Helfen Ökostromtarife der Energiewende?

[Mod Note: Diese Diskussion wurde ausgelagert aus Spezielle Stromtarife für EVs?]

Diese Standard-Ökostromtarife sind nicht viel wert. Es gibt auch welche für 20,28 cent/kWh und 5,10EUR/Monat, und das rund um die Uhr im ersten Vertragsjahr (danach kann man zu einem anderen Billigheimer wechseln), gerade geschaut. :smiley:

Die 4 vertrauenswürdigeren Ökostromanbieter wurden ja schon genannt. Wir hatten ja schon an anderer Stelle erörtert, dass dort hauptsächlich mit Wasserkraftwerken gearbeitet wird, und z.B. Greenpeace Energy teilweise ältere Wasserkraftwerke unter Vertrag nimmt, die davor vermutlich irgendwo in den allgemeinen Strommix eingespeist haben, nur jetzt eben speziell für Greenpeace-Kunden, während der allgemeine Mix jetzt mehr Kohle/Atom/Gas-Energie hat. Z.B. ist das Kraftwerk Melk von 1982 das größte Lieferantenkraftwerk von Greenpeace, danke nach Österreich. :slight_smile:

Trotzdem sind die vier Anbieter derzeit wohl die beste Wahl (noch besser wäre natürlich z.B. der Kauf einer eigenen PV-Anlage), wenn man Ökostrom will.

Kannst Du mich aufklären, was daran geschummelt ist? Ich bin auch bei Maingau und habe von denen Ökostrom.

:arrow_right: google.com/search?q=recs+zertifikat

Lies (von den Treffern) zum Beispiel diesen hier: Die Ökostrom-Lüge

Ökostromtarife bringen generell keinerlei Vorteile für die Umwelt und treiben auch die Energiewende nicht voran.
Erklärung wurde hier schon gegeben: der Strommix verschiebt sich nur innerhalb der Verbrauchergemeinde, aber verbessert sich insgesamt nicht. „Ich habe den sauberen Strom meinem Nachbarn weggenommen, der ist jetzt die Umweltsau!“ :wink:
Eine gewisse Ausnahme stellen die Ökostromtarife mit einem „Investmentzuschlag“ dar. Hierdurch wird wenigstens in den EE-Ausbau investiert. Allerdings ist es durchaus fraglich, warum man einem Stromerzeuger eine EE-Anlage bezahlen soll, wenn er dann durch EEG-Vergütung dieselbe Anlage nochmal bezahlt bekommt? Wer profitiert dann wohl mehr - die Umwelt oder der Stromanbieter?
Effizienter ist stattdessen wohl, selbst direkt in einen Windpark oder eine PV-Anlage oder ähnliches zu investieren, da kommt das Geld dann wirklich der Energiewende zugute.

Alternativ kann man auch getrost und durchaus gerechtfertigt sagen:
Ich nehm den billigsten Strom am Markt - Strom ist Strom, denn es gibt leider keine Atomstromfilter oder Kohlestromfilter für den Hausanschluss. :wink:
Dabei zahle ich dann die EEG-Umlage und zahle diese gern!
Somit trage ich meinen guten Teil zur Energiewende bei.

Insofern ist jeder Stromkunde, der nicht von der EEG-Umlage befreit ist, ein Ökoaktivist. :wink:

Das Grundsätzliche Problem ist mir wohl bewusst, aber dafür gibt es imho keine Lösung (in großem Maßstab). Was machen denn diese 4 anders, dass das eurer Ansicht nach nicht „geschummelt“ ist? Die Alternative wäre ja auch, dass sie den Strom den sie „sauber“ erzeugen sonst in den Strommix einspeisen würden und damit die Quote des allg. Strommixes hochtreiben.
Meiner Meinung nach muss nur die Nachfrage nach Ökostrom dicht an die tatsächliche Erzeugung heran. Dann hat der nicht-Öko-Strommix 100% nicht-regenerative Quellen und dann gibt es auf einmal „echte“ Nachfrage nach „echtem“ Ökostrom.

Mit Nischenprodukten zu „echtem“ Ökostrom (wobei mir hier wie gesagt die Definition und der Unterschied nicht klar sind) wird man am Markt nichts ändern.

Und?
Wenn ich Strom von einem der vier „echten“ Ökostromanbieter kaufen würde, wäre das in meinem Versorgungsgebiet ganz genauso „Schummelstrom“,
den es existiert keine Stromleitung die den Strom übertragen könnte,
Konsequenz, den von mir verbrauchten Strom muß der lokale Versorger wie gehabt herstellen, der von mir bezahlten Strom macht exakt das gleiche wie er ohne mich machen würde.

