröpfel“-Strom. Da unsere Tagesetappen in Norwegen wesentlich kürzer als in Finnland geplant waren, reichte das nächtliche 230V-Hotel-Laden (=ca 13km/Std) für unsere Reiserouten aus.
Auf der letzten Etappe zum Kapp kamen wir an einer größeren Tunnel-Baustelle vorbei; hier haben wir die Gelegenheit genutzt, zu testen, unser MS an einem Diesel-Generator zu laden: Und siehe da: CEE16 klappte auf Anhieb.
In Sandane steuerten wir den ersten norwegischen SC an: Laden klappte sofort ohne Probleme. Die Rückreise führte uns dann von Bergen (Open-Air-Konzert von Neil Young bei strömendem Regen) über Oslo nach Schweden und über die Vogelfluglinie zu Freunden Nähe Fehmarn. Von dort mit voller Batt zum SC an der TESLA-NL in Hamburg, weiter zum SC Kamen (der war zwischenzeitlich in Betrieb gegangen) und dann nach Hause nach Troisdorf.
Fazit:
Wie schon gesagt: Es war eine phantastische Reise; ich würde sie genau so wieder machen wollen. Wichtig ist, dass man etwas Zeit hat um die Dinge gelassen angehen zu können.
In Finnland ist das Thema E-Mobility nach unserer Beobachtung noch nicht angekommen, obwohl das Land sonst so fortschrittlich ist. TESLA ist hier nicht wirklich bekannt. Anders in Norwegen, speziell im Norden: Hier war unser MS mit deutschem Kennzeichen schon eine Attraktion. Das schöne daran: Man ist sofort im Gespräch mit netten Menschen und nähert sich dem Land von einer ganz anderen Seite. Ich glaube, wir haben sogar ein paar neue Freunde gewinnen können …
Hier nochmal ein paar Tipps für Interessierte:
Finnland:
Laden mit CEE16/32 fast überall „inoffiziell“ möglich; wichtig: Starkstrom-Verlängerungskabel.
Norwegen:
Zwingend ist die „norwegische UMC“ (damit geht´s dann auch in Albanien und Teilen von Belgien); es geht fast nur 230V. Auch hier empfiehlt sich ein Verlängerungskabel, mind 15 Meter.
Type2-Charger gibt es nur sehr selten. Im Norden haben wir in Honningsvag (ca 30 km südlich vom Nordkapp) und Alta an einem solchen geladen; der in Honningsvag musste dabei erst noch fertig installiert werden. In Tromso gibt es einen Typ2 in einem Einkaufszentrum, die Zuleitung wurde nur nachträglich wieder abgeklemmt
Im Süden gibt es neben den SCs sehr viele öffentliche Charger, aber meistens nur Chademo und Schuko, kaum Typ2. Zum Finden gibt es eine schöne App, die allerdings nur norwegisch „spricht“, aber trotzdem sehr hilfreich war: LADENA, kostenlos im App-Store. Nicht erschrecken: Es erscheint zum Start eine I3-Werbung
Wir haben viele Fähren benutzt; es gab nur eine, wo wir CEE16-laden konnten: Von den Lofoten nach Bodo. Auch bei den Hurtigrouten geht ladetechnisch nix.
Übrigens: In Norwegen sind alle Fähren für E-Autos kostenlos; auch Mautgebühren fallen nicht an.