BHKW - Ja/Nein?

Da hier im Forum in Sachen Strom ja Kompetenz en gros und auch das Thema Heizen/Passivhaus recht gut verständlich diskutiert wurde, möchte ich euch um Rat fragen.
Auch wenn es eher das Gegenteil von einem Passivhaus ist :wink:

Gekauft wurde ein großes Haus Baujahr ca 1903 mit 4 Stockwerken und ca 480 qm Wohnfläche, Hanglage.
Denkmalschutz, Buntsandstein im UG, danach Mauerwerk/Buntsandstein bis hoch. Mauerwerkstärke entsprechend massiv. Gewölbekeller, ab EG dann klassische Holzbalkendecken. Dach klassisch, keine Dämmung.

Derzeit geheizt mittels Ölzentralheizung, Kessel 1999, Brenner 2013 erneuert, alte Gussheizkörper, dicke, größtenteils auf Putz verlegte Rohrleitungen.

Einscheibenverglasung original, also quasi heizen wie im Freien.

Neben Neuinstallation Sanitär und Elektro steht auch das Thema Heizung/Warmwasser auf der Agenda. Fenster natürlich auch, durch den Denkmalschutz wird eine moderne Isolierverglasung allerdings eingeschränkt, aber das Thema wird sich energetisch deutlich verbessern.

Der Hausanschluss kann auf max 100A erweitert werden.

Gas liegt im Haus, wird evtl im eigengenutzten Teil dann zum Kochen verwenden.

Öltank Bj 1959 geschweißt, ca 10 Kubikmeter + 2 kleine Öltanks zu je 1500 l. Betankt habe ich jetzt nur mal die 2 kleinen Tanks, dem großen trau ich nicht so recht…

Es stehen folgende Varianten im Raum:

Ölzentralheizung weiterhin benutzen bis zum nächsten Defekt, WW dezentral mittels Durchlauferhitzer/Boiler/Therme.
Der Brenner kann max. 3,6 kg/h Öl im Dauerbetrieb „fressen“… Öl derzeit günstig, ich gehe aber mittelfristig eher von Steigerung aus.

Ölheizung raus, Gasbrennwerttechnik für HZ + WW für alle 4 Geschosse einbauen. Gaspreis zukünftig eher nicht fallend…

Ölheizung raus, BHKW rein, HZ, WW und Strom erzeugen. ?

In unseren Breiten hier heizen wir derzeit (auch altes Haus Jahrhundertwende) von September bis April.

Da ja der Strom immer teurer wird, kam die Idee mit dem BHKW.

Kennt sich jemand da etwas aus, bei den Installateuren rät der eine ab, der andere verkauft es einem gerne…

Verstanden hab ich folgendes:
BHKW sollte immer lange Laufzeiten haben, daher bei hohem Heizbedarf vorteilhaft. Wärme ist ja das Abfallprodukt der Stromerzeugung wenn ich es recht verstanden habe…
Öl ist derzeit günstig, aber da ja eh die Sanitärleitungen erneuert werden, soll eine evtl zentrale WW-Versorgung jetzt mitinstalliert werden. Die 100 A vom Hausanschluss reichen dazu ja sowieso nicht aus…

Meinungen?

Die Laufzeit des BHKW ist entscheidend.
Was ist in der Zeit wo du nicht heizen brauchst?
Was ist in der Zeit wo du keinen Strom brauchst?
Vergütung ist nur minimal.

Mit kleinen Anlagen kenne ich mich nicht aus.
Der Strom ist im Verhältnis recht günstig gegenüber dem Öl.
Und der Ölpreis wird wieder steigen.

Ich habe in 2004 eine 27kW elektrische Anlage in Betrieb genommen.
Läuft jetzt nur noch als Notstromaggregat weil der Motor eh bald an die Verschleißgrenze kommt.
Neu investieren möchte ich darin nicht. Habe jetzt zu Naturstrom gewechselt.

Bedenke die Wartung der Anlage. Immerhin ist da ein Verbrennungsmotor im Dauerlauf.
Die Anlage hat schön viele Fühler die Alarm geben können.

Bei Berechnungen der anbietenden Firmen schön kritisch bleiben.

