Nach langen Jahren des Fahrens mit Elektro Autos, wollte ich mich jetzt einmal kundig machen, ob anstelle des bisher gefahrenen Tesla Model S nicht auch ein modernes, von einem Benzinmotor getriebenes Auto in Frage kommen könnte. Grundsätzlich sollte ich erst einmal informieren, dass benzin- oder dieselbetriebene Autos, verglichen mit einem Model S, eine erstaunliche Reichweite von teilweise über 1000 km haben. Das mag in der Praxis zwar nicht so oft benötigt werden, beeindruckt mich aber durchaus.
In Frage kam für mich, rein optisch und von den Fahrleistungen, ein Porsche Panamera 4S oder turbo. Ich verabredete mit dem ortsansässigen Händler eine Probefahrt und schon ging es los. Das Fahrzeug ist innen sehr ansprechend gestaltet, es ist auch eigentlich viel Platz innen vorhanden. Ich sage „eigentlich“, denn es gibt zwei wichtigen Einschränkungen: erstens ist zwischen Fahrer- und Beifahrersitz mittig ein ziemlich großer Aufbau. In der Mitte dieses Aufbaus ragt ein Knüppel hervor, dessen Funktion ich später noch erklären werde. Außerdem finden sich auf diesem Mittelteil eine verwirrende Anzahl von Schaltern und Hebelchen und Wippen, man hält es fast nicht für möglich! Ob irgendwer sich wirklich ganz kundig darüber macht, weiß ich nicht, es war für die Probefahrt auch nicht notwendig. Ein Display fehlt fast ganz! Zweitens ist hinten, wo der mittlere Sitz wäre unten im Fußraum ein erheblicher Wulst, dass es eigentlich nicht ordentlich möglich ist, auf der mittleren Sitzposition seine Füße unterzubringen. Deshalb gibt im Panamera hinten einfach nur zwei Sitze. Das ist für unsere Familie eigentlich oft zuwenig. Die Sitze waren bequem, von guter Qualität und in vielerlei Hinsicht einstellbar. Ob man die vielen Einstellmöglichkeiten wirklich braucht ist wohl Geschmacksache. Bei unserem Model S verwende ich nicht einmal die sogenannte Lordosenstütze. Zu den Sitzen noch etwas überraschendes später. Verblüfft war ich auch noch über die Ausmaße des Motors. Man hat im Porsche keinen Frunk. Der ganze Platz geht drauf für den Antrieb. Es gibt nur hinten ein eher kleines Abteil für Gepäck.
Das Fahren: anders als beim Model S mit einsteigen, Bremspedal drücken, Hebel auf D und los geht’s, ist die Abfahrt beim benzinmotorisierten Auto etwas komplizierter. Man muss zunächst einen Schalter drehen, dann, nach einem kurzen Augenblick, „springt der Motor an“, so die Worte des Verkäufers. Das ganze Fahrzeug vibriert dann leicht und deutlich hörbar ist ein relativ tiefer Ton, das „Motorgeräusch“. Der Motor, daran muss man sich etwas gewöhnen, läuft auch oft einfach so, ohne dass das Auto wirklich fährt. Wenn der Motor „läuft“, muss man die Bremse drücken und dann kommt der beschriebene Knüppel ins Spiel. Zum Losfahren zieht man ihn aus der Position „P“ in einer leichten Zickzacklinie auf „D“. Dann zieht, sobald man von der Bremse geht, das Auto sanft vorwärts (einen ähnlichen Effekt kann man auch beim Model S im Display einstellen). Das Beschleunigen geht dann ähnlich wie im Model S, der Panamera wirkt aber immer viel träger als der Tesla, aber dann geht er auch ganz zügig vorwärts. Woran es mir schwerfiel mich zu gewöhnen war, dass das Auto immer einen ziemlich langen Moment benötigt um auf das Beschleunigungspedal zu reagieren. Wenn ich aufs Pedal drücke passiert erst einmal nichts, dann wird der Motor lauter und das Auto beschleunigt. Oft war es dann so, dass es erst dann beschleunigte, als ich das schon gar nicht mehr wollte, dass ich also gleich wieder das Bremspedal betätigen musste. Die Reku ist beim Panamera sehr schwach eingestellt. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig und erfordert eine vorausschauende Fahrweise. Meine Frau fand das andauernde Gebrumm des Motors unangenehm, ich konnte damit leben, so laut war es ja nicht. Wenn man sich an diese Eigenheiten gewöhnt hat, fährt der Porsche besonders auf geraden Strecken, wo man ruhig fahren kann, nicht so schlecht. Meine Hauptkritik betrifft aber das Kurvenfahren. Da geschieht Ungeheuerliches! Man muss wissen, dass der Schwerpunkt eine Benziners wesentlich höher ist als der des Model S. Damit nun das Auto in den Kurven nicht unangenehm nach aussen krängt, wurde viel investiert. Das im einzelnen zu beschreiben, würde hier zu weit führen, insgesamt empfinde ich das Ergebnis aber nicht wirklich befriedigend. Ich hatte immer das Gefühl, als bewegte ich einen riesigen Koloss um die Kurven, auch wenn dieser dann doch recht gutartig reagierte.
