Reise- und Schneewahnsinn mit dem 70D

Teil 1

Am 17.1.16 war es soweit. Die Feuertaufe unseres 70D stand bevor. Genaugenommen war es die Eisschranktaufe. Wir wollten in den Skiurlaub, rund 600km von der Nordhessischen Tiefebene hoch auf den Arlberg.

Die Tage zuvor war ich zuversichtlich, dass wir bei leichten Plus-Graden reisen würden und damit hatte ich zuletzt Verbräuche um die 240Wh/km selbst im Winter erzielt. Zudem waren wir im Sommer, von Südtirol aus kommend, diese SUCs schon einmal abgefahren. Ich hatte mir ausgemacht, dass der Dachträger mit zwei paar Ski da zwar ein wenig reinlangt - aber es kamen noch ein paar andere ungünstige Bedingungen hinzu…

Ich glaube, das was den Weihnachts-Urlaubern diese Saison an Schnee gefehlt hatte, fiel nun an diesem Wochenende.

Abfahrt bei -2 Grad und Ankunft bei -19! Dazu kamen dann teilweise heftige Schneefälle über die gesamte Strecke, sowie ansteigender Schneebelag auf der Fahrbahn- naja und der Wind blies auch ganz nett. Mein Wille und der von Black Beauty sollten heute geprüft werden.

Wir hatten zuhause voll aufgeladen, etwas vorgeheizt und der Tripmeter zeigte noch lustige 345km Typical Range an.

Der SuC Gramschatzer Wald, unser erster planmäßiger Halt, war nur 186km entfernt und so fuhren wir optimistisch dem Wahnsinn entgegen.

Schon nach 5min Fahrt war die Stimmung dahin und wich einer deutlichen Verunsicherung, denn das Navi schlug (mit fast vollem Batteriestand) den 20km entfernten SuC Malsfeld zum Laden vor und gab den Hinweis: "Wenn möglich bitte wenden (auf der Autobahn). Hatten wir uns übernommen?

Das hätten meine Damen nicht mitgemacht und dort den sofortigen Wechsel auf einen Verbrenner verlangt, also spielte ich die Meldung runter und setzte alles auf Sieg. Jetzt erst recht!

Das einzige, was mir dabei noch in die Karten spielte, waren die schlecht geräumten Straßen, die dazu beitrugen, dass das Reisetempo ohnehin verringert war und nicht auffiel, dass ich bewusst langsam fuhr.

Bis zum ersten Halt am Gramschatzer Wald blieb ich stur unter 110kmh, auch wenn es die Straßenverhältnisse kurzzeitig mal zugelassen hätten. Zum Glück störte das heute niemand, denn es waren bei dem Wetter wenige unterwegs, die zudem alle recht vorsichtig reisten.

Wir kamen am ersten SuC an, mit 43km Restreichweite. Der Verbrauch war dann mit 295Wh/km, trotz dieser langsamen Reisegeschwindigkeit, leicht höher wie mein erträumter Verbrauch vor Reiseantritt.

Bild: SuC Gramschatzer Wald

Streckenabschnitt 2: (SuC Gramschatzer Wald bis SuC Ellwangen) 125,3 km

Supercharger-Hopping (mal einen überspringen), wie in diesem Sommer, habe ich mir dann mal verkniffen.[emoji16]

Da Stau angesagt war, haben wir etwas mehr Saft mitgenommen und sind mit 275km TR, bzw. nach ca. 40min Pause weiter gefahren. Das Aufladen am SuC ging überraschenderweise mit fast leerer Batterie ähnlich flott, wie im Sommer.

Leider zerstörte das viele Streusalz und der mittlerweile liegen-bleibende Schnee die AP und TACC-Pläne. Es wurde also eine anstrengende Oldschool-Reise, so mit „richtig selber Strom-Pedal bedienen“ und mit Lenken und all dem alten Kram.

Weniger Steigungen, noch langsamere Fahrt (nicht aus Verbrauchsgründen, sondern weil niemand schneller fahren wollte!) und der dann doch nicht vorhandene Stau, bescherten uns einen leicht gesunkenen Verbrauch und eine Ankunft am SuC Ellwangen mit 86km Restreichweite.

Dieser war dann auch schon etwas heftiger eingeschneit. Eine Schaufel hatten wir nicht dabei, konnten aber den letzten Stall nutzen, da dort kurz zuvor wohl jemand geladen (und somit Spuren eingedrückt) hatte.

Hunger hatten wir keinen, also gab’s nur einen kurzen Bedürfnis-Halt und es ging nach 20min weiter mit (Mist, nicht dokumentiert) ca. 265km TR (grob80%).

