Volvo übernimmt Haftung bei autonome Fahrzeugen

Volvo setzt ein Zeichen und will für seine autonomen Fahrzeuge in Zukunft einfach selber die Haftung übernehmen. Damit glaubt man scheinbar, die autonomen Fahrzeuge schneller einführen zu dürfen/können. Volvo hat sich das Ziel gesetzt, das bis in naher Zukunft niemand mehr in oder durch einem Volvo stirbt (der sich an die Verkehrsregeln hält). Diese Erklärung dürfte etwas Bewegung in die Diskussion der Haftung bringen.
[url]http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/maechtige-internetriesen/volvo-uebernimmt-haftung-fuer-selbstfahrende-autos-13847238.html[/url]

:unamused:
In naher Zukunft ist erst einmal die Haftung wichtig für böswillige Betrügereien in Sachen Abgas. (Volvo dürfte vielversprechender Kandidat sein bei der Frage wer es noch schlimmer treibt als VW)

Ich finde das gut! Mal sehen ob sie ausgebremst werden… Aber damit wird das richtige Zeichen gesetzt!

Könnte man vielleicht mal damit aufhören, ÜBERALL das Thema Abgase reinzubringen? Wir wissen es alle. Und zumindest ich würde gerne auch mal andere Themen einfach so ohne diese Strohmann-Argumente diskutieren. Die Idee war hier über Volvos Vorstoß zu diskutieren, wenn überhaupt. Es ist nichts anderes als ein Link zu einem Artikel (den jemand anderes in einem anderen Thread zu Tesla übrigens auch schon gepostet hatte, was ich aber nicht wusste). Danke!

Finde den Vorstoß prinzipiell gut, allerdings wird Volvo wohl einzig eine zivilrechtliche Haftungsfreistellung erklären können.

Wenn tatsächlich ein Unfall mit Personenschaden durch einen Fehler der Steuerung passiert, wird die strafrechtliche Verantwortung also die fahrlässige Körperverletzung oder gar Tötung trotzdem beim Fahrzeugführer liegen, das könnte nur eine Gesetzesänderung auf den Hersteller übertragen.

Gruß Mathie

Das klingt plausibel. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass Volvo (bzw. der Hersteller) als Entlastungzeuge auftreten könnte indem sie die Ursache für den Unfall in der Software „schieben“. Wenn der Hersteller tatsächlich eidesstattlich erklären lässt, dass der Fahrer nichts dazu tun konnte den Unfall zu verhinden - ggf. mit Telemetrie und Kamerabildern - dann dürfte die Strafe sehr viel geringer ausfallen, wenn denn nicht ein Freispruch erfolgt. Wäre das nicht auch heute schon möglich (egal ob es ein Hersteller tun würde oder nicht)?

Mutiger Schritt von Volvo!

Kann ich mir nur vorstellen, wenn der Unfall unvermeidbar war, auch für einen aufmerksamen Fahrer, der ohne autonome Steuerung mit angemessener Geschwindigkeit gefahren ist. Dann ist aber auch nicht die Software schuld, sondern der andere Unfallbeteiligte.

Wenn Du als Fahrzeugführer die autonomen Features nicht überwachst und im Versagensfall erfolgreich übersteuerst, bist Du verantwortlich. Du darfst dich nach aktueller Rechtslage nicht auf die Funktionsfähigkeit der autonomen Steuerung verlassen.

Ist ähnlich wie beim Fahrlehrer, er darf den Fahrschüler fahren lassen, wenn der einen Fehler macht muss der Fahrlehrer eingreifen.

Gruß Mathie

Man kann keine strafrechtliche Verantwortung auf Hersteller übertragen,
denn Strafrecht gilt für natürliche Personen.

Wie sollte man denn zum Beispiel eine Aktiengesellschaft für fahrlässige Tötung in den Bau schicken?

Guter Einwand, hätte schreiben sollen, den Fahrer auch von der strafrechtlichen Verantwortung freistellen.

Die strafrechtliche Verantwortung ginge selbstverständlich nicht auf die Herstellerfirma über, sondern auf die verantwortliche Person bei der Herstellerfirma, hatte ich schlampig formuliert. Wer die verantwortliche Person ist, hängt vom Einzelfall ab.

Gruß Mathie

Irgendwie habe ich das Gefühl, das sich keiner finden wird, der bereit wäre für so etwas die (strafrechtliche) Verantwortung zu tragen.

Dann wird es auch keine vollautonomen Autos geben. Allerdings bin ich nicht so skeptisch wie Du.

In vielen Bereiche gibt es Hersteller, die entsprechend der Gesetzeslage auch strafrechtlich die Verantwortung tragen. In Bad Reichenhall wurde glaube ich am Ende der Konstrukteur des Dachs der Eiskaufhalle wegen fahrlässiger Tötung verurteilt.

Ist eine Frage der Gesetzgebung und ich glaube nicht, das bei einer entsprechenden Gesetzeslage die Autohersteller aufhören würden autonome Autos zu entwickeln, genauso wie Statiker trotz möglicher strafrechtlicher Konsequenzen weiter statische Berechnungen für Gebäude erstellen.

