Es kommt ein M3 ins Niederbergische

Hallo,

erst einmal vielen Dank für die Menge an nützlichen Informationen die ich hier im Forum lesen konnte. Am Sonntag habe ich auf den Bestell-Button geklickt … und bin immer noch nicht ganz sicher, ob das wirklich richtig war. Aber erst mal zum Wagen: Meine letzten drei waren jeweils für 4 Jahre weil Dienstwagen-Leasing

a) Audi A4 2.7 TDI: Frontantrieb reichte nicht immer in den manchmal schneereichen Wintern des Bergischen Lands

b) BMW X3 2.0d: Also ein in den USA gefertigter SUV-Allradler mit einer Menge Probleme von harmlosen Lackierungsfehlern, lästigen Schiebedachproblemen bis hin zu nicht so lustigen Radlagerschäden

c) Mercedes GLC 250d: Den habe ich noch ein paar Monate und das ist nach den Maßstäben der „alten Technologie“ ein schönes Auto

Bestellt wurde:

I) M3 Long-Range: Ein M3P war mir bei einer Probefahrt beim Duesseldorf SeC zu hart. Einen LR hatte ich zwei Tage gemietet bei eShare.one in Dortmund und war schwer begeistert. Meine Frau war vor dem Leihen skeptisch. Nach dem obligatorischen Beschleunigungskreischen als Beifahrerin und vorsichtigem Selbstfahren war sie dann kaum noch vom Steuer loszueisen ("lass uns doch noch zum Klaus fahren :smiley: ")

II) Äusseres: Farbe Midnight Silver was ja weitgehend Geschmackssache ist; lediglich die Empfindlichkeit des schwarzen Lacks ist ein objektives Thema. Felgen: Da grübelte ich lange. Objektiv spricht alles für die Aero bzw. das darunter liegende Speichenrad (etwa 6% mehr Reichweite, leiser, weicher, Beschädigungsrisiko), aber dann gab doch die Optik den Ausschlag … und AHK wegen Fahrrädern

III) Kein FSD: Da zögerte ich auch länger. Einparken und normales Summon finde ich nützlich, aber den Rest nicht obwohl ich Technik-Spielkind bin. Ich sehe auch aus technischen (habe mal über ein KI-Thema promoviert) und EU/DE-rechtlichen Gründen FSD nicht so schnell kommen … und notfalls kann ich das nachbestellen.

Woher nun die Zweifel an der Richtigkeit der Entscheidung?

  1. Finanziell wäre das Firmenleasing eines Hybriden für mich deutlich attraktiver und risikofreier. Es ist immer noch nicht auszuschliessen, dass Tesla pleite geht (was ich nicht glaube: Habe Aktien) und dann hat man eventuell viel Geld in den Sand gesetzt.

  2. Technisch ist die Autobranche gerade in einem Umbruch wie seit 50 Jahren nicht: Keiner weiß, wie es in vier Jahren aussieht. Rational wäre abwarten, was mit einem (Firmen)Leasing risikoarm geht, und sich einen Hybrid mit all seinen Schwächen als Übergangstechnologie zu nehmen. Gleich den ersten wirklich brauchbaren Mittelklasse-Stromer zu kaufen ist früh.

  3. Service und Qualitätsrisiko: Beim M3 gibt es genügend Leute mit erheblichen Problemen (z.B. Thema Wasser unter Kofferraum) die auf einen oft überlasteten Service treffen; bei „Kleinkram“ wie Lackierung und Spaltmassen bin ich nicht empfindlich. Es braucht ein wenig Glück nicht einen der Montagswagen zu erwischen oder sich Beschädigungen einzufangen. Den Wagen werde ich bei Auslieferung nicht nur freudig, sondern auch mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch und Checkliste in der Hand in Empfang nehmen - das gehört (leider) auch zu Tesla.

Warum trotzdem der Klick auf den Bestell-Button?

i) … ich habe ihn gefahren: Mehr muss ich wohl nicht sagen :smiley: Es wird praktische Einschränkungen geben, z.B. die Notwendigkeit besserer Planung von Ferientrips in die Toskana und kein Highspeed auf Langstrecke, aber das Alltagsfahrgefühl macht dies mehr als wett.

ii) Mir gehen die etablierten deutschen Hersteller furchtbar auf den Zeiger wenn mich z.B. auf der Mercedes Homepage sinnentleerte Marketingsprüche wie „Ausdruck innerer Stärke“ zum GLB empfangen oder auf der Homepage von VW unter „Aktuelles zum Thema Diesel“ steht „jeder Kunde ist uns wichtig“ und das kombiniert mit den Betrugsfällen. Diese Art des Marketings und die Vorstellung einen Wagen dieser Hersteller zu ordern widert mich inzwischen an - und ich habe beruflich auch mit Marketing zu tun - und Tesla ist eine marketingfreie Oase (wer hat sonst praktisch nur earned media?).

iii) Das Gefühl „Die Zeit ist reif“. Es reicht mit der alten Form der Mobilität bei der nicht ersetzbare Rohstoffe auf immer vernichtet werden und ich hinten ein Gasgemisch ausstosse, welches mich bei purem Einatmen in kürzester Zeit töten würde: Das kann nicht richtig sein. Man setzt mit dem Wagen und den Diskussionen die sich darum ergeben werden auch ein Zeichen und das Unternehmen Tesla ist - trotz aller aktuellen Schwächen die auf dem Rücken der Kunden landen - unterstützenswert.

Mal schauen, was ich rückwirkend von solchen Statements nach ein paar Wochen mit dem M3 halte … :wink:

Herzlichen Glückwunsch zum Klicken des Bestellbuttons. :slight_smile: Deine Überlegungen kann ich komplett nachvollziehen und ich bin überzeugt, du wirst den Schritt nicht bereuen.

Ich fahre seit Mitte Juni ebenfalls ein Model 3 LR AWD mit AHK und 19" Rädern aber ohne FSD. Und was soll ich sagen – nach 13’000 km :open_mouth: – ich würde ihn NIE mehr hergeben. :smiley:

PS: Und die (zügige) Fahrt in die Toskana hat noch nie soviel Spass gemacht: [url]Roadtrip über die Toscana ins Südtirol]

Mir gehen die etablierten deutschen Hersteller furchtbar auf den Zeiger wenn mich z.B. auf der Mercedes Homepage sinnentleerte Marketingsprüche wie „Ausdruck innerer Stärke“ zum GLB empfangen oder auf der Homepage von VW unter „Aktuelles zum Thema Diesel“ steht „jeder Kunde ist uns wichtig“ und das kombiniert mit den Betrugsfällen. Diese Art des Marketings und die Vorstellung einen Wagen dieser Hersteller zu ordern widert mich inzwischen an - und ich habe beruflich auch mit Marketing zu tun - und Tesla ist eine marketingfreie Oase (wer hat sonst praktisch nur earned media?).

Das ist sehr schön geschrieben und spricht mir aus der Seele :slight_smile:

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