sfv-rundmail] 29.05.2015
- Hetze von Björn Lomborg gegen die Erneuerbaren in der FAZ
Unter
faz.net/aktuell/wirtschaft/e … ticle=true
findet sich ein Hetzartikel gegen die Erneuerbaren, der nicht
unwidersprochen bleiben soll:
Zitat von Björn Lomborg: ‚Es klingt wie ein schlechter Witz: Wir wissen,
dass der Klimawandel ein Problem darstellt, doch traurigerweise
versuchen wir weiterhin, ihn mit einer Lösung zu beheben, die immer
wieder gescheitert ist. Getreu dem Sprichwort: „Wahnsinn ist, immer
wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“‘
Björn Lomborg spricht uns mit dieser Passage aus der Seele, denn bereits
20 Klimakonferenzen haben gezeigt, dass Klimakonferenzen zu keiner
wirksamen Vereinbarung führen. Es ist auch nicht zu erwarten, dass bei
der 21. Konferenz mehr herauskommt. Eine wirksame Reduktion der
CO2-Emissionen werden niemals alle teilnehmenden Politiker ihren
nationalen Energiekonzernen zumuten. Dazu sind in vielen Staaten die
Verquickungen zwischen Politik und Konzernen viel zu eng. Nach dem
Einstimmigkeitsprinzip bestimmt dann der Staat mit den geringsten
Klimaschutzambitionen das CO2-Minderungs-Schneckentempo.
Zu ergänzen ist noch (diese Information stammt aber nicht aus der FAZ
sondern der taz) dass die Pariser Klimakonferenz unter anderem von der
Fluggesellschaft Air France, dem Autokonzern Renault-Nissan und den
Energiekonzernen EDF und Engie/GDF-Suez mit finanziert werden, die
offenbar keine Sorge haben, dass es zu Beschlüssen kommen wird, die den
CO2-Ausstoß wirksam mindern.
Insofern hat Björn Lomborg mit seiner Skepsis gegen Klimakonferenzen
also Recht, doch seine weiteren Betrachtungen dienen keineswegs einem
besseren Vorschlag. Sie stellen vielmehr eine Hetze dar gegen alles, was
den Klimawandel noch bremsen könnte. Lomborg versucht, Politiker und
ihre Wähler zu noch sinnloseren Programmen zu verleiten und verbreitet
einen Fatalismus, der jeden Widerstand gegen den Klimawandel als sinnlos
erscheinen lässt.
Es wundert uns nur, dass die FAZ, hinter der doch so mancher noch einen
klugen Kopf vermutet, ihren Lesern solch eine irreführende Propaganda
für Kohle, Öl und Gas zumutet.
Wir verzichten darauf, jede der zahlreichen Fehlaussagen zu
kommentieren. Wenige Beispiele aus dem umfangreichen Lomborg-Pamphlet
sollten genügen, um dessen Unseriosität zu illustrieren:
Lomborg schreibt: „Trotz des Hypes ist der Anteil der Solar- und
Windenergie am Energiemix im Grunde verschwindend gering. Heute bezieht
die Welt ungeachtet endloser Klimakonferenzen, guter Absichten und
großzügiger Subventionen nur 0,4 Prozent ihrer Energie aus Solar- und
Windkraftanlagen, so die IEA. In 25 Jahren werden erneuerbare Energien
immer noch unbedeutend sein.“
Unsere Antwort: Lomborg hat sich erheblich verkalkuliert: Nicht überall
geht es so langsam voran. In Deutschland stieg der Anteil von Solar- und
Windenergie an der Stromversorgung in den 4 Jahren von 2010 bis 2014 von
7,8% auf 14,4%. Das macht eine Zunahme von 6,6%, d.h. 1,65% jährlich. In
25 Jahren käme man dann bei Fortsetzung dieses Tempos auf 55,65% des
Stromanteils. Dieses Beispiel zeigt, dass ein nationaler Alleingang mit
Hilfe des Erneuerbaren Energien-Gesetzes ein erheblich schnelleres
Wachstum der Erneuerbaren Energien bewirken kann als jede Klimakonferenz.
„Die Bundesbürger bezahlen nun etwa ein Viertel ihrer Strompreise für
erneuerbare Energien“ klagt Lomborg. Ja, erwartet Lomborg denn, dass es
den Strom aus Erneuerbaren Energien umsonst gibt?
Die Bundesbürger bezogen im Jahr 2014 Strom, der zu mehr als einem
Viertel (27,3%) aus Erneuerbaren Energien stammte (hier sind im
Gegensatz zum vorhergehenden Absatz noch Biomasse, Wasserkraft und
Geothermie mit enthalten). Für den EE-Anteil von 27,3% bezahlten die
Stromverbraucher nach Lomborg nur etwa 25%. Das ist doch eine großer
Erfolg! Was ist daran verwerflich?
„Wenn es um das Klima geht, darf China nicht unerwähnt bleiben. In den
vergangenen acht Jahren haben sich Chinas Emissionen nahezu verdoppelt,
2013 ging fast ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen auf Chinas
Konto. China stößt doppelt so viel CO2 wie aus wie die Vereinigten
Staaten, dreimal so viel wie die EU“ beklagt Björn Lomborg. Was er dabei
verschweigt, ist, dass China fast dreimal so viel Einwohner hat wie die
gesamte EU.
Aber China ist nicht untätig im Klimaschutz. Im Großraum Peking darf
z.B. ab 2020 keine Kohle mehr für Stromerzeugung und Heizung verwendet
werden. Offenbar eine schreckliche Regelung für Lomborg, die er lieber
mit Schweigen übergeht.
