Liebe Mitforisten,
Nach längerem stillen Mitlesen eine Vorstellung von mir:
Ich bin Mitte Dreissig, wohne wechselweise im Wallis (CH) und in Ludwigsburg (D), zudem verbringe ich ein Drittel des Jahres aus beruflichen Gründen in (Nord-)Kalifornien.
Mit Elektromobilität beschäftige ich mich seitdem ich fahre. Die ersten Fahrzeuge waren City-EL und ähnliche Bauformen. Ob das nun als Auto zählt, sei jedem selber überlassen. Um 2007 hatte ich durch Zufall das Glück einen der ersten Elektro-Smarts zu bekommen. Damals noch mit der „warmen“ Zebra-Batterie, was aber kein Problem war, da ich Zuhause und an der Uni problemlos laden konnte.
Beim Smart in verschiedenen Formen bin ich länger geblieben (Phase I bis IV, den ich aktuell als Zweiwagen habe). Dazu gesellte sich später ein Tesla Roadster, den ich nach einem Aufenthalt als Doktorand bei Tesla bekommen konnte und nach Europa mitgenommen habe. Das Überführung war relativ einfach, die Zulassung erstaunlicherweise ebenfalls (Dank an das Landratsamt LB, das unterstützt hatte). Die Batterie des Roadsters ist entsprechend der Vorhersage entsprechend Meilen und Jahren auch ausgefallen und wurde vor circa einem halben Jahr ausgetauscht. Das „Update“ war mehr ein „Upgrade“, weil am Fahrzeug noch andere Verbesserungen vorgenommen wurden seitens Tesla, es ergab sich wegen Energiedichte der Zellen, aber eben auch wegen der mechanischen und ggf. elektrischen Verbesserungen eine deutlich gestiegene Reichweite. Der Komfort blieb so schlecht wie er von Anfang an war - es ist eben ein Sportwagen, das muss man akzeptieren. Regenempfindlich blieb der Wagen zudem auch, aber das kennen die Fahrer von Roadstern von der Anfangszeit wahrscheinlich.
Für etwas mehr als zwei Jahre hatte ich einen MB B 250e, der sehr angenehm war. Nur die Optik lag mir nicht. Der Smart ist sicher auch kein Sportwagen, aber als Stadtwagen unbestreitbar vorteilhaft. Bei der B-Klasse verschwindet der Vorteil eines sehr kompakten Fahrzeuges wieder. Dafür war das Fahrzeug sehr komfortabel und zuverlässig. Nicht eine einzige Reparatur in 90k km.
Als Hauptwagen kam 2014 zudem ein Model S P85 (Heckantrieb) dazu. Einen Supercharger hat es nur wenige Male gesehen. Dafür hat es bisher relativ gut gehalten bzgl. Batterie. Mechanik und Elektrik sind eben wie sie bekannt sind. Der Service ist schlecht, Reparaturen dauern leider lang, aber dafür habe ich für die normalen Pendelstrecken den Smart. Die Reichweite war das Kriterium für den Kauf, da wurde ich auch nicht enttäuscht. Somit bin ich recht zufrieden. Angewiesen sein wollte ich auf das Model S vielleicht nicht unbedingt. Daneben gibt es dieses Problem mit dem eATS, dessen Dichtungen nach fünf Jahren häufiger lecken und nach sieben Jahren mehr Auffälligkeiten aufweisen, die teuer werden können. Insgesamt plane ich für 2019 einen Ersatz des Fahrzeuges, auch weil die km-Leistung inzwischen 120k km überschritten hat. Eine Bestellaufforderung der Reservierung vom Anfang des Model 3 habe ich erhalten, aber noch nicht umgesetzt. Die Weihnachtszeit bleibt ja nun zum Überlegen. Bei einer Testfahrt vor einem Jahr in Kalifornien war ich vom Model 3 ziemlich enttäuscht, aber vielleicht waren meine Erwartungen auch falsch. Insgesamt wirkt es gerade im Innenraum sehr „günstig“, auch aussen schlecht verarbeitet. Aber vielleicht bessert es sich und vielleicht sind die EU-Fahrzeuge dann besser, weil der Ersatz hier aufwendiger aussieht als im Heimatmarkt Kalifornien.
Meine Erfahrungen mit Zero-Emission beschränken sich aber bewusst nicht nur auf BEV, sondern auch auf FCEV: In Kalifornien nutze ich seit ca. knapp zwei Jahren einen Mirai von Toyota, nachdem die B-Kl. F-Cell nicht mehr erhältlich sind und so langsam die Leasing-Programme auslaufen, bevor die vom GLC F-Cell starten, blieben nur Honda Clarity, Toyota Mirai und bald Hyundai Nexo. Mit dem Mirai bin ich sehr zufrieden. Ich würde sogar soweit gehen zu benennen, dass es die angenehmste Form von Langstrecken-Zero-Emission-Mobilität ist. Mein Haus steht in Atherton CA (nahe Palo Alto, also Bay Area) und ich pendle häufiger längere Strecken in die Berge und zurück. Das wäre mit dem Model S nicht möglich, zumal es am Zielort leider keine Lademöglichkeiten bzw. nur relativ ausgelastete Stromnetze gibt. Wären diese gegeben, wäre es vermutlich anders. Ähnlich sieht es aus, wenn ich ab und zu in die L.A. Gegend fahre und nicht fliegen will. Fährt man früh morgens oder spät abends, ist das Auto meistens Tür-zu-Tür schneller. Vor allem dann, wenn man nicht direkt nach Burbank oder Long Beach fliegen kann, sondern auf LAX angewiesen ist.
Insgesamt bin und bleibe ich ein treuer Anhänger der Elektromobilität. Obschon ich sehr viel fahre (privat und dienstlich), habe ich bisher innerhalb 2018 nur knapp 220 km mit Verbrennungsmotor zurückgelegt.
Ein Tipp an die Fans von E-Fahrzeugen auf Reisen: Viele Mietwagenanbieter in Japan und USA bieten ZEV (Zero Emission Vehicle) an, wenn man explizit nachfragen. In L.A. sieht es bspw. bei National dann zwar oft so aus, dass man durch das ganze Parkhaus laufen muss, um in einer Ecke einen Mirai oder Clarity zu übernehmen bzw. einen Leaf oder e-Golf, aber wer so gerne mal Modelle testen will, ist ganz gut bedient. Man sollte aber die Strecken vorher gut kennen bzw. die Infrastruktur genau überprüfen.
Gruss
Martin