Fremont Factory Tour Februar 2016

Diesen Februar war ich an einer Konferenz an der Westküste der USA.
Was also lag näher, als einen kleinen Abstecher nach Fremont zu unternehmen, um den Entstehungsort des Modell S zu besichtigen?

Die Touren finden von MO-DO (nur auf Voranmeldung) statt und dauern etwas mehr als eine Stunde. Falls sich jemand von euch auch für eine Fabrikbesichtigung interessiert, einfach eine Mail an [email protected] schreiben, dort werdet ihr geholfen. :wink:

Hier also, without further ado, mein kleiner Reisebericht:

Bei der Annäherung ans Gelände fallen einem zuerst mal die unglaublich grossen Dimensionen auf. OK, in Amerika ist fast alles eine Spur grösser als bei uns, aber die Fremont-Factory ist trotzdem von sehr beeindruckendem Ausmass: Das Hauptgebäude misst 510‘000 m2, das ganze Gelände ist etwa dreimal so gross. Zuerst fährt man mal an scheinbar nicht endend wollenden Parkplätzen vorbei. Diese sind für die Mitarbeiter und waren fast alle besetzt. Am Tor 5 geht’s zum Customer Delivery Center, von wo die Tour startet. Unsere Parkplatzsuche war nicht ganz einfach, schlussendlich fanden wir aber doch noch eine der spärlich vorhandenen Lücken.

Beim Delivery Center angekommen geht’s zuerst mal zur Registrierung, die auf einem Tablet durchgeführt wird und in erster Linie aus Bestätigung von gefühlten 20 Seiten Disclaimers und Non-Disclosure Agreements besteht.
Nach erfolgreicher Anmeldung erhält jeder Tour-Teilnehmer so einen feschen Anhänger, den wir leider am Schluss wieder zurückgeben mussten.

Das Delivery Center ist gleichzeitig auch ein Showroom, ganz ähnlich, wie die Tesla Stores bei uns in Europa aussehen.

Was zudem auffällt ist das Corporate Design, welches sehr gelungen und konsequent durchgezogen wird.
So ist die ganze Fabrik in den Tesla-Farben weiss, rot und dunkelgrau gehalten.
Und selbst bei vermeintlichen Kleinigkeiten wie der Beschriftung der Toiletten wird nicht auf eine herkömmliche Beschilderung zurückgegriffen, sondern auch hier sieht man, dass jemand mit einem Auge für die Details am Werk war:

Insgesamt waren wir eine Gruppe von etwa 15 Leuten, darunter die meisten S-Besitzer, es gab aber auch ein Ehepaar, das einen X bestellt hatte.
Wir hatten zwei Guides, wobei sich der eine auf das Fahren des E-Zügleins beschränkte. Unser eigentlicher Guide war eine seit einigen Jahren bei Tesla beschäftigte Mitarbeiterin und gleichzeitig auch überzeugte E-Fahrerin, die schon vor über 10 Jahren umgestiegen ist und seit 2012 auch eine der ersten Model S Besitzerin.

Dann ging es los mit der Tour. Als erstes durchquerten wir einen Gang, wo mit je einem Bild von Roadster, S und X die Entwicklung der Tesla-Fahrzeuge dargestellt war.
Über der Tür zur eigentlichen Fabrikhalle ist noch die Unternehmensmission von Tesla aufgeführt: To accelerate the world’s transition to sustainable transportation.

Dies ist gleichzeitig auch das letzte Bild vom Innern des Gebäudes, denn auf der eigentlichen Tour waren Aufnahmen strengstens verboten. :astonished:

Im eigentlichen Fabrikgebäude bestiegen wir als erstes das vorhin erwähnte E-Züglein.
Denn die Tour erstreckt sich aufgrund der Grösse der Fabrik über etwa 2 Kilometer, und daher ist es ganz nett, wenn man dies nicht zu Fuss zurücklegen muss.

Grundsätzlich gibt’s zwei Fabrikationslinien, wobei auf der einen das S und auf der zweiten, neueren das X gefertigt werden.
Unsere Tour hat sich ausschliesslich entlang der S-Linie bewegt. Ob Zufall oder nicht, sei mal dahingestellt…

Sehr beindruckend war die Metallpresse. Anscheinend eine der grössten überhaupt, etwa 3 Stockwerke hoch und nochmals etwa 2 Stockwerke unter dem Boden, spuckte sie unter ohrenbetäubendem Getöse fertige Karosserie-Teile aus. Bei uns waren es gerade Türen, die hier unter Hochdruck in Form gebracht wurden.

Von hier aus ging die Reise los, quasi parallel zur Entstehung des Fahrzeugs. Einige Dinge wurden uns allerdings nicht gezeigt, so beispielsweise die Lackierei, die Herstellung der Motoren sowie das Zusammensetzen der Akkus. Auch die Indoor-Teststrecke ist leider nicht auf dem Tour-Programm.