Bin als Projektentwickler mehr im Neubaubereich unterwegs, aber ich würde mit der Erneuerung der Heizung Falls möglich warten, bis die Fenster und falls geplant die Wärmedämmung klar sind sind. Sonst hast Du hinterher eine falsch dimensionierte Heizung was unter Effizienzgesichtspunkten ziemlicher Mist ist.

Wenn Du dann den Energiebedarf nach Sanierung hast, dann ist es sinnvoll über die Deckung des Bedarfs nachzudenken.

Gruß Mathie

Die heizfreie Sommerperiode ist ja max 4-5 Monate, da sollte man dann am besten einen Swimmingpool aufheizen?, sprich einen großen Pufferspeicher.

Kritisch seh ich eher den eigenen Strombedarf, tagsüber sind ja die meisten Bewohner außer Haus zum Arbeiten…
Idealerweise also noch nen großen Akku zum Speichern…

Eine Rentabilitätsrechnung darf man da aber wohl eher nicht aufmachen…

Hmmm…

Eine Pauschalaussage ist so nicht möglich, lass dich beraten :slight_smile:. Energierechnungen der letzten Jahre helfen bei der Einschätzung. Es ist richtig was die Vorredner gesagt haben.
Die drei E sind zu beachten

Einsparung
Effizienz
Eigenerzeugung (BHKW)

Schau erst mal wo Du mit dem Energiebedarf hin kommst. Fenster und Dach als erstes.

Ist eine Niedertemperaturheizung, sprich Fussbodenheizung möglich? Eine niedrige Wassertempratur ist hilfreich für effizienten Heizungsbetrieb, sei es bei Gasbrennwert oder bei einer Wärmepumpe.Niedrige Temepraturen haben z.B. Fussbodenheizungen, es ist allerdings schwer nachträglich Fussbodenheizung zu legen, wenn man nicht ohnehin eine Grundsanierung macht.

Bei alten Heizkörpern mit 70°C Vorlauftemperatur oder mehr ist es schwer eine effiziente Heizung zu bekommen. Sinkt aber durch die besseren Fenster / Isolierung der Wärmebedarf, kann man die Temperatur reduzieren?

Ist Geothermie bei Euch möglich? Die Kombi aus PV und Wärmepumpe und Erdsonden ist mittlerweile recht sinnvoll.

Soweit
Ralf

Ich sehe das auch wie Ralf:

  • Dach+Fenster machen
  • wenn sowieso Kernsanierung dann gleich Fußbodenheizung einbauen
  • Erdwärmepumpe oder Wasser-Wasser-Wärmepumpe
  • Im Sommer ggf. Warmwasser nur über Warmwasser-Wärmepumpe, die macht Dir gleichzeitig den Keller schön trocken (entzieht der Kellerluft die Feuchtigkeit)
  • Elektro/Fenster/Alarm/Heizung etc. über KNX/EIB

Eine Wärmepumpe sollte im Gegensatz zu BHKW ewig halten. Strompreis wird irgendwann sinken bzw. nicht weiter steigen durch Auslaufen EEG und steigendes Überangebot. Da der Ököstromanteil laufend steigt, bist Du zunehmend ökologisch unterwegs.

PV vermutlich wegen Denkmalschutz nicht möglich, oder ?

Zu WC’s und Waschmaschinen zweite Wasserleitung für Regenwasser/Brunnenwasser. Wenn eh für Erdsonde gebohrt wird, dann können die gleich einen Brunnen mitmachen. Praktisch auch zur automatischen Gartenbewässerung.

Bei dem Stichwort Denkmalschutz kommt einen BHKW unter umständen eine besondere Rolle zu
da eventuell keine Styroprmonster vor die Fasade zu kleben sind.

Ein BHKW kann hier helfen es ist jedoch nicht für den Laien zu Händeln, ein Beispiel

bauverein-breisgau.de/pdf/bv … er_web.pdf

Seite 2 Mitte neben dem Plusfaktor für den Denkmalschutz gilt es den Strom an die Mieter zu verkaufen
auch ein Thema wo man viel Falsch machen kann ( EEG-Umlage ) aber eben auch einiges verdienen.