Gruß Mathie

Leider ist diese Regelung aber fernab der Realität. Selbst wenn ich das überwache habe ich eine lange Reaktionszeit. Denn zunächst muss ich einmal realisieren, dass das Fahrzeug nicht korrekt handelt, was sicherlich oft erst der Fall sein dürfte, wenn es fast zu spät ist. Dann habe ich noch die natürliche Reaktionszeit, um den Unfall zu verhindern. Um dieses zuverlässig zu tun müsste ich eigentlich das Fahrzeug von vornherein steuern und autonomes Fahren wäre somit obsolet. Realistisch kann ich als Fahrer dann nur die Entscheidung fällen ob ich für mein eigenes Fehlverhalten verantwortlich sein will oder das des Autos. Da die meisten sicher an Selbstüberschätzung leiden und meinen selbst besser fahren zu können (ich gehe davon aus, dass bei Markteintritt das Auto statistisch besser fährt als der Mensch), werden wohl viele das autonome Feature nicht nutzen oder bestellen.

Ich finde es ein gutes Zeichen, das Volvo da setzt. Zumindest ist das ein weiterer Anstoß für die Diskussion darüber, die dringend geführt werden muss.

Ciao,
Gerhard

Natürlich können sich grosse, systemrelevante, arbeitsplatzwichtige Firmen erlauben die Verantwortung zu „übernehmen“. Gerade stehen dafür müssen sie ja eh nicht. Wo haben wir denn im Moment gleich so einen Fall? :sunglasses:

Wenn ich am Steuer sitze und mir vorstelle, dass ich ein autonom fahrendes Auto überwachen soll, dann werde ich mich wohl dabei finden, dass ich immer wieder eingreife, weil ich ja doch andere Vorstellungen von der Bewältigung bestimmter Situationen habe und eben nicht weiß, ob mein Computerauto nun einfach anders reagiert oder ob das schon der Beginn eines fehlerhaften Verhaltens ist, wo ich eingreifen sollte. Das geht mir als Beifahrer schon so. Und auf dem Fahrersitz? Wohl erst recht.

Wie gut man eine „autonome“ Steuerung aushält ohne einzugreifen, kann jeder schon jetzt mit ACC selbst ausprobieren.
Bei mir klappt es ganz gut :wink:

Stimmt JeanSho, ich würde mich auch immer fragen, ob das Auto wohl die rote Ampel schon erkannt hat (oder noch schlimmer: die grüne Ampel, von der ich befürchte, dass sie gleich rot wird).

Da muss das Auto schon ziemlich „transparent“ werden, damit man als „Kontroll-Fahrer“ eine sinnvolle Aufsicht ausüben kann. Tesla hat ja beim Autopilot z.B. im Display den aktuellen Fahrweg, erkannte Fahrzeuge und Co. eingeblendet, aber ob das der Weisheit letzter Schluss ist, darf auch bezweifelt werden. Man wäre ja ständig mit wechselndem Blick auf Straße und Display gleichzeitig konzentriert, sicher äußerst anstrengend.

Ich könnte mir vorstellen, dass das Auto alle „wichtigen“ Entscheidungen zumindest in der Anfangszeit auch akustisch ankündigt. Das wäre für viele sicher sehr nervig, vor allem für Mitfahrer. :mrgreen: Alternativ könnte auch ein HUD funktionieren, das die Sicht des Fahrers „Augmented Reality“-Style mit den relevanten Informationen ergänzt, ohne dass er zu sehr von der Straße abgelenkt wird.

Wenn schon mit etwas Abstand vor der Ampel durch ein bestimmtes Audiosignal oder eine Einblendung auf dem HUD angedeutet wird, dass die Ampel erkannt wurde und das Auto entsprechend reagieren wird, könnte das die Kontrolle erleichtern. Ebenso bei Spurwechseln, Abbiegevorgängen, Fußgängern am Zebrastreifen oder anderswo auf der Straße, usw. Ich bin so einer, der als Mitfahrer immer kurz aus dem Seitenfenster schaut, wenn der Fahrer die Spur wechselt (da könnte ja ein Auto sein, das der Fahrer übersehen hat). Das geht auch nur, wenn der Fahrer rechtzeitig durch Blinken den Spurwechsel ankündigt.

Der Schritt von Volvo zeigt, wo es hingehen wird. Die Gesetze sollten anfänglich noch diverse Pflichten für den „Fahrer“ vorsehen, von denen er sich auch nicht über den Hersteller befreien lassen kann. Zum Beispiel, dass man die Straße beobachten muss, und stets in der Lage sein sollte, das Fahrzeug kurzfristig selbst zu übernehmen, wenn eine Gefahr erkannt wird. Also nicht schlafen, Füße hochlegen, Buch lesen, Kinder auf der Rückbank versorgen, etc. Verstößt man dagegen und es passiert etwas, kann zwar Volvo den Schaden bezahlen wenn sie das möchten, aber man hat fahrlässig gehandelt und bekommt evtl. strafrechtliche Probleme. Ist man jedoch immer aufmerksam, das Auto macht aber einen Fehler, der durch einen Menschen nicht mehr zumutbar ausgebügelt werden kann, so trifft einen ja keine Schuld und alleine der Hersteller (bzw. dessen Versicherung) sollte für sämtliche Schäden haften – falls beim Hersteller fahrlässig gehandelt wurde, sollte er auch strafrechtlich dafür gerade stehen. Wenn sich das autonome Fahren tatsächlich irgendwann bewährt hat, kann man die Kontrollpflichten des Fahrers aufheben. Dann dürfen die Autos auch alleine oder mit schlafenden Insassen fahren. Dann ist an allem zu 100% der Hersteller schuld.