Kritikpunkte am Model S

Nach 10 Tagen und 1000km möchte ich einmal zusammenstellen, was mir am Model S nicht gut gefällt. Um´s vorweg zu nehmen: ich möchte das Auto nicht mehr hergeben! Es war ganz sicher die richtige Entscheidung, dieses Auto zu kaufen.

  • Die Haptik und Anmutung der Innenausstattung ist teilweise mäßig. Sonnenblenden, Armaturenbrett, Lüftungsdüsen, Türverkleidungen könnten deutlich höherwertiger ausfallen.
  • Die Lüftung… Als empfindlicher Mensch meine Atmung betreffend, ist diese Lüftung für mich eine Katastrophe. „Kühler Kopf und warme Füße“ funktioniert nicht, weil ich keine Frischluft separat auf die Armaturenbrett-Düsen geben kann. Zudem muss ich den Lüfter auf 7 stellen (von 10), um überhaupt einen Hauch zu verspüren. Dann habe ich entweder trockene Heizungsluft im Gesicht, oder eiskalte Füße. Die primitiven Lüftungsdüsen lassen sich nur in der Höhe verstellen, aber nicht seitwärts.
  • In einem flüsterleisen Auto ist der Gebläse-Lüfter untragbar laut. Mehr als Stufe 3 halte ich nicht lange aus. Luft kommt da aber erst ab 7 raus.
  • Der 3G und WLAN-Empfang ist schlecht – nicht nur während der Fahrt, sondern auch im Stand kann mein Handy das besser. 4G ist nicht möglich.
  • Radioempfang (FM) dito. DAB habe ich nicht – die Postings dazu sind aber auch nicht besonders positiv.
  • Das Schließen der Frunk-Haube mit beiden Händen auf wackeligen Alu ist ne Zumutung. Es wird außerdem nicht lange dauern, bis ich da Beulen reingedrückt habe.
  • Die Frunk-Haube steht an der linken Ecke deutlich hoch. Das war mir bei Auslieferung an 3 Fahrzeugen aufgefallen. Bei mir ist es allerdings besonders schlimm. Die Spaltmaße sind sonst ganz in Ordnung.
  • Ich habe - glücklicherweise – kein Pano. Die Gummis der Einfassung des Blechdaches sind sehr unsauber eingepasst.
  • Unter „integrierte Navigation und Landkarten für Europa“ habe ich mir mehr vorgestellt, als ein langsames Online-GoogleMaps. Ich erwartete ein Offline-Navi mit der Möglichkeit bei Bedarf zu aktualisieren und Verkehrsinfos online nachzuladen.
  • Die Antwortzeiten der App sind katastrophal. Ich schalte die Heizung vorab schon deswegen nicht ein, weil ich keine Lust habe, „mehrere Minuten“ auf mein Handy zu starren.
  • Warum haben die meine Reifen vor Auslieferung auf Hochglanz poliert? Hässlich…
  • Die Allwetter Goodyear sind nur ein sehr mäßiger Kompromiss.
  • Die Sitze sind für meine Größe – 1,90m – zu hoch. Das ist mit der Kopffreiheit und der Sicht ziemlich grenzwertig. Und das Sitzgefühl ähnelt eher einem SUV. Ok, ich fahre sonst eher sportlichere Autos…
  • Ein Seitenhalt der Sitze ist quasi nicht vorhanden. Hier müssen unbedingt vernünftige Sportsitze rein. Sofa hab ich abends im Wohnzimmer.
  • Die Einstiegsleisten sind nicht nur sehr hoch – jaja ich weiß, die Akkus – sondern auch noch aus primitivem Plastik. Zerkratzt und dreckig sind die jetzt schon. Da gehört Alu hin….
  • Wo ist die Beleuchtung am Schminkspiegel? Ja – bitte kein Gelächter….
  • Die Hutablage aus Presspappe….
  • Die Geräusch- und Wärmedämmung der ganzen Karosse scheint mir sehr schlecht zu sein. In Kalifornien ist es wohl doch wärmer…
  • Die Reichweite und der Verbrauch haben mich enttäuscht. Ich weiß, das hätte ich mir alles vorher ausrechnen können. Ich hatte gehofft, meine normale, ruhige Fahrweise ermöglicht einen Verbrauch von deutlich unter 200 Wh/km. Ich liege jetzt bei 240 Wh/km. Der Einfluss von Geschwindigkeit, Beschleunigung und Heizung auf den Verbrauch ist deutlich größer als bei einem Verbrenner. Meine tägliche Strecke 15km auf der Autobahn mit 160 km/h müssten schon möglich sein… hatte ich vorher gedacht. Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich mehr als 110 fahre.
  • Ich habe einen Doppelader bestellt - und kann ihn mangels mitgeliefertem Kabel/Box nicht nutzen. Ich verstehe nicht, warum sich TM diese Blöße gibt, und deshalb andauernde Kritik einstecken muss.