Wie schon geschrieben ohne Zahlen ist es trotzdem nur Spekulation und ein anderes Forum wär dafür
eventuell geeigneter

bhkw-forum.de/board170-anlag … der-nicht/

Den Istenergiebedarf kenne ich nicht, das Haus wurde leerstehend gekauft, die Eigentümer haben zuvor mehrfach gewechselt, ich vermute inzwischen fast, zwecks Entmietung. Jedenfalls ist keine Historie des Heizölverbrauchs aufzutreiben… Laut Nachbarschaft wurde jedoch mehr Heizkosten als Miete bezahlt…

Überschlägig würde ich jetzt 3,6 / 0,85 rechnen, dann 188 Tage multipliziert mal 24 h, also ca 19000 l Heizöl.
Die 188 Tage Brennerlaufzeitlaufzeit habe ich von einem Installateur, dem ich halbwegs über den Weg traue…

Einsparpotential sehe ich derzeit bei den Fenstern, die Dachhaut ist iO, dh, da passiert erstmal nichts.

FB-Heizung scheidet aus, der alte Eichenparkett bleibt drin. Decke auch, der Stuck…
Blieben noch die Wände, aber da kommt ja etwas dran/davor…

PV/Solarthermie geht wegen Dachform/ Denkmalschutz nicht.

Geothermie wäre evtl ne Option, müsste ich aber untersuchen lassen und wird schwierig auf dem Grundstück. Im Moment gibt’s ne Minigarage im Hang direkt unten an der Straße. Da könnt man die Technik drin verstecken…

Puh, ungeahnter Informationsbedarf tut sich auf.
Am besten gefällt mir der Vorschlag, zunächst mal die Fenster zu machen, dann ein zwei Heizperioden zu fahren und dann mit tatsächlichem Energiebedarf weiterzuplanen.

Grad mal geschaut: Der derzeitige Heizkessel hat 85 kW!

Bin gespannt auf die Angebote der Installateure/Fensterbauer…

Such Dir einen Planer, der ein abgestimmtes Konzept macht. Auch der beste Fensterbauer und Heizungsbauer können nicht das Gesamtkonzept ersetzen.

Gruß Mathie

Dachhaut ist ja ok, aber wie ist isoliert ? Da muss sonst noch nachgelegt/erneuert werden und Luftdichtigkeit hergestellt werden.

85kW ist auch für 480 qm echt fett.

Wie wärs mit einem Grundofen ? Mit Lüftungskanälen bekommst Du die Wärme in alle Geschosse.

Isoliert ist da nix, Sparren, Lattung Ziegel. Zumindest in den sichtbaren, zugänglichen Bereichen.
Wie gesagt, Jahrhundertwende, Denkmalschutz, an Luftdichtheit braucht man nicht denken. Lüftungskanäle kommen da nicht rein, das muss einfach solide laufen ohne die Substanz zu sehr zu verändern.

Ist eher ein „Oldtimer“, da würde ne Klima in nem alten Vorkriegsbenz auch keiner reinschnitzen wollen…

Bezüglich Planer, die Architekten die da waren, haben alle irgendwie tolle Ideen, aber überzeugt hat mich das ganze " Problem hier, Komplexität da", eher nicht. Klang eher wie „oh oh oh, das wird teuer!“
Das ist eh klar, aber konkret berechnen will keiner, man kommt sich etwa wie die berühmte Weihnachtsgans vor…

Unser Haus ist Baujahr 1914 (Hamburger Kaffeemühle). Haben wir beim Erwerb im Jahr 2000 kernsaniert. Neuer Dachstuhl (natürlich alte Dachform beibehalten) mit entsprechender Isolierung, neue Fenster/Türen (im alten Stil, teilweise handgefertigt nachgebaut), Luftdichtigkeit (Blower-Door), neue Elektro KNX/EIB, Raumzuschnitte verändert trotz teilweise tragender Wände, Holzbalkendecken saniert, Fußbodenheizung, altes Eichenparkett wieder drin. Gekostet hat es in etwa wie ein Neubau gleicher Größe. Unser Altbau ist aber gefühlt solider und in Anbetracht des Baujahrs zeitlos.

Damals habe ich Wärmepumpe noch nicht genug getraut deshalb ist es damals ein Gas-Brennwertgerät Viessmann geworden. Leider halten die Dinger offenbar ewig, aber reine Frage der Zeit bis ich zu Erdwärmepumpe wechsle.