Bild: SuC Ellwangen

Streckenabschnitt 3: (SuC Ellwangen bis SuC Aichstetten) 137,2 km

Dieser Abschnitt verlief etwas beruhigter, denn langsam gewöhnte ich mich an die Situation. Der Schneefall wurde erst heftiger und setzte dann noch einmal abrupt für unsere letzte Pause aus und die Sonne lies sich kurz blicken. Wir kamen mit 43km Restreichweite und einem Durchschnittsverbrauch von 303Wh/km (die Fahrweise wurde wieder mutiger) am SuC Aichstetten an. Erfreulicherweise, waren hier zwar etliche Parkplätze bis zu 20cm eingeschneit, die Plätze am SuC und an den neuen Schnelladern waren aber komplett geräumt. Herzlichen Dank an den Rasthofbetreiber - wie man sieht, geht es auch anders.

Wegen morgendlicher Trödelei bei der Abreise und der witterungsbedingten langsamen Reisegeschwindigkeit, haben wir hier sicherheitshalber mal länger aufgeladen. Denn nun sollte es erstens über 130km auf 1600m rauf gehen und die Dunkelheit (die wir ursprünglich nicht am Ende haben wollten) würde uns nun ereilen, sowie natürlich eine (recht bald dicker werdende) Schneedecke auf der Fahrbahn.

Wir hatten eh Hunger und pausierten 50min. Als wir abreisebereit waren, wäre der Tesla am liebsten schon lange weg gewesen, Essen dauert einfach zu lange. Die Batterie war also „so gut wie voll“ und auch der Tripmonitor gab wieder eine optimistische TR von über 300km an (grob 95%). Wenn der nur auch mal wüsste, wo wir hinwollen…

Bild: SuC Aichstetten (Im Süden fällt zwar immer mehr Schnee, dafür wird hier wenigstens ordentlich geräumt)
Edit: Bilder gelöscht

Die letzte Etappe: (SuC Aichstetten bis Skigebiet Warth-Schröcken, via Bregenzerwald) 130km

Dank der Essenspause mussten wir uns, trotz Aufstieg, um die Reichweite keine Sorgen mehr machen. Bei mir setzte Skilaune ein, denn die Schneedecke auf der Straße wuchs stetig an. Vorige Woche hatte man hier noch gejammert, bei 50cm Schnee auf dem Berg und nun hat’s 165cm im Tal! (Tendenz steigend).

Übrigens ein Tipp für alle Schneesüchtigen, die spontan reisen können, hier ein Link für die nächste Skigebietssuche, sortiert nach Schneemengen im Tal: bergfex.at/oesterreich/schne … t=Tal,DESC

Wir kamen gut gelaunt an.

Der Dual-Motor ist über jeden Zweifel erhaben und steht dem Quattro in nichts nach - und so versauerten die Schneeketten im Frunk und erhielten nicht ihrem planmäßigen Einsatz. Heftige kurze Steigungen und Kehren, die man auf Schnee und darunterlegender Glätte (Reifenspuren von Heckschleudern, die hier massiv durchdrehen, machen die Kehren spiegelglatt) zu meistern hatte, wurden souverän genommen. Selbst anhalten und „danach die Fahrt wieder aufnehmen“ waren kein Problem.

Unser Black Beauty hat uns sicher ans Ziel gebracht und durfte sich nun in der Tiefgarage ausruhen, sowie etwas Strom nuckeln.

Der Verbrauch belief sich nach dem Aufstieg nur auf erstaunliche 331Wh/km (1600m, verteilt auf 130km), da hatte ich dann jetzt doch nochmal etwas mehr erwartet.

Die gesamt Reisezeit inkl. Pausen betrug 8,5 Stunden, was für die heutigen Verhältnisse recht gut war.

„Früher“ (im alten Verbrenner-Leben) hätten wir statt der 1h:50min vermutlich nur 1h Pause gemacht und wären auf den wenigen, nicht-glatten Abschnitten Vollgas gerast, was uns heute nur 10min Zeitvorteil eingebracht hätte (Sprich: statt 8,5h nur 7,5h Rasezeit inkl. Pausen). Dafür hätte die Rückbank vor Rückenschmerzen gejammert (da es nur eine Pause statt 3 gegeben hätte), das Thrombose-Risiko wäre erhöht gewesen, es wäre eine Menge(!!!) Dreck in die Luft gekommen und vor allem hätte uns der Spaß statt 0,- etwa € 100,00 gekostet. Ach ja: auch ein Koffer weniger wäre mitgekommen, da der Alte trotz Kombi-Heck und Dachbox eigenartigerweise weniger Stauraum aufwies.

Einzig den Dachträger, werde ich wohl, wenn möglich, nur noch fürs Weihnachtsbaum-holen nutzen. Kostet einfach zu viel Strom und Nerven.

Fazit: Mit der Familie und dem gesamten Gepäck in den Skiurlaub zu fahren und das mit einem Elektroauto, das geht. Unter erschwerten Bedingungen, also nur mit dem „kleinen“ 70D, dann dabei einen Dachträger zu montieren und bei bis zu -19 Grad und Schneetreiben eine 600km Langstrecke zu bewältigen, das geht auch. Natürlich braucht es etwas Gefühl im Strompedal, aber man kommt sicher und glücklich, sowie um eine Erfahrung reicher, an. Den Dual-Motor würde ich für uns nach heute als absolutes „Must-Have“ ausrufen wollen.

Das muss noch gesagt werden:
Diese „coole“ Fahrt wäre -wieder einmal- ohne die Supercharger undenkbar! Danke Tesla.

Edit: Was mir gerade noch auffiel: Das war unser erster Trip mit „Null“ anderen Tesla-Sichtungen an den drei SUCs.

Winterliche Grüße in die Runde und allen eine schöne Woche
Earl

(Auf der Rückfahrt wird’s wohl etwas wärmer, also weniger spannend)

Outtakes: „Umparken“ hat mir heute mal einen Rekordverbrauch beschert:

Gute Story, sehr unterhaltsam. Mein Rating: 3x Daumen nach oben [emoji106][emoji106][emoji106]

Sehr schöner Bericht! Für einige Zeit hatte ich vergessen, dass es ein 70D ist. Schön, dass es selbst mit dem so möglich ist - wenn man nur die Ruhe bewahrt. :slight_smile:

danke toller Bericht!!

Klasse Berichterstattung und tolle Fotos! [emoji106]

Vielleicht zeigst du mal, was du alles in den Frunk bekommen hast und wie.
Ich träume ja von einem Gepäckstück, das genau in die D Modelle passt.
Gibt es sowas schon??

Wir waren vor zwei Wochen auch in den Bergen, leider hatten wir nicht das Glück im Tiefschnee zu fahren. Aber mal ehrlich.: sind wir nicht irgendwie Pioniere der Neuzeit :slight_smile: Ein bisschen Abenteuer und Nervenkitzel ist immer (Berechenbar :stuck_out_tongue: ) dabei.

Herzlichen Dank an alle für die vielen netten Worte!

@K.I.T.T. Im Frunk waren nur ein paar Skischuhe und die Schneeketten, da wir nicht mehr Stauraum benötigten. Eine passende Tasche für die D-Modelle ist mir leider noch nicht bekannt.

„Coole“ Story Earl! Zu Anfang hatte ich spekulativ erwartet, dass Du es doch bereut hättest nicht den 85er genommen zu haben. [emoji15] Aber dann hast Du ja alles richtig gemacht. [emoji106][emoji4]

Super geschrieben, hätte noch ewig weiterlesen können. Danke.

Tolle Story, hättest Du mit einem 90D einen SuC-Stop weniger gebraucht oder wären die gleichen drei nötig gewesen?

PS: Für den Weihnachtsbaum reicht es die Rückbank umzuklappen und bei Bedarf den Kofferraumdeckel einen Spalt offen zu lassen.

Sehr schön geschrieben Earl!
Bin gerne mit euch mitgereist. :slight_smile:

Dein Bericht hat auch meine Vorfreude auf unsere erste grosse Winterfahrt in die Berge Ende Februar nochmals gesteigert. Es werden zwar „nur“ etwa 300km sein, aber erwarte auch ein paar zusätzliche Leckerbissen wie Stau, verschneite Strassen, eingeschränkter AP, etc…

Ich freu mich auf jeden Fall schon jetzt auf das winterliche „Abenteuer“ mit der ganzen Familie und einem vollgepackten 70D.

Das mit den Schneeketten werd ich mir aber voraussichtlich schenken. Hab die in all den Jahren vorher dank 4WD noch nie gebraucht und das soll gefälligst auch so bleiben. :laughing:

Jep, sehr schöner Bericht - Danke! Hals- und Beinbruch …

Wie sich wohl ein JetBag statt nackten Ski auf dem Dach ausgewirkt hätte?

@ Earlian: vielen Dank für deinen Bericht. Wir werden uns Ende März auf die Reise machen - von Hamburg bis nach Schoppernau / Bregenzer Wald.

Ich bin zwar guten Mutes, dass Frau Holle zu diesem Zeitpunkt nicht so klotzt - aber spannend wird das allemal, denn ich hab dann Dachgepäckträger plus Skibox oben drauf und bin mal gespannt, wie die Reichweite auf der Autobahn damit aussieht.

Sehr schöner Bericht, man lebt richtig mit!

Und da ich auch „nur“ 70 kWh durch die Gegend fahre, freue ich mich immer besonders über Beiträge, bei denen ein S70 die Hauptrolle spielt!

:smiley:
„Oldschool“… :laughing: wenn man bedenkt, dass „Oldschool“ vor 3 Monaten noch ganz normal war mit V6.2…

Geht mir aber auch so, ich habe mich schon so dermaßen an den AP gewöhnt, dass mir neulich richtig was gefehlt hat, als ich einen Tag einen Non-AP-Loaner hatte.