Hier, nicht unbedingt in chronologischer Reihenfolge, meine persönlichen Highlights der Tour:

Ingenieure, die in Arbeitsinseln inmitten der Fabrik an ihren Computer arbeiteten. Die Fabrik ist zudem so gross ist, dass viele Leute mit dem Fahrrad unterwegs sind. :slight_smile:

Die Fabrik wirkt dabei so sauber, man hat das Gefühl, man könnte vom Boden essen.
Der weisse Gussbodenbelag ist auch neu und verleiht dem Ganzen einen edlen Touch, abolut kein Vergleich zu dem, wie die Fabrik unter dem früher Besitzer Toyota/GM ausgesehen hat.
Hier übrigens ein paar interessante Bilder, die ein wenig vor- und nachher zeigen und wo man auch die Karosserie-Presse sieht: sfgate.com/business/article/ … 365313.php
Bilder 5 und 11 zeigen das neue Tesla Layout, während Bild 13 das alte Layout des Toyota/GM Joint-Ventures NUMMI zeigt. Was für ein Kontrast!

In einem separaten Raum stand das Ur-Model X, also DAS Referenzmodell, an den sämtliche neu hergestellten Teile bis hin zum fertig montierten Auto auf deren Richtigkeit überprüft werden können.

Ausstellung von diversen Model S Proto- und Designtypen, angefangen vom ersten Präsentationsmodell, das nur aus der Hülle bestand und innen hohl war, bis hin zum Vorserien-Modell, das nur noch geringfügige Unterschiede zum Produktionsmodell aufwies.

Roboter, Roboter, soweit das Auge reicht. Die grossen Fanuc-Roboter, welche nach X-Men Charakteren benannt wurden, sowie die unzähligen kleineren Roboter. Insgesamt sind über 1000 Roboter. Die einen spezialisiert auf eine einzige Aufgabe, während andere mehrere Arbeitsschritte hintereinander durchführen konnten. Am Schluss der Herstellung ist das Auto mit dem Akkupack beispielsweise so schwer, dass es zwei grosse Roboter braucht, um das Fahrzeug hochzuheben und auf eine andere Linie zu hieven. Trotzdem imposant, mit welch scheinbarer Leichtigkeit das Ganze von statten geht.

Vertikale Integration: Während bei einem „normalen“ Autohersteller wie z.B. VW etwa 75 % aller Teile von Zulieferern stammen, hat sich Tesla für den gegensätzlichen Weg entschieden. So gibt es meines Wissens nach im Moment keinen anderen Autohersteller, der einen so hohen Eigenfertigungsanteil hat wie Tesla.

Bunt gemischte Produktion: Tesla ist in der Lage, die Model S bunt gemischt hintereinander zu fabrizieren. D.h. nicht nur verschiedene Farben oder Modell-Typen, sondern unmittelbar hintereinander auch z.B. links- und rechts-gesteuerte Modelle.

Spannend auch zu sehen, wie die Fahrzeuge so Stück für Stück komplettiert werden. Zuerst nur die rohe, Alu-Karosse, die dann nach und nach mit Leben gefüllt wird. An einem Punkt der Linie steht das Fahrzeug beispielsweise mit beiden Motoren da und man sieht deutlich, dass da noch viel Platz (Stichwort Trunk/Frunk) vorhanden ist. Später kommt beispielsweise mal von unten der Akku hinzu, etc.

Auch sehr cool die Räder, die ja in verschiedenen Grössen und auf verschiedenen Felgen daherkommen. Die Räder befinden sich auf einer Art Rutschbahn, jeweils eine auf jeder Seite der Fabrikationslinie. Diese Rutschbahn führt nun in mehreren Umdrehungen nach unten zur Fabrikationslinie. Die Rutschbahn ist so mit dem Herstellungstakt der Fahrzeuge synchronisiert, dass die richtigen Räder zeitgleich mit „ihrem“ Auto bereit stehen, so dass auf jedes Auto die richtigen Räder gemäss der jeweiligen Konfiguration montiert werden. Natürlich ebenfalls von Roboter.

Wenn man gut hinschaute, konnte man immer wieder Teile vom X ausmachen, so beispielsweise die Vordertüren, welche ihre Herkunft aufgrund des Grössenunterschieds verrieten.

Fazit:
Insgesamt war der Rundgang durch die Tesla-Fabrik sehr spannend, lehrreich und unterhaltsam. Gleichzeitig war es sehr schön zu sehen, wo und wie unser Model S hergestellt wurde.
Von dem her kann ich allen Interessierten die Teilnahme an der Tour nur wärmstens empfehlen.