Ich bin kein ewiger Nörgler… Eine leichte Enttäuschung ist allerdings entstanden. Diese Liste stellt meine ganz persönliche Meinung dar – viele Punkte sind hier allerdings schon mal erwähnt worden. Vielleicht führt diese Aufzählung bei Euch Wartenden ja dazu, dass die hohen Erwartungen etwas relativiert werden und die Freude am neuen Auto dann umso größer ist.

Fazit: Das ist ein großartiges Auto - vielleicht auch das Tollste, welches es derzeit zu kaufen gibt. Zum Titel „bestes Auto der Welt“ reicht´s aber so noch nicht.

Viele Grüße
Michael

Das ist für mich eines der besten Features an dem Auto: Die Lüftung lüftet und die Heizung heizt eben gerade ohne dass ich einen Hauch verspüre. Ich liebe frische Luft und eine effektive Heizung, aber irgendwie angeblasen zu werden finde ich äußerst unangenehm. Das Model S macht das für mich genau richtig.

Du hast ein Offline-Navi, aber das merkst Du nur, wenn Du tatsächlich offline bist. Solange Google Maps funktioniert, ist das nahtlos mit Navigon (Offline-Navi) integriert. Das ist einerseits eine Stärke von Model S, andererseits sind bei der nahtlosen Integration einige schöne Navigon-Features unter den Tisch gefallen. Ich gehe davon aus, dass die nach und nach noch ergänzt werden, aber das ist Spekulation.

Du hast eine effektive Heizung im Model S? Ich hatte ernsthaft schon überlegt, ob bei meinem irgendwas kaputt ist. Auf Stufe 3 bekomme ich den Fußraum nicht warm. Da kommt wirklich nichts raus aus dem ungünstig angeordneten Luftauslass. Der liegt etwa oberhalb der Knöchel - und bläst mittig auf die Schienbeine. Meine Füße bleiben bei Stufe 3 kalt!

Die war ursprünglich tatsächlich versprochen, scheint aber zwischenzeitlich sang- und klanglos in der Versenkung verschwunden zu sein…

Ich finde auch das Gebläse sehr gut arbeitet und das Auto extrem schnell warm wird obwohl nicht viel zu hören ist. Zum Thema Navi: Das Offline Navi gibt’s nur mit Techpaket.
Die Innenraumausstattung kommt definitiv nicht an die deutsche Konkurrenz hin aber als billig oder schlecht würde ich sie nicht bezeichnen. Habe schon viele Komplimente zum Innenraum und zur Verarbeitung bekommen. Zu den Sitzen kann ich nur zustimmen, da gehört zumindest für Europa etwas anderes hinein.
Falls du schnelleren Zugriff mit der App haben willst kannst du den Energy Saving Mode ausschalten und das Fahrzeug geht nicht mehr in den Sleepmodus.

Da ich hauptsächlich auf teslamotorsclub.com lese ist es immer wieder spannend wie die Amis vom „Game Changer“ sprechenund das Auto vergöttern (so wie ich es auch mache, es gibt momentan nichts vergleichbares auf dem Markt) und hier hauptsächlich die negativ Punkte aufgelistet werden.

lg

Da muss ich zustimmen. Meine Füße sind auch kühler als es in den meisten anderen Autos der Fall wäre. Effektiv ist die Heizung insofern, als sie innerhalb kurzer Zeit den gesamten Innenraum (auch den Rücksitz-Bereich) kuschelig warm macht. Habe von meinen diversen Passagieren noch keine Klagen gehört.