Wir sind uns darüber einig, dass sich Ökostrom physikalisch nicht unterscheidet und bei Einspeisung in das Verbundnetz ununterscheidbar wird. Stichwort Stromsee.

An wen man seine Stromrechnung zahlt, macht dagegen sehr wohl einen Unterschied. Die vier „echten“ Ökostromanbieter investieren damit in den Ausbau der erneuerbaren Erzeugungskapazitäten.

Wenn niemand mehr Braunkohlestrom einkauft, stehen die Bagger bald still. Das Gegenargument hierzu lautet (wie immer) „bringt nix, es gibt genug Stromkäufer denen es egal ist - Hauptsache billig“.

Und die kriegt man rum, wenn Ökostrom billiger wird als konventionell erzeugter Strom. Das EEG hat hierzu den Wettbewerbsnachteil der Erneuerbaren kompensiert. PV-Strom vom Hausdach ist bereits billiger als Netzbezug. Ein MW Leistung aus einem Solarpark ist billiger als 1MW aus einem neu gebauten Kohlekraftwerk mit importierter Steinkohle, oder einem AKW.

Bleibt der Punkt „schwankende Erzeugung - Ausgleich Angebot und Nachfrage“. Da gibt es einen Unternehmer, der gerade eine Batteriefabrik baut. Mal sehen, was dabei raus kommt.

Ihr seid beide Opfer des gleichen Trugschlusses: Es ist völlig egal, welchen Strom ich verbrauche, solange mein Stromanbieter dafür sorgt, dass irgendwo durch meinen Verbrauch angeregt gleich viel Ökostrom eingespeist wird. Einfach mal nach „Stromsee-Modell“ googlen.

Hier würde es schon enorm helfen, wenn man die Gesetze des Marktes zulassen und dem Endkunden dynamische Tarife anbieten würde. Wenn’s ans Portemonnaie geht, dann wollen wir mal sehen, wie viele Waschmaschinen plötzlich laufen, wenn der PV-Peak kommt, und wie viele E-Autos mit halbvollem Akku stehen gelassen werden, wenn gerade Flaute herrscht. Dass hier die natürlichen Heilkräfte eines funktionierenden Marktes nicht wirken können, kann nur daran liegen, dass die großen Energiekonzerne, die in diesem Sektor die Gesetzgebung diktieren, kein Interesse daran haben. Die erneuerbaren Energien sollen offenbar dramatische Wirkung entfalten, die „Unmöglichkeit“, einen größeren Anteil Erneuerbare in unser Stromnetz zu integrieren, muss nach Kräften demonstriert werden. Bloß nichts unternehmen, was die schlimme destabilisierende Wirkung dieser Energieträger auf unser Stromnetz abmildern könnte! Lieber die Kuh der konventionellen Energieerzeugung melken, so lange es nur irgend geht…

Und Du bist Opfer der Vorstellung, dass sich durch Einkauf beim Ökostromanbieter der Gesamt-Strommix in Richtung EE verschiebt.
Dem ist generell nicht so. Es verschiebt sich nur der Strommix innerhalb der Verbrauchergemeinde. Der eine Verbraucher wird „sauberer“, wobei der andere Verbraucher, der normalen Strom bezieht, gleichzeitig „schmutziger“ wird. Und niemend darf ernsthaft annehmen, dass die Nachfrage nach Graustrom jemals unter dessen Angebot fällt, das wäre m.E. schon sehr naiv (insbesondere, da der Anteil an „schmutzigem“ Strom ja sowieso durch die zunehmende Ökostromerzeugung zurückgeht).

Ausnahme ist hier wie schon gesagt der Ökostromanbieter mit „Investmentzuschlag“ auf den Strompreis. Aber warum soll ich einem EE-Anlagen-Betreiber die EE-Anlage finanzieren, wenn er diese dann durch die EEG-Umlage sowieso bezahlt bekommt?
Besser ich investiere selbst direkt in EE-Anlagen. Dazu gibt es viele Möglichkeiten, auch für den „kleinen Mann“.

Und der ganz kleine Mann darf sich zurecht rühmen, mit der EEG-Umlage auf seinen Stromverbrauch genügend zur Energiewende beizutragen. Im Endeffekt keinen Deut weniger als alle Ökostrombezieher.

Volker,
das Stromsee Model ist schon unsinnig genug, denn ein See ist ein Speicher und gerade das fehlt der bei der elektrischen Versorgung,

aber in diesem speziellen Fall meines Versorgers,
wäre es ein getrennter See der nur über ein zölliges Röhrchen mit Deinem „Stromsee“ verbunden ist.

Ist doch egal. Hauptsache weniger CO2 in Summe.