Mit Schweigen übergeht Lomborg generell alle positiven Entwicklungen,
wie die nationale Vorreiterrollen bei der Einführung der Erneuerbaren
Energien oder die Divest-Bewegung, bei der immer mehr Geldanleger und
Kapitalgeber, Banken, Versicherungsgesellschaften, kirchliche
Institutionen, Kommunen, Hochschulen und sogar der norwegische
staatliche Pensionsfonds den fossilen Konzernen ihr Kapital entziehen,
um sie auf diese Weise daran zu hindern, die fossilen Lagerstätten
weiter auszubeuten. Diese Entwicklungen erwähnt Björn Lomborg generell
nicht, sondern versucht, durch Schwarzmalerei die Aussichtslosigkeit und
Unabänderlichkeit des Klimawandels in die Gemüter „einzupflanzen“.
Makaber und verantwortungslos sind Lomborgs Zahlenspiele mit den zu
erwartenden Todeszahlen. So schreibt er wörtlich:
„Der Klimawandel ist außerdem nicht unsere einzige Herausforderung. Die
Armen sind mit viel wichtigeren Problemen konfrontiert. Die
Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass die Erderwärmung jährlich
zu 141.000 Toten führt, im Jahr 2050 sogar zu 250.000 Toten. Doch diese
Zahl verblasst gegenüber den 7 Millionen Menschen, die derzeit pro Jahr
an Luftverschmutzung sterben, den 800 Millionen, die Hunger leiden, und
den 2,5 Milliarden, die in Armut ohne sauberes Wasser und sanitäre
Anlagen leben.“
Warum denkt Lomborg nicht über die Ursachen nach? 7 Millionen würden
jährlich an Luftverschmutzung sterben…
Und woher kommt diese Luftverschmutzung? Nun, die wird zum großen Teil
verursacht durch den Abbau von fossilen Brennstoffen oder durch Abbau
von Kernbrennstoffen und sie wird auch durch die Verbrennungsprodukte
dieser Stoffe verursacht!!! Auch die Krebsfälle aufgrund radioaktiver
Verschmutzung kann man dazu addieren.
Der Klimawandel hat längst begonnen und die von Lomborg genannten 800
Millionen, die Hunger leiden sowie die 2,5 Milliarden, die ohne sauberes
Wasser leben, sind sicherlich ebenfalls zu einem großen Teil Opfer des
Klimawandels, der ausbleibenden Regenfälle oder der Überschwemmungen
oder der Versalzung ihrer Felder durch Anstieg des Meeresspiegels. Ganz
Kalifornien ächzt unter der mehrjährigen Dürre, in Afrika und Asien
trocknen große Binnenseen aus. Schon das alleine müsste genügen,
möglichst schnell auf die Erneuerbaren Energien Wind- und Sonnenenergie
umzusteigen. Und vielleicht sollte sich Herr Lomburg auch daran
erinnern, dass Millionen von Kriegsopfern auf Kriege um die
Energieressourcen zurückzuführen sind und dass uns weitere
Verteilungskriege bevorstehen könnten.
Abschließend schreibt Lomborg: „Die Erderwärmung ist Realität, und sie
ist ein Problem. Bei der Pariser Klimakonferenz sollten wir aufhören, zu
erwarten, dass alle einer politischen Linie folgen, die ihren
wirtschaftlichen Interessen direkt zuwiderläuft. Stattdessen sollten wir
anfangen, in die Erforschung und Entwicklung im Bereich der erneuerbaren
Energien zu investieren, um diese so günstig zu machen, dass sie fossile
Brennstoffe im Wettbewerb hinter sich lassen.“
Diese Aussage zeigt, dass Lomborg keine Vorstellung davon hat, wie
Fortschritte in bereits eingeführten Techniken erzielt werden. Eine
Solarstromtechnik, die an sonnigen Tagen (z.B. am 21. April 2015
sma.de/unternehmen/pv-leistu … hland.html) bereits
28 Gigawatt (entspricht der Leistung von 28 Atomkraftwerksblocks) ins
deutsche Stromnetz einspeisen konnte, und die pro kWh weniger kostet als
Strom aus der Steckdose, konnte diese Leistung nur erbringen, weil im
jahrelangen Wechselspiel zwischen Fabrikationserfahrungen und
firmengestützter Forschung immer weitere technische und preisliche
Fortschritte erkämpft wurden. Die Betreiber der erfolgreichen
Solarmodulfabriken brauchen Lomborgs Belehrungen nicht. Die Solartechnik
muss nicht auf den Stand einer staatlich geförderten
Grundlagenforschung zurückgesetzt werden.
Hier gilt es eher, Speicher massenhaft zu installieren, um
Betriebserfahrungen zu sammeln, wie man künftige mittägliche
Solarüberschüsse für den Abend und die Nacht verfügbar machen kann.
Wie weit Stromspeicher bereits technisch entwickelt sind, demonstriert
die Firma Tesla mit ihrem fünfsitzigen Luxuswagen (dem Tesla S), der mit
Batterieantrieb auf 200 km/h kommt und der mit einer Batterieladung über
500 km weit fahren kann. Jetzt kommt es darauf an, solche Batterien
durch Massenproduktion billiger zu machen. Dafür ist eine
Markteinführung das geeignete Mittel.
Doch von Technikentwicklung und Markteinführung hat Lomborg anscheinend
keine Ahnung, oder verwendet er seine Kenntnisse gezielt zu
Fehlinformationen, mit denen er den Widerstand gegen den Klimawandel zu
sabotieren sucht?