Ausprobieren wollten wir dann natürlich das Aufladen, beim Benziner das „Tanken“. Wir fuhren zu einer Tankstelle, dort stehen mehrere Säulen ähnlich wie beim Supercharger. Als wir dort ausstiegen verschlug es uns den Atem. Ein unmöglicher Gestank! Meine Frau stieg sofort wieder zurück ins Auto, „Das überlasse ich Dir!“. Ich frage mich wirklich, ob das gesund sein kann. Mit einem Schlauch wird Treibstoff in einen Tank gefüllt, daneben kann man tatsächlich sehen wie chemische Dämpfe in die Luft entweichen. Ich frage mich woher diese unglaublichen Mengen Benzin kommen und welche Energie zu deren Herstellung und Transport notwendig sind. Dieser Frage sollte mal sorgfältig nachgegangen werden. Am Schluss das Tankvorganges hängt man die Pistole wieder in die Säule und geht zum Bezahlen in das nebenstehende Häuschen. Vor der Kasse stehen die anderen Fahrer in einer Reihe und warten wie im Supermarkt. Natürlich werden dort Süßigkeiten, Getränke und alles Mögliche sonst angeboten, mir scheint zu etwas höheren Preisen. Vielleicht, so mein Verdacht, geht es bei dieser Art des Bezahlens nur darum, noch zusätzliche Waren an den Mann zu bringen. Das kann man sicherlich besser machen.
Insgesamt war die Probefahrt doch sehr interessant. Für meine Frau war leider das „Tanken“ ein absolutes NoGo. Ich fand die Fahrleistungen neben den genannten Mängeln ganz gut. Ob die Möglichkeit etwa 1000 km in einem Stück zu fahren zu können besonders praxisnah ist weiß ich jetzt nicht, persönlich finde ich es bisher immer bei längeren Strecken an den Superchargern ganz nett und erholsam.
Die Höchstgeschwindigkeit des Panamera 4S liegt bei sagenhaften 286 km/h, die des Panamera turbo, zu dem ich eher tendiert hätte, sogar bei 310 km/h. Ich weiß nicht wieviele Minuten über die Zeit, die man ein solches Auto hat, man dieses Tempo wirklich nutzen kann. Ich muss dazu mal andere Eigentümer befragen. Der Verkäufer tat so, als würde man sich daran gewöhnen, oft so schnell unterwegs zu sein, es wäre ein tolles Gefühl. Ich vermute aber, dass der normale Straßenverkehr das kaum zulässt. Die hohe Geschwindigkeit fordert beim Benzinverbrauch auch einen hohen Tribut. Das bringt mich auf den letzten Punkt: Die Betriebskosten des Porsche sind eine echtes Manko. Wenn man sich ausrechnet, was an Kosten und Zeit das ewige Tanken verursacht, dann noch spezielle Wartungskosten für Motor und Getriebe, Werkstattaufenthalte … Dann muss in Abständen noch Öl im Motor und Getriebe gewechselt und nachgefüllt werden. Ich glaube das ist ein Ausschlusskriterium.
Die Anschaffungskosten des Panamera S sind etwa die des Model S, die Anschaffungskosten des Panamera turbo beginnen bei € 186.000.-. Das ist eigentlich alles in Allem jenseits von gut und böse. Wenn die technische Entwicklung weiter fortschreitet, dadurch die Preise für Fahrzeug und Benzin erwartungsgemäß kräftig fallen, dann denke ich vielleicht in ein paar Jahren noch einmal über eine Wechsel nach.
P.S. Was ich noch zu den Sitzen sagen wollte: wenn man beim Panamera, um kurz Auszuspannen, in eine entspannte Liegeposition gehen will, wird es ab einer gewissen Neigung der Rückenlehne sehr unangenehm, da eine Stufe zur Sitzfläche entsteht. Das habe ich dem Verkäufer noch als dringenden Vorschlag zur Verbesserung mitgegeben.