Dann hast du mich falsch verstanden. Die Prämisse war, dass der Ökostromanbieter ein „echter“ ist, also einer, der durch meinen Stromverbrauch angespornt auch mehr Ökostrom produziert bzw. entsprechend in den zukünftigen Ausbau seiner Kraftwerke investiert.

Aber es ging mir nicht um echte oder unechte Stromanbieter, sondern darum, dass es egal ist, welchen Strommix ich konsumiere, solange ich dafür sorge, dass genauso viel Strom der Qualität X irgendwo zusätzlich produziert wird.

Hast du nach Stromsee-Modell gegoogelt?

Dann stell dir einen See vor, der 1 m^3 Speicherkapazität hat. Problem gelöst.

Genau deswegen mein Argument Pro-Ökostrom (auch mit Zertifikaten): Wenn die Nachfrage nach Ökostrom groß genug wird, wird zwangsläufige die Nachfrage nach Nicht-Ökostrom immer weniger. Damit verschiebt sich der Investitionsanreiz in Richtung Ökostrom. Im Prinzip das gleiche Modell für das die 4 „guten“ hier stehen, nur auf einer viel größeren Skala. Der Strom den Ökoaktivisten bei den 4 „echten“ kaufen ist vernachlässigbar gering. Dieses Modell skaliert nicht, weil Du ab einer gewissen Größe nicht mehr feststellen kannst ob wirklich eine Neuinvestition in erneuerbaren Erzeugungskapazitäten stattgefunden hat oder einfach nur eine Verdrängung. Dies ist auch unter dem Aspekt des verfügbaren Platzes für Solar- und Windkraftwerke wichtig. Theorie: Den Platz den die 4 „Guten“ für Ihre Kraftwerke nutzen hätte auch ein anderer Anbieter nutzen können. Damit tragen sie nicht (mehr) für die Energiebilanz bei, als es ein anderer getan hätte.

Jetzt sind wir ja ganz schön OT. Oberfranke hatte nach Nachtstrom gefragt und ich hatte was von Naturstrom bei den Stadtwerken Schwäbisch Gmünd geschrieben. Jetzt sind wir beim Stromsee.
Naturstrom bedeutet IN SCHWÄBISCH GMÜND einen Zuschlag von ca. 2 Cent pro kWh. Damit wird in erneuerbare Energie investiert auch wenn es sich noch nicht rechnet. Genau das wünsche ich mir.

Genau das ist doch ein Irrtum.
Die eine Sorte von „echten“ Ökostromanbietern kaufen Strom von EE-Anlagen, die ihren Strom andernfalls halt über die Netzbetreiber an der Börse vermarkten würden. Es wird also keine kWh mehr an Ökostrom erzeugt. Auch wird deshalb keine neue EE-Anlage errichtet. Es findet lediglich ein Verschieben des Vermarktungsweges des erzeugten Stroms statt. Null Umwelteffekt.
Die andere Sorte von „echten“ Ökostromanbietern, die einen Investmentzuschlag auf ihren Strompreis erheben, den sie dann in neue EE-Anlage investieren, bekommen ihre EE-Anlage aber durch die EEG-Einspeisevergütungen sowieso bezahlt. Jetzt frag ich mich, wer dann von meinem Strompreisaufschlag letztendlich wirkllich profitiert? Wird also dadurch wirklich eine neue EE-ANlage gebaut, die nicht sowieso aufgrund der EEG-Vergütung gebaut worden wäre?
Besser ist es eben, das Geld gleich direkt in EE-Anlagen zu investieren und selbst die EEG-Vergütung zu kassieren, die man dann ja wieder in neue EE-Anlagen stecken kann. So muss ich keinen Ökostromanbieter durchfüttern …

Genau das Wort „zusätzlich“ ist hier der kritische Punkt, der m.E. eben nicht zutrifft.
EE-Anlagen werden heutzutage dann und dort gebaut, wo es technisch, wirtschaftlich und politisch durchsetzbar ist. An Kapital mangelt es offenbar nicht.
Und es mangelt auch definitiv nicht an einer Ökostromnachfrage, denn die ist durch das EEG generell im Überfluss (nämlich unbegrenzt) vorhanden.

OK, ich gebe auf, du verstehst mich noch immer nicht. Es ging mir um deine Aussage, dass es keine separate Stromleitung von Kraftwerk X zu deinem Haus gäbe und dass daher alles für die Katz sei, und diesen Fehler habe ich mit dem Stromsee-Modell erklären wollen.

@snooper77:
Doch, ich hab Dich schon verstanden, und hab oben erläutert, warum das Stromseemodell nicht weiterhilft und Du irrst.