Was ich damit sagen will: Auch alte Gebäude kann man auf Stand der Technik bringen. Ich würde es genau so wieder machen. Es war auch richtig das in einem Rutsch zu machen.

Ein wichtiger Punkt der gerne vergessen wird. Wenn man das Haus isoliert und das nicht richtig macht verschimmelt der Innenraum. Schimmel im Haus kann bis zum Totalschaden ausarten.

Es gibt schon Planer, die dir das berechnen, kommt auf das Honorar an… Unser Büro ist für solche Umbauten eher zu groß, wir machen u.a. Energieoptimierung in Gewerbeobjekten. Wenn Du sagst wo das Objekt ist, findet sich hier im Forum vielleicht ein Tipp, zu entsprechenden Fachleuten. Ein Bauphysiker wäre nicht schlecht um die Bausubstanz anzusehen und einer der was von Energie versteht.

Dachdämmung wäre nach den Fenstern auf jeden Fall ein Thema und wenn du minimal eine Zwischensparrendämmung mit entsprechenden Unterspannbahnen machst, dass die Wärme nicht nach oben abhaut. Zu dem Aufbau kann Dir ein Bauphysiker etwas sagen.

Deine Ölheizung wenn sie noch geht kannst Du noch fahren, mit der Dämmung würde ich versuchen Vorlauftemperatur zu reduzieren und ggf Laufzeit zu reduzieren. Öl wird in den nächsten 5 Jahren massiv wieder steigen, davon bin ich überzeugt, der Preiskampf wird nicht so bleiben.

Eine PV kann man evtl auch an Nebengebäuden oder im Garten / Garage platzieren. Ich würde auf jeden Fall etwas mit PV machen, es lohnt sich jedes kW. Die Aktion kann man ziemlich losgelöst von der Wärme angehen.

Gutes gelingen!

Ralf

Das Häuschen steht im Raum Karlsruhe.

wie du schreibst ist unten im Hang eine kleine Garage, man könnte unter Umständen von dort horizontale Bohrungen für Erdwärmesonden in den Hang hinein machen.

Interessantes Thema!
Wir haben 2014 ein Haus Bj. etwa 1600 gekauft.
EG und 1.OG. Aktuell etwa 250qm Wohnfläche.
Beheizt mit ÖL (etwa 8.000 Liter/Jahr). Gasanschluss wurde bis vor die Garage verlegt.
Strom kommt übers Dach (Dachständer).
Kein Keller, aber genügend Fläche in einem Anbau, der vor etwa 100 Jahren gemacht wurde. Dieser Anbau wurde als Scheune genutzt.
Grundwasser könnte man fast von Hand angraben.
Dach nicht isoliert. Fenster wurden schon mal getauscht. Muss aber schon Jahrzehnte her sein. Decken alles Fehlboden.
Die Außenwände sind etwa 80cm dick. Kühlen im Sommer. Im Winter speichern sie die Wärme recht gut.
Eine Stirnseite ist denkmalgeschützt wegen den Rundfenstern.
Bewohnt wird es von unseren eigenen Arbeitern, die den ganzen Tag auf Baustellen sind. Im Winter können sie auch mal für 1-2 Monate in der Heimat sein.

In den Jahrhunderten wurde einiges geändert.
Angedacht ist eine Isolierung von Dach und neue Fenster. Alles aber eine Kostenfrage.
Die Außenwände möchte ich nicht weiter isolieren. Was 400 Jahre hielt, kann nicht so schlecht sein.
Heizung und WW würde ich gerne auf Luft-Wärmepumpe umstellen. Ist Erdwärme da eine sinnvolle Alternative? Oder sollte die zusätzlich angezapft werden?

Ich werde dieses Thema hier weiter mit Interesse beobachten.

LG
Frank

Luft-Wärmepumpe ist zwar deutlich günstiger kann aber möglicherweise laut sein.

Wenn das Grundwasser sehr niedrig ansteht, kann eine Grundwasserwärmepumpe sehr effizient sein, da auch bei größter Kälte, das Grundwassertemperatur konstant hoch bleibt, ideal für Fußbodenheizung. Daher hier die erste Wahl.

3,6kg Öl sind aber nur 42,5 kW ???