Ich hab´s mir eben noch mal angeschaut: Der Luftauslass liegt oberhalb des Bremspedals. Die Warmluft strömt ganz leicht ab Stufe 7 zwischen den Füßen und Beinen hindurch - und ich hab immer noch kalte Füße…

Ich habe das TechPaket. Aber echtes Offline ist es eben nicht. Der langsame Seitenaufbau beim Scrollen ist … lästig. Und häufig bleiben ganze Kacheln leer. Hatte das nicht irgendwas mit ´nen Firmware-Bug zu tun?

Du hast Recht! Ich habe diesen Thread nur gestartet, damit genau diese Vergötterung bei einigen nicht in Enttäuschung endet - wie es bei mir leider in wenigen Punkten der Fall war. Und leider sind die negativen Punkte eben häufig sehr viel präsenter, als die deutlich überwiegende Anzahl der großartigen Dinge, die Tesla hier auf die Beine gestellt hat.

Das ist der Google Maps-Teil. Diese Karte wird tatsächlich nach Bedarf aus dem Internet geladen, was je nach Empfangssituation mehr oder weniger gut funktioniert. Die Anzeige links vom Tacho funktioniert unabhängig vom Internet zuverlässig und ruckelfrei. Die Ortssuche verwendet Google Maps, wenn Internet verfügbar ist, und die Offline-Datenbank von Navigon, wenn Internet nicht verfügbar ist. Updates für die nächsten – ich glaube – 7 Jahre sind inklusive und kommen per Online-Update.

Ich stimme bei den meisten Punkten zu. Die Heizung finde ich allerdings ganz gut. Ich hab’s bisher immer auf Automatik. Schlecht ist, daß man für die Rückbank nichts separat einstellen kann.
Hinzufügen würde ich noch die Fußmatten, die eher mittelmäßigen Scheinwerfer und Rückfahrscheinwerfer.
Ansonsten hoffe ich, dass viele Dinge noch per Softwareupdate kommen.

Das kann ich jetzt nicht nachvollziehen. Das Auto steht dem doch nicht im Weg. Wieso steht Dir da Dein Gewissen im Weg? Die Physik ist für alle Autos unabhängig vom Antrieb dieselbe…

Natürlich hast du recht und man sollte auch die negativen Punkte ansprechen. Mir ist aufgefallen das man hier praktisch nur Kritik zum Fahrzeug und Tesla lesen kann, was einen interessierten Käufer, der sich zuerst Infomieren muss durchaus abschrecken kann. Aber das ist generell ein Problem von Foren. Die Leute schreiben meistens in ein Forum um über Probleme zu berichten oder um Rat über solche Probleme zu erhalten. Habe im amerikanischen Forum schon sehr schöne emotionale Erfahrungsberichte gelesen und kann nun diese sehr gut nachvollziehen. Leider bin ich kein Poet sonst würde hier mal als Ausgleich etwas über meine Liebe zum Model S stehen :smiley:

ja - Gewissen ist hier vielleicht der falsche Ausdruck.
Der Mehrverbrauch bei einer Geschwindigkeit von 160 km/h statt 110 km/h dürfte bei etwa 100kw oder 50% liegen. Ein Verbrenner hat hier wahrscheinlich eher einen Mehrverbrauch von 20% (ich weiß es nicht…). Trotz aller ökologischen Vorteile und der niedrigen absoluten Verbräuche drängt sich mir die Frage auf: ist meine Fahrfreude und der minimale Zeitgewinn diesen Mehrverbrauch von 50% wirklich wert?

Dieses „Gefühl“ eines unlogischen Verhaltens hatte ich unterschätzt.

Ich bin mit meinem Diesel auf dem Weg zur Arbeit meist 110 km/h gefahren, selten 160-180 km/h, und dann war der Verbrauch über die ganzen 36 km rund 30% höher. Dazu muss man aber wissen, dass die Autobahn nur zwei Drittel der Strecke ausmacht und davon auf weniger als der Hälfte frei gefahren werden darf. Ergo: 50% Mehrverbrauch beim Verbrenner ist wohl eher zu knapp geschätzt. So zumindest meine Erfahrung.