Schade, ich hatte mir das grad gemütlich gemacht…

Gruss

Mario

OK OK, einen hab ich noch. :slight_smile:

Zum Abschluss noch ein paar Schnappschüsse ausserhalb der Fabrik.

Denn dort stand zum einen ein Veteran’s Tesla…

Danke für die Fotos und den Bericht! Ich wollte mich für Sommer anmelden, da ich im Juni in Kalifornien bin. Wie lange vorher hast du dich angemeldet? Gibt es eine lange Warteliste für Besichtigungen?

Toller Bericht vielen Dank!!

Zum anderen haben sie dort auch etwa 10 Superchargers hingestellt, wo diverse Tesla vor sich hinnuckelten.

Und siehe da, unter all den Model S gab’s auch ein Model X zu bestaunen.

Und zwar nicht irgend ein popliges Modell, nein, sondern eine Founders Edition Nr. 36.
Einen P90D, ziemlich sicher fully loaded, wie es sich für eine Founders Edition gehört.

Da der werte Besitzer nicht vor Ort weilte, konnte ich nur ein paar Aufnahmen von aussen machen, die ich euch aber nicht vorenthalten möchte:

Wenn man das X alleine sieht, kommt es einem nicht sonderlich gross vor. Wenn allerdings ein S daneben steht, merkt man doch, dass das X nochmals ne Nummer grösser ist.

Aber insgesamt sicherlich ein optisch sehr gelungenes SUV, vorallem mit dieser genial grossen Windschutzscheibe. Zusammen mit all den anderen Goodies wie AP, over-the-air updates, FWD, HEPA-Filter etc. wirken andere SUVs wie ein Q7, X5 etc. einfach nur noch altbacken und wie aus dem letzten Jahrhundert. :mrgreen:

So, das war’s. Ich hoffe, euch hat mein kleiner Reisebericht gefallen.
Und wie gesagt, solltet ihr mal in der Gegend sein, meldet euch für ne Tour an, ist wirklich ne gelungene Sache.

Ich hab mich relativ kurzfristig ca. 2 Wochen vorher angemeldet und hatte aufgrund meines Reiseplans eigentlich nur einen Nachmittag zur Verfügung.
Wir (2 Personen) haben aber ohne Problem einen Platz bekommen.

Also von dem her sieht’s nicht so aus, als ob’s ne monatelange Warteliste gäbe. Auf der anderen Seite, wenn du dich ein wenig früher (als ich) anmeldest, so schadet’s bestimmt nicht.

Das interessiert mich auch, bin im Juli in CA und auch kurze Zeit in SF.
Bis dahin sollte ich Owner sein :sunglasses:

EDIT: War zu spät, danke für die Antwort.

Ich war letzten Sommer in Fremont. Reservierung der Factory Tour 2 Wochen vorher hat nicht geklappt, sorry fully booked. Der Spontanbesuch im Werk war dann wieder Tesla-Style: Factory Tour? No Problem. 45 Min später waren wir ‚on‘ [emoji106]

Falls Reservierung nicht klappt, just try [emoji41]

Toller Bericht, danke!

Sind die SuCs auf abgesperrtem Werksgelände oder öffentlich zugänglich? Das MX scheint nicht zugelassen zu sein, kann es sein, dass es noch auf die Auslieferung wartete oder dass es für Demos auf dem Werksgelände bereitstand?

Gruß Mathie

Ich denke, die sind (noch) öffentlich zugänglich? Direkt nebenan auf der anderen Seite etwas östlich wird ja schon länger an einem zweiten SuC-Standort mit 20 (!) Stalls gearbeitet:


Foto von hier: teslamotorsclub.com/showthre … ost1267895

Die SuCs sind auf dem Werksgelände. Davor muss man einer der offiziellen Eingänge (mit Wärter etc.) passieren.

Ist sehr gut möglich, dass sie das X für Demos etc. nutzen

In Kalifornien hat man ein halbes Jahr Zeit um sein Auto anzumelden. Steve Jobs hat aus diesem Grund seinen Mercedes SL alle 6 Monate ausgetauscht, weil er Nummernschilder als störend in der Ästhetik des Gesamtdesigns seines Autos empfand. [url]http://apple.wikia.com/wiki/Steve_Jobs[/url]

Spannend, wusste ich gar nicht.

Aber wie identifiziert man eigentlich ein Fahrzeug ohne Nummernschilder, beispielsweise bei einer Toll Road, wo von jedem Auto automatisch ein Foto gemacht wird am Anfang des gebührenpflichtigen Abschnitts…?

Danke für die Vorschau - ich bin am Pfingstmontag um 15 Uhr an der Reihe :smiley:
Anmelden kann man sich ab 3 Monaten vor dem Termin. Ich wollte einfach auf Nummer sicher gehen und habe rasch die Zusage gekriegt.