Hallo aus dem Taunus!
Es wird Zeit, dass ich nicht nur schweigend mitlese, sondern mich auch kurz vorstelle:
Nach einem langen Autoleben mit vielen schnellen BMWs und Audis bin ich im März (un-?) glücklicherweise auf die Idee gekommen, bei Tesla anzurufen und eine Probefahrt mit einem Model S zu vereinbaren. Warum? Sicherlich weil ich als Ingenieur für neue Technik immer zu begeistern bin, mehr noch aber, weil ich für schönes Design und klare Linien hochgradig anfällig bin… und ich finde das Model S einfach super schön!
Jedenfalls habe ich Ende März meine erste begleitete Runde mit einem S 75 gedreht. Na ja, fährt nicht schlecht, schön leise bis 130, guter Anzug, ziemlich „space-ige“ Bedienung, Bremsen etwas giftig (wenn man sie denn braucht) Fahrwerk geht so, vergleichsweise teuer - und wie funktioniert das auf langen Strecken mit nur 300-350km Reichweite?? Alles in allem hat mich die Testfahrt nicht ganz so überzeugt wie die Linien…
Aber irgendetwas hat mich nicht mehr losgelassen. Dann fing ich an, hier im Forum zu stöbern und all die schrecklichen Dinge über Spaltmaße, Geräusche, Ledersitze, verschlimmbessernde Software-Updates etc. zu lesen… aber eben auch die Begeisterung der meisten hier zu spüren, die die Ruhe und Freude beim Fahren loben. Jedenfalls haben die Diskussionen hier viel dazu beigetragen, dass ich einen Termin für eine Overnight-Probefahrt vereinbart habe, um einen Tesla mal „im wirklichen Leben“ in Ruhe incl. Laden testen zu können.
Letztes Wochenende war es so weit: ich bekam von Tesla einen S 75D geliehen. Richtung Passau sollte es gehen, ca 350 km. Ziel eingegeben, aha, wie zu Hause geplant, ein Stop am SuC Geiselwind vom Navi vorgeschlagen. Die ersten Meter in der engen TG-Ausfahrt… puh, doch noch ein ganzes Stück breiter als mein A6. Nach einer vorsichtigen Fahrt durch Frankfurt auf die A3 - fährt sich gut! Leider bis Würzburg nur Stau, viel Stop & Go mit Tempomat. In Geiselwind brauchte nicht nur der Tesla Strom, sondern auch wir eine natürliche Pause.
Laden geht einfacher als ich dachte. Nach dem Kaffee war der Akku voll genug für die Weiterfahrt, die bis zum Ziel problemlos verlief. Auf dem Rückweg haben wir am SuC Regensburg auf die empfohlene %-Zahl geladen - dort war es ganz schön voll, nur 3 Stalls frei. Wie soll das werden, wenn das Model 3 kommt?
Für den Rest der Fahrt hatten wir starken Gegenwind, so dass die für Geiselwind geplanten 10% Ladestand schnell auf 4% dahin schmolzen, trotz gleichmäßiger, für meine Verhältnisse gemütlicher Fahrt mit um die 130 km/h. Dann die Empfehlung, die Geschwindigkeit auf 105 km/h zu reduzieren - ganz so hab ich mir das ja nicht vorgestellt, wer weiß, ob es nicht noch knapper wird … also erstmal Sitzheizung aus, Temperatur etwas kälter und Tempomat auf 105. Letztendlich kamen wir mit 7% an. Reichweitenangst hatte ich nicht wirklich, aber etwas gekribbelt hat es schon… Geladen hat er übrigens mit bis zu 116 kW, d. h. ein 75D mit 85er Akku?
Nach der langen Geschichte, was sind meine Eindrücke?
Reichweite: ich denke, damit kann ich leben. Auf andere Ladestellen als SuC würde ich unterwegs aber nicht bauen wollen. Und manchmal werde ich früher aufstehen müssen, um pünktlich anzukommen
SuC: die beiden Orte, die ich kennengelernt habe, sind etwas gewöhnungsbedürftig. Meine Frau hätte keinen Spaß daran, nachts alleine in Geiselwind zu laden
Fahrwerk: das ist schon eher ein Minus-Punkt. Der 75D hatte ein Stahlfahrwerk, ich konnte bei der Rückgabe auch noch kurz ein S mit Luftfahrwerk testen. Beide sind m. E. etwas unruhig und bei höheren Geschwindigkeiten leicht schwammig - aber da bin ich wohl ziemlich verwöhnt, das Fahrwerk ist der Grund, warum ich bisher Audi fahre.
AP2: mmmmhhh, für mich (noch) nicht geeignet, dient nicht zu meiner Entspannung (kann ja noch werden)
Fernlicht-Assistent: leider keine Chance gegen Audi
Begeisterung: absolut !!! Ich kann das hier oft beschriebene „Dauergrinsen“ beim Fahren verstehen. Das MS hat einfach riesig Spaß gemacht - und was mir wichtig ist: es hat mich eher zum Gleiten verleitet als zum Rasen, und das hat mir gut getan. Bin seit langem nicht mehr so entspannt Auto gefahren.
Und jetzt? Die Entscheidung ist noch nicht gefallen, auch wenn ich stark in Richtung MS tendiere. Abgesehen vom Preis (mein persönliches „Autolimit“ lässt nur S75D mit Komfortpaket zu) gibt es noch ein paar offene Fragen, bei denen ich mich über eine Antwort von den Experten freuen würde:
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Laden: ich kann nur in der Firma laden, nicht zu Hause. Von der Firma nach Hause sind es etwa 15 km, also etwa 3-5% der Kapazität. Wenn ich am nächsten Morgen eine lange Autobahnfahrt vor mir habe - hättet ihr Bedenken, den Wagen mit 90-95% über Nacht stehen lassen? Würde etwa 2-3x pro Monat vorkommen. Ansonsten fahre ich überwiegend kurze Strecken bis 100 km, so dass ich die Ladung auf 70% begrenzen könnte.
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Alternativ zu einem neuen S75D denke ich auch über ein gebrauchtes S85D in der gleichen Preisklasse nach. Wenn man die Ladezeiten, die z. B [url]https://abetterrouteplanner.com/[/url] berechnet, ernst nehmen kann, reduziert sich die Ladezeit mit dem 85er z. B. auf der Strecke Frankfurt - Berlin um ca. 18 min. Wird ja auch hier [url]Tesla Supercharger 75D, 85D, 90D, 100D 0-99% - YouTube bestätigt. Stimmt das, merkt man das in der Praxis?
Degradation der Batterie: wenn man sich die Statistiken und Fahrleistungen auf der google docs Seite anschaut und hier liest, ist der Kapazitätsverlust bei der 85er Batterie offensichtlich ziemlich gering - für die 75er gibt es diese Daten ja noch nicht ausreichend. Ein Punkt für den 85er.
- Tesla sagt, dass die Gebrauchtwagen nicht aufbereitet werden, nur eine Inspektion wird durchgeführt, die Schönheitsfehler bleiben. Stimmt das? Habe ich aus dem Forum anders im Kopf.
Meine „kurze“ Vorstellung ist jetzt doch ziemlich lang geworden Falls die Fragen nicht hierher gehören, sorry, dann stelle ich sie gern in einem Unterforum. Ansonsten freue ich mich über eine Antwort - und evtl. irgendwann über ein MS
Viele Grüße
Norbert