Bei Geschwindigkeiten von 110 km/h und höher ist der Luftwiderstand der alles dominierende Faktor. Der Luftwiderstand steigt im Quadrat zur Geschwindigkeit, das gilt für alle Autos. Der Gesamtwiderstand ist beim Model S im Vergleich zu einem ähnlich großen anderen Auto sogar besonders günstig wegen des herausragenden cW-Werts in der Gegend von 0,24 (es gibt Angaben von 0,225 - 0,245 je nach Quelle, die besten Verbrenner haben etwa 0,26). Das liegt unter anderem an der nicht vorhandenen Auspuffanlage, den relativ weit abgesetzten Außenspiegeln und den eingezogenen Türgriffen. Keiner dieser Faktoren ist für sich genommen entscheidend, aber in der Summe ist Model S ein außergewöhnlich windschnittiges Auto.

Wenn der Verbrauchsunterschied im Verbrenner geringer ausfällt, dann hat das nur einen Grund: Im Teillastbetrieb vergeudet der Verbrenner unendlich viel Energie, im Vollastbetrieb sogar noch mehr, und irgendwo dazwischen hat er seine maximale Effizienz erreicht: Bis zu 40% des Kraftstoffs werden in Vortrieb umgewandelt (sehr optimistisch, mit modernsten Motoren), mehr als 60% werden weiterhin direkt als Abwärme in die Umgebung geblasen (bzw. wärmen Dir die Füße).

Wenn nun das Model S auch bei niedrigeren Geschwindigkeiten bereits mit einem nahezu perfekten Wirkungsgrad von deutlich jenseits 90% unterwegs ist (immer ab Tank/Akku gerechnet), dann ist natürlich auch der Mehrverbrauch, der beim Verbrenner zum Teil von der allgemeinen Vergeudung überdeckt wird, deutlicher ablesbar. Sollte Dir das den Spaß verderben? Ganz sicher nicht! Aber ein besseres Gefühl für den Energieverbrauch zu bekommen ist vielleicht auch nicht ganz verkehrt.

Ähnlich ist es übrigens bei der Heizung: Die kriegst Du beim Verbrenner keineswegs geschenkt. Im Gegenteil: Mehr als 60% des Spritpreises zahlst Du für die Heizung, Sommers wie Winters! Es steht Dir dann immerhin frei, zu dosieren, wieviel dieser bereits bezahlten Heizleistung Du in den Innenraum lenkst, und wieviel in die Umgebung.

Um der ganzen Argumentation jetzt noch die Krone aufzusetzen, vergleich doch mal den Verbrauch Deines Verbrenners lt. Herstellerangaben mit Deinem persönlichen Verbrauch…

Finde gerade keinen Daumensmiley in Tapatalk.
Drum daumenhoch :slight_smile:

@Volker: schöne Erklärung! Danke!

mein „schlechtes Gewissen“ ist damit zwar noch nicht therapiert… aber den Spaß werde ich mir schon nicht nehmen lassen. Und positiv ist ein Nachdenken über den Energieverbrauch in jedem Fall. Obwohl - oder gerade weil - ich nicht unbedingt aus der Öko-Ecke komme.

Michael

… wie es Volker bereits schön erklärt hat, ist der Luftwiderstand entscheidend. Rechnerisch liegt die benötigte Leistung für eine Geschwindigkeit von 110km/h bei ca. 25kW und 160km/h bei ca. 55kW (egal ob Verbrenner oder EV) - also mehr als doppelt so viel.
Mit Deinem S60 solltest Du aber mit 160km/h auch ca. 160km weit kommen. Also warum runter vom Gas - äh Strom :question: :sunglasses:

Nochmal zum Thema Klimaautomatik: Der „Range Mode“ im Model S zähmt die Klimaanlage und reduziert insbesondere die Gebläseleistung gegenüber dem normalen Automatik-Modus. Das verlängert nicht nur die Reichweite (um einen für mich nicht relevanten kleinen Prozentsatz) sondern verhindert auch das unangenehme Loslärmen der Gebläse, wenn man ins kalte Auto einsteigt und Model S versucht, möglichst schnell komfortable Temperaturen zu herzustellen. Mir ist es viel lieber, der Innenraum heizt ein kleines bisschen langsamer auf, als diesen Lärm zu ertragen. Daher habe ich bisher immer beim Einsteigen die Zieltemperatur reduziert und dann manuell nach und nach hinaufgesetzt. Jetzt habe ich mein Model S mal probehalber auf Range Mode umgestellt und das hat denselben Effekt. Besser, finde ich!