Gedankenspiel: Was, wenn Tesla auswandert?

Elon Musk ist kein Amerikaner. Ich bin mir relativ sicher, er würde sich als Weltbürger bezeichnen.

In der Entwicklungsphase war es sinnvoll in den USA – genauer: im Silicon Valley – zu sein, der Grund dafür, dass er sich in Kalifornien niedergelassen hat war, so Musk, dass es dort für neue Technologien die weltweit besten Chancen gäbe.

Nun hat mich die rasende Geschwindigkeit beim Bau der Gigafactory 3 und das offensichtliche Wohlwollen der Chinesischen Führung für Tesla auf die Idee gebracht, dass da mehr dahinter stecken könnte.
Will man heute etwas reproduzierbar, schnell und relativ preisgünstig fertigen, dann geht man nach China. Jeder tut das. Und wenn es auch noch das eigene Unternehmen ist, umso besser. (Ich kenne das von meinem AG).

Ich frage mich, wie lange Tesla angesichts der aktuellen politischen Situation und angesichts des Gegenwindes, den das Unternehmen im »Westen« erfährt, sich noch als US-Unternehmen verstehen wird?

Ist eine Verlegung des Hauptsitzes nach China denkbar? Was wären die Implikationen (außer, dass es im Moment dort für Tesla offenbar viel leichter ist)? Wie würde sowas organisatorisch und finanziell ablaufen müssen?

Man denke an die chinesische Green Card, die Musk ungefragt (?) bekommen hat, und daran, dass er sich als Sozialist betrachtet, der auf der Spielwiese des Kapitalismus sein Ding durchzieht. Das passt nahtlos zur Chinesischen Wirtschaftspolitik.

Thoughts?

Siehe Fall Huawei. Zudem, wieviele chinesische Autos fahren auf europäischen oder amerikanischen Strassen.

Ich glaube mit diesem Gedanken bist du weit von der Realität abgedriftet.

So viel leichter ist das in China nicht, die GF Kredite dort haben nur wenige Monate Laufzeit bevor die fällig werden - Tesla braucht die US Börsen und Finanzmärkte um sich zu (re-)finanzieren.

Ein Delisting von US Börsen was davon sicher die Folge wäre, wäre doch praktisch das sofortige Aus, da müsste dann Musk die Kredite seiner beliehenen Aktien zurückzahlen. Und die von Space X gehaltenen Anleihen würden dann auch Space X sofort zum Wanken bringen.

Die Chinesen geben Kredite so: hier 6 oder 12 Monate und wenn nicht bis dahin zurückgezahlt gehört das uns.

Zumal sicher nicht wenige der Subventionen (direkt und indirekt), die in den USA gewährt worden sind, dann fällig werden würden.

Tesla ist einfach zu stark vom US Finanzmarkt abhängig und zu sehr auch dort verschuldet, als dass sowas überhaupt angedacht werden könnte.

Ich glaube kaum, dass TESLA nach China umzieht. Es wird eher so werden wie bei Apple: Das „Brain“ und das KnowHow sitzen weiterhin in den USA/im Silicon Valley. Die Fertigung wird nach China ausgelagert, da dort um einiges günstiger produziert wird.
TESLA hat aber noch sehr viele Herausforderungen softwareseitig zu lösen und da bekommt man in China einfach nicht die Experten. Und ob das vorhandene AI/autonome Fahren/FSD Team einfach so nach China umziehen will? Ich wage es zu bezweifeln :wink:
Auch das Thema Robotaxis, welches Elon Musk so am Herzen liegt, ist eine reine Softwaresache (und eine Regulatorische). Das ist einfacher aus den USA heraus zu steuern, als auch China…

Just my two cents.

Hmmm na hoffentlich nicht ganz wie Apple :wink: - denn obwohl die in China fertigen laufen dort inzwischen richtig grosse Anti-Apple Kampagnen, einfach weil das ein US Konzern ist.

heise.de/mac-and-i/meldung/ … 25486.html

Komplett auszuwandern halte ich, auch im Hinblick auf den wichtigen US-Markt, für unwahrscheinlich. Ich gehe davon aus, dass die Produktionskapazitäten in den nächsten Jahren hauptsächlich in China wachsen und von dort den asiatischen und europäischen Raum mit M3 und MY beliefern wird.

Ein Grund wird Spacex sein, ohne die Zustimmung der US-Regierung kann Spacex die USA nicht verlassen. Das macht alle anderen Überlegungen zu Tesla obsolet.

Das ist ein spannender Gedanke. Wenn man aber berücksichtigt dass das Design Studio noch immer bei Los Angeles ist und nicht nach SF umgezogen wurde so zeigt es doch dass eine Infrastruktur und Mitarbeiter nicht so einfach ersetzt werden können.

Naja, R&D bleibt erst mal in Kalifornien, klar. Meine (gewagte, hypothetische) Frage ist eher, ob denkbar wäre, dass der wirtschaftliche Hauptsitz nach China verlegt wird?

Going private durch die kalte Küche, sozusagen.

Warum sollte man ohne Not den Firmenhauptsitz in ein Land ohne Rechtssicherheit verlegen? Ein falsches Wort oder ein Streit mit der falschen Person und die Firma ist weg.

Es gibt gute Gründe warum reiche Chinesen ihr Geld nach USA und EU schaffen.

Mit Verlaub: Mein AG macht seit 20 Jahren Geschäfte in China, seit 2004 haben wir dort eine Tochter. Von fehlender Rechtssicherheit hat in dieser Zeit niemand etwas gemerkt. Im Gegenteil: Die Verhältnisse sind klarer als bei uns manchmal. Nicht alle Regeln gefallen uns. Aber es gibt klare Verhältnisse. (Man sollte natürlich nicht mit der Mentalität eines Kolonialherren auftreten.)

Da haben aber andere aus der europäischen Industrie andere Erfahrungen gemacht, gerade in letzter Zeit.

Du hast den letzten Satz in Klammern gelesen?

Manche sagen, es gibt gute Gründe warum reiche Deutsche Ihr Geld aus dem EU Raum schaffen.

Richtig ist, dass die Kritik an Tesla, die in freien Gesellschaften möglich ist, in China unterdrückt werden könnte. Diese Unterstützung bekommt Tesla zurzeit aber nicht, z.B. über die Akkubrände und die Qualitäts/Serviceprobleme von Leasingfahrzeugen wurde dort sehr prominent berichtet.

Was noch dagegen spricht: Die USA ist für Tesla der mit Abstand wichtigste Markt. Schon mit den jetzigen Zöllen wäre Produktion ausschließlich in China ein Nachteil. Mit steigenden Zöllen im Handelsstreit könnte das den Zugang zum US-Markt effektiv kappen.

In China ist Tesla auf jeden Fall nicht in den Top 5 der Hersteller und mit 2% Marktanteil unter den BEV eher eine kleine Nummer.

Dazu wäre es praktisch kaum möglich 40000 Mitarbeiter und mindestens drei Fabriken in den USA abzuwickeln.

– Kritik an Tesla ist also nur in »freien« Ländern möglich (wird aber in China dann doch nicht unterdrückt – ja, was nun?)
Dass mehr als 50% dieser Kritik aus Lügen, Unterstellungen, Falschberichten und FUD bestehen – und in den »freien Ländern«, dank der Übermacht von Lobbys und Oligarchen nichts Wirksames gegen diese Verleumdungen getan werden kann (im Gegenteil, sie kommen ja aus Quellen, die mit der Politik eng verflochten sind), das lassen wir vor lauter »Freiheit« mal unter den Tisch fallen.

– Die USA ist jetzt für Tesla der wichtigste Markt, einfach, weil es ihr Heimatmarkt ist. Wer strategisch denkt, wird sich vielleicht Gedanken über die Zukunft von »Gottes eigenem Land« machen und das sinkende Schiff verlassen, ehe es dort wirklich so aussieht wie in Updikes »Gegen Ende der Zeit«. Sie sind auf dem besten Weg dorthin.

– Der kleine Marktanteil von Tesla in China ist doch auch kein Naturgesetz? Denke mal strategisch. Der größte und wachstumsstärkste Markt der Welt ist natürlich auch der interessanteste, wenn man etwas bewegen will. Deswegen ist Europa auch so wenig wichtig. Wir können froh sein, dass wir als »Zentrum der weltweiten Autoindustrie« noch eine gewisse irrationale Relevanz genießen. Sonst würden wir unsere Teslas wahrscheinlich nach den Indern bekommen. (Dies ist eine rhetorische Übertreibung! Es ist nicht nötig, mir zu beweisen, dass ich damit Unrecht habe.)

– Eine Schwerpunktverlagerung – zumal in einer Phase des Wachstums – bedeutet nicht, an den vorhandenen Standorten verbrannte Erde zu hinterlassen (aus wenn deutsche [Unternehmen] das gern so darstellen / umsetzen). Es bedeutet nur, dass woanders mehr gewachsen wird als dort.

Tesla hat in China keine strategischen Vorteile: BYD, BAIC, SAIC, Geely und Co. haben alle schon Fabriken, trainierte Mitarbeiter, Serviceinfrastruktur in China und verstehen die Bedürfnisse des chinesischen Marktes. Da muss Tesla erstmal aufholen.

Kritik an Tesla ist zurzeit auch in China möglich. China hätte die Möglichkeiten über Social Score oder Internetblockaden solche Kritik effektiv zu unterbinden. Machen sie aber nicht.
Natürlich freut sich die chinesische Politik über den Fabrikbau und die dadurch geschaffenen Arbeitsplätze. Wenn dadurch aber einheimische Unternehmen bedrängt werden, dann mag das schon wieder ganz anders aussehen.

PS: Deine Übertreibung bzgl Indien ist einfach falsch: Indien ist weiterhin ein kleinerer Markt als Deutschland alleine, damit deutlich kleiner als EU. Außerdem ist die Kaufkraft für Fahrzeuge in Teslas Preisklasse in Indien nochmal viel kleiner.

Der allgemeine Trend in der Autoindustrie: produzieren möglichst nahe an den Absatzmärkten (mit Ausnahmen natürlich).

Solange die USA der Hauptmarkt bleiben, erscheint mir ein Weggehen der Produktion eher unwahrscheinlich - wobei die Bedeutung der neuen Fabrik in China zunehmen kann in der Zukunft.

Seitenbemerkung @Hendrik: Ich bemerke, dass deine Argumentation / Denkweise grundsätzlich jede Art von Entwicklung ausblendet.
Indien IST ein kleiner Markt (ja, aber mit einormendem Potential)
Tesla HAT in China kaum Bedeutung (ja, aber das muss ja nicht so bleiben)
Tesla HAT keinen strategischen Vorteil (man kann Märke entwickeln)
(USA sind der Hauptmarkt für Tesla (das kann evtl. bald nicht mehr zum Überleben reichen))
usw.

Das ist nicht als persönlicher Angriff zu verstehen, sondern als Erklärung dafür, warum wir nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen werden: Mich interessieren eigentlich nur Potentiale. Das was ist, ist ja schon.

Von fehlender Rechtssicherheit hat in dieser Zeit niemand etwas gemerkt.

Gut für euch. Aber eine Anekdote ist keine seriöse Quelle. Im übrigen bemerkt man das Problem natürlich nur, wenn es mal wegen irgendetwas Streit gibt.

Eine kurze Google-Suche nach „China Rechtssicherheit“ zeigt dir viele seriöse Quellen (Zeit, GTAI, MPI,…).

Man sollte natürlich nicht mit der Mentalität eines Kolonialherren auftreten.

Das Problem der fehlenden Rechtsicherheit betrifft zuallerst die Chinesen selbst.

Damit entkräftest du dein eigenes Argument. Bemerkt?

Außerdem sind Medien mit nachweislich transatlantischer Schlagseite (=direkte Einflussnahme durch US-Interessenträger) für mich erst mal nicht per se glaubwürdiger als persönliche Gespräche mit betroffenen